Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-FCN

Die DBB-Analyse: Die Momente entscheiden

Die DBB-Analyse: Die Momente entscheiden


Idealer hätte das Feld kaum bestellt sein können, um Big Points einzufahren. Und doch ging's schief. Typisch FCK? Sich das einzureden, wäre der größte Fehler. Allerdings nicht der einzige, der zu dieser Niederlage gegen Nürnberg führte.

Nach xGoals 3,42 : 0,43 gewonnen - "bundesliga.de" meldet sogar 4,21 : 0,27. Laut "Sofascore" nach Torschüssen mit 25:5 im Vorteil. 18:5 nach Abschlüssen innerhalb des Strafraums. 12:2 nach Ecken. Und das vor fast 50.000 Zuschauern, bei idealen äußeren Bedingungen, nach einem Freitagabend und einem Samstagmittag, an dem die Konkurrenz wirklich alles getan hatte, um dem 1. FC Kaiserslautern die Chance zu eröffnen, mit einem "Dreier" an die Tabellenspitze heranzurücken und Distanz zu seinen Verfolgern zu schaffen. Und doch heißt es am Ende 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg, der nun selbst wieder oben angeknüpft hat. Das ist das zum Haareraufen, Mäusemelken oder was auch immer. Oder sich in Sarkasmus üben in der Art: "War ja klar, dass das schiefgehen musste, die Voraussetzungen waren einfach zu gut."

Bleiben wir sachlich. Ja, diese Heimniederlage war "unverdient", auch "unglücklich". Aber sie ist halt auch nicht unerklärlich. Sie kam zustande, wie viele Ergebnisse zustande kommen, grade in dieser Zweitliga-Saison. Am Ende haben die Momente entschieden. Und nicht der Gesamteindruck, den die Mannschaften hinterlassen haben. Und erst recht nicht die Leistungsdaten, die im Rahmen eines solchen Spiels erhoben werden.

Dem FCN reicht eine von zwei Ecken - und ein Kunstschuss

12:2 Ecken für den FCK? Jo, aber die eine ihrer beiden haben die Nürnberger zum Führungstreffer genutzt. Und wie. Julian Justvan und Rafael Lubach führen eine Ecke kurz aus, Lubach darf ungestört flanken, der junge Fabio Gruber, obwohl von Lautrer Abwehrspielern umringt, in die Höhe steigen und ins lange Eck köpfen.

Beim zweiten Tor marschiert FCN-Sechser Jens Castrop ewig lange durchs Mittelfeld. Bereits da haben gleich mehrere Rote die Chance, ihm den Ball wegzuspitzeln, doch keinem will es gelingen. Als das Leder vorm Sechzehner landet, ist Kenny Redondo sogar für einen Moment dran, tritt aber nicht entschlossen genug dagegen. Ausgerechnet Redondo, den Markus Anfang diesmal auf der linken Außenbahn gebracht hat. Und der ansonsten stark aufspielt, für mehr Flanken aus dem Spiel heraus gesorgt hat als jeder seiner Vorgänger auf dieser Position.

So kommt doch wieder Justvan in Ballbesitz, der passt auf Mahir Emreli. Der wiederum schiebt die Kugel mit einem Übersteiger am eingewechselten Faride Alidou und noch einigen anderen vorbei. Dann überwindet er den ins Tor zurückgekehrten Julian Krahl mit einem Kunstschuss, wie er, zugegeben, auch nicht alle Tage einschlägt.

Einstellung und Engagement haben gestimmt

Haben die Betze-Buben also zu viel zugelassen, waren sie zu lasch in der Zweikampfführung? Waren sie nicht, nicht generell jedenfalls. Einstellung und Engagement haben gestimmt. Vor allem in der zweiten Halbzeit haben sie in der Tat "alles rausgehauen", so, wie es auch Stadionsprecher Horst Schömbs spät in der Nacht in den Sozialen Medien verlautbarte. Aber eben nicht in diesen beiden Szenen. Doch die waren entscheidend.

Hälfte eins: Der Kids-Glubb arbeitet optimal gegen den Ball

In der ersten Hälfte, auch das muss gesagt werden, passierte nur sehr wenig vor dem Tor der Gäste, vor allem nach dem Nürnberger Führungstreffer in der 14. Minute. Was aber weniger an mangelnder Lautrer Leistungsbereitschaft lag, sondern daran, dass der "Kids-Glubb" eine fast perfekt geschlossene Laufarbeit gegen den Ball zelebrierte. Coach Miro Klose formt sich da gerade ein Team, das nicht nur jung und talentiert, sondern offenbar auch sehr willig und folgsam ist.

Und, interessant: Klose positionierte seine Jungs uffem Betze höher, als er es im Hinspiel vor eigenem Publikum getan hatte. Die Franken machten den Raum kurz vor bis etwa zehn Meter hinter der Mittellinie eng. So unterbrachen sie den Spielfluss der Pfälzeer nach nahezu jedem Zuspiel, das nicht präzise genug gespielt war. Und von denen gab es einige.

Aufregung vorm FCN-Tor gab's erst kurz vorm Pausenpiff

Grundsätzlich allerdings war an Lauterns Spielanlage nichts auszusetzen. Die Halbstürmer Marlon Ritter und Daniel Hanslik boten sich fleißig in den Zwischenräumen an und rochierten viel. Redondo stellte am linken Flügel Breite her. Der Auftritt von Jan Gyamerah auf der rechten Seite gestaltete sich dagegen weniger glücklich.

Richtig turbulent wurde es im ersten Abschnitt allerdings erst kurz vorm Pausenpiff. Ritter zirkelte einen Freistoß von links aufs kurze Eck, der starke FCN-Keeper Jan Reichert konnte nur abklatschen, Innenverteidiger Gruber klärte jedoch, bevor ein Lautrer abstauben konnte.

Yokota und Alidou sorgen für rechten Schwung

Zum Wiederanpfiff kam Daisuke Yokota für Hanslik, nach 60 Minuten Alidou für Gyamerah. Und beide machten die rechte Seite nun richtig stark. Yokota zog wie gewohnt in die Mitte, Alidou schob sich dann auf der Außenbahn so hoch wie sein Gegenüber Redondo.

Überhaupt erzielten die Einwechslungen in diesem Spiel deutlich mehr sichtbare Wirkungen als in den vorangegangenen Parteien. Allerdings verzichtete Anfang diesmal auf den bewährten Sirch-Heuer-Move, also darauf, mit dem Eintauschen des Abwehrspielers Jannis Heuer den Dampfmacher Sirch weiter nach vorne zu ziehen. Ob das für noch mehr Druck nach vorne gesorgt hätte? Unerheblich, da rein hypothetisch.

Vor dem 0:2 hatte Ritter vier Möglichkeiten zum Ausgleich

Richtig Wucht im Angriffsspiel der Gastgeber war nun auch so. Bis zu Nürnbergs zweitem Treffer in der 68. Mitte hatte allein Ritter vier Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen. Zweimal scheiterte er aus spitzem Winkel an Reichert. Einmal schob er den Ball aus zentraler Position knapp vorbei, einmal kam er zu überraschend ins Ballbesitz, als dass er kontrolliert hätte abschließen können. Beide Szenen hatte Yokota vorbereitet.

Vier Minuten nach dem 0:2 leistete sich Lubach ein Handspiel im Strafraum, das Ritter ermöglichte, sein Team per Strafstoß wieder heranzubringen. Der Treffer markierte den Auftakt für eine Schlussoffensive, an der er es eigentlich nicht viel meckern gibt. Außer natürlich, dass kein Treffer mehr fiel und dass es ganz am Ende dann doch wieder ein wenig zu ungeordnet wurde. Aber zwei Alu-Treffer von Ritter und Maxi Bauer, sowie eine Großchance von Alidou, der am langen Eck lauernd eine Sirch-Ecke hätte einschieben können, belegen wohl hinreichend, dass ein Remis für den FCK locker drin gewesen wäre. Mindestens.

Zu viele Gegentore - Änderungen im Abwehrverbund

Drum muss man dieses 1:2 mit anderen Augen sehen als die Niederlagen zuletzt in Hamburg (0:3) und in Magdeburg (0:2), denn die waren tatsächlich "verdient". Und es wäre nicht nur fatal, sich einzureden, der FCK befände sich nun im Abwärtstrend, für "mehr" würde es halt nicht reichen und, und, und. Es wäre sogar ziemlich blöd angesichts der Vielzahl von sogenannten Aufstiegskandidaten, die ebenfalls nicht kontinuierlich zu punkten verstehen.

"Wir kriegen viel zu viele Tore aus Situationen, aus denen du kein Tor kassieren darfst", erklärte Markus Anfang hinterher. Da gilt es anzusetzen. Anfangs anschließende Worte könnten darauf hindeuten, dass er in den kommenden Tagen gegebenenfalls über personelle Änderungen im Abwehrverbund nachdenken will. Da darf man gespannt sein.

Sieh an: Kaloc als Passgeber aktiver als Breithaupt

Zu den Grafiken. Die xG-Timeline bestätigt bereits das Gesagte. Nach der Pause führt sie beim FCK steil in die Höhe.

xG-Timeline FCM-FCK

Die Positions- und Passgrafik des FCK. Zeigt, wie hoch Redondo (Nr. 11) sich anbot, und wie die rechte Seite durch die Einwechslungen von Yokota (41) und Alidou (48) aufholte. Beide sind allerdings durch den Spot des ebenfalls eingewechselten Ranos (42) verdeckt.

Passmap FCK

Die Passmap der Nürnberger. Zeigt, welche wichtigen Rollen als Umschaltspieler die jungen Außenbahnspieler Janisch (32) und Yilmaz (21) bereits einnehmen.

Passmap FCM

Die Übersicht über die Passkombinationen: Wichtigster Aufbauspieler aus der Abwehr war diesmal Elvedi, und Kaloc im Mittelfeld als Passgeber aktiver als Breithaupt - das hatten wir so auch noch nicht.

Passkombinationen FCM-FCK

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage

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