Taktik-Nachlese zum Spiel FCM-FCK

Die DBB-Analyse: Null Ideen, null Tore, null Punkte

Die DBB-Analyse: Null Ideen, null Tore, null Punkte

Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern sieht beim 0:2 gegen den 1. FC Magdeburg schlecht aus. Das kommt im Aufstiegskampf zur Unzeit, ist aber auch nichts Neues. Dabei hätten die Betze-Buben doch nur bei sich selbst abkupfern müssen.

So richtig gut ausgesehen gegen diesen Gegner haben sie in den vergangenen Jahren eigentlich nur einmal. Im Mai vergangenen Jahres, im Fritz-Walter-Stadion, beim 4:1 gegen den FCM unter der Regie von Friedhelm Funkel. Da hatten die Roten Teufel dem Gegner kaum Luft und Raum gelassen, die gefährlichen Flügelspieler aus dem Spiel genommen. Und Daniel Hanslik und Kenny Redondo hatten die Abwehrspieler der Gäste schon in vorderster Linie bejagt, bis diesen angst und bange wurde.

Und diesmal? War von alledem nichts zu sehen. Die Magdeburger Flügelpärchen Philipp Hercher/Livan Burcu rechts und Alexander Nollenberger/Baris Atik marschierten nach Belieben über ihre Seiten. Die Ballführenden hatten immer wieder jede Menge Zeit, sich ihren nächsten Zug zu überlegen. Und das nicht nur in ihren hinteren Reihen, sondern, besonders fatal, auch unmittelbar vor dem Lautrer Strafraum.

Der Startelf zufolge war doch "forsch" angesagt

Dabei wollte Markus Anfang mit seiner Startformation eigentlich doch signalisieren, dass das Spiel seiner Mannschaft forsch nach vorne führen sollte, oder? Für den gelbgesperrten Hanslik rückte nicht der defensiver orientierte Filip Kaloc in die erste Elf, sondern der offensive Daisuke Yokota. Und Marlon Ritter komplettierte mit ihm, Redondo und Ragnar Ache ein Offensivquartett, das sich zunächst mal sehr variabel präsentierte. Zeitweise schoben sich "MR7" und Redondo sogar vor ihre Mitspieler. So richtig bissig gegen die Hintermannschaft der Gastgeber wurde die Viererbande allerdings nur selten. Natürlich auch, weil FCM-Keeper Dominik Reimann sich immer wieder als zusätzliche Anspielstation und Aufbauspieler anbot, bisweilen sogar in die Abwehrkette aufrückte, doch ist eigentlich hinlänglich bekannt, dass er dies oft und gerne tut.

Positiv anzumerken ist: In der Anfangsphase zeigte der FCK durchaus, dass er imstande ist, sich technisch sauber aus engen Spielsituationen zu befreien. Und nach elf Minuten bot sich Redondo eine erste Einschussmöglichkeit. Nach einem starken tiefen Ball von Jean Zimmer von der rechten Außenbahn tauchte Lauterns Nummer 11 frei, allerdings aus recht spitzem Winkel vor Reimann auf, scheiterte aber.

Magdeburg von Beginn an mit den klareren Aktionen

Das Problem war nur: Der FCM hatte zu diesem Zeitpunkt schon zwei gute Aktionen abgeschlossen. Die erste schon nach wenigen Sekunden, als sich eine Schussflanke Nollenbergers knapp am langen Pfosten des von Simon Simoni gehüteten Gehäuses vorbeidrehte. In diesem Stil ging's weiter. Ordentlichen Fußball zu zelebrieren versuchten beide Teams, die besseren Szenen jedoch hatten die Gastgeber.

FCM-Trainer Christian Titz hatte seine Startformation ebenfalls umgestellt. Mit dem Schweden Alexander Ahl Holmström bot er zur Überraschung auch des Heimpublikums eine echte Kante im Sturmzentrum auf. Dafür agierte Torjäger Martijn Kaars zurückgezogen im Mittelfeld. Ein wenig ungewöhnlich für Magdeburg, aber keine Premiere: Diese Variante hatte Titz bereits im Februar in der Partie gegen den damaligen Tabellenführer 1. FC Köln ausprobiert. Es war das erste von nur zwei Heimspielen, die sein Team bis dato gewonnen hatte, der FCM siegte 3:0. Allein das hätte für Lautern schon Warnung genug sein müssen.

2:0 zur Pause: Wer Batik sagt, muss auch Durcu sagen

Zur Pause war dann aber Baris Atik derjenige, der im Stadion am lautesten gefeiert und von den FCK-Fans am meisten verflucht wurde. Kein Wunder, er hatte ja auch beide Treffer erzielt. Doch ebenso viel Anteil am Magdeburger Zwei-Tore-Vorsprung hatte sein Gegenüber auf der rechten Seite, Livan Burcu. Ständig setzte der 20-Jährige Florian Kleinhansl mit Dribblings zu, zwang Simoni mit einem präzisen Schuss aus halbrechter Position Richtung langes Eck zu einer Glanzparade - und dann bereitete er auch das 1:0 durch Atik vor. Der durfte sich mit dem Rücken zum Tor um seinen Gegenspieler Jan Elvedi viel zu leichtfüßig herumwinden und aus der Drehung vollstrecken. Aber erst, nachdem Burcu vor der Sechzehnmeter-Linie viel zu lange überlegen durfte, wie er seinen Sturmpartner denn anspielen sollte.

Auch vor dem 2:0 durfte sich Atik unmittelbar vor der Box viel zu viel Zeit nehmen, ehe er aus halblinker Position einen Schlenzer aufs lange Eck ansetzte. Unterwegs zum Tor segelte das Leder am einlaufenden Ahlström vorbei, der im Abseits stand. So dass wie schon vor einigen Wochen in Paderborn die Frage im Raum stand: "Ist das nun ein passives Abseits, das geahndet werden muss oder nicht?" Entschieden wurde abermals gegen den FCK. Das wird zusehends ärgerlicher, zumal sich die Frage kaum stimmig beantworten lässt.

Wie Markus Anfang nach dem Spiel mit Verweis auf die Rückfrage bei einem Schiedsrichter erklärt, soll wohl die "Höhe" des "Impacts" auf den Torwart maßgeblich sein. Die Frage ist nur, wie hoch die Höhe des Impacts denn sein darf. Wenn der passiv im Abseits stehende Stürmer sich im unmittelbaren Sichtfeld des Torwarts bewegt und es ihm erschwert, sich allein auf den Ball zu konzentrieren, ist der "Impact" ja wohl nicht allzu niedrig. Und im Stadion war deutlich zu sehen, dass Simoni deswegen genau diesen einen Sekundenbruchteil zögerte, der am Ende entscheidend war.

Ge-schlossen ist nicht gleich ent-schlossen

Lauterns Coach stellte fairerweise aber auch klar: "Deswegen haben wir nicht verloren." Sondern, weil sein Team einfach zu wenig getan habe, um Tore zu schießen. Gut erkannt. Denn leider fiel dem FCK auch in der zweiten Hälfte nichts ein, um an diesem 0:2-Rückstand noch was zu ändern. Die Mannschaft rückte zwar ge-schlossen auf, agierte aber nicht ent-schlossen genug, um das Spiel zu drehen.

Der Trainer reagierte schon nach 63 Minuten mit einem dreifachen Wechsel - das hat man bei ihm bislang noch nicht gesehen. Doch was der bewirken sollte, wurde nicht so ganz klar. Erik Wekesser ersetzte Kleinhansl positionsgetreu, Jan Gyamerah kam für Zimmer, zog als rechter Außenbahnspieler zwar öfter in die Mitte als sein Vorgänger, dies aber ohne erkennbaren Effekt.

Viele Wechsel - keine Wirkung

Und natürlich setzte der Coach wieder auf seinen bevorzugten Heuer-Sirch-Move, aber anders als sonst. Jannis Heuer kam diesmal für Tim Breithaupt, so dass Sirch zwar aufrücken durfte, aber den Part des alleinigen Sechsers übernehmen musste. Was ihm nicht so viel Raum für die kraftvollen Vorstöße ließ, mit denen er sonst nach seiner Versetzung nach vorne brilliert.

Später kamen noch die gelernten Offensivkräfte Grant Ranos und Faride Alidou, die ebenfalls ohne Wirkung blieben. Dass nichts mehr gehen würde, war zu diesem Zeitpunkt jedoch selbst den größten Optimisten schon klar. Spätestens, als auch Sirchs Eckbälle, die in den jüngsten Partien für Gefahr gesorgt hatten, weil sie Ache ins Spiel brachten, im Niemandsland hinter dem langen Pfosten herunterfielen.

Aches Großchance erhält keine xG-Wertung - wen juckt's?

"Wyscouts" xG-Grafik visualisiert dieses traurige Schauspiel. Keinerlei Ausschläge in der zweiten Halbzeit auf der Lautrer Linie. Wobei die Software da wieder mal einen Bock geschossen hat. Nach 54 Minuten verpasste Ache die Möglichkeit, ins leere Tor zu schießen, nachdem Redondo den vorm Sechzehner ausflügelnden Reimann vom Ball getrennt hatte. Vermutlich kam es da zu keiner xG-Wertung, weil anschließend Foul gepfiffen wurde. Es handelte sich allerdings um ein Foul Reimanns. Wäre Aches Ball im Netz gelandet, wäre mit Sicherheit auf Vorteil erkannt worden.

Das xG-Gesamtergebnis von 0,58 : 1,29 ist natürlich ebenfalls ein Witz. Die Redondo-Chance in der 11. Minute ist dramatisch überbewertet. Das vom "Kicker" ermittelte xG-Ergebnis ist aber auch nicht gerade schmeichelhaft für die Magdeburger, die kein überragendes, aber doch ein ordentliches Spiel machten: 0,62:0,82.

xG-Timeline FCM-FCK

Die Positions- und Passgrafik des FCK: Redondos Spot (Nr. 11) ist vollkommen vom dem Aches (9) verdeckt. Das zeigt, wie weit vorne der Deutsch-Spanier sich positionierte.

Passmap FCK

Die Passmap der Gastgeber: Dokumentiert gut ihr flügelbetontes Spiel. Aber auch, dass Torjäger Kaars in seiner Mittelfeldrolle gut zurechtkam.

Passmap FCM

Die Überkreuztabelle der Passkombinationen: Offenbart den einzigen Lichtblick dieses Spiels, die Rückkehr von Yokota. Der kleine Japaner fand nach seiner Pause direkt wieder ins Team, bot sich immer wieder zwischen den Linien an, bekam folgerichtig die meisten Zuspiele spielte auch selbst die meisten Pässe. Zwei, dreimal war sogar zu erkennen, wie er seine Mitspieler anzutreiben versuchte. Das kann er gerne noch öfter tun.

Passkombinationen FCM-FCK

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage

Kommentare 171 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken