Saisonvorschau 2024/25

Welcher Zauber wohnt dem neuen Anfang beim FCK inne?

Welcher Zauber wohnt dem neuen Anfang beim FCK inne?


Nach dem "Drei-Trainer-Jahr" hoffen beim 1. FC Kaiserslautern alle auf eine ruhigere, aber auch auf eine erfolgreichere Saison. Wir wagen eine - oder besser gesagt sechs Prog­no­sen, wo die Roten Teufel landen werden. Und wie lautet Dein Tipp?

Flos Vorschau:

Selten gab es eine Vorbereitung, die so schwer einzuschätzen war. Alles steht immer noch ein bisschen unter dem Eindruck der Ereignisse im Trainingslager, das nach dem tödlichen Unfall von Peter Miethe abgebrochen wurde. Dadurch konnte man aus verständlichen Gründen nur wenige Trainingseinheiten sehen. Markus Anfang hat die Tragödie aber bislang gut gemanagt. Sein Auftreten im Zusammenhang mit dieser keineswegs einfachen Situation hat mich beeindruckt. Aber wie wird sich das Geschehene auf die Beteiligten auswirken? Von einem "Siegeszug für Piet" bis zu einem völligen Auseinanderbrechen scheint wohl alles drin. Die Mannschaft wird alles schnellstmöglich abschütteln müssen. Leicht gesagt. Ich hoffe, dass es gelingt.

Sportlich machen mir die Spieler Sorgen, die schon etwas länger da sind. Beispiele: Richmond Tachie ist gegenüber dem Beginn der vergangenen Saison weiterhin kaum wiederzuerkennen. Akteure wie Frank Ronstadt, Afeez Aremu oder Dickson Abiama konnten in der Vorbereitung bei mir auch kaum Punkte sammeln. Einer der wichtigsten Spieler ist mit Ragnar Ache wegen seiner Verletzung noch länger außen vor. Hoffnungsschimmer sind die Neuverpflichtungen Jannis Heuer und Jannik Mause. Heuer gibt der Defensive Stabilität, Mause ist ein Knipser, der sich sicherlich noch an die Zweite Liga gewöhnen, aber andererseits auch gleich treffen muss. Aber: Für mich ist weitere personelle Verstärkung der Mannschaft ein Muss, um eine sorgenfreie Saison (ja, ich weiß, der tut weh) zu garantieren. Die von Anfang kolportierten ein bis zwei Neuen werden da eher nicht reichen.

Das Auftaktprogramm mit Auswärtsspielen bei den Aufsteigern Ulm und Münster ist sicher undankbar. Zu Saisonbeginn gilt es erstmal, genügend Punkte zu sammeln, um nicht unten reinzurutschen und weiterhin in Ruhe arbeiten und entwickeln zu können.

Meine Prognose: Der FCK wird auf einem Mittelfeldplatz zwischen 7 und 12 einlaufen, was völlig in Ordnung wäre. An mehr zu denken, wäre nach einer "Drei-Trainer-Saison" verwegen und passiert nur, wenn man einen richtigen Run bekäme. Sollte Anfang am Ende der Saison noch FCK-Trainer sein, war alles gut.


Altmeisters Vorschau:

Markus Anfang ist für die Roten Teufel Chance und Risiko zugleich. Die direkte und schnelle, nach vorne gerichtete Spielweise des neuen Trainers könnte zum FCK passen. Ob die Abwehr hingegen dauerhaft stabiler als in der Vorsaison sein wird, muss sich erst noch zeigen. Bei den Neuzugängen wurde etwa mit Jannis Heuer, Florian Kleinhansl oder Jannik Mause verstärkt auf Kampfkraft, bei Erik Wekesser auch auf Identifikation gesetzt. Kurzfristig wurde mit Abwehrspezialist Jan Gyamerah auch große Erfahrung ergänzt. Der ehrgeizige Luca Sirch könnte mindestens ein guter Backup werden.

Zudem habe ich die Hoffnung auf einen Durchbruch bei Aaron Opoku noch nicht aufgegeben, den dieser in der Vorbereitung auch durchaus angedeutet hat. Julian Krahl wird sich weiter stabilisieren auf seinem Weg zu mindestens einem sehr guten Zweitliga-Torwart. Unsere "Betze-Spieler" (Zitat Friedhelm Funkel) Daniel Hanslik und Filip Kaloc werden weiterhin ihren Mann stehen. Auch wenn laut Geschäftsführer Thomas Hengen niemand unverkäuflich ist: der neue Kapitän Marlon Ritter oder Boris Tomiak sollten keinesfalls noch abgegeben werden, sie können die berühmten Unterschiedsspieler sein.

Einige Fragen bleiben noch offen: Die Mannschaftshierarchie wurde offenbar verändert. Passt sie nun besser als im Vorjahr? Hat Anfang einen Plan B, falls die Gegner sich irgendwann auf sein System eingestellt haben? Findet der FCK noch einen offensiven Außen? Was wird mit Ragnar Ache - wann kommt er in welcher Verfassung zurück? Und bleibt er überhaupt, wenn er wieder fit ist? Das ist das größte Fragezeichen im aktuellen Kader des FCK. Mause als Backup oder Partner von Ache verpflichtet zu haben, war eine sinnvolle Maßnahme, obwohl er Zweitliga-Tauglichkeit erst nachweisen muss.

Meine Prognose: Nach dem harten Abstiegskampf der letzten Saison hoffe ich nun auf ein insgesamt ruhigeres Jahr ohne größere Ausschläge nach unten, und sehe uns auf Platz 8 bis 10. Einen Wunsch hätte ich noch: Da ich quasi in Rufweite zum Geißbockheim wohne, wären zwei Siege gegen den 1. FC Köln nicht schlecht.


Sebastians Vorschau:

Über zwei Monate ist es inzwischen schon her, das DFB-Pokal-Endspiel in Berlin. Jeder FCK-Fan spürt wohl noch die Gänsehaut beim Gedanken an die Pokalsaison und ihre unzähligen Highlights. Genauso rinnt wohl jedem noch der Angstschweiß den Rücken hinunter, wenn der lange Abstiegskampf in der Liga vor dem geistigen Auge auftaucht. Puh, einmal durchatmen, die vergangene Saison abhaken und vorausblicken.

Denn die Spielzeit 2024/25 steht in den Startlöchern - diesmal ohne Pokalreise und Abstiegsangst? Beim DFB-Pokal kennen wir nur die erste Hürde, den FC Ingolstadt, bei der 2. Bundesliga das gesamte Programm. Das ist seit Jahren knüppelhart - und zwar für jeden. Denn neben den Dickschiffen HSV, Schalke, Hertha, Nürnberg, Hannover, Düsseldorf und, ja, dem FCK ist nun auch der 1. FC Köln mal wieder zu Gast und bringt Darmstadt 98 von oben mit. Von unten geben sich Wiederaufsteiger Jahn Regensburg, SSV Ulm und Preußen Münster die Ehre - durchaus eine spannend klingende Liga mit vielen Höhepunkten.

Ein negativer Höhepunkt der vergangenen Saison waren die Trainerwechsel bei unserem FCK. Drei Trainer plus Interimscoach sind einfach zu viel. Markus Anfang tritt also in Fußstapfen, die im Grunde kaum mehr zu erkennen sind, so viele verschiedene Füße waren in den letzten Monaten unterwegs. Nach anfänglicher Skepsis scheint Anfang aber inzwischen zumindest eine faire Chance bei den Fans zu erhalten, und auch das voraussichtlich neue, aktivere System auf dem Platz nimmt langsam Formen an. Der Kader ist noch nicht "fertig", aber aus meiner Sicht wirkt er inzwischen deutlich strukturierter und flexibler als in der letzten Saison. Anfang scheint seine Vorstellungen auf dem Transfermarkt umsetzen zu können und ich bin sicher, es kommen noch ein bis zwei Spieler, die für die Startelf vorgesehen sind.

Meine Prognose: Der FCK hat aus der letzten Chaos-Saison gelernt und geht die Sache nun anders an. Personell und fußballerisch. Das Drumherum wird bei uns nie ganz ruhig sein wie in Heidenheim oder Freiburg, aber zumindest mit ansehnlicherem und vor allem erfolgreicherem Fußball wird es nicht direkt brutal unruhig. Ich denke schon, dass der Start nicht ganz glatt laufen wird, wegen des Umbruchs und des knackigen Auftaktprogramms. Doch dann kommen die Spiele, in denen gepunktet wird, um am Ende der Hinrunde 24 und am Ende der Saison 49 Punkte gesammelt zu haben. Ich lege mich fest: Es wird kein Abstiegskampf, für oben reicht es auch nicht - aber für einen weiteren, guten Schritt und für Platz 8 oder 9.


Tocos Vorschau:

Nach der verkorksten Saison im Ligabetrieb und trotz des überragenden Auftritts im DFB-Pokal war irgendwie klar, dass alles auf Anfang gehen muss ... aber so?! Ein ganz entschiedenes "vielleicht". Die Vorverkaufszahlen schnellen dank der 28.000 Dauerkarten in die Höhe, so dass erneut ein Zuschauerschnitt über 40.000 angepeilt werden kann. Das klingt nach Euphorie, aber ein paar Wegbegleiter halten sich vorerst zurück.

Auf dem Platz erfolgt weiterhin der Umbau von einem Fast-Absteiger hin zu einer ambitionierten Zweitliga-Mannschaft. Den Beweis, mithalten zu können, haben die im Team verbliebenen Aufstiegsspieler von 2022 längst erbracht, aber "Stillstand ist Rückschritt", nicht wahr?! Mindestens einen Schritt weiter und bereit für den nächsten sind Julian Krahl, Jan Elvedi, Boris Tomiak, Neu-Kapitän Marlon Ritter und Kenny Redondo, womit schonmal eine stabile Achse übers Feld etabliert wäre. Dazu kommen vielversprechende Neuzugänge und alte Bekannte, die Potential, Erfahrung und Betze-Tugenden verkörpern oder auch die nötige Hartnäckigkeit mitbringen. "Aufsteiger zur Halbzeitpause" reicht eben nicht, aber solche Fehler lassen sich abstellen.

Bekanntermaßen steht das Transferfenster noch eine Weile offen und während die Wechsel bislang geräuschlos über die Bühne gingen, bleibt nur zu hoffen, dass die Kaderplaner die Lektionen der letzten Saison gelernt und die aufgekommene Kritik verstanden haben. Auch neben dem Platz entwickelt sich der Verein wieder weiter, was erfreulich ist. Aber während sich Nachwuchsarbeit, Fanbetreuung, Ticketing verstärken, klafft ganz nah an der Mannschaft eine große Lücke, die es auch zu füllen gilt, damit die Männer in Rot möglichst schnell in sorglose Gefilde kommen. Ruhe in Frieden, Peter Miethe.

Meine Prognose: Natürlich hat der FCK nichts mit dem Abstieg zu tun. Immerhin hat man sich hinreichend bemüht, das "schwere zweite Jahr" aufs Äußerste auszureizen. Allerdings haben sich neben den Bundesliga-Absteigern auch schon genug Vereine für die ersten drei Plätze in Position gebracht. Somit ist meine Prognose eine unspektakuläre Saison 2024/25 mit einem einstelligen Tabellenplatz und dem selben Trainer.


Thomas' Vorschau:

"Bei Kaiserslautern denke ich, dass sie zufrieden sein können, wenn sie eine sorgenfreie Saison spielen." Das ist nicht meine Prognose, sondern die von Friedhelm Funkel, getätigt letzte Woche im "Kölner Express". Ausgerechnet Funkel. Der Mann, ohne dessen Rettungsmission die Roten Teufel diese Woche höchstwahrscheinlich in der 3. Liga starten würden. Und der mit Sicherheit noch gute Eindrücke vom Innenleben des FCK hat.

Ich teile die implizierte Skepsis von Funkel. Zu frisch sind noch die Erlebnisse der vergangenen Horrorsaison, und so richtig viel geändert hat sich doch nicht, oder? Klar ist nicht alles so schwarz-weiß, wie es in Kaiserslautern immer gerne gemalt wird: Die Testspiele wurden allesamt gewonnen, viele sogar zu Null - welch ein Fortschritt nach den 64 Gegentreffern (davon 44 in der zweiten Halbzeit) der vergangenen Saison! Auch die bisherigen Neuzugänge klingen nicht schlecht. Etwa der von Funkel als "Betze-Spieler" geadelte Filip Kaloc, Drittliga-Torschützenkönig Jannik Mause oder die gestandenen Zweitliga-Profis Jan Gyamerah und Rückkehrer Erik Wekesser.

Alles schön und gut. Was mir aber weiterhin Sorgen bereitet, ist die in der Winterpause zerstörte Hierarchie innerhalb der Mannschaft. Wir wissen aus der Lautrer Vergangenheit, dass Teamgeist und Geschlossenheit wichtiger sind als jeder Einzelspieler. Ob hier im Sommer ein besseres Fundament gelegt wurde als im vergangenen Winter? Auf mich wirkt das alles noch sehr fragil. Auch die von Markus Anfang geforderte Ballbesitz-Philosophie mit Kombinationen vom eigenen Strafraum bis zu dem des Gegners birgt Risiken. Dass sie auf dem stets nervösen Betzenberg keinen Mut beweisen, kann man den Verantwortlichen jedenfalls nicht vorwerfen.

Im gestrigen "Kicker" legte Funkel dazu passend übrigens noch einen nach. In Kaiserslautern sei es nie einfach, denn im Umfeld würden zu viele Leute mitreden wollen. Deshalb gibt der FCK-Retter seinem Nachfolger schon vor dem Saisonstart den Rat, sich zur Wehr zu setzen: "Markus muss selbstständig sein und bleiben. Die, die immer reinschwätzen, soll er den Buckel runterrutschen lassen."

Meine Prognose: Ich rechne mit erneutem Abstiegskampf, leider.


Kohlmeyers Vorschau:

Tja, was soll unsereins für diese Saison voraussehen? Schwarzzumalen wäre so leicht: Nach den traumhaften Zuschauerzahlen und den Einnahmen im DFB-Pokal hatten wir eigentlich gehofft, der FCK könne in diesem Sommer am Transfermarkt mehr in Qualität investieren, als er es bislang getan hat. Die fußballerische Kulturrevolution, die Thomas Hengen und Enis Hajri mit dem neuen Trainer anstreben, scheint mit diesem Kader nicht wirklich gut umsetzbar, auch nach den erfreulichen Testspiel-Ergebnissen nicht. Obendrein braucht eine solche Entwicklung Zeit, und ob diese ausgerechnet am Betzenberg einem Coach zugestanden wird, der mit so viel Skepsis empfangen worden ist?

Aber genug jetzt. Die Kassandra rauskehren kann jeder - und ist billig. Sich am schönen Fußball zu orientieren, den das 21. Jahrhundert durchaus ja bieten kann, wie die EM gerade zeigte, kann kein Fehler sein. Also lasst uns dem Neu-Anfang nicht nur gespannt, sondern in freudiger Erwartung entgegensehen. Julian Krahl, Boris Tomiak, Marlon Ritter und Ragnar Ache sind geblieben, das ist doch schon mal eine Achse, auf der sich aufbauen lässt. Und wenn die fit ist, gesund und stark bleibt, Kenny Redondo und Daniel Hanslik das Level halten, das sie zuletzt unter Friedhelm Funkel erreicht hatten, Aaron Opoku endlich mal aus sich herausholt, was zweifelsohne in ihm steckt, mit Leon Robinson mal wieder einer aus dem Nachwuchsstall durchstartet - dann geht auch was.

Meine Prognose: Wenn das Umfeld akzeptiert, dass "Weiterentwicklung" nicht zwingend mit einem Sprung an die Tabellenspitze einhergehen muss, gibt’s "uffem Betze" in den nächsten Monaten ein paar geile Spiele zu sehen - und am Ende ist ein einstelliger Tabellenplatz drin.

Dieses Jahr ist fast alles dabei in den Prognosen der DBB-Autoren. Und wie ist Deine Einschätzung? Wo landet der FCK in der Saison 2024/25? Teile Deine Meinung im Diskussionsforum und nimm gerne auch an unserer Tabellenplatz-Umfrage teil.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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