Hall of Fame: Karl-Heinz Feldkamp

King Kalli

King Kalli

Fotos: Imago Images (2), privat

Eine der größten Persönlichkeiten des 1. FC Kaiserslautern wird heute 90 Jahre alt. Wir zie­hen den Hut und verneigen uns: Alles Gute zum Geburtstag, Meistertrainer Kalli Feld­kamp!

Gerade war er nach langer Zeit mal wieder bei einem Spiel "seiner" Roten Teufel zu Gast. Zum DFB-Pokal-Finale 2024 hatte der FCK die Cup-Gewinner von 1990 und 1996 eingeladen. Darunter Karl-Heinz Feldkamp als Trainer jener großen Mannschaft aus dem Weltmeister-Jahr, die er im Halbfinale gegen Kickers Offenbach und im Endspiel gegen Werder Bremen zum Sieg führte - und zwölf Monate später bekanntlich zur Deutschen Meisterschaft. "Es war wunderbar", erzählte Feldkamp diese Woche im "Kicker"-Interview, der neben seinen Pokalsiegern auch viele andere alte Bekannte traf. So etwa mit Hans-Peter Briegel und Sepp Stabel am Vorabend des Finals zwei Spieler aus seiner ersten Zeit am Betzenberg, die heute als Funktionäre beim FCK tätig sind. Feldkamp ist mit 89 Jahren immer noch fit, hat den Schalk im Nacken behalten, wenn er etwa sagt: "Viele Spieler haben sich verändert und behaupten, ich habe mich nicht verändert. Das nehme ich mal als Kompliment."

"Kaiserslautern war die schönste Zeit meines Trainerlebens"

Kalli Feldkamp vor einer Woche in Berlin mit Hans-Peter Briegel

Im Interview mit Der Betze brennt sagte Feldkamp über den FCK: "Die insgesamt sieben Jahre, die ich dort arbeiten, und die Erfolge, die ich dort feiern durfte, haben mich geprägt. Kaiserslautern war die schönste Zeit meines Trainerlebens."

Am 2. Juni 1934 wurde Karl-Heinz Feldkamp in Oberhausen geboren. Damals konnte man noch nicht ahnen, dass er ein guter Fußballspieler und später ein großartiger Trainer werden sollte. Als Spieler debütierte der junge "Kalli" bereits mit 18 Jahren in der ersten Mannschaft seines Heimatvereins Rot-Weiß Oberhausen, der damals in der 2. Liga West spielte. Seine aktive Karriere beendete er 1967 im Alter von 33 Jahren nach insgesamt 316 Partien für RWO. Später wurde er in die Jahrhundert-Elf des Vereins aufgenommen. Eine feine Spielerlaufbahn also, die jedoch viele Jahre später von seiner Trainerkarriere bei weitem getoppt werden sollte.

Diese startete er 1972 bei Wattenscheid 09, wo er zusammen mit anderen das Vollprofitum einführen sollte. Mit sich selbst an der Spitze, denn er kündigte seinen Arbeitsplatz in einem Oberhausener Stahlwerk und baute auf die Karte "Profi-Trainer" - damals noch alles andere als ein Selbstläufer. In Wattenscheid erreichte er den Aufstieg in die damals zweitklassige Regionalliga West, wo der Verein Aufsehen erlangen sollte durch die Verpflichtung des argentinischen Nationalspielers Carlos Babington. Über den FC Gütersloh wechselte Feldkamp 1976 zu Arminia Bielefeld, wo er den Vorjahres-Neunten auf Platz 2 und in die Aufstiegsrelegation gegen 1860 München führte. Damals spielten in Bielefeld bereits bekannte Spieler wie Uli Stein, Ewald Lienen oder der spätere Lautrer Norbert Eilenfeldt, die das Relegations-Hinspiel mit 4:0 gewannen. Das Rückspiel jedoch verloren sie mit dem gleichen Ergebnis und unterlagen auch im Entscheidungsmatch mit 0:2, so dass der Aufstieg knapp verpasst wurde. In seiner zweiten Saison in Bielefeld machte die Arminia es besser und stieg direkt in die Bundesliga auf. Kalli Feldkamp wechselte trotzdem den Verein und ging - zum Betzenberg.

Bundesliga-Aufstieg mit Bielefeld - und dann erstmals auf den Betze

Das war 1978, und seine erste Amtszeit bei den Roten Teufeln sollte bis 1982 dauern. Der 1. FC Kaiserslautern galt in der Bundesliga lange als Klopper-Truppe. Haudegen wie Uwe Klimaschewski, Fritz Fuchs, Dietmar Schwager, Otto Rehhagel oder Walter Frosch prägten diesen Ruf. Jedoch schaffte es Trainer Erich Ribbeck zwischen 1973 und 1978, auch spielerische Verbesserungen einzuführen, sodass der FCK inzwischen auch vernünftigen Fußball spielen konnte. Und der Betze an sich hatte sich auch längst einen großartigen Ruf als spektakuläre Fußball-Stätte erworben.

Nachdem Ribbeck sich mit einem 5:0 gegen Bayern aus Kaiserslautern verabschiedet hatte, kam also Feldkamp. Der spektakuläre Zehner Hannes Bongartz wurde verpflichtet, Ex-Nationalspieler Reiner Geye war schon ein Jahr da, lief aber jetzt erst richtig zur Hochform auf, und Hans-Peter Briegel wurde zum Innenverteidiger umgeschult. Ab jetzt sollte es Spektakel-Fußball geben.

Bereits im ersten Spiel unter Feldkamp führte der FCK schon zur Halbzeit mit 4:0 gegen den VfB Stuttgart und gewann im Südweststadion in Ludwigshafen, wo wegen des Umbaus des Betzenbergs ein paar Heimspiele ausgetragen wurden, schlussendlich mit 5:1. Der FCK wurde Herbstmeister 1978, durfte lange Zeit von der Meisterschaft träumen und belegte am Ende einen ausgezeichneten dritten Platz. Mit rund 27.000 Zuschauern sorgte der Feldkamp-Fußball zudem für den bis zu diesem Zeitpunkt höchsten Schnitt des FCK in der Bundesliga.

In den folgenden Jahren ging es so weiter. Spektakulärer Vollgas-Fußball auf dem Betze, auswärts gab es aber auch mal eine Klatsche. Auch international ließ der FCK aufhorchen, zunächst durch eine Viertelfinal-Teilnahme im Uefa-Cup 1980. Bayern München war damals die Endstation. 1982 erreichte der FCK gar das Halbfinale, unter anderem durch großartige Siege gegen Spartak Moskau sowie das legendäre 5:0 gegen Real Madrid - für viele das größte Spiel der Vereinsgeschichte. Feldkamp erinnert sich im "Kicker" auch mit 89 Jahren noch lebhaft: "Das war Fußball pur. Das Hinspiel in Spanien hatten wir mit 1:3 verloren, auf dem Weg in die Kabine wurden wir mit Rotwein bespritzt. Das hatte ich noch nie erlebt. [Im Rückspiel] ging die Post ab, da war eine ganz besondere Stimmung in der Pfalz. Übertrieben gesagt hat dort 14 Tage keiner mehr Obst aus Spanien gekauft."

In der Bundesliga landete der FCK in diesen vier ersten Feldkamp-Jahren immer unter den besten vier Mannschaften, wurde zweimal Dritter und zweimal Vierter, erreichte 1981 zudem das DFB-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt in Stuttgart.

DFB-Pokal-Sieger mit drei verschiedenen Vereinen

Kaum verwunderlich also, dass viele Fans es sehr bedauerten, als Kalli Feldkamp 1982 den Betze verließ, um sich Borussia Dortmund und später erneut Arminia Bielefeld anzuschließen. Auf diesen beiden Stationen konnte er keine größeren Erfolge verbuchen, dafür aber umso mehr danach: Von 1984 bis 1987 war er für Bayer Uerdingen tätig, das damals als "kleiner Bruder" von Leverkusen vom Aspirin-Hersteller finanziell ganz gut ausgestattet war und durchaus erfolgreich spielte. Sensationell gewannen die Feldkamp-Schützlinge 1985 durch ein kaum für möglich gehaltenes 2:1 gegen Bayern München den DFB-Pokal im ersten Endspiel in Berlin. Auch im Uefa-Cup gab es spektakuläre Erfolge wie das 7:3 gegen Dynamo Dresden nach 0:2-Hinspiel-Niederlage und einem 1:3-Pausenrückstand im Rückspiel - diese Partie mit Trainer Kalli Feldkamp wurde von "11 Freunde" zum besten Fußballspiel aller Zeiten gekürt.

Weitere erfolgreiche Trainerjahre also für Feldkamp, der dann nach Frankfurt weiterzog. Mit der Eintracht gewann er 1988 seinen zweiten DFB-Pokal-Titel durch ein 1:0 gegen den VfL Bochum. Danach zog es Kalli in die Wüste, er übernahm Al Ahly in Kairo. Diese Zeit habe ihn enorm weitergebracht, auch kulturell, berichtete er später im DBB-Interview: "Das ist mir damals vielleicht gar nicht so bewusst geworden, aber als ich danach nach Deutschland und nach Kaiserslautern zurückkehrte, sagten mir viele: Du bist ja ein vollkommen anderer Mensch geworden."

Anfang 1990 befand sich der bis dahin noch nie aus der Bundesliga abgestiegene 1. FC Kaiserslautern in einer ziemlich verzweifelten Lage und rief Feldkamp zurück. Der übernahm die Roten Teufel auf dem 17. Tabellenplatz nach einem desolat-katastrophalen 0:4 beim Rivalen Waldhof Mannheim, nach der dessen Präsident den mittlerweile legendären Satz sagte: "Heute haben wir den ersten Absteiger gesehen." Er meinte den FCK, tatsächlich erwischte es am Ende aber den Waldhof. Sofort machte sich in jenem Februar 1990 wieder Hoffnung, ja sogar Euphorie rund um den Betzenberg breit. Kalli ist wieder da! Er verlor sein erstes Spiel zuhause mit 1:3 gegen den HSV, schaffte aber anschließend mit einem 1:1 in Frankfurt die Wende und führte den FCK noch in sichere Gefilde auf Platz 12. Doch nicht nur das: der FCK hatte tatsächlich das Pokalfinale erreicht, wo man gegen das damals sehr starke Werder Bremen mit seinem Star-Trainer Otto Rehhagel klarer Außenseiter war. Unterstützt von gut 25.000 Fans gelang dem FCK nach einer spektakulären 3:0-Führung zur Pause schließlich ein überraschender 3:2-Sieg.

Dies war nach vier vergeblichen Final-Anläufen der erste DFB-Pokal-Triumph für den FCK, für Kalli Feldkamp nach seinen Erfolgen mit Uerdingen und Frankfurt jedoch bereits der dritte Pokalsieg in sechs Jahren. Die Betze-Fans tauften ihn "King Kalli".

Feldkamps Husarenritt zur Deutschen Meisterschaft mit dem FCK

Kalli Feldkamp mit Stefan Kuntz und der Meisterschale 1991

In der Saison 1990/91 wurde dieser Titelgewinn aus dem Berliner Olympiastadion sogar noch getoppt. Von Beginn an spielte der Abstiegskandidat aus dem Vorjahr wieder jenen spektakulären Offensiv-Fußball, den man bereits aus den frühen Feldkamp-Jahren in Kaiserslautern zwischen 1978 und 1982 kannte. Und ärgerte den großen Favoriten Bayern München, der ständig gegen den Außenseiter stichelte ("Die können nur treten, beißen und kratzen und stehen an der Tabellenspitze" - Manni Schwabl), in der Tabelle aber nicht mehr an ihm vorbeikam. Schließlich feierten die Pfälzer durch einen unglaublichen 6:2-Sieg am 34. Spieltag in Köln vor 40.000 mitgereisten Schlachtenbummlern ihren dritten Meistertitel. Deutscher Meister 1. FC Kaiserlautern! Für die FCK-Fans dieser Generation eine absolut unfassbare, nie erträumte oder gar erhoffte Geschichte. Auch für Feldkamp war es der erste Meistertitel.

In der nächsten Saison 1991/92 spielte der FCK den späteren Champions-League-Sieger FC Barcelona an die Wand ("Das war für mich und die Mannschaft eine der größten Leistungen, die wir je erbracht haben") und belegte in der Bundesliga einen erneut guten fünften Platz. Dieser schien manchen im Umfeld jedoch nicht mehr zu reichen, wie Feldkamp im DBB-Interview kritisch anmerkte: "Dass man nach dem Gewinn einer Meisterschaft mit einem fünften Platz nicht zufrieden sein will, mochte ich nicht akzeptieren. Das Schlimmste war aber: Niemand, aber wirklich niemand vom FCK hat anschließend versucht, mich nochmal umzustimmen." Feldkamps Zeit als Lautern-Trainer war vorbei, aber bei den Fans blieb er weiter hoch angesehen. King Kalli eben.

Er wechselte in die Türkei zu Galatasaray, wo er auf Anhieb ebenfalls Meister wurde. Und sich anschließend in den Ruhestand verabschiedete. Nun agierte er als Co-Kommentator des ZDF bei Länderspielen der Deutschen Nationalmannschaft, auch bei EM- und WM-Endrunden.

Und kehrte 1996 doch noch einmal auf den Betzenberg zurück. Nachdem der FCK erstmals in die 2. Bundesliga abgestiegen war, dieses Mal als Funktionär. In den Jahren 1996/97 agierte er als Aufsichtsratsmitglied des FCK, der in jener Saison den sofortigen Wiederaufstieg schaffte und ein Jahr später sensationell erneut Deutscher Meister wurde. Dafür legte auch Kalli Feldkamp den Grundstein. Zusammen mit Hans-Peter Briegel fädelte er beispielsweise die Rückkehr von Ciriaco Sforza ein, des späteren Meisterkapitäns. Aber Feldkamp merkte auch früher als die meisten anderen, dass etwas schieflief beim FCK. Das - und der Wunsch nach mehr Zeit für sich und seine Familie - bewogen ihn noch vor der Meisterschaft zum Rücktritt: "Da haben einige in Vorstand und Aufsichtsrat den Blick für die Realität verloren. Ob ich allein allerdings die Kraft gehabt hätte, diese Entwicklung einzudämmen, weiß ich nicht."

Feldkamp, der in der Zwischenzeit auch mal als Bundestrainer sowie als Bayern-Coach ("Das habe ich in erster Linie deswegen abgelehnt, weil ich wusste, ich würde da einen Uli Hoeneß niemals von der Bank radieren können") im Gespräch war, zog sich wieder aufs Altenteil zurück, kehrte aber schon im Frühjahr 1999 zurück. Erneut wechselte er in die Türkei, dieses Mal zu Besiktas Istanbul. Unter Feldkamps Leitung holte der Traditionsklub acht Siege und zwei Unentschieden, musste den Meistertitel aber dennoch Galatasaray überlassen. Sein Nachfolger wurde übrigens sein bisheriger Assistent Briegel, der die Vize-Meisterschaft im Jahr 2000 wiederholen konnte.

Feldkamp zog sich abermals zurück, lebte abwechselnd in Deutschland und Spanien und feierte zur Saison 2007/08 ein spätes Comeback im Alter von 73 Jahren, erneut als Coach von Galatasaray Istanbul. Im April 2008 zog er sich als Tabellenzweiter wieder zurück, sein Nachfolger tütete die Meisterschaft noch ein. Von November 2008 bis Mai 2009 arbeitete er nochmals als Technischer Direktor bei Galatasaray, ehe er sich wirklich und endgültig in den verdienten Ruhestand verabschiedete. Das war es dann in der sportlichen Erfolgsgeschichte von Kalli Feldkamp, der übrigens auch fast nochmal auf den Betzenberg zurückgekehrt wäre: Ende 2003 wollte sein Freund Briegel, damals Aufsichtsratsmitglied, ihn als Sportdirektor für die erneute Rettung des FCK verpflichten. In einem Machtkampf mit dem Vorstandsvorsitzenden René C. Jäggi, der intern schnell in eine Schlammschlacht ausartete, zog Briegel jedoch den Kürzeren.

Funkel über Lehrmeister Feldkamp: "Da kann man nur den Hut ziehen"

Vielleicht auch ganz gut so, denn so konnte Feldkamp das bleiben, was er ist: Eine der größten Legenden, die der 1. FC Kaiserslautern jemals hatte. Die Roten Teufel verfolgt er noch heute, jüngst nicht nur beim Pokalfinale, sondern auch im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. In diesem rettete bekanntlich Friedhelm Funkel den FCK vor dem Absturz, einer von Feldkamps wichtigen Spielern in Kaiserslautern und auch in Uerdingen. Auf Nachfrage von Der Betze brennt erzählte der 70 Jahre alte Funkel kurz nach seinem Amtsantritt: "Kalli hat mich angerufen und mir sehr viel Glück gewünscht für diese Aufgabe. Ihm geht es gesundheitlich sehr gut, er spielt zwei Mal die Woche Tennis, und wenn man das mit knapp 90 noch kann - da kann man nur den Hut vor ziehen. Wir telefonieren ein, zwei Mal im Jahr und es ist immer wieder schön, mit ihm über alte Zeiten zu sprechen." Wie man so lange so fit bleibt? Dazu nochmal Feldkamp persönlich im DBB-Interview: "Lassen Sie es mich mal so sagen: Im Mittelpunkt unserer gesunden Ernährung steht der Wein aus der Pfalz."

Heute nun wird Karl-Heinz Feldkamp also 90 Jahre alt. Herzliche Glückwünsche vom Betzenberg, alles Gute für Deinen weiteren Lebensweg und hoffentlich noch viele gesunde Jahre. Du hast vielen FCK-Fans, und nicht nur denen, unvergessliche Stunden beschert.

Alles Gute, King Kalli!

» Video: Kalli Feldkamp und die Deutsche Meisterschaft 1991 mit dem FCK

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Jürgen Kind

Weitere Links zum Thema:

- Kalli Feldkamp im DBB-Interview: "Kaiserslautern war die schönste Zeit meiner Karriere"
- Kalli Feldkamp im DBB-Interview: "Ich hoffe, dass es für unseren FCK gut geht"

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