Kummt Senf druff

Mein Leben hab ich Dir vermacht …

Mein Leben hab ich Dir vermacht …

Foto: Eibner/Neis

Auch wenn es sich die letzten Tage abgezeichnet hat: Dass Jean Zimmer dauerhaft zu seinem 1. FC Kaiserslautern zurückkehrt, ist alles, nur nicht selbstverständlich. Vor allen Beteiligten kann nur der Hut gezogen werden. Ein Kommentar von DBB-Autor Gerrit.

Als beim DBB-Team am 10. Januar 2021 das Gerücht eintrudelte, Jean Zimmer dränge angeblich darauf, sich von Düsseldorf nach Kaiserslautern ausleihen zu lassen, um seinem FCK im Abstiegskampf unter die Arme zu greifen, da war das zunächst kaum zu glauben. Doch nur wenige Tage später marschierte er bei Schneefall vom Fritz-Walter-Stadion in Richtung Trainingsplatz 4, als wäre er nie weg gewesen. Ja, schon das war ein echter Transfer-Coup. Zimmer, auch wenn bei der Fortuna kaum noch berücksichtigt, hätte mit Sicherheit zur halben 2. Bundesliga wechseln können, bei mehr als einem dutzend Vereinen deutlich mehr Geld verdienen können. Doch er kehrte lieber heim und half mit. Dafür verzichtete er auf viel. Seine Familie, Frau Sara und Töchterchen Charlotte, blieben alleine in Düsseldorf, der 27-Jährige musste in Kaiserslautern die Last des Abstiegskampfes schultern. Und als nach der 0:1-Niederlage in Magdeburg nicht nur im Stadion das Flutlicht auszugehen drohte, muss es in Zimmer nicht viel besser ausgesehen haben als in den FCK-Fans vor den heimischen Bildschirmen. "Wenn wir es nicht geschafft hätten, den FCK in der Liga zu halten, wäre auch ich auf ewig mit dem Niedergang des Vereins verbunden gewesen", sagte er kurz nach Saisonende bei Der Betze brennt. Doch sie schafften es. Sie wendeten den Niedergang noch einmal ab. Jeder Fan hätte es Jean nachgesehen, wenn er damit seinen Dienst am FCK als erfüllt angesehen hätte und nach Düsseldorf zurückgekehrt oder zu einem besser gestellten Verein gewechselt wäre. Der Wunsch war natürlich ein anderer, klar. Und es wurde auch nichts unversucht gelassen. Selbst die Entertainer Joko und Klaas wurden eingespannt, von ihrem Kollegen und Betze-Fan Thomas Schmitt. Doch einen Verbleib erwarten? Nein, das wäre vermessen gewesen. Schließlich war schon die Winter-Leihe alles andere als selbstverständlich.

Mehr als pure Fußballromantik

Doch er ging nicht. Nein, er bleibt. Nicht als Leihgabe. Sondern so richtig. Der Mann, der im Herzen ohnehin nie weg gewesen war, weiter eine Dauerkarte fürs Fritz-Walter-Stadion hatte, er ist jetzt auch vertraglich wieder ein waschechter Lautrer. Doch nicht nur Jean Zimmer muss man dafür Respekt zollen. Auch dem neuen FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen gebührt Respekt. Dass er es scheinbar geschafft hat, Düsseldorf so weit herunterzuhandeln, dass ein Transfer von Zimmer realisierbar wurde. Denn bei aller Sympathie für Emotionalität: Im Fußball von heute bekommst du nichts geschenkt. Auch keinen Jean Zimmer. Dass der sich, ebenso wie Kaliber wie Mike Wunderlich oder Felix Götze, dessen Verbleib ebenfalls nicht unwahrscheinlich erscheint, überhaupt wieder vorstellen können, dass in Kaiserslautern etwas entsteht, was Struktur und Perspektive besitzt, ist ein Verdienst von Hengen und auch von Trainer Marco Antwerpen. Jean Zimmer, Philipp Hercher, Marvin Senger, eventuell Felix Götze und weitere: Es zeichnet sich ein Gerüst ab, das zuletzt funktionierte und das endlich einmal zusammen bleiben könnte. Das hat natürlich vor allem einen sportlichen Mehrwert, aber es ist noch viel mehr: Es ist ein Zeichen. Mit uns ist noch zu rechnen. Hier entsteht wieder etwas. Und es beweist, dass die oftmals als Mär abgetane Tugend der Vereinsliebe mehr ist als pure Fußballromantik. Jean Zimmer verkörpert sie … jeden Tag und jede Nacht.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Offiziell: Jean Zimmer bleibt bei den Roten Teufeln (Pressemeldung FCK)

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