Interview mit Aufsichtsratskandidat Udo Zender

"Macher müssen nicht unbedingt im Rampenlicht stehen"

"Macher müssen nicht unbedingt im Rampenlicht stehen"


Udo Zender sieht viele Problemstellen beim 1. FC Kaiserslautern - kein Wunder, wenn man sich den sportlichen Verlauf der letzten Jahre anschaut. Im DBB-Interview erklärt der 55-jährige Unternehmensberater, welche Kompetenzen er im Aufsichtsrat einbringen möchte.

Der Betze brennt: Udo Zender, die Roten Teufel stecken weiter in der sportlichen Krise - was ist in den vergangenen 14 Monaten schiefgelaufen beim 1. FC Kaiserslautern?

Udo Zender (55): Wenn Clubs kriseln, wird in den meisten Fällen dem Trainer das Versagen angehangen und zu selten den Verantwortlichen. Schaut man sich den gefragten Zeitraum etwas länger an, so zeigen die Trainerwechsel das Ausmaß der Hilflosigkeit: In den letzten 25 Monaten hatten wir fünf Trainer, die letzten elf Trainer hatten alle nur Kurzzeit-Einsätze.

Das passiert nur, wenn das Umfeld nicht stabil ist und es keine einheitliche Ausrichtung gibt. Mit einem neuen Trainer versucht man, die Mannschaft aus dem negativen Lauf herauszunehmen. Das gelingt auch in der Regel bei einem stabilen Umfeld und wenn der Trainer Hoffnung und den Glauben an den Sieg überzeugend auf die Mannschaft überträgt. Beim FCK habe ich hingegen das Gefühl, dass jeder der Mannschaft ins Gewissen redet, und das kann nicht funktionieren.

Alles will ich aber auch nicht den Verantwortlichen in die Schuhe schieben. Die Mannschaft hat abzuliefern und soll dafür gerne Doppelschichten schieben.

Der Betze brennt: Sie treten als neuer Bewerber für den FCK-Aufsichtsrat an. Stellen Sie sich den Vereinsmitgliedern daher doch bitte zunächst kurz vor: Welche beruflichen Qualifikationen bringen Sie mit, was muss man privat von Ihnen wissen, welchen Bezug haben sie zum FCK?

Zender: Ich bin 55 Jahre alt und habe mein erstes Spiel der Fußball-Bundesliga in Kaiserslautern mit sieben Jahren gesehen, der FCK gegen Gladbach, und dem sind über die Jahre noch viele gefolgt. Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga habe ich den FCK nur die ersten drei Jahre genauer beobachtet, mit der Hoffnung des Wiederaufstiegs.

Beruflich bin ich selbständig, komme aus dem Maschinenbau und bin REFA Industrial Engineer. Der Beruf passt gut zu meinen Fähigkeiten, denn ich bin ein geradliniger und ehrgeiziger Mensch. Meine größte Herausforderung über die Jahre war stets das Thema Mensch im Bereich der Führung. Wenn das Ziel nicht erreicht wird, hinterfrage ich zuerst mich selbst, bevor ich den Verantwortlichen die Fakten auf den Tisch lege. Dann ist Schluss mit subjektivem Gequatsche, und über die Fakten und unter ständiger Kontrolle der Ergebnisse wird an der Lösung gearbeitet. Der Aufsichtsrat sollte interaktiv agieren und dieses auch zulassen.

"Es fehlt beim FCK an Struktur und abgestimmtem Vorgehen"

Der Betze brennt: Sie benennen in Ihrer Bewerbung "Optimierung" und "Problemlösung" als Ihre Spezialgebiete - da sind Sie beim FCK genau richtig, könnte man halb scherzhaft sagen. Können Sie das bitte ein bisschen genauer ausführen: Was würden Sie in der Position als Aufsichtsratsmitglied gerne optimieren, und wie?

Zender: Seit meiner Lehre habe ich mir gerne die schwierigen Aufgaben genommen, denn an den Aufgaben, die jeder machen konnte, hatte ich keinen Spaß. Das heißt, dass ich seit Anfang der 1980er Jahre ständig an meinen Fähigkeiten gearbeitet habe. In meinen ersten fast fünf Jahren als Fertigungsleiter bei Grohmann - heute Tesla - hatte ich sieben Betriebsleiter. Der bis dahin am längsten handelnde Betriebsleiter kam aus dem Saarland und hatte nach zweieinhalb Jahren mit Nervenzusammenbruch den Dienst beendet. Ich selbst war danach für elf Jahre Betriebsleiter und habe beruflich dann den nächsten Schritt gemacht.

Heute habe ich die Fähigkeit, dass ich, wenn ich durch einen Betrieb gehe, viele Probleme direkt erkenne und geradlinig anspreche. Ich unterstütze interaktives Agieren und lasse dieses auch zu, das heißt, das wechselseitige aufeinander reagieren zulassend, fördernd oder darauf bezogen zu handeln. An einer Kontrollstelle wie dem Aufsichtsrat kann man alles hinterfragen, kontrollieren, fordern, und hat so großen Einfluss auf die Zielsetzung.

Der Betze brennt: Bei der Wahl geht es um eine bevorstehende Amtszeit von knapp drei Jahren. Was sind generell die größten Baustellen in diesem Zeitraum und was hat in ihrer "To-do-Liste" die höchste Priorität? Wie lautet Ihr persönlicher Drei-Jahres-Plan für den FCK?

Zender: Die größte Aufgabe und das größte Problem, welches kurzfristig gelöst werden muss, ist das schwammige Umfeld um die Spieler und Betreuer - das muss weg. Alle müssen sich dem einen Ziel unterordnen, dass der Abwärtstrend, der schon über Jahre geht, gestoppt wird! Das kann nur funktionieren, wenn jeder seine Aufgabe macht, die er machen soll, und hart an sich und dem Ziel arbeitet. Dafür gibt es in der Historie des FCK genügend Beispiele: Mit Teamgeist, Ehrgeiz und Selbstbewusstsein lässt sich alles erreichen. Die Mannschaft muss abliefern und Spiele gewinnen, sonst gehen die Lichter aus. Ich denke auch, dass unter den Verantwortlichen genügend gute Leute sind, aber es fehlt an Struktur und abgestimmtem Vorgehen. Es nützt nichts, den Pferden an einem Gespann unaufhörlich auf den Hintern zu hauen, den Weg sollte man schon kennen. Darin sehe ich meine Stärken.

"Analysieren, fordern, beraten, kontrollieren"

Der Betze brennt: Wie stehen Sie zum Thema Investoren? 33 Prozent seiner Anteile hat der FCK in dieser Saison verkauft, aber noch ist das Lautrer Vier-Säulen-Modell nicht vollständig geöffnet, geschweige denn gefüllt. Für welche nächsten Schritte plädieren Sie in diesem Bereich?

Zender: Diese Frage gebe ich gerne zurück. Glauben Sie, dass Sie einen vernünftigen Investor, dem wirklich was am FCK liegt, in der jetzigen Situation finden? Nein, bestimmt nicht, dieser ist sehr weit entfernt. Aus dem Schlamassel müssen wir uns schon selbst retten und da läuft die Zeit weg. Investiert wird nur, wenn eine gute Strategie, ein guter Plan und die ersten positiven Ergebnisse erkennbar sind. Nichts davon ist nach außen hin sichtbar. Die logische Konsequenz daraus: Kurzfristig mit einem guten Konzept an alle Unternehmer und Fans heranzutreten und dafür zu werben. Gefolgt von einem unerbittlichem Miteinander und pushen von allen Beteiligten des FCK - mit Strategie, Plan, Kontrolle, und nicht bloß kopfloses Geschrei. Wenn das passiert, dann geht es auch wieder bergauf.

Der Betze brennt: Sie kritisieren auch die Kommunikation beim FCK sowie den Werteverfall. Wie könnten hier Verbesserungen aussehen? Und ist der Aufsichtsrat überhaupt das richtige Gremium dafür, denn für das operative Geschäft sind ja eigentlich die angestellten Mitarbeiter zuständig?

Zender: Grundsätzlich traue ich mir Vieles zu, aber die erste Möglichkeit für mich, dem FCK zu helfen, sehe ich in der jetzigen Wahl. Wenn man daraus erkennt, dass ich an anderen Stellen für den Verein noch mehr leisten kann, dann würde es mich freuen.

Wie schon gesagt, im Aufsichtsrat kann man analysieren, fordern, beraten, kontrollieren, und kann sich dabei besser auf die Arbeit konzentrieren, da man vom täglichen Tun im operativen Geschäft nicht so stark abgelenkt wird. Klar muss es Macher geben, aber diese müssen ja nicht unbedingt im Rampenlicht stehen. Diese Fähigkeit habe ich so noch nicht im Aufsichtsrat wahrgenommen. Viele Stimmen reden nach außen, und das kann nie funktionieren. Daran erkennt doch jeder, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke Hand macht. Zeit und Möglichkeiten werden verschwendet und es wird nicht konsequent am Ziel gearbeitet.

"Ich stimme für den Wiederaufstieg, und Ihr?"

Der Betze brennt: Es hat Sie beruflich von der nahen Eifel ins ferne Norddeutschland gezogen. In den FCK-Gremien hat sich zwar - aktuell auch bedingt durch Corona - schon einiges digitalisiert, aber bei vielen Themen ist auch die Präsenz "vor Ort" immer noch wichtig. Können Sie das trotz der räumlichen Distanz gewährleisten?

Zender: Ich bin immer da, wo ich gebraucht werde. Ich fahre, wenn ich kleinere Projekte mache, zwischen 6.000 und 11.000 Kilometer pro Monat. Betreue ich längere Projekte, dann lebe ich in der Regel in einer Ferienwohnung und kann mich dort noch besser auf die Arbeit konzentrieren als im Hotel. Von Grohmann aus bin ich nach Köln - wegen der Arbeit - von da aus nach Ostfriesland - wegen der Arbeit. Ich habe dort meine Frau kennengelernt und zwischenzeitlich war ich zwölf Monate in Rostock bei der Neptun Werft. Jetzt wohnen wir direkt bei Hamburg und ich fahre durch ganz Deutschland. Die Aufgabenstellung Aufsichtsrat nehme ich sehr ernst, sonst würde ich mich nicht bewerben. Sie können mir eines glauben: Ich wäre so oft da, dass einige sagen würden, mach endlich mal eine Pause. Fördern durch Fordern!

Der Betze brennt: Abschließend möchten wir Sie gerne um ein Plädoyer in eigener Sache bitten: Wie würden Sie Ihre Kandidatur zusammenfassen und weshalb sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 26. Februar ihre Stimme geben?

Zender: Treue Fans und alle Unterstützer des FCK. Will ich nur oder kann ich auch? "Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen." Ich sage auch: "Die es können, wollen nicht und die, die es bisher wollten, konnten es nicht."

Ist es nur ein "normaler Wunsch" oder habe ich eine Vision? "Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen." Es wird geredet, aber in gesprochen hört man das weitere Versagen heraus.

Ohne Großsponsoren muss kontinuierliche Aufbauarbeit geleistet werden. Professionelle Strukturen müssen mit wachsendem sportlichen Erfolg in allen Bereichen durch seriöses Wirtschaften geschaffen werden. Wir müssen uns als der klassische Aus- und Weiterbildungsverein, der Spieler entwickelt und weiterentwickelt, sehen. Zudem ist es unser Kerngeschäft, über die Ressource Know-how unser eigenes Personal, insbesondere die Trainer, entsprechend zu entwickeln. Ich stimme für den Wiederaufstieg, und Ihr?

Der Betze brennt: Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Wahlen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 26. Februar 2021

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