Kummt Senf druff

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?


In der Frage der Stadionpacht des 1. FC Kaiserslautern schieben sich alle Beteiligten munter den Schwarzen Peter hin und her. Dabei liegt eine pragmatische (Not-)Lösung offen auf dem Tisch. Ein Kommentar.

Seit mehreren Monaten wird jetzt schon verhandelt und diskutiert, wie hoch in den kommenden zwei Jahren die Pacht für das Fritz-Walter-Stadion sein soll (siehe Chronologie im DBB-Forum). Bei dieser Debatte geht es eigentlich gar nicht primär darum, wieviel der FCK bezahlen kann, was eine marktgerechte Pacht wäre oder warum des Oberbürgermeisters Idee mit den Aktien nicht zu Ende gedacht war. Nein. Die entscheidende Frage ist: Wer kommt für die 2,95 Millionen Euro Zinsen auf, welche die Stadiongesellschaft jedes Jahr an die kreditgebende Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) bezahlen muss? Dieses Jahr. Nächstes Jahr. Übernächstes Jahr. An diesen Zinsen orientiert sich die reguläre Stadionpacht (3,2 Millionen Euro; Anm. d. Red.), aufgrund dieser Zinsen wurde damals keine nach Ligazugehörigkeit gestaffelte Miete vereinbart.

Die Bank bekommt 2,95 Millionen Zinsen - egal von wem

Die knapp drei Millionen Euro Zinsen müssen von irgendjemandem bezahlt werden. Aber der FCK hat dieses Geld in der 3. Liga nicht. Die hochverschuldete Stadt ebenfalls nicht, weil ihr von der Aufsichtsbehörde ADD harte Fesseln für jeden auszugebenden Euro angelegt werden. Und auch die rheinland-pfälzische Landesregierung wird sich hüten, ihren Kritikern ein Jahr vor der Wahl eine solche Steilvorlage zu liefern.

Einem alleine die Schuld für die Vergangenheit oder die Verantwortung für die Zukunft zuzuschieben, ist aber sowieso unfair. Alle Beteiligten - Verein, Stadt und Land - haben Fehler gemacht, deshalb müssen sie die nun auch gemeinsam ausbaden. Wir FCK-Fans stehen natürlich alle auf der Seite des Vereins. Aber eine neutrale Umfrage unter den Bürgern der Stadt Kaiserslautern würde schon ein durchwachseneres Bild ergeben. Und diejenigen außerhalb von Kaiserslautern, die keine FCK-Fans sind, sollte man der Nerven halber besser gar nicht befragen.

ADD und Land: Gebt die Tilgungsrücklage frei!

Solange der FCK keinen sportlichen Erfolg hat, endet die Stadionfrage mit den 2,95 Millionen Euro Zinsen pro Jahr immer wieder in einem Teufelskreis. Dabei könnte die jetzige Zwickmühle eigentlich relativ einfach gelöst werden, wenn der politische Wille dazu gefunden wird: Denn trotz aller Finanzsorgen von Verein, Stadt und Land hat die Stadiongesellschaft noch rund 16 Millionen Euro auf dem Konto schlummern - die sogenannte "Tilgungsrücklage". Dieses Geld soll eigentlich im Jahr 2036 in die Abzahlung des Kredits bei der Helaba fließen. Eine Verwendung der Tilgungsrücklage für mögliche Pachtreduzierungen hatte die ADD der Stadt seit 2006 stets verweigert, zuletzt wurde dieses Verbot im Jahr 2018 nochmals bekräftigt.

Aber jetzt, zwei Jahre später, hat sich die Notsituation aller Beteiligten noch weiter verschärft. Die Bank fordert ihre Zinsen, der FCK kann sie in der 3. Liga nicht zahlen, aber Schwimmbäder schließen oder Steuern erhöhen will in der Stadt auch niemand. Und gleichzeitig zu dieser Zwickmühle hat die Stadiongesellschaft 16 Millionen Euro auf der hohen Kante, mit denen sie bis 2036 sowieso nichts anfangen kann. Deshalb muss ein Teil dieses Geldes jetzt zugunsten einer marktgerechten Stadionpacht freigegeben werden. Immerhin ist mit dem Team um Markus Merk die erste Vereinsführung seit über zehn Jahren am Werk, die eine langfristige Win-Win-Lösung, nämlich einen möglichen Stadionrückkauf durch den Verein - mithilfe von Investoren - in Angriff zu nehmen gedenkt. Aber für diese langfristige Lösung braucht es jetzt eben nochmal eine kurzfristige Hilfe. Der Griff in die Tilgungsrücklage wäre zwar keine schöne, aber eine pragmatische Lösung.

Geht der FCK pleite, wird es für den Steuerzahler richtig teuer

Auch das wäre freilich eine Wette auf die Zukunft, die nur mit zukünftigem sportlichen Erfolg des FCK tragfähig wird - aber es ist doch besser auf eine gute Zukunft zu wetten, als gar keine mehr zu haben. Denn wenn der FCK pleite gehen würde, dann müsste die Stadiongesellschaft sowieso an die Tilgungsrücklage gehen und wäre nach rund fünf Jahren ohne Mieteinnahmen ebenfalls insolvent. Der 65-Millionen-Stadionkredit und alle weiteren Kosten blieben dann komplett am Steuerzahler hängen.

Weisungsbefugt gegenüber der ADD, die die Tilgungsrücklage freigeben müsste, ist der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz. Der sitzt auch zusammen mit dem FCK-Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Keßler im Vorstand der Fritz-Walter-Stiftung. Lewentz muss jetzt handeln - oder er könnte selbst derjenige sein, der nach den großen Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Fritz Walter am 31. Oktober 2020 das Fritz-Walter-Stadion zuschließen muss.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: FCK beantragt Pachtreduzierung - Zustimmung unter Vorbehalt

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