Interview mit Aufsichtsratskandidat Rainer Keßler

"Wo FCK drauf steht, muss künftig wieder FCK drin sein"

"Wo FCK drauf steht, muss künftig wieder FCK drin sein"


Rainer Keßler ist der strategische Kopf hinter dem sogenannten "Team Merk", das bestenfalls zu fünft in den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern einziehen möchte. Im DBB-Interview spricht der 57-Jährige über Chancen, Risiken und Visionen für die Roten Teufel.

Der Betze brennt: Rainer Keßler, ist der 1. FC Kaiserslautern überhaupt noch zu retten?

Rainer Keßler (57): Gute Frage, eine verlässliche Antwort kann man aus meiner Sicht erst geben, wenn man den aktuellen finanziellen Status - inklusive der kurz-, mittel- und langfristigen Verbindlichkeiten - sowie die damit verbundenen Verträge im Detail bewertet hat und die Handlungsspielräume mit den Vertragspartnern ausgelotet hat. Auf dieser Basis werden wir das ganze Know-how und die Kontakte unseres Teams im Sinne des FCK nutzen. Wenn alle an einem Strang ziehen, haben wir eine Chance.

Der Betze brennt: Unter anderem als Mitglied im Vorstand und zuvor im Ehrenrat sind sie schon vielen FCK-Fans bekannt, dennoch möchten wir Sie zunächst um ein paar persönliche Worte bitten: Was muss man beruflich und privat von Ihnen wissen? Und können Sie auch für Nicht-Insider nochmal Ihren speziellen Bezug zum FCK beschreiben?

Keßler: Durch meinen Vater Hubert Keßler - letzter ehrenamtlicher Präsident des FCK - wurde mir der FCK quasi in die Wiege gelegt. Ich bin in zweiter Ehe glücklich verheiratet und stolzer Papa von vier Kindern. Ich würde mir wünschen, dass auch meine Kinder einmal erfolgreiche Zeiten des FCK erleben können. Seit Jahrzehnten bin ich in der Versicherungsbranche tätig. Kundenorientierung und Service sind Leitlinien meiner beruflichen Tätigkeit.

Wie viele Mitglieder und Fans habe ich in den letzten Jahrzehnten die Höhen und Tiefen unseres Vereins miterlebt - der FCK ist so zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. In der existenzbedrohenden Situation des Vereins haben wir uns als Team entschlossen, nichts unversucht zu lassen, um den FCK wirtschaftlich und sportlich zu stabilisieren (Rainer Keßler tritt in einem Bündnis mit Markus Merk, Martin Wagner, Martin Weimer und Jörg Wilhelm zur Aufsichtsratswahl an - gewählt werden müssen jedoch alle Kandidaten einzeln; Anm. d. Red.).

"Wir sind in Gesprächen mit potentiellen Geschäftsführern"

Der Betze brennt: Aktuell steckt der FCK in der wohl größten Krise seiner Vereinsgeschichte, aber es bieten sich - bedingt durch die vielen Rücktritte - auch große Chancen zur Neugestaltung. Welche Sofortmaßnahmen müssen aus Ihrer Sicht nach der Mitgliederversammlung am 01. Dezember ergriffen werden?

Keßler: Mit einer "schnellen Eingreiftruppe" werden wir nach einem Mandat durch die Mitgliederversammlung kurzfristig einen Finanzstatus erstellen. Die zeitnahe Bestellung einer starken kaufmännischen und sportlichen Geschäftsführung hat erste Priorität. Da bereits im Januar ein Halbjahresabschluss mit einer positiven Fortführungsprognose vorzulegen ist und danach anschließend die Lizenzunterlagen vorbereitet werden müssen, ist ein branchenerfahrener kaufmännischer Geschäftsführer unverzichtbar. Im sportlichen Bereich stehen zudem entscheidende Aufgaben im Hinblick auf die Zusammensetzung des Kaders an. Im Hinblick auf beide Positionen sind wir bereits in Gesprächen mit potentiellen Kandidaten.

Der Betze brennt: Und was ist mittel- und langfristig zu tun, um den FCK wieder auf die Überholspur zu bringen?

Keßler: Durch den gravierenden personellen Umbruch in fast allen Gremien gilt es darüber hinaus, die vorhandenen Strukturen im Verein und der Kapitalgesellschaft zu analysieren und die personelle Ausgestaltung neu zu bewerten sowie dem Bedarf anzupassen. Für einen nachhaltigen Erfolg müssen wir den FCK wirtschaftlich und sportlich stabilisieren. Grundsätzlich wichtig für die Marke FCK und die damit verbundene Identifikation: Wo FCK drauf steht, muss zukünftig auch wieder FCK drinnen sein.

Der Betze brennt: Sie sind der strategische Kopf hinter dem sogenannten "Team Merk". Eine Ihrer wichtigen Aufgaben wird es sein, den Vereinsfrieden wiederherzustellen und die Querelen zu beenden, die Sie auch persönlich in den letzten zwölf Monaten hautnah miterlebt haben. Wie kann es gelingen, die FCK-Familie wieder zusammenzubringen?

Keßler: Durch Geschlossenheit und Ruhe muss verloren gegangenes Vertrauen gegenüber den Mitgliedern und Fans sowie allen Partnern, wie zum Beispiel den Sponsoren und Investoren oder auch der Stadt Kaiserslautern, zurückgewonnen werden. Persönliche Interessen und Machtkämpfe müssen der Vergangenheit angehören. Alle, denen der FCK am Herzen liegt, müssen einen großen gemeinsamen Nenner finden um den tiefen Riss, der den Verein spaltet, zu überwinden. Respektvolles "Miteinander & Füreinander".

"Es ist sinnvoll, alle Investoren für eine Konferenz zu gewinnen"

Der Betze brennt: Sie gelten als Verfechter des "Vier-Säulen-Modells", für das auch 92 Prozent der Vereinsmitglieder im Rahmen der Ausgliederung gestimmt haben. Wie kann dieses Lautrer Modell endlich mit Leben gefüllt werden, inklusive der immer noch nicht geöffneten Fan-Säule? Und wie sollte in diesem Zusammenhang die von Ihrem Team vorgeschlagene "Investorenkonferenz" gestaltet werden?

Keßler: Wir müssen alle rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen prüfen, um zeitnah dem Auftrag der Mitglieder gerecht zu werden, eine Beteiligung an der Kapitalgesellschaft für Mitglieder und Fans zu ermöglichen. Aufgrund des zu erwartenden Kapitalbedarfs und zur Vermeidung von Abhängigkeiten ist es notwendig und sinnvoll, alle derzeitigen und potentiellen Investoren für eine Investorenkonferenz zu gewinnen. Das von den Mitgliedern beschlossene Vier-Säulen-Modell bildet eine ideale Struktur, um die finanzielle Beteiligung am FCK auf eine breite Basis zu stellen.

Der Betze brennt: Gibt es für Sie Tabus? Seien es bestimmte Investoren, die Finanzierung des NLZ inklusive U21-Mannschaft, der Stadionname, das Fritz-Walter- Stadion generell als Spielort, ...

Keßler: Es kann und darf in der aktuellen, existenzgefährdenden Situation keine Tabus im Hinblick auf die angesprochenen Themen geben. Wir werden in alle Richtungen denken und nichts ausschließen oder versprechen. Dabei werden wir uns an die rechtlichen und moralischen Rahmenbedingungen und unsere Satzung halten.
Bei Entscheidungen von erheblicher Bedeutung werden wir uns vorbehalten, über eine Mitgliederbefragung uns ein Meinungsbild zu verschaffen.

"Unser Team verbindet FCK-DNA und fachliche Expertise"

Der Betze brennt: Zum Abschluss nochmal kurz und knapp zusammengefasst: Was müssen die FCK-Mitglieder zu Ihrer Kandidatur wissen und wieso sollten sie Ihnen am 01. Dezember ihre Stimme geben?

Keßler: Als qualifiziertes Team, welches den unterschiedlichen Herausforderungen des Profisports gerecht wird, muss der Aufsichtsrat der neuen Geschäftsführung den Rücken stärken und seine satzungsgemäßen und rechtlichen Aufgaben wahrnehmen - einer starken Geschäftsführung mit Rat zur Seite stehen und die operativen Tätigkeiten der Geschäftsführung zu überwachen.

Unser Team verbindet die FCK-DNA "Leidenschaft und Herzblut" mit der fachlichen Expertise und deren regionalen und überregionalen Netzwerken - aus unserer Sicht eine gelungene Mischung. Mit meinen beruflichen Kontakten zu regionalen und internationalen Unternehmen als auch meiner Gesprächsebene zu Führungspersönlichkeiten beim DFB und dem Land Rheinland-Pfalz als Mitglied der Fritz-Walter-Stiftung, werde ich mich bei einem Votum durch die Mitgliederversammlung ehrenamtlich als Teammitglied engagieren.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 01. Dezember 2019

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