Kummt Senf druff

Für eine Trainerdiskussion ist kein Platz (mehr)

Für eine Trainerdiskussion ist kein Platz (mehr)


Nach der enttäuschenden Niederlage in Osnabrück wachsen bei vielen Fans und Beobachtern des FCK wieder die Zweifel an Michael Frontzeck. Doch der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel ist erstmal vorbei, findet DBB-Autor paulgeht.

Der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga ist das alles überstrahlende Saisonziel beim 1. FC Kaiserslautern. Diesen eigenen Erwartungen laufen die Roten Teufel allerdings hinterher. Noch? Die Gemüter sind jedenfalls erhitzt. Die Sorge, dass der Fritz-Walter-Klub die Chance verschenkt und auf Dauer fernab der oberen Ligen versackt, ist groß. Natürlich stellte sich da nach nur wenigen Saisonspielen auch die Frage, ob der FCK überhaupt den richtigen Trainer habe.

In dieser absurden Liga, in der wohl jeder irgendwie jeden schlagen kann - was in höheren Klassen oft als Qualitätskriterium genutzt wird - scheinen die üblichen Begleiterscheinungen einer ganzen Saison aber anders zu verlaufen. Eine "lineare" Trainerdiskussion, beginnend bei Zweifeln, dann fehlenden Ergebnissen, üblichen Treuebekundungen der Verantwortlichen, Schlüsselspielen und einem großen Knall, gibt es in der 3. Liga nicht.

Großaspach feuert den Trainer, Braunschweig nicht

Trainer-Entscheidungen erfolgen hier anscheinend nach einem anderen Prinzip. Sonnenhof Großaspach feuerte seinen Übungsleiter Sascha Hildmann überraschend, nachdem dieser mit seinem Team in elf Spielen elf Punkte geholt hatte. Zu wenig für den selbsternannten Dorfklub? Eintracht Braunschweig hält trotz des unterirdischen Saisonverlaufs und dem letzten Tabellenplatz vorerst weiter an Trainer Henrik Pedersen fest, auch wenn der Däne seit Wochen auf einem wackligen Stuhl sitzt. Die Sportfreunde Lotte schafften mit dem Trainerwechsel den Sprung von den Abstiegsplätzen, die Würzburger Kickers schafften es nach verkorkstem Saisonstart ohne Personaltausch.

Beim 1. FC Kaiserslautern ist die Trainerdiskussion nach schwachen Spielen und leichtfertig verschenkten Punkten zum Saisonanfang aufgekeimt. Und sie schwelt nach dem 0:2 in Osnabrück weiter. Medial wurde der Trainer bereits früh in der Spielzeit angezählt, Vergleiche zu den verpatzten Schlüsselspielen in der Abstiegssaison wurden gezogen. Michael Frontzeck selbst setzte sich dagegen nicht nur einmal deutlich zu Wehr. Der Höhepunkt bislang: Der vom Coach ausgelöste, ziemlich peinliche Eklat nach dem Köln-Spiel durch das Frageverbot gegen einen "Kicker"-Redakteur.

Siege haben vorläufig den Druck genommen

Weil der Konflikt danach nie so richtig aufgelöst wurde, öffentliche Reaktionen oder gar Konsequenzen ausblieben, darf sich Frontzeck wohl vorerst als Sieger dieser Entwicklung verstehen. Im Stadion blieb es ohnehin ruhig. Zwar brodelt auch im Fanlager die Stimmung angesichts der bislang verfehlten Zielsetzung, das dürfte jeder bei Halbzeitgesprächen oder nach dem Spiel auf der Heimfahrt schon festgestellt haben. Aber im Stadion hörbare Unmutsbekundungen in Richtung des Trainers bewegten sich auch nach der vermeintlichen Eskalation allenfalls im kleineren Format.

Dazu trugen natürlich die zwei Siege in Braunschweig und gegen Lotte maßgeblich bei. Sie nahmen Druck aus der Debatte, in der sich die Verantwortlichen zwar mehrmals hinter Frontzeck gestellt hatten, wohl aber angesichts ausbleibender Ergebnisse auch irgendwann hätten handeln müssen. Das Signal der FCK-Führung war und ist deutlich: Mit diesem Trainer machen wir weiter. Basta.

Selbst bei einer Niederlage gegen Uerdingen...

Genau deshalb wird die interne Trainerdiskussion nun aber nach der Niederlage bei Tabellenführer Osnabrück, durch die der Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze auf acht Punkte angewachsen ist, keine neue Fahrt aufnehmen. Selbst wenn die Partie gegen im Übrigen bislang auch nicht überzeugende Uerdinger nach der Länderspielpause in die Hose gehen sollte, dürfte Frontzeck bei Bader, Banf und Co. nicht ernsthaft zur Debatte stehen.

Zwar bleiben die Zweifel auch nach dem 11. Spieltag die gleichen. Wer den Trainer aber nach dem Offenbarungseid in Halle sowie weiteren schwachen Spielen und fehlenden Ergebnissen davor und danach nicht entlässt, der wird diesen Schritt wohl kaum nach Niederlagen gegen die gegenwärtigen Spitzenteams der 3. Liga vollziehen. Wo wäre der Sinn dahinter? Wichtige Zeit hätte man außerdem verschenkt.

Frontzeck hat das Vertrauen der Verantwortlichen. Und diese haben sich mit dem Trainer in ein Boot gesetzt, ihre Schicksalsgemeinschaft mehrmals verteidigt. So viel Konsequenz verdient Respekt. Nun muss sich aber auch zwingend der Erfolg konstant einstellen, um alle Zweifel verblassen zu lassen. Der Zeitpunkt für eine Trainerdiskussion ist aber erst einmal vorbei.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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