Interview mit Aufsichtsratskandidat Patrick Banf

"Wieder kompetent und nachhaltig planen"

"Wieder kompetent und nachhaltig planen"


Patrick Banf kennt sich als Werbefachmann im Sportsponsoring aus. Der 52-jährige Unternehmer aus Kaiserslautern möchte seine Erfahrungen im Aufsichtsrat des FCK einfließen lassen.

Der Betze brennt: Patrick Banf, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Patrick Banf (52): Das sind die Schlagzeilen des 1. FC Kaiserslautern aus dieser Saison: Sportlicher Misserfolg, Tabellenplatz 18, fehlende sportliche Kompetenz, zweite Mannschaft spielt nur noch Oberliga, U19 im Abstiegskampf, U17 im Abstiegskampf, rückläufige Zuschauerzahlen, rückläufige Mitgliederzahl, rückläufige Sponsoreneinnahmen, kein Sanierungskonzept, unterschiedliche Auffassungen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand, Stadt und FCK nur noch Zweckgemeinschaft. "Da muss sich etwas ändern".

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Banf: Ich bin 52 Jahre alt und in Kaiserslautern geboren. Ich bin seit 25 Jahren glücklich verheiratet und habe eine Tochter. Mitglied beim FCK bin ich seit 17 Jahren. Vor fast 30 Jahren habe ich eine Sportmarketing- und Sponsoringagentur gegründet, bei der ich noch heute geschäftsführender Gesellschafter bin. Im Bereich Fußball haben wir fünf Bundesligisten und drei Regionalligisten unter Vertrag. Wir haben als erster Dienstleister im deutschen Profifußball dauerhaft die Doppelvermarktung umgesetzt. Zur Zeit planen wir mit einem Bundesligisten die virtuelle Werbung umzusetzen.

Fußball ist meine Leidenschaft. Der FCK ist meine Leidenschaft. Ich bin Fan von diesem Verein seit ich mich zurückerinnern kann. Seit den Siebzigern habe ich fast alle großen Spiele live miterlebt. Ich lebe in der Region und weiß, wie sie tickt. Gerade jetzt in einer sportlich wie wirtschaftlich extrem schwierigen Situation möchte ich mich mit meiner Überzeugung von Transparenz, Kreativität und dem Mut auch die schwierigen Wege zu gehen, beim Verein einbringen. Durch meine Erfahrung von über 29 Jahren im Bereich Sportmarketing und Sponsoring bin ich fest davon überzeugt, dem 1. FC Kaiserslautern weiterhelfen zu können.

"Spätestens bei der Ausgliederung muss man über die Eigenvermarktung nachdenken"

Der Betze brennt: Sie haben es schon erwähnt: Als Geschäftsführer von Banf Werbung arbeiten Sie mit mehreren Profiklubs zusammen, früher auch mit dem FCK. Welche Erfahrungen haben Sie hierbei gemacht, was könnte vielleicht relevant sein für die Arbeit im FCK-Aufsichtsrat?

Banf: Wir haben über 20 Jahre erfolgreich mit dem 1. FC Kaiserslautern zusammengearbeitet. In dieser Zeit war der FCK über Jahre in der TV-Reichweitentabelle und bei dem Sponsoringeinnahmen unter den Top drei der 1. Bundesliga, und zwar vor Dortmund und Schalke. Das hat nur funktioniert, weil der FCK eine Einheit war. Der FCK war in der Bundesliga eine der Top-Marken mit den besten Sympathiewerten und den geilsten Fans. Durch meinen Job kenne ich viele Unternehmen, die in der Bundesliga im Bereich Sportsponsoring aktiv sind. Außer dem sportlichen Erfolg wollen Sponsoren eine eigenständige und sympathische Marke, mit der sie sich identifizieren können. Und das muss der FCK wieder werden.

Der Betze brennt: Von der anderen Seite aus betrachtet: Zurzeit ist Lagardere Sports der Vermarkter des FCK, es muss alle paar Jahre über die Zusammenarbeit und/oder eine Vertragsverlängerung diskutiert werden. Auch Banf Werbung ist in diesem Tätigkeitsbereich aktiv. Bestünde hier nicht im Fall der Fälle ein Interessenkonflikt?

Banf: Gut, dass Sie diese Frage stellen. Selbstverständlich habe ich mir, bevor ich mich für die Kandidatur zum Aufsichtsrat entschlossen habe, genau über diesen Punkt Gedanken gemacht. Aus diesem Grund kann ich Ihnen diese Frage mit einem klaren "Nein" beantworten. Falls ich in den Aufsichtsrat gewählt werden sollte, wird die Banf Werbung für einen Vermarkter-Vertrag nicht zur Verfügung stehen. Ich kenne die großen Sportagenturen - und vor allem weiß ich, wie sie arbeiten. Durch dieses Know-how bin ich fest davon überzeugt, dem FCK bei den Verhandlungen weiterhelfen zu können. Ich sehe aber noch eine ganz andere Option. Die gesamte Branche im Bereich Sportsponsoring befindet sich im Wandel. Nicht für jeden Bundesligisten ist eine Sportagentur der richtige Partner bei der Vermarktung. Spätestens bei der Ausgliederung und einen möglichen Investor muss man über die Eigenvermarktung nachdenken.

"Um nur kurzfristig Liquidität zu schaffen, wäre die Ausgliederung nicht das richtige Mittel"

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Sie wollen zu diesem Themenkomplex aber erst Stellung nehmen, wenn Sie "alle Details" kennen. Welche Details wären das vor allem und welche denkbaren Alternativen zur Sanierung des FCK könnten Sie sich vorstellen?

Banf: Eine Ausgliederung der Profimannschaft kann für den 1. FC Kaiserslautern der richtige Weg zur Sanierung sein. Ich betone "kann". Wenn es darum geht, kurzfristig Liquidität zu schaffen, um Teile von Altlasten zu tilgen oder die Lizenzierung bei der DFL positiv darzustellen, sehe ich die Ausgliederung nicht als das richtige Mittel an.

Wenn wir durch die Ausgliederung die Möglichkeit haben, ein langfristig sportliches Konzept umzusetzen sowie das Nachwuchsleistungszentrum aufzubauen und die Sanierung des Vereins auf sichere Füße zu stellen, dann kann die Ausgliederung der richtige Weg sein. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Ausgliederung ist das "wie" und "wann". Durch meine Arbeit bei den verschiedenen Bundesligavereinen kenne ich drei verschiedene Modelle der Ausgliederung. Und ich bin mir sicher, es gibt noch viele mehr. Aus diesem Grund muss der neue Aufsichtsrat alle Faktoren, die speziell auf den FCK zutreffen, zusammentragen und abwägen. Des Weiteren sollten wir uns bei anderen Vereinen über ihre positive wie negative Erfahrungen bei der Ausgliederung informieren. Bei der Frage "wann" geht es nicht um die Schnelligkeit, sondern um die Qualität bei der Umsetzung.

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Banf: Die sportliche Kompetenz im Vorstand muss verstärkt werden. Ich werde hier keine Namen in den Raum werfen, sondern möchte mir vielmehr von den möglichen Kandidaten ihr sportliches Konzept erklären lassen. Dabei wären mir wichtig die Begriffe "nachhaltig" und "langfristig". Auch das Nachwuchsleistungszentrum muss in dieses Konzept mit einfließen. Auf Dauer können wir sportlich nur als Ausbildungsverein überleben.

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Banf: Seit mehr als einem Jahrzehnt werden unsere Fans Jahr für Jahr, sportlich wie wirtschaftlich, immer wieder aufs Neue enttäuscht. Trotzdem stehen Sie hinter Ihrem FCK. Wir brauchen keine weitere Fan-Aktion. Der FCK muss wieder sportlich kompetent und nachhaltig planen. Die Verweildauer eines Spielers im FCK-Trikot muss wieder länger werden. Aufsichtsrat und Vorstand müssen durch Transparenz und Glaubwürdigkeit das Vertrauen der Mitglieder und Fans zurückgewinnen. So bekommt der FCK wieder ein Gesicht.

"Der Aufsichtsrat sollte größtenteils regional besetzt sein"

Der Betze brennt: Wie sieht für Sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Banf: Wir brauchen einen starken Aufsichtsrat, der mit Weitsicht und Besonnenheit die Geschicke des FCK plant. Der dem Vorstand Vorgaben und Ziele setzt, ohne sich ins Tagesgeschäft einzumischen. Es sollten fünf starke Persönlichkeiten sein, die sich durch ihre sportliche, wirtschaftliche oder soziale Kompetenz für das Amt qualifizieren. Für viele aus der Region ist der FCK mehr als ein Fußballverein, deshalb sollte der Aufsichtsrat größtenteils regional besetzt sein.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Banf: Wie schon gesagt, ist der FCK meine Leidenschaft. Ich komme aus der Region und habe den Mut, auch mal den schwierigen Weg zu gehen. Durch meine berufliche Reputation bin ich davon überzeugt, dem FCK weiterhelfen zu können. Ich werde alles versuchen, in der heiklen Situation die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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