Interview mit Aufsichtsratskandidat Michael Bohn

"Ich lasse mich an meinen Aussagen messen"

"Ich lasse mich an meinen Aussagen messen"


Mit 31 Jahren ist Bürokaufmann Michael Bohn der jüngste aller Aufsichtsratskandidaten. Der Kreuznacher möchte mit klaren Aussagen und innovativen Ideen frischen Wind auf den Betzenberg bringen.

Der Betze brennt: Michael Bohn, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Michael Bohn (31): Es kann schlicht und ergreifend nicht sein, dass zweimal in einem Jahr ein Sportvorstand installiert werden soll und es zweimal in einem Fiasko in der Außendarstellung endet und trotz Entschluss des Aufsichtsrates nicht zum Abschluss kommt. Es müssen endlich wieder strategische und personelle Entscheidungen mit Weitblick getroffen werden, und diese auch bei Gegenwind durchgesetzt werden. Weiterhin ist es zwingend erforderlich solche Debatten bis zum Abschluss nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Hierzu gehören auch schriftliche Absprachen mit Kandidaten, in denen klar festgehalten wird, sämtliche Gespräche bleiben unter Geheimhaltung.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Bohn: Seit 1993 gilt meine Leidenschaft dem FCK. Als Dauerkartenbesitzer in Block 9.2, auf Auswärtsfahrten oder vor dem TV – seit 25 Jahren gibt mir der FCK viel, und nun möchte ich etwas zurückgeben. Mit den Jahren habe ich mir einen kritischen Blick auf den Fußball und den FCK angeeignet. Dieser versetzt mich in Verbindung mit meiner beruflich angeeigneten Qualität, Strukturen und Prozesse zu analysieren und Fehler auszumerzen, in die Lage, selbst in guten Zeiten schwierige Situationen zu erkennen. Neben meiner Leidenschaft für den FCK möchte ich meine Qualitäten in der Prozessoptimierung und Restrukturierung einbringen. Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung in divergierenden Unternehmen ist mir bekannt, wie man Strukturen und Prozesse anpassen muss, wenn ein Unternehmen wächst bzw. sich verändert. Hierzu gehört ein ganzheitliches Denken und frühzeitiges Erkennen von möglichen kritischen Punkten. Ich möchte helfen, den FCK wieder aufzurichten und die Vorarbeit zu leisten, dass der FCK in der Lage ist, auf neue Situationen umgehend zu reagieren. Damit er nicht mehr wie im Falle Uwe Stöver auf dem falschen Fuß erwischt. Alternative Pläne und Strategien müssen bereit liegen, bevor die Situation ernst wird.

"In Führungspositionen brauchen wir das bestmögliche Personal"

Der Betze brennt: Welche Fehler wurden aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren beim FCK gemacht und wie möchten Sie als potentielles Aufsichtsratsmitglied diese Fehler in der Zukunft abstellen?

Bohn: Bei Führungspositionen muss in das höchstmögliche Regal gegriffen und eher weniger auf Neueinsteiger gesetzt werden. Bei sehr begrenzten Mitteln, sollte man Mitarbeiter auf den richtigen Positionen haben, welche bereits Erfolge unter diesen Voraussetzungen nachgewiesen haben. In meinen Augen ist es sinnvoller eine halbe Million in einen Sportdirektor zu stecken, welcher überwiegend die Mannschaft zusammenstellt, statt einen Neueinsteiger auf diese Position zu hieven und dieses Geld in die Mannschaft zu stecken. Natürlich ist die Menge des zur Verfügung stehenden Geldes wichtig, deutlich relevanter ist es aber, wie es eingesetzt wird. Ich stehe für hohe Qualität auf allen entscheidenen Positionen.

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Bohn: Der FCK muss auf der Suche nach einem Investor sein, welcher allerdings nicht mehr als 25,0 Prozent an Anteilen zum aktuellen Zeitpunkt erhalten darf. Ziel muss es sein, den finanziellen Verpflichtungen - wie der Rückzahlung der Fan-Anleihe - nachkommen zu können. Weitere Anteilsverkäufe sollten zum aktuellen Wert nicht stattfinden, da wir uns so die Möglichkeit verbauen, in einer sportlich besseren Situation ganz andere Summen zu erlösen. Priorität bei einem möglichen Investor sollte es haben, einen Investor zu finden, welcher sich mit Anteilen ohne Stimmrecht, dafür mit einer möglichen höheren Dividende anfreunden kann. Im Idealfall sollte der Verein und so die Mitglieder 100 Prozent der stimmberechtigten Anteile an einer Ausgliederung halten.

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Sie haben das Thema schon angeschnitten, trotzdem noch mal explizit gefragt: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Bohn: Ja, der FCK braucht mehr Sportkompetenz, aber er braucht diese nicht zwingend zeitnah im Vorstand. Mittelfristig ist ein Sportvorstand selbstverständlich als sinnvoll anzusehen, wenn man die passende Person gefunden hat. Auf solchen Positionen geht man keine Kompromisse ein. Ich stehe weiterhin für die Einführung eines sportlichen Beirates. In diesem sollten verdiente Ex-FCKler wie Briegel, Rehhagel, Toppmöller und Feldkamp zu finden sein, welcher auch nach der Karriere als Spieler deutliche Erfahrungen im Bereich des Fußballs gemacht haben. Der Beirat hat das Ziel, dem Aufsichtsrat beratend zur Seite zu stehen, sodass es zu keinem erneuten Defizit an sportlichen Sachverstand im Verein kommt. Ebenso hat der Vorstandsvorsitzende die Option, sich bei bestimmten Fragen von diesem sportlichen Beirat beraten zu lassen.

"Zusammengehörigkeitsgefühl kann man nicht herbeirreden"

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Bohn: Zunächst würde ich aufhören, in schöner Regelmäßigkeit "Nur zusammen sind wir Lautern" und andere Slogans in dieser Richtung zu formulieren. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl kann man nicht herbeireden, man muss es erschaffen.

Ich stehe dafür, den Mitgliedsbeitrag deutlich zu senken und dafür zu sorgen, dass der FCK für jeden erschwinglich ist, der sich mit ihm verbunden fühlt. Der Mitgliedsbeitrag darf nicht als Finanzierungsbeitrag des Vereins gewertet werden, sondern als Nullsummenschäft. Es geht darum, Menschen emotional an den Verein zu binden und so Zusammenhalt zu schaffen. Mein Ziel ist es, den Mitgliedsbeitrag auf einen Betrag von 3 Euro, ermäßigt 2 Euro zu senken. Parallel sollten wir Fördermitgliedschaften anbieten, welchen den Mitgliedern, die bereits jetzt mit Freude 96 Euro zahlen, die Option bieten, sich weiterhin finanziell wie bisher in den Verein beizubringen. Der als Fördermitglied gezahlte Beitrag ist beim Kauf einer Dauerkarte anzurechnen als Ermäßigung, sofern dies vom Mitglied gewünscht wird.

Weiterhin bin ich für die Einstellung der "Mitgliederkollektion". Wir sollten Fans nicht stigmatisieren, sondern allen die selbe Möglichkeit auf die selben Fanartikel einräumen.

Der Betze brennt: Mit 31 Jahren sind Sie der jüngste der 18 Aufsichtsratskandidaten und werben mit teils innovativen Ideen. Würden Sie sagen, dass Sie besonders für "frischen Wind" in der Vereinsarbeit stehen möchten, oder spielt das Alter überhaupt keine Rolle?

Bohn: Das Alter sagt lediglich etwas über den Zeitraum aus, den wir hatten, um Erfahrungen zu machen. Es sagt allerdings nichts aus über die Erfahrungen, die wir in dieser Zeit gemacht haben. Wichtig ist die Klarheit im Kopf und die Qualität, Entscheidungen zu treffen und deren Auswirkungen auf die Zukunft richtig einschätzen zu können. Und über diese Qualitäten verfüge ich.

Sicherlich ist es auch von Vorteil, wenn jemand von Außen mit frischen Ideen in ein Unternehmen kommt, welches sich seit Jahren überwiegend selbst eingeschläfert hat und bei dem Revolutionen zu Kindergeburtstagen ohne Torte verkommen sind.

Ich bin kein Kandidat, der bereits enge Kontakte zu den Verantwortlichen hatte, dessen Informationen vorgefärbt wären und der möglicherweise bereits die selben Denkmuster übernommen hat. Ich stehe für ein eigenständiges Denken, für Ideen, welche teils jenseits der üblichen Muster liegen und so immer wieder Denkanstöße geben. Und genau das ist es, was ein Verein braucht, der am Boden liegt: Impulsgeber.

Der FCK ist meine Leidenschaft und für diesen kämpfe stets mit mit Mut, Ehre und Überzeugung, und darauf kommt es im Gesamtpaket mit den oben genannten Qualitäten an.

"Sportlicher Beirat und Mietkaufkonzept für das Stadion"

Der Betze brennt: Daran anschließend: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Bohn: Der Aufsichtsrat sollte aus FCK-affinen Menschen bestehen, welche Strukturen vorgeben und verstehen können und denen bewusst ist, der FCK ist kein normales Wirtschaftsunternehmen, welches rein nach Zahlen geführt werden kann. Dies durften wir bereits unter Jäggi erleben.

Ich sehe eine Zusammensetzung aus alten und neuen Aufsichtsratsmitgliedern als sinnvoll an, da bei einem völligen Austausch zu viele Informationen verloren gehen. Weiterhin gehört es für mich dazu, Menschen dort zu haben, die bereits Erfahrungen in solchen Gremien geführt haben, wie auch Menschen, für die es auf dieser Ebene Neuland bedeutet.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Bohn: Meine großen Anliegen sind die folgenden: Ich stehe für die Einführung eines sportlichen Beirates. In diesem sollten verdiente Ex-FCKler wie Briegel, Rehhagel, Toppmöller und Feldkamp zu finden sein. Der Beirat hat das Ziel, dem Aufsichtsrat beratend zur Seite zu stehen, sodass es zu keinem erneuten Defizit an sportlichen Sachverstand im Verein kommt.

Ich setze mich dafür ein, dass der FCK die in Dänemark erprobten - und durch ihre niedrige Brenntemperatur als ungefährlich befundenen - bengalischen Fackeln mit einer Sondergenehmigung testet, sodass wir den Betzenberg wieder in die Atmosphäre tauchen können, die bereits Anfang der 90er Jahre herrschte. Die Bengalos waren ein fester Bestandteil dieser Stimmung und wir müssen bestrebt sein, in dieser Frage eine Lösung mit dem DFB zu finden und eine Pionierrolle in Deutschland einzunehmen.

Als weiterer Schritt ist es für mich von hoher Relevanz, die 4er-Blöcke oben auf der Südtribüne wieder zu öffnen. Es kann - gerade in unserer Situation - nicht sein, dass wir die günstigen Plätze auf der Südtribüne aus Kostengründen schließen.

Ebenso trete ich für Verhandlungen mit der Stadt Kaiserslautern bezüglich eines Mietkaufkonzeptes für unser Stadion ein. Der völlig verschuldeten Stadt wird sicherlich geholfen sein, die jährlichen medial geprägten Verhandlungen um die neue Stadionmiete ein für alle Mal beenden zu können. Ebenso wie das Thema Stadion an sich.

Ich habe klar und deutlich dargelegt, was ich ändern und bewegen möchte. Meine Aussagen sind prägnant und ich bin bereit, mich an diesen messen zu lassen. Ich stehe zu meinen Worten und ich bin kein Mensch der vor Verantwortung davon läuft. Wenn den FCK-Fans meine Ansichten zusagen und Sie diese gerne umgesetzt haben möchten, sollten mich die FCK-Fans wählen. Denn ich geben ihnen mein Wort, für diese Ideen zu kämpfen.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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