Am Betze werden mal wieder die Scherben zusammengekehrt. Die Absage von Hans-Peter Briegel hat nur Verlierer hervorgebracht, aber keinen Gewinner. Ein Kommentar.
Es ist so ein schöner, passender Spruch: "Nur zusammen sind wir Lautern." Oh ja, was hat dieser Verein schon alles erreicht, wenn wirklich alle zusammengehalten haben. Meisterschaften, Pokalsiege, legendäre Europapokal-Abende. Auch zwei Bundesliga-Aufstiege stehen im Portfolio. Leider aber klebt dieser Spruch heute nur noch als leere Worthülse auf dem Mannschaftsbus – gelebt wird er kaum.
Dies zeigt aktuell unter anderem das Thema Sportchef-Suche. Hans-Peter Briegel ist das Opfer von neuen Intrigenspielen in der FCK-Führungsetage geworden und hat in weiser Voraussicht selbst die Reißleine gezogen. Wobei auch Briegel nicht als Gewinner aus dieser Geschichte hervorgeht, sondern ebenfalls einer von vielen Verlierern ist, dazu weiter unten mehr.
Warum hat der Vorstand nicht mit Briegel gesprochen, wenn Vorbehalte bestanden haben?
Der Hauptvorwurf geht diesmal an die FCK-Vorstände Thomas Gries und Michael Klatt: Ihr habt Hans-Peter Briegel vergrault! So stellt es jedenfalls Briegel selbst dar und es gibt niemanden im Vereinsumfeld, der dieser Darstellung ernsthaft widerspricht. Gerade während des Schreibens dieser Kolumne hat sich zwar der Vorstandsvorsitzende Gries beim "SWR" zu Wort gemeldet: Briegel habe nie ein Gespräch mit dem FCK-Vorstand angefragt – okay, das ist ein Argument. Aber warum hat dann nicht einfach der Vorstand selbst bei Briegel angefragt, wenn Vorbehalte bestanden haben?
Selbstverständlich kann man über das Pro und Contra diskutieren. Und in dieser Diskussion hätte man vielleicht wirklich Argumente gefunden, warum Briegel nicht die beste Lösung gewesen wäre – aber doch wäre er die bestmögliche Lösung gewesen! Als Alternativen standen Kandidaten wie Otmar Schork, Rachid Azzouzi, Mario Kallnik oder Stefan Böger auf dem Zettel. Nichts gegen diese Männer, aber: Sie alle hätten (für FCK-Verhältnisse) viel Geld für ihre Arbeit bekommen, während Briegel für lau dem FCK gedient hätte, als Gesicht und Türöffner im Vorstand, im Team zusammen mit dem künftigen Sportdirektor und Kaderplaner Boris Notzon. Welche dieser vorhandenen Alternativen wäre da die bessere gewesen? Stattdessen geht die Sportchef-Suche dem Vernehmen nach jetzt quasi von vorne los.
Wären Schork oder Azzouzi besser gewesen als Briegel und Notzon?
Zu den Verlierern dieser Geschichte gehört neben dem Vorstand auch der Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden Nikolai Riesenkampff. Ein Aufsichtsrat, der seinen Laden einfach nicht im Griff zu haben scheint. Wenn sich doch eine Mehrheit in dem Gremium für Briegel als drittes Vorstandsmitglied ausgesprochen hat, wie konnte diese Entscheidung dann noch platzen?
Auch Briegel selbst ist natürlich nicht von aller Kritik freizusprechen. Hätte er es nicht trotzdem versuchen können, nachdem er vorher aktiv seine Hilfe angeboten hatte? "Eine Zusammenarbeit zum Wohle unseres Vereins ist undenkbar", das ist zwar ein triftiger Ablehnungsgrund, lässt aber ebenfalls noch weitere Fragen offen.
Das gilt für die Begründung von Briegel genauso wie für die ziemlich vagen Stellungnahmen des Vorstandsvorsitzenden und des Aufsichtsratsvorsitzenden. Alle anderen Funktionäre scheinen gar komplett abgetaucht zu sein. Von der vor einem Jahr versprochenen Transparenz der Kuntz-Nachfolger ist somit ähnlich wenig übrig geblieben, wie vom damals verkündeten Dreijahresplan mit dem Ziel "Aufstieg 2019".
Ohne Transparenz geht immer mehr Vertrauen verloren
Was geblieben ist, ist einzig der Scherbenhaufen auf dem Betzenberg, der nun zusammengekehrt werden muss. Klaro, der FCK wird wegen der Briegel-Absage nicht morgen untergehen, die neuen Spieler sind größtenteils schon verpflichtet, das Prinzip Hoffnung prägt den Ausblick auf die neue Saison. Aber wenn schon solche verhältnismäßig kleinen Aufgaben wie die Sportchef-Suche nicht einvernehmlich über die Bühne gebracht werden, dann kann man dieser Vereinsführung eigentlich auch nicht das viel größere Thema "Ausgliederung" vertrauensvoll in die Hand geben, um mal etwas weiter vorauszuschauen. Denn dabei geht es immerhin um die wichtigste vereinspolitische Entscheidung der FCK-Historie, nämlich den nur einmalig möglichen Verkauf der Anteile aus den Händen der Mitglieder in die Hände eines Investors. Aber das ist eine andere Geschichte, die sicher später noch mal auf den Tisch kommt.
Als entscheidende Führungskräfte im Verein liegt es jetzt erstmal an Vorstand und Aufsichtsrat, sich mit all jenen zusammenzuraufen, denen der FCK am Herzen liegt. Und die Kräfte aktiv zu bündeln anstatt sie zu spalten. Damit "Nur zusammen sind wir Lautern" vielleicht doch mal wieder mehr wird, als nur ein Spruch auf dem Mannschaftsbus.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: Sportchef-Suche beim 1. FC Kaiserslautern