Kummt Senf druff

FCK-Fan aus den 80ern – Fluch oder Segen?

FCK-Fan aus den 80ern – Fluch oder Segen?

Die Westkurve beim Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen VfB Stuttgart am 09.05.1987 (Endstand: 3:0); Foto: Imago/Sportfoto Rudel

War früher alles besser? DBB-Gastautor hardy68 hat sich diese Frage in Bezug auf den 1. FC Kaiserslautern gestellt und kommt zu einem gemischten Fazit.

Ich bin ein Kind der 80er. Ich besuchte Freunde, ohne mich per Facebook oder WhatsApp zu erkundigen, ob sie Zeit hätten. Wir machten an manchen Tagen einfach nix. Heute chillt man. Kommt wohl auf das gleiche raus. Wir gingen samstags um 15:30 Uhr auf den Betze und gingen danach meist gut gelaunt wieder heim. Wir schauten uns so Gegner wie Uerdingen, Wattenscheid und Homburg an und freuten uns auf Bayern, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt. Im Prinzip war es einfach, wir waren der Kleine, aber jeder hatte Schiss vor uns. Vor dem Team und vor den Fans! Wir waren die Bauern aus der Pfalz.

Man kaufte sich ein Trikot und machte den Namen seines Lieblingsspielers drauf. Der spielte meist auch nächste Saison und darüber hinaus bei uns. Bei uns, also nicht bei denen da oben oder beim FCK, nein, bei uns!

Die Einheit vom Betzenberg: Wir gegen die

In der Kurve gab es auch schon die Aggressiven und die Netten. Man kannte sich nicht, aber man freute sich immer, wenn man sich sah. Man gehörte dazu. Man war eine Einheit. Wir gegen die, die es sich erdreisteten, die Punkte vom Betze mitnehmen zu wollen. Unfassbar. Wir hatten manch schlimme Trainer wie Rudi Kröner oder Gerd Roggensack. Wenn es eng wurde, hat man die gefeuert und Ernst Diehl zog den Karren aus dem Dreck. Aber wir waren selbstverständlich in der ersten Liga und dieses andere Zeug wie Mainz, Hoppenheim und Co. war einfach nicht existent.

Und heute? Heute ist alles anders. Ich weiß nicht, wie manche die Kraft hernehmen, sich immer noch jedes Spiel anzutun. Wenn ich mir ein Spiel auf dem Betze anschaue, freue ich mich mittlerweile schon mehr auf die Wurst und das Bier als auf das Spiel. Ich schleiche danach den Berg runter und bin wieder depressiv. Ich will nicht sagen, dass grundsätzlich früher alles besser war, aber es war hoffnungsvoller. Das liegt aber ganz klar an der komischen Sicht, die man auf die Vergangenheit hat. Wir hatten ja auch Waldsterben, Angst vor Atomkrieg usw.

Vielleicht liegt es auch am Alter, die Prioritäten verschieben sich. Es gab Zeiten, da war die Woche für mich gelaufen, wenn mein FCK verloren hat. Heute ist es zwar traurig, aber man konzentriert sich dann auf die Arbeit oder seine anderen Hobbies und denkt nicht weiter drüber nach. Erst ein oder zwei Tage vor dem nächsten Spiel kribbelt es wieder ein wenig in den Fingern. Was sagt mir das? Das FCK-Blut ist noch in mir, aber es hat sich leider viel verändert. Zu viel. Es ist nicht mehr mein Fußball.

Wie seht Ihr das, FCK-Fans der 80er?

Ich habe ja so ziemlich alle Gefühlsebenen mit meinem FCK durchgemacht und möchte trotzdem keine davon missen. Ich bin froh, die glorreichen Zeiten in den 90ern mitgemacht zu haben. Als ganz kleines Dorf (so fühlte man sich) es den großen Bayern gezeigt zu haben. Danach waren wir selbst ein Teil der Großen. Ich fand es auch toll. Man war Teil des Ganzen! Dass wir dann Größenwahnsinnig wurden steht auf einem anderen Blatt. Aber mir tun die jungen Leute von heute schon leid, nein, ich korrigiere, ich bewundere die jungen Fans sogar. Dafür, dass Ihr Fans seid, obwohl Ihr mit dem FCK mehr leiden müsst als Freude zu erleben. Eigentlich so wie wir vor den 90ern. Geschichte wiederholt sich! Vielleicht auch für die Jüngeren unter uns.

Mir war einfach danach, diese Zeilen mal runter zu schreiben. Wie geht es den anderen aus den 80ern? Wo nehmt ihr die Motivation her? Oder habt ihr schon abgeschlossen mit allem?

(Gastautor hardy68, wie sein Name schon sagt Jahrgang 1968, wurde mit dem FCK-Gen geboren: Weil Werner Liebrich ein Cousin seines Vaters war, heißt er im wahren Leben ebenfalls Werner. Sein erstes Spiel war Anfang der 70er Jahre in Block 7 gegen den KSC, die großen Erfolge der 90er erlebte er alle mit, heute sitzt er meistens auf der Südtribüne.)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: hardy68

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