Im Blickpunkt: Presseschau zum Heimsieg gegen die Löwen

„Wir sind von den Toten auferstanden“

„Wir sind von den Toten auferstanden“


Nach dem denkwürdigen 3:2 des 1. FC Kaiserslautern gegen 1860 München fiel es so manchem Anhänger schwer, das Gesehene zu verarbeiten oder gar die angemessenen Worte zu finden. Glücklicherweise gibt es aber solche, die für diesen Job bezahlt werden. Wir haben eine Presseschau zusammengestellt - sogar Gerry Ehrmann wird zitiert...

Der geschätzte Fußballjournalist Tobias Schächter schreibt in der „Frankfurter Rundschau“ von einer „Inszenierung (...), die irgendwann einmal im ‘Betze’-Museum ausgestellt werden könnte“. Die FCK-Mannschaft habe den widrigen Umständen getrotzt „und überrannte den Gegner mit der Unterstützung eines manischen Publikums“. Schächter zitiert in seinem Artikel - „Die Rückkehr des Betze-Feelings“ - den Siegtorschützen Philipp Hoffmann („So etwas habe ich noch nie erlebt“) und einen Mann vom Bierstand, der sagt: „Des ist tatsächlich de Betze, ich glaab’s net“.

Der selbst aus der Pfalz stammende Schächter weiß: „Der ‘Betze’ ist ein großer Sehnsuchtsort für Fußball-Romantiker. Früher verwandelten hier Mannschaften mit Kerlen wie den Walter-Brüdern, Hans-Peter Briegel oder Stefan Kuntz regelmäßig Rückstände in Siege“. Der „Betze“ sei in Fußball-Deutschland als Sinnbild für die Einheit zwischen Publikum und Mannschaft gestanden. Dieses ganz spezielle „Betze-Feeling“ sei aber in der vergangenen Dekade mit vielen internen Grabenkämpfen, personellen Fehlgriffen und zuletzt zwei leichtfertig verspielten Aufstiegsversuchen verloren gegangen.

„Druff-un-dewedder-Kampf bis zur letzten Minute“

Ulli Schauberger von der „Bild“ fühlte sich am Montagabend an frühere große FCK-Zeiten erinnert: „Unglaubliche Emotionen, ein Sieg in Unterzahl, ein Joker-Tor (...), ein Druff-un-dewedder-Kampf bis zur letzten Minute“. Die Fans hätten nach langer Durststrecke endlich wieder eine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft gesehen, die nie aufgegeben hätte. FCK-Torwart-Idol Gerry Ehrmann diktierte Schauberger in den Block: „Wir sind von den Toten auferstanden. Der absolute Wahnsinn - richtig geil.“ Und auch Joker Hoffmann kommt zu Wort: „Der Jubel war überragend. Das vergesse ich nicht so schnell.“ Der Artikel endet in der mehr- oder minder-gelungenen „Bild“-Zeile: „Endlich wieder 1. FC GÄNSEHAUTern...“.

Oliver Sperk von der „Rheinpfalz“ outet sich mit seiner Überschrift „Legenden der Leidenschaft“ als Kinokenner. Er beschreibt das Spiel als „Werbefilm für die wunderbare Emotionalität diese Sports - speziell am Betze“. Bei Lakics Ausgleich schien der Betze zu explodieren, beobachtete Sperk. Auch FCK-Coach Runjaic betont gegenüber der „Rheinpfalz“ das „überragende Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Fans“. Sein Kollege, der neue Löwen-Trainer Ricardo Moniz, prophezeit: „Das Publikum wird dieses Spiel nicht vergessen. Aber ich vergesse es auch nicht.“

„Unberechtigte Elfmeter auf dem Betze? Nichts Neues“

Philipp Schneider von der „Süddeutschen Zeitung“ lehrt: „Wer zum bebenden Betzenberg reist, der muss wissen, worauf er sich einlässt“. Er erinnert an das 7:4 gegen Bayern - das allerdings in Überzahl gelang. Der 18-jährige Julian Weigl, Kapitän der Sechzger in dieser noch jungen Saison, war da noch gar nicht auf der Welt. Er gesteht im Nachhinein: „Wir wollten das Spiel unter Kontrolle bringen. Das haben wir aber nicht geschafft. Und dann hatte der Gegner die unglaublichen Fans im Rücken.“ Schneiders Artikel trägt die Überschrift: „Die Nacht der lebenden Toten“.

Alfred Kohlhäufl, Mitglied der Meisterlöwen von 1966, berichtet in seiner Kolumne in der Münchner „Abendzeitung“ fast ehrfürchtig: „Wer die Spiele auf dem Betzenberg regelmäßig verfolgt, und das müssen die gegnerischen Trainer, weiß, dass vor allem in der zweiten Halbzeit die Heimmannschaft mit der Unterstützung ihres fanatischen Publikums auch in Unterzahl alles geben und um jeden Zentimeter Boden kämpfen wird.“ Der 1:2-Anschlusstreffer der Roten Teufel sei durch einen zweifelhaften, aus seiner Sicht unberechtigten Elfmeters entstanden, aber das sei auf dem Betzenberg „nichts Neues“.

Von einer „Reanimation des Mythos Betzenberg“ ist im „Mannheimer Morgen“ die Rede, die „Saarbrücker Zeitung“ erlebte einen „Abend wie in alten Zeiten“, im „Trierischen Volksfreund“ werden „Kevins feiner Fuß und der Schädel von Philipp“ gewürdigt. Eher nüchtern ordnete Doppeltorschütze Srdjan Lakic gegenüber dem „SWR“ das Ganze ein: „Ich will jetzt keine großen Worte sprechen, es stehen noch 33 Spiele aus.“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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