Gegner-Vorschau 2012/13, Teil 1: Die Stadien

Von Stahlrohrtribünen, Baustellen und WM-Stadien

Von Stahlrohrtribünen, Baustellen und WM-Stadien

Das Erzgebirgsstadion in Aue

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben: Im Rahmen unserer dreiteiligen Gegner-Vorschau blicken wir heute auf die facettenreiche Stadionlandschaft, die den 1. FC Kaiserslautern und seine Fans in der kommenden Zweitliga-Saison erwartet.

- Gegner-Vorschau, Teil 2: Die Fans - Von Kultclubs, alten Bekannten und grauen Mäusen
- Gegner-Vorschau, Teil 3: Die Teams - Von Favoriten, Geheimtipps und Abstiegskandidaten

Nach den immer gut gefüllten, modernen Arenen der Bundesliga mit Einheitsfraß und Bezahlkarten in den letzten beiden Jahren, bietet die neue Saison den Fans des 1. FC Kaiserslautern wieder etwas Abwechslung. Eine interessante Mischung - bestehend aus durch Stahlrohrtribünen erweiterte, kleinere Spielstätten über im Ausbau befindliche Stadien bis hin zu WM-Arenen - wartet auf den Besuch des reisefreudigen FCK-Anhangs.

Aber der Reihe nach: Zum ersten Auswärtsspiel reist unser FCK an den östlichen Rand der schwäbischen Alb, um dort erstmals in der Vereinsgeschichte gegen den VfR Aalen ein Pflichtspiel zu bestreiten. Während der Sommerpause wurde in der bereits in den letzten Jahren nach und nach ausgebauten Scholz Arena im Osten eine überdachte Stahlrohrtribüne montiert, die das Fassungsvermögen auf 13.251 Plätze erhöht und damit die Kapazitäten der beiden anderen Aufsteiger aus Regensburg und Sandhausen übertrifft.

Danach führt uns der Spielplan zum nächsten neuen „Ground“ nach Dresden. Denn an Stelle des weitläufigen, fast komplett unüberdachten Rudolf-Harbig-Stadions, dass der eine oder andere FCK-Fan noch vom letzten Gastspiel bei Dynamo Dresden vor 18 Jahren kennt, wurde 2009, nach knapp zweijähriger Bauzeit, ein komplett überdachtes, reines Fußballstadion mit steilen Tribünen, die 32.066 Zuschauern Platz bieten, eröffnet. Stimmungsmäßig dürfte das Spiel in der sächsischen Landeshauptstadt einer der Saisonhöhepunkte sein.

Weiter geht es im 1979 fertig gestellten Ruhrstadion des VfL Bochum, das wohl eine der Inspirationsquellen für den Ende der 1970er Jahre begonnenen Umbau des Betzenbergs zu einem engen, komplett überdachten Hexenkessel war und seit längerer Zeit endlich mal wieder auf dem Tourplan steht. Die Kapazität der Frauen-WM-Spielstätte wurde im Zuge der in den letzten Jahren erfolgten Umwandlung vieler Steh- zu Sitzplätzen auf nunmehr 29.299 gesenkt. Der Anblick „richtiger“ Flutlichtmasten dürfte hingegen nicht nur die Stadion-Nostalgiker erfreuen.

Ingolstadt als viertes Reiseziel der Auswärtsfahrer stellt keine Premiere mehr dar, aber der 2004 fusionierte FC Ingolstadt trägt seine Heimspiele mittlerweile im 2010 eröffneten Audi-Sportpark aus. Dieser bietet auf seinen Tribünen Platz für 15.445 Besucher und stellt damit eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Provisorium ESV-Stadion vom letzten Gastspiel darstellt. Beim Bau des Stadions haben die Planer bereits an zukünftige Erfolge der Ingolstädter gedacht, und eine Erweiterung der Zuschauerränge durch Anhebung der Dachkonstruktion, ermöglicht. So könnten dann irgendwann bis zu 30.000 Fans die Spiele im Sportpark verfolgen.

Absolute Routine stellt dagegen der Trip in die rheinische Domstadt dar. Die Heimstätte des 1. FC Köln im Stadtteil Müngersdorf ist architektonisch einzigartig in Deutschland und besitzt einen ganz eigenen Charakter mit seinen vier Lichttürmen, die nicht nur nachts leuchten, sondern auch die Kräfte aus den Hängebrücke-ähnlichen Tragkonstruktionen der Dächer aufnehmen. Bestimmt werden die Spieler auch in dieser Saison wieder von einer großen Zahl Lautrer Fans im 50.000 Zuschauer fassenden WM-Stadion unterstützt.

Das Stadion des SC Paderborn wurde zwar erst vor vier Jahren eingeweiht, trägt aber seit wenigen Tagen bereits den dritten Namen - Rekord im deutschen Profifußball. Gewöhnungsbedürftig ist auch der optisch recht eigentümliche Innenraum mit dem nach oben gerichteten Dach, dass bei einem Regenschauer den wenigsten der 15.000 Plätze dieser Arena Schutz bieten dürfte. Von außen wirkt der Bau, der in einigen Elementen, wie zum Beispiel den Tribünenzugängen, an niederländische Stadien erinnert, eher wie eine geschlossene Lagerhalle.

Bis vor wenigen Jahren war das Stadion am Bornheimer Hang ein Relikt aus den Fünfzigern, das Jahrzehnte lang im nahezu unveränderten Dress vor sich hin schlummerte und viele Stadionbegeisterte entzückte. Mit den sportlichen Erfolgen des lange dahin dümpelnden FSV Frankfurt kamen dann auch die Pläne für einen Umbau auf, die zwar optisch durchaus gut anzusehen sind, aber viele Mängel im täglichen Gebrauch aufweisen. Stellvertretend sei hier die offene Ecke in der Heimkurve genannt, die mehrere hundert Plätze gekostet hat, in einer von der Kapazität her ohnehin nicht die Lizenz-Statuten erfüllenden Spielstätte. Derzeit laufen die Bauarbeiten für eine neue Haupttribüne mit den nötigen Funktionsräumen und den üblichen Räumlichkeiten für VIP-Gäste. Selbst diese neuerliche Baumaßnahme wird die Gesamtkapazität des Stadions auf lediglich 12.500 Plätze erhöhen und der FSV somit weiterhin eine Ausnahmegenehmigung von der DFL benötigen. Festzuhalten bleibt dabei aber auch, dass diese Größe für den Frankfurter Stadtteilverein mit weniger als 5.000 eigenen Zuschauern im Schnitt locker ausreicht.

Auf unserem Baustellen-Hopping schließt sich beim letzten Auswärtsspiel der Hinrunde das Millerntor-Stadion vom FC St. Pauli an. Dort wird aktuell an der neuen Gegentribüne gebaut, die für Bauvorhaben der letzten Jahre mit 10.000 Steh- und 3.000 Sitzplätzen eine erfreuliche hohe Zahl von Stehplätzen bieten wird und das Fassungsvermögen des Stadions auf rund 28.000 Zuschauer anhebt. Bis Anfang 2013 sollen die Arbeiten an der neuen Tribüne dauern, mit deren Abschluss das Millerntor zu drei Vierteln fertig gestellt sein wird. Der FC St. Pauli und seine den Bau kritisch begleitenden Fans zeigen, dass auch in der heutigen Zeit der Bau eines fanfreundlichen Stadions möglich ist.

Diese Nähe zum Fan wird auch beim Abschluss der „Baustellentour“ zum letzten Auswärtsspiel im Jahr 2012 bestätigt, wenn es für den FCK in den Südosten Berlins nach Köpenick geht, wo der 1. FC Union Berlin seine Heimspiele im Stadion an der Alten Försterei austrägt. Gerne erinnern sich die Lautrer Fans an den bislang einzigen Auftritt der Roten Teufel in der stimmungsvollen Arena der Eisernen zurück, und viele werden sich wieder auf den Weg machen, um den FCK zu unterstützen. Vor wenigen Tagen erst wurde der Grundstein für die neue 3.557 Sitzplätze fassende Haupttribüne gelegt, die sich mit ihrer Backsteinfassade angenehm an das restliche Erscheinungsbild der Alten Försterei anpassen soll. Der Tribünenneubau soll zur Saison 2013/14 abgeschlossen sein und die Zuschauerkapazität dieses bisher sehr puristischen Fußballstadions auf dann 21.873 Plätze steigern.

Den Auswärtsauftakt im neuen Jahr begehen die FCK-Anhänger in der leidlich bekannten WM-Arena im Münchner Norden, mit dem Gastspiel beim TSV 1860. Nach zwei Jahren in den Oberrängen der Nordkurve des 69.901 Zuschauer schluckenden Schlauchboots, geht es dieses Mal wieder in den untersten Rang der Südtribüne zum Anfeuern des Teams. Hoffentlich ist es dann etwas wärmer als bei unserer letzten Visite im zurückliegenden Januar, bei zweistelligen Minusgraden.

Beim nächsten Stopp unserer Stadionreise hat sich im Grunde nichts geändert. Der MSV Duisburg hat nur das Namensrecht seiner 31.500 Besucher fassenden Arena an einen Reiseveranstalter verscherbelt und sich damit im Wettbewerb um den skurrilsten Stadionnamen einen der vorderen Plätze gesichert.

Nach einem von lediglich zwei Gastspielen im Ruhrpott in dieser Saison geht es erneut in die Hauptstadt, wo dieses Mal der Westteil der Stadt mit dem altehrwürdigen Olympiastadion auf dem Plan steht. Die Heimspielstätte von Hertha BSC ist mit seinen 74.244 Sitzplätzen das größte der 18 aktuellen Zweitliga-Stadien und hat bei gutem Wetter und vollbesetzten Rängen seine eigene Faszination. Inwieweit dies bei einem Spiel Ende Februar, möglicherweise am Montagabend, der Fall sein wird, ist jedoch fraglich.

Im März steht der Besuch im Eintracht-Stadion in Braunschweig an, dass eines von nur drei Stadien mit Laufbahn in der zweiten Liga ist. Im Vergleich zum letzten Spiel bei Eintracht Braunschweig im Dezember 2006 wurde die Gästekurve aufgestockt und erhielt analog zur Heimkurve ein schützendes Dach. Somit stieg das Fassungsvermögen auf aktuell 25.540 Plätze. Auch in Braunschweig ist die Haupttribüne, wie in Frankfurt und Berlin, eine Baustelle, jedoch wird hier keine komplett neue Tribüne gebaut, sondern die bestehende zu den Kurven hin erweitert und im oberen Bereich der Ränge VIP-Logen eingebaut. Zusätzlich werden die Funktionsräume unterhalb der Betonstufen saniert und erweitert. Mit der für Sommer 2013 geplanten Fertigstellung bietet das Stadion dann 24.406 Zuschauern einen Sitz- oder Stehplatz. Bemerkenswert ist der Namenswechsel im Jahr 2008, als aus dem Städtischen Stadion an der Hamburger Straße das Eintracht-Stadion wurde, weil fünf Eintracht-Sponsoren gemeinsam das Namensrecht kauften und den alten Traditionsnamen wieder einführten.

Danach gibt es zur Abwechslung mal wieder die Möglichkeit, Neuland zu betreten. Denn beim Spiel im Hardtwaldstadion feiert der FCK seine Pflichtspiel-Premiere im derzeit kleinsten Zweitliga-Städtchen Sandhausen. Die Aufsteiger vom SVS nutzen die lange Sommerpause, um das reine Fußballstadion am Ortsrand den Bedürfnissen der neuen Liga anzupassen und installieren eine Rasenheizung sowie zwei Zusatztribünen, um die Kapazität auf 12.100 Plätze zu erhöhen. Damit ist die Heimstätte des SV Sandhausen in dieser Saison das kleinste Stadion der 2. Bundesliga. Im Falle des Klassenerhalts gibt es die Absicht, das Hardtwaldstadion um weitere 3.000 Stehplätze auf einer Stahlrohrtribüne zu erweitern. Und für eine ständige Etablierung in der zweiten Liga soll Präsident und Mäzen Jürgen Machmeier bereits Pläne für einen Neubau in Autobahnnähe haben.

Vom nahen Sandhausen geht es im April weiter zu den Ostwochen, denn die beiden folgenden Auswärtsspiele finden in den auch 23 Jahre nach dem Mauerfall noch oft so genannten „neuen Bundesländern“ statt. Zunächst geht es ins idyllisch gelegene Erzgebirgsstadion nach Aue, das neben dem legendären Nudeltopf ein neues Dach über den Sitzplätzen der Gegentribüne aufzuweisen hat und weiterhin für 15.690 Besucher einen Platz bei Heimspielen des FC Erzgebirge Aue bereithält.

Zwei Wochen später reist der FCK in die Lausitz und kämpft im Stadion der Freundschaft um die Punkte. Seit dem letzten Auswärtsspiel beim FC Energie Cottbus hat sich an dem mit zwei Stahlrohrtribünen hinter den Toren bestückten Stadion nichts nennenswertes verändert und die Kapazität dieses eigentümlichen Baus beträgt weiterhin 22.528 Plätze.

Zum Abschluss unserer Auswärtstour wartet noch eine weitere Premiere auf die FCK-Auswärtsfahrer, denn auch im Regensburger Jahnstadion haben die Roten Teufel noch kein Pflichtspiel absolviert. Wie bei den zwei Mitaufsteigern aus Aalen und Sandhausen musste der SSV Jahn Regensburg in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Rasenheizung einbauen und mit einer zusätzlichen Stahlrohrtribüne für rund 3.000 weitere Plätze sorgen. Das Fassungsvermögen der 85 Jahre alten Spielstätte erhöht sich dadurch auf fast 13.000 Plätze. Für die Zukunft planen Stadt und Verein jedoch mit einem Stadionneubau, ähnlich der in Ingolstadt realisierten Arena, am Stadtrand, da es am Standort des alten Stadions keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten gibt.

Auch wenn sich jeder FCK-Fan den Aufstieg zum Ende der kommenden Saison wünscht, so bietet diese also in Hinblick auf die zu bereisenden Stadien doch zumindest eines: Abwechslung!

Deine Meinung: Auf welches Auswärtsstadion freust Du Dich am meisten? Moderne WM-Arena oder doch lieber uriger Kleinstadt-Ground? Erzähl es uns im Diskussionsforum!

Morgen im zweiten Teil der Gegner-Vorschau auf „Der Betze brennt“: Die Fanszenen der zweiten Liga.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: jos

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