Training morgens, Training mittags, so langsam kennt man den Tagesablauf in Campoamor. Dennoch ist es für die mitgereisten Fans natürlich weiter Ehrensache, bei möglichst jedem Training der 28 Bundesligaspieler dabei zu sein. Am ersten Tag ohne richtigen Sonnenschein mussten sich dann alle etwas wärmer anziehen, um die Übungen des Tages zu sehen: Bewegungsabläufe standen auf dem Programm, Taktik, Passspiel und zum Abschluss ein kleines Trainingsmatch. Auf Fan-Seite ging der Tagesbestenpokal erstmals an eine Dame, nämlich die im Taxi verzweifelt (und erfolglos) auf der Suche nach einer Disco herumirrende S. Sie schaffte rechtzeitig die Rückkehr, um ihren Pokal entgegenzunehmen.
Nach der Siesta am Mittag folgte dann das zweite Training, während sich einige Fans auf den Weg ins 50 Kilometer entfernte Elche machten. Schon mal gehört? Hier spielt der Tabellenführer der zweiten spanischen Liga und heute kam es zum Testkick gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund (1:5). Skandalös war für die Hercules-Alicante-Sympathisanten unter den FCK-Fans (siehe Tagebucheintrag von Samstag), als sie im Publikum einen Einheimischen mit „Anti Hercula“-Schal entdeckten - beide Städte trennen nur rund 30 Kilometer und in der aktuellen Zweitligasaison auch nur ein Punkt im Aufstiegskampf. Elche, pfuuuuiiiii!!! Der FC Elche verlor in seiner Heimstätte Estadio Martinez Valero, die die Bezeichnung „altehrwürdig“ wirklich verdient, letztlich mit 1:5 gegen den BVB. Die Dortmunder zeigten dabei einige für FCK-Fans wirklich bemerkenswert schöne Kombinationen und wurden von etwa 50 schwarzgelben Anhängern lautlos unterstützt.
Anschließend stand dann eines der Highlights jedes Trainingslagers bevor, der gemeinsame Abend von Mannschaft, Betreuern und Fans. Nachdem im Vorjahr einige Spieler schon nach 20, 25 Minuten dieses Treffen recht lustlos verlassen hatten, waren die Erwartungen bei den alten Trainingslagerhasen aber doch eher gering. Und auch ein paar einzelne Spieler hatten manche Spaß-Suff-Gesängen der Vortage wohl doch etwas zu ernst genommen und kamen ebenfalls mit gemischten Gefühlen in die Lobby des Hotels. Sämtliche Befürchtungen erwiesen sich aber als unbegründet und es wurde ein super Abend, an dem die ersten Spieler erst nach knapp zwei Stunden gingen - und das war keine Vorgabe der Vereinsführung - und vorher bei guten Gesprächen viel Spaß hatten.
Stefan Kuntz, Marco Haber und Co. kündigten die für Donnerstag bevorstehende Ankunft eines Innenverteidigers an, den sie in Zukunft gerne im FCK-Trikot sehen würden (mittlerweile hat sich dieser Spieler als Gary Kagelmacher entpuppt; Anm. d. Red.) und gaben auch sonst interessante Einblicke in das Innenleben des Vereins. Und auch die Spieler hatten ebenso wie die Fans einen schönen Abend, an dem vom Offensivspiel über Privates bis zu Pyrotechnik - die fast alle befragten Spieler geil finden - alle möglichen Themen durchgekaut wurden. Zum Kauen für die Zähne gab es leider nur Schinken und Käse in Scheiben, dafür wurde aber das reichlich geflossene Bier aus der Mannschaftskasse bezahlt und auch die eine oder andere Flasche Wein wanderte über den Tresen - außer natürlich für die Spieler selbst. Etwas langweilig oder zumindest schwierig war der Abend für die nicht-deutschsprachigen Spieler wie Jakub Swierczok, Itay Shechter oder Kostas Fortounis, aber notfalls wurde eben mit Händen und Füßen kommuniziert. Umso mehr Spaß hatten dafür die jungen Spieler um Willi Orban und Marius Müller, die mit der nötigen Lockerheit auch die oben genannten Gesänge registriert hatten und sich darüber amüsierten. Auch die Sprüche beispielsweise von Gerry Ehrmann oder Christian Tiffert waren nicht von schlechten Eltern.
In Absprache mit den Fans waren zum Mannschaftsabend keine Journalisten zugelassen und auch auf die Veröffentlichung von Fotos sollte verzichtet werden - dieser Abend gehörte exklusiv den Verrückten, die dem Verein sogar ins Trainingslager folgen.
Nachdem die letzten Offiziellen noch fast bis Mitternacht mit den verbliebenen FCK-Fans philosophierten, gingen einige Anhänger anschließend noch auf eine Geburtstagsparty, der Rest ließ den Tag mit mit dem üblichen Abendprogramm langsam ausklingen. Morgen geht’s weiter, live aus Campoamor!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas
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