Interview mit Aufsichtsratskandidat Ottmar Frenger

„Entscheidend ist am Ende das Ergebnis“

„Entscheidend ist am Ende das Ergebnis“


Ottmar Frenger ist seit 1964 Vereinsmitglied und gehörte 2001 erstmals zum Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern. Als seit 2004 durchgehendes Mitglied dieses Gremiums nennt er seine Erfahrung und die Kontinuität in der Vereinsführung als Argumente für seine Wiederwahl. Als oberstes Ziel für die nähere Zukunft sieht er die weitere wirtschaftliche Gesundung des FCK.

Der Betze brennt: Hallo Herr Frenger, was bedeutet für Sie „Aufsicht führen“?

Ottmar Frenger (60): Im Sinne der Satzung bedeutet „Aufsicht führen“, dass der Aufsichtsrat verpflichtet ist „die Wahrnehmung der Vereinsaufgaben durch den Vorstand zu kontrollieren“. Das heißt nach meinem Verständnis primär, die dort aufgelisteten Geschäfte der Kontrolle zu unterziehen. Dabei gilt es vornehmlich dem Vorstand zu signalisieren, gemeinsam Problemkreise angehen zu wollen, mit ihm die Kernfragen zu bearbeiten, im Rahmen von kritischer und kontinuierlicher Gremienarbeit. Die Aufsichtspflicht beginnt schon im Vorfeld der Entscheidungsfindung. Ein wirksames Kontrollsystem muss vorhanden sein. Ein umfassendes Bild ist Voraussetzung für eine wirkungsvolle Erfüllung der Aufsichtspflicht. Das gilt gleichermaßen zum Selbstschutz, um mögliche Haftungsgefahren auszuschließen.

Der Betze brennt: Sie sind das „Urgestein“ des Aufsichtsrats, wurden erstmals vor zehn Jahren kurz Mitglied, gehören dem Gremium seit 2004 durchgehend an und waren von 2006 bis 2008 stellvertretender Vorsitzender. Was motiviert Sie zu Ihrer erneuten Kandidatur?

Frenger: Wie schon in den vergangenen Interviews herausgestellt, gilt mein Versprechen unverändert: Wann immer ich berufen werde, bin ich für den FCK da. Mein Bestreben ist es, den erfolgsversprechenden Weg, auf dem wir uns befinden, auch weiterhin aktiv zu begleiten. Mit Stefan Kuntz haben wir im Frühjahr 2008 einen Glückstreffer gelandet, an dem auch ich nicht unerheblich beteiligt war. Seine positive Ausstrahlung und sein vorbildliches Engagement, haben das Vertrauen, das die Aufsichtsräte in ihn gesetzt haben, in überzeugender Weise bestätigt. Ähnliches gilt für den sportlichen Bereich: Mit Marco Kurz konnte der Vorstand einen Trainer verpflichten, der zu uns passt. Was mir an ihm imponiert ist, dass er ohne Murren, die vorgefundene Lage angenommen hat, wohlwissend, dass der FCK mit einem geringen Etat eigene Wege gehen muss, um im Oberhaus zu bestehen. Das ist ihm bislang trefflich gelungen. Auch die Arbeit im Aufsichtsrat zeigt Konturen. Trotz interner, heftiger Diskussionen, mit divergierenden Meinungen, konnten schlussendlich auch unter schwierigsten Bedingungen Entscheidungen herbeigeführt werden - stets zum Wohle des Vereins. Diese drei Komponenten stimmen mich hoffnungsvoll, dass wir den FCK auf diesem Weg in eine gesicherte Zukunft führen.

Der Betze brennt: Die Turbulenzen der Jahre bis 2008 wurden oft genug durchgekaut und sind zu großen Teilen auch bereits aufgearbeitet. Wie bewerten Sie den nachfolgenden Werdegang des FCK in den vergangenen drei Jahren?

Frenger: In den letzten drei Jahren konnte das Vereinsprofil - aufbauend auf die vergangenen Jahre, in denen bereits deutliche Veränderungen eingeleitet wurden - geschärft werden. Beide Säulen, die sportliche und die wirtschaftliche, wurden überzeugend stabilisiert. Die sportliche Wende wurde eingeleitet mit der früher als erhofften Rückkehr in die Bundesliga und dem fast schon sensationell zu wertenden 7. Platz. Dieser Erfolg schlägt sich überdeutlich im wirtschaftlichen Bereich nieder. Schritt für Schritt konnte an der finanziellen Stabilisierung bis hin zur (baldigen) Gesundung gearbeitet werden. Der weitere Verbleib in der Bundesliga wird uns unserem Ziel näher bringen. Mit Augenmaß und Weitsicht, ohne überheblich zu werden, können wir auf dem bisher Erreichten aufbauen. Die guten Ergebnisse mit all den Verbesserungen beweisen, dass sich die Arbeit gelohnt hat.

Der Betze brennt: Wie gestaltete sich allgemein die Zusammenarbeit des Aufsichtsrats in den letzten drei Jahren? In einigen Fällen schien es offensichtlich, dass es auseinander gehende Meinungen gab, etwa beim Abgang von Vorstandsmitglied Dr. Johannes Ohlinger, der Berufung seines Nachfolgers Fritz Grünewalt oder dem Rücktritt Ihres Kollegen Hartmut Emrich.

Frenger: In Gremien, wo Entscheidungen zu treffen sind, gibt es unterschiedliche Meinungen. Entscheidend ist am Ende das Ergebnis, das nach außen verkündet wird. Dabei sind Zivilcourage und Demokratiebewusstsein elementare Bausteine. Fairness und Respekt vor dem Kollegen müssen hinzukommen. Dass es intern zu heftig geführten Diskussionen kam, soll nicht verheimlicht werden. Jedoch stets mit dem festen Willen, auch unter schwierigsten Bedingungen, Entscheidungen zeitnah und mit vertretbaren Begründungen, zu suchen und zu finden. Vor allem unsere Pflicht als Kontrollorgan zu erfüllen. Zu den konkreten Beispielen, hat zum einen Dr. Ohlinger schon zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, als ehrenamtlicher Vorstand nur auf Zeit dem Verein helfen zu wollen. Als er sein Ausscheiden signalisierte, haben wir diesem Wunsch entsprochen. Diese Situation verlangte zwingend, einen Nachfolger zu suchen, damit der Vorstand nicht handlungsunfähig wird. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl auf Herrn Grünewalt, die als Entscheidung zugunsten der Gesamtkonstellation gewertet werden muss. Herr Emrich hat die Gründe für sein Ausscheiden deutlich gemacht, insbesondere seine anderweitigen Aufgaben genannt.

Der Betze brennt: Eine hieran anschließende Frage: Dem außenstehenden Vereinsmitglied fällt es häufig schwer, zwischen den einzelnen Mitgliedern des Aufsichtsrats zu differenzieren. Welches Qualifikation konnten speziell Sie in den vergangenen drei Jahren im Aufsichtsrat einbringen und welche Erfolge verbuchen Sie persönlich für sich?

Frenger: Die persönlichen Erfolge sind bei unserer Arbeit nicht vordergründig. Das Teamwork ist entscheidend. Außer, dass ich für mich verbuche, kein bequemer Mitstreiter zu sein, vor allem konsequent meinen Standpunkt vertrete, sowie sachliche und konstruktive Kritik anbiete und stets mit offenem Visier antrete. Das Zusammenspiel innerhalb des Gremiums ist von maßgeblicher Bedeutung. Dazu muss jeder seine individuellen Fähigkeiten einbringen. Zunächst konnte ich meine langjährige Erfahrung im Verein und in vier unterschiedlich bestückten Aufsichtsräten einsetzen. Die Verbindung von Fußballkompetenz - in allen Bereichen, innerhalb und außerhalb des Platzes - und der juristischen Ausbildung gepaart mit mehr als dreißigjähriger Erfahrung im Personalwesen und Rechtsvertretung - an der Basis als Personalleiter und in der Geschäftsleitung als Personalreferent - sowie der Umgang mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten befähigen mich, als kompetenter Partner im Aufsichtsrat, meinen Beitrag zu leisten. Kontinuierliche und konsequente Arbeit hat sich stets ausgezahlt. Auf Erfahrungswerte zurückgreifen zu können, ist hilfreich. Gutes zu bewahren und im Bedarfsfalle mit innovativen Kräften unser gemeinsames Ziel zu verfolgen, muss die Losung sein.

Der Betze brennt: Blicken wir in die Zukunft. Welche Projekte sehen Sie in den kommenden drei Jahren als die wichtigsten für den FCK an?

Frenger: Oberstes Ziel muss sein, die wirtschaftliche Gesundung voranzutreiben, damit wir den „Rotstift“ in der Schublade verschwinden lassen können. Für den Verbleib in der Bundesliga müssen alle erdenklichen Anstrengungen getroffen werden. Ein besonderes Augenmerk ist auf den Nachwuchsbereich zu lenken. Neben der Talentsichtung und Talentfindung, gilt es adäquate Trainingsbedingungen zu schaffen, das Nachwuchsleistungszentrum auszubauen, um die Auflagen des DFB zu erfüllen und im Konkurrenzkampf mit den aufstrebenden Nachbarvereinen nicht an Boden zu verlieren. Die Nachwuchsarbeit muss kontinuierlich weitergeführt werden. Auf Dauer wird dem „brutalen“ Transfergeschäft nicht zu begegnen sein. Nachwuchsspieler müssen sich wieder anbieten, entweder den Lizenzkader zu verstärken oder durch erzielte Ablöseeinnahmen finanzielle Alternativen zu schaffen. Als Bindeelement ist bedeutsam, dass sich unsere Fans in unserer globalisierten Welt wieder mit „Betzbuwe“ - wie zurzeit Mathias Abel - identifizieren.

Der Betze brennt: Zwei allgemeine Fragen, die wir schon vor der letzten Wahl gestellt haben, dürfen natürlich nicht fehlen. Zum einen, wie stehen Sie zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

Frenger: Wie schon wiederholt beantwortet, bin ich bei diesem Thema extrem vorbelastet. Falls ein potentieller Sponsor Interesse zeigt, muss bei einer Übernahme so viel Verhandlungsspielraum sein, dass der Name Fritz Walter stets Bestandteil bleibt. Im Rahmen eines „Doppellogos“ müssen wir die Identifikation mit unserem großen Idol erhalten. Das allerdings ist noch nicht spruchreif und sollte so lange es geht hinausgezögert werden.

Der Betze brennt: Und zum anderen, wie bewerten Sie die Möglichkeit einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, auch in Hinblick auf die aktuelle Aufweichung der 50+1-Regel und den Einstieg von Investoren im Profifußball?

Frenger: Die Tendenz, wenn wir längerfristig in der Bundesliga bleiben wollen, geht wohl dahin, dass eine Ausgliederung eines Tages unumgänglich sein wird. Unsere derzeitige Satzung ist darauf vorbereitet. Ob es bei der Aktien-Gesellschaft bleibt ,wie in Art 2(5) vorgesehen. ist ungewiss. Eine GmbH & Co. KGaA könnte ein weiteres Modell sein. Nach den DFB/DFL-Richtlinien und den letzten Grundsatzentscheidungen muss der Verein die Mehrheit der Stimmen halten, Stichwort 50+1. Der Fremdbestimmung entgegen zu wirken wird dann Verhandlungsthema bzw. Verhandlungsgeschick sein. Bislang haben wir beim 1. FCK - trotz erheblicher Mühe und einiger Kraftakte - bewiesen, dass auch ein eingetragener Verein mit einer kompetenten Führung solide wirtschaften und sportlich erfolgreich sein kann. Einem Modell „Abramowitsch“ muss eingangs bereits eine Absage erteilt werden.

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Ihrer Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Ihnen ihre Stimme geben?

Frenger: Meine erneute Kandidatur gründet sich auf den Erhalt von Kontinuität und Stabilität, aufbauend auf meiner Erfahrung aus vier Amtszeiten. Die Kombination aus Fußballkompetenz gepaart mit juristischer und verwaltungstechnischer Erfahrung ist ein Faustpfand. Beides zusammen sind Bausteine, die vom Aufsichtsrat und Vorstand genutzt werden können. Das Feld ist bestellt; jetzt gilt es den erfolgversprechenden Kurs beizubehalten und zu bestätigen. In diesem Zusammenhang habe ich eine Bitte an alle FCK-Fans: Das wieder gewonnene positive Image darf nicht aufs Spiel gesetzt werden, indem wir uns einer Minderheit beugen, einer kleinen Gruppe von Unverbesserlichen. Am Samstag in Sinsheim habe ich mich geschämt als ich dieses „von geistigen Tieffliegern“ gezeigte Transparent entdeckt habe. Der Schulterschluss der gesamten FCK-Familie ist gefordert, diesen Unbelehrbaren die rote Karte zu zeigen!

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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