Mit großen Erwartungen und Hoffnungen ging der 1. FC Kaiserslautern in die Rückrunde der Spielzeit 2008/09. Punktgleich mit Tabellenführer Mainz standen Vereinsboss Stefan Kuntz und Trainer Milan Sasic für den „neuen FCK“, der erstmals seit Jahren wieder nachhaltig Erfolg zu haben schien. Fünf neue Spieler wurden geholt, um die Rückkehr in die erste Liga wahr werden zu lassen - sie wurden von Sasic jedoch nur bedingt berücksichtigt, was letztendlich sogar zur im Dezember noch undenkbaren Trennung vom Trainer führte. Die zweite Halbserie im Saisonrückblick auf „Der Betze brennt“.
Die zweite Hälfte der Hinrunde zeigte nicht nur uns Fans, sondern auch den Verantwortlichen, dass die Mannschaft noch nicht so weit ist, um eine gesamte Runde konstant auf einem hohen Level zu spielen - also wurde „nachgetankt“ und fünf neue Spieler verpflichtet. Auf Nachfragen wurde immer erläutert, dass man die Langzeitverletzten Abel und Reghecampf ersetzen müsse und die Abgänge Ziemer und Schönheim ja auch nicht vergessen solle, also seien es eher „Austauschtransfers“. Gespannt warteten also die FCK-Fans auf die Einsätze von Dario Damjanovic, Said Husejinovic, Danny Fuchs, Jiri Bilek und Fabian Müller. Niemand konnte ahnen, wozu unter anderem diese Transfers noch führen sollten.
Nach einer ordentlichen Vorbereitung und einem Turniersieg im Trainingslager in Zypern wartete ein fast ausverkaufter Betzenberg auf den ersten Rückrundenspieltag gegen Mainz 05 - und nur Husejinovic stand in der Startelf. Das 1:1 durch Lakic erlebte beispielsweise Bilek als Suspendierter, er sollte unter Sasic keine einzige Minute auf dem Platz stehen. Damjanovic war noch nicht fit, Fuchs verletzt und Müller noch nicht so weit. Schade!
Weiter ging es in Nürnberg, wieder ein Montagsspiel, wieder mit Protesten von beiden Fangruppen. Die 0:3 Pleite beim „Club“ reihte sich nahtlos ein in die hohen Auswärtsniederlagen der Saison, auch ein gehaltener Strafstoß konnte die Niederlage nicht verhindern. Wenig erbaulich war auch der 2:0-Sieg gegen Ingolstadt, zumindest konnte man sich aber über den ersten „Dreier“ im Jahr 2009 freuen. Die Spielweise stieß zwar vielen übel auf, aber immerhin wurde gewonnen.
Vorne begann der SC Freiburg seinen Marsch in Richtung Bundesliga, während von hinten langsam aber sicher der 1. FC Nürnberg aufholte. Der FCK auf Rang vier war zwar noch immer im Rennen, aber langsam dämmerte den Fans, dass die derzeitigen Leistungen nicht zum Aufstieg reichen werden.
Ganz erbärmlich waren dann die drei folgenden Partien: drei Niederlagen in St. Pauli, gegen Fürth und in Frankfurt rissen die letzten Aufstiegsträumer aus ihrem Schlaf, zu unterirdisch die Leistungen in den drei Spielen. Hier reihten sich dann auch die Neuzugänge nahtlos ein, Danny Fuchs wurde gegen Fürth gar noch vor der Halbzeit ausgetauscht, Husejinovic hatte mit seinen ständig verunglückten Übersteigerversuchen seinen Kredit aufgebraucht und Müller sah man seine Unerfahrenheit deutlich an. Einzig der knochenharte Defensivspieler Damjanovic konnte einigermaßen punkten, seine kompromisslose Spielweise kam ganz gut an. Dennoch - eine missglückte Einkaufspolitik in der Winterpause ist nicht zu leugnen, zumindest wenn man mögliche Leistungssteigerungen der beim FCK verbleibenden Spieler auslässt und nur die kurzfristige Hilfe im Aufstiegskampf der Rückrunde 2009 betrachtet.
Das Auswärtsspiel auf St. Pauli am Rosenmontag stand im Zeichen der heftigsten Proteste der Saison bei einem FCK-Spiel, neben einem 20-minütigen Stimmungsboykott, an dem fast das gesamte Stadion teilnahm, gab es unzählige Spruchbänder und Schmährufe gegen DSF und Co. Überschattet wurde das Spiel von einem Polizeieinsatz im Gästebereich, bei dem auch unbeteiligte und friedliche Fans verletzt wurden.
Sportlich geriet ganz langsam aber sicher auch Trainer Sasic in die Schusslinie. Lange Zeit schien er aufgrund des letztjährigen „Wunders“ unantastbar, doch nun mehrten sich die Zweifler an seinen Methoden und der Spielweise. Gerüchte um sein Standing in der Mannschaft und bei Stefan Kuntz machten die Runde. Doch noch blieb es einigermaßen ruhig und der 2:1-Erfolg gegen die TuS Koblenz rettete Sasic vorerst den Job und nahm den Kritikern erstmal Wind aus den Segeln. Auch denjenigen, die zuvor Anel Dzaka massiv kritisierten, der seinen Siegtreffer gegen Koblenz mit dem „Pssst“-Zeichen feierte.
Als dann im nächsten Spiel mit dem 1:0 in Ahlen endlich der so lange ersehnte Auswärtssieg folgte, sahen viele plötzlich wieder mit der rot-weiß-roten Brille rosarot und hofften auf eine Wiederholung der Serie aus der letzten Saison, also viele Siege und keine Niederlage mehr - dann sollte der Aufstieg sollte machbar sein! Ricky Pinheiros erstem Profitor sei Dank! Und mit Rot-Weiß Oberhausen kam sogar ein machbarer Gegner auf den Betze. Nach 45 Minuten stand es zwar nur 1:0 für die „Roten Teufel“, doch es war doch nur eine Frage der Zeit, bis der Sturmlauf mit dem erlösenden 2:0 gekrönt werden sollte. Denkste, ein Konter und zack - 1:1 durch den die Westkurve verhöhnenden Terranova. Kaum schnupperte man wieder oben dran kam der Rückschlag, meine Nerven!
Aber auch andersherum geht es, denn das nächste Auswärtsspiel wurde wieder gewonnen. 2:0 in Osnabrück und plötzlich war man tatsächlich wieder mittendrin in der Verlosung! Nur ein Zähler hinter dem dritten Platz und zwei hinter einem direkten Aufstiegsrang, gibt's denn so was? Hätte dann Anel Dzaka an dem folgenden Spieltag fünf Minuten vor Abpfiff den Elfmeter bei den Löwen verwandelt, die Punktgleichheit wäre die Folge gewesen. Doch so konnte man mit Glück sagen, den einen Punkt aus München mitgenommen zu haben, denn kurz darauf sah der Linienrichter nicht, dass Johnsons Fernschuss wirklich hinter der Linie aufprallte. Das neunte und letzte Montagsspiel der Saison umrahmten die FCK-Fans mit dem Motto „We don't like Mondays“ inklusive hunderter T-Shirts und einem großen Spruchband.
Auch im nächsten Spiel gab es keinen herausragenden Sieg. Eine grausige erste Hälfte gegen Wehen, ein fulminanter Schlussspurt nach der Hereinnahme von Sidney Sam - und ein gewaltiger Urschrei, nachdem Erik Jendrisek in der „allerneunzigsten“ Minute das Ding reinköpfte. DAS war Betze, liebe Freunde!
Fünf Spieltage vor Schluss stand der FCK also noch immer chancenreich mit 49 Punkten mitten im Kreis der Aufstiegskandidaten auf dem fünften Rang. Dass es am Ende nur 52 Punkte sein würden, damit rechnete wohl niemand. Das nach der 1:5 Demütigung in Rostock auch noch Trainer Sasic seinen Job los war, wunderte hingegen kaum einen FCK-Insider. Die Spatzen pfiffen ja schon seit Wochen von den Dächern, dass sich Sasic und Kuntz nicht mehr grün sind, dass die Mannschaft genug vom Trainer habe, dass dessen cholerischen Anfälle nicht mehr toleriert wurden. Nach knapp 15 Monaten war also Schluss für den Kroaten, dem der FCK dennoch viel zu verdanken hat. Ob ein anderer Trainer den Kraftakt der letzten Saison so hinbekommen hätte? Schwer einzuschätzen. Danke dafür, Milan!
Nun lag es am vom FCK II zum Interimstrainer der Profis beförderten Alois Schwartz, in den letzten vier Spielen möglichst zwölf Punkte zu holen und den Traum der ganzen Region wahr werden zu lassen. Es ließ sich auch gut an, im ersten Spiel unter seiner Regie gelang in einem nicht hochklassigen Spiel gegen Augsburg ein 1:0-Erfolg, ermöglicht durch ein Traumtor von Sidney Sam. Vor der Abwehr machte übrigens ein Spieler mit beherztem Auftritt auf sich aufmerksam, den Schwartz aus der zweiten Mannschaft mitbrachte: Jiri Bilek! Bei seiner Leistung musste man sich schon wundern, weshalb der Tscheche nicht den Hauch einer Chance bei Milan Sasic hatte. Es war also weiterhin alles drin, drei Siege in den letzten drei Spielen und der Aufstieg wäre sehr wahrscheinlich. Das es sich bei den drei Gegnern um Aachen, Duisburg und Freiburg handelte machte die Sache zwar nicht einfacher, aber in der Hinrunde hatte man gegen die drei schließlich auch nicht verloren.
Doch leider wurde diese große Chance scheinbar leichtfertig hergeschenkt. Die 0:1-Niederlage in Aachen war nach pomadigem Spiel verdient, das 3:5 nach zwischenzeitlichem 0:4 gegen Duisburg teilweise grotesk und das 3:4 in Freiburg nur noch für die Statistik. Wir wissen jetzt immerhin, dass es mit drei Siegen zu Rang drei gereicht hätte, umso bitterer sind die Niederlagen.
Nun, es passierte also tatsächlich eine Menge beim 1.FC Kaiserslautern zwischen dem 18. Mai 2008 und dem 24. Mai 2009 und die Enttäuschung über den verpassten Aufstieg ist einerseits verständlich, denn die Chance war groß. Andererseits hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, drei Spieltage vor Schluss noch um den Aufstieg mitzuspielen. Eine Verbesserung um 13 Punkte und sieben Plätze ist immerhin beachtlich, das sollten wir nicht unter den Teppich kehren.
Nun geht es in die Sommerpause und viele Fragen sind noch zu klären. Wer wird neuer Trainer? Welche Spieler bleiben, welche gehen? Was wird das Saisonziel sein? Und vor allem: Was passiert am 9. Mai 2010?
Eine geruhsame Sommerpause wünscht
Das Team von „Der Betze brennt“
PS: Auch in der Sommerpause sind selbstverständlich tagesaktuell alle Informationen rund um den 1. FC Kaiserslautern auf „Der Betze brennt“ zu finden - von Neuzugängen und Transfergerüchten über Testspiele und die neuen Trikots bis hin zum Spielplan und weiteren Infos zur neuen Zweitligasaison.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian