Saisonrückblick 2008/09, Teil 1

Die Hinrunde: Begeisternde Fußballfeste auf dem Betze

Die Hinrunde: Begeisternde Fußballfeste auf dem Betze


Sonntag, 18. Mai 2008: Der 1. FC Kaiserslautern wird Tabellen-13. der 2. Bundesliga und im Fritz-Walter-Stadion herrscht eine Stimmung wie nach dem Gewinn einer Meisterschaft. Sonntag, 24. Mai 2009: Der FCK belegt den siebten Tabellenplatz der zweiten Liga und der Mannschaft wird vereinzelt fehlendes Herzblut vorgeworfen. In dem dazwischen liegenden Jahr muss wohl so einiges passiert sein - Zeit für den jährlichen Saisonrückblick auf „Der Betze brennt“!

Es war die erste - und inzwischen wissen wir auch: die einzige - gemeinsame Saisonplanung des Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz und des Trainers Milan Sasic in der Pfalz. Nach dem Klassenerhalt in quasi letzter Minute war klar, dass die Mannschaft mal wieder völlig umgekrempelt wird. Einige Spieler verließen den Verein, wobei den meisten keine Träne nachgeweint wurde, und etliche Neuzugänge mussten integriert werden. Dabei gingen Kuntz und Sasic zunächst gemächlich auf dem Transfermarkt zu Werke, Mitte Juni titelte die „Allgemeine Zeitung“: „Erst zwei Neue für Milan Sasic“. Der von vielen als DER Krachertransfer gewertete Laurentiu Reghecampf und Florian Dick vom KSC. Erst später kam das Rad ins Rollen, es folgten mit Anel Dzaka, Mario Klinger, Mathias Abel und Martin Amedick weitere namhafte Spieler, von denen sich einiges erhofft wurde. Kurz vor dem Saisonstart fragten sich viele, wer denn die Tore schießen soll, um nicht schon wieder in den Abstiegskampf zu geraten - dann kam mit Srdjan Lakic der erste Neue für den Sturm und nach den ersten Spielen war der Hinrundenkader dann komplett. Mit Sidney Sam, Dragan Paljic und Kai Hesse wurde noch einmal richtig für die Offensive zugelangt. Ein Neuling wurde komplett ignoriert, denn eigentlich war er für die zweite Mannschaft vorgesehen - Manuel Hornig. Doch auch er sollte seine Spiele in der Bundesliga bekommen.

Die Saisonvorbereitung begann also nicht mit dem kompletten Kader und noch waren nicht alle Neuzugänge im Team, da fiel der erste auch schon aus und kam bislang nicht zurück: Mathias Abel. In den ersten Testspielen kam der Innenverteidiger noch zum Einsatz, dann war Ende. Sehr schade!

Die Vorbereitung und die Testspiele bekam man eigentlich nur sehr am Rande mit, die Diskussionen um weitere - vor allem offensive - Neuzugänge ließ die FCK Fans nicht zur Ruhe kommen. Daher hielten sich die Prognosen auch sehr in Grenzen. Niemand wusste, mit welchem Kader die Roten Teufel in die Saison starten werden, wie stark die Mannschaft wirklich ist. Von „erneuter Abstiegskampf“ bis „stark genug, um oben mitzuspielen“ war eigentlich alles dabei, aber hauptsächlich wurde sich eine entspanntere Saison als die vorige gewünscht.

Und nach eineinhalb Halbzeiten in der neuen Saison sahen viele Lautrer ihren Verein wieder unten drin. Zu Saisonbeginn setzte es eine peinliche 1:2-Schlappe im DFB-Pokal bei Drittligist Jena und im ersten Punktspiel stand es nach 45 Minuten 0:3 bei Mainz 05. Sollte es schon wieder eine richtig üble Zittersaison geben? Immerhin waren die nächsten Gegner nicht zu verachten, als nächstes wurde der 1. FC Nürnberg erwartet. Als dann, beim zwischenzeitlichen 1:3 in Mainz, auch noch der „Vorjahresarsch“ Erik Jendrisek auf den Rasen geschickt wurde, war für die meisten alles vorbei. Doch genau dieser Jendrisek wurde spielentscheidender Mann, erzielte noch zwei Tore und ließ die Lautrer Schlachtenbummler ein 3:3 bejubeln, das lautstark und ausgelassen wie ein Sieg gefeiert wurde. Nachdem dann auch der „Club“ mit 2:1 nach Hause geschickt wurde stand der Betze plötzlich ganz oben - wer hätte eineinhalb Halbzeiten zuvor davon zu träumen gewagt? Umrahmt wurde das Spiel gegen den Erstliga-Absteiger von Protestaktionen beider Fangruppen, welche die gesamte Saison bestimmten sollten: Die aktuellen und die neu geplanten Anstoßzeiten waren der Dorn im Auge vieler Anhänger.

Als dann auch noch das dritte Spiel in Ingolstadt mit 3:1 gewonnen wurde stand die Pfalz Kopf. Geht da vielleicht sogar was nach ganz oben? Euphorie brach aus, fast 42.000 Zuschauer kamen zum zweiten Heimspiel gegen den FC St. Pauli, der trotz halbstündiger Überzahl mit 4-1 nach Hause geschickt wurde. Das Pfeifkonzert nach dem Platzverweis für Anel Dzaka und das daraufhin folgende 3:1 gehören für viele noch zu den absoluten Saisonhighlights, Betzefeeling pur! Ein weiteres Pfeifkonzert und spätere Proteste gab es nach Spielende, als nach dem Spiel ein „Humba“-Lied über die Lautsprecher eingespielt wurde. Der Protest lohnte sich, denn seither können die Fans nach Spielende „frei“ feiern und werden nicht mehr von irgendwelchen Ballerman-Hits belästigt.

Zwei Siege später, 1:0 in Fürth (Montagsspiel unter dem Motto „Ohne Urlaub wär'n wir heut' nicht hier“) und 2:1 gegen den FSV Frankfurt, stand der FCK noch immer an der Tabellenspitze und hatte damals elf Punkte Vorsprung vor dem späteren Relegationsteilnehmer Nürnberg. Ein weiteres Phänomen war der Leistungssprung des Slowaken Jendrisek. Wie erwähnt war er noch ein halbes Jahr zuvor der absolute Buhmann, ein Zeichen für den Verfall seiner Spielergeneration, und nun stand er nach sechs Spieltagen mit sechs Treffern und zwei Vorlagen teamintern an der Spitze der Torschützen und in der Beliebtheitsskala machte er schon fast Publikumsliebling Axel Bellinghausen Konkurrenz.

Klar, die Serie ohne Niederlage würde irgendwann einmal vorbei sein, aber dass es Monate dauern sollte, bis der dritte Auswärtssieg folgen würde, damit konnte niemand rechnen. Auch nicht mit der Höhe der ersten Niederlage: 0:5 In Koblenz, ein Ergebnis, dass den Spielverlauf nicht wirklich widerspiegelt, hatte der Betze doch deutlich mehr vom Spiel, stellte sich aber hinten wirklich dumm an. Für einen Lautrer hatte dieses Spiel noch schlimmere Konsequenzen. Der bislang ordentlich auftretende Christopher Lamprecht erwischte einen rabenschwarzen Tag, legte das 0:1 unfreiwillig vor und war seitdem bei Coach Sasic völlig unten durch, lief danach nie wieder in der zweiten Liga auf. Hier spielten wohl auch noch Vorfälle außerhalb des Platzes eine Rolle.

Trotz der nun folgenden Serie von sieglosen Auswärtspartien hielt sich unser Team in der Spitzengruppe, denn die Heimspiele wurden großteils weiterhin gewonnen, Heimsiege wechselten sich mit Auswärtspleiten ab: dem 4:1-Sieg gegen Ahlen folgte ein 1:2 vor 3.000 mitgereisten FCK-Fans in Oberhausen, worauf das Mittwochsspiel gegen Osnabrück wieder mit 2:0 gewonnen wurde. In dieser Partie, bei der es natürlich erneut Protestplakate gegen die Anstoßzeiten gab, brach sich Torhüter Tobias Sippel den Arm und Luis Robles durfte fortan den Kasten hüten. Außerdem wurde gegen den VfL das Saisonminus bei den Zuschauern gesetzt. Rund 26.000 Zuschauer kamen zu dieser widerlichen Anstoßzeit auf den Betze, was jedoch immer noch ein klasse Wert ist, keine Frage!

Immer näher rückte auch ein für den gesamten Verein wichtiger Termin, die Jahreshauptversammlung mit der Wahl des Aufsichtsrates. Hierfür kandidierten auch zwei Mitarbeiter von „Der Betze brennt“, Jürgen Kind und Dr. Martin Sester. Die Spannung stieg, die Diskussionen um die geeigneten Kandidaten wurden heftiger und Fußball gespielt wurde auch noch. Zwar nicht mehr so schwungvoll und gut wie noch zu Beginn der Saison, sondern mit hohen und weiten Bällen, und auch gepunktet wurde nicht mehr so hochkarätig. Das 0:0 gegen 1860 München war zwar der erste Punktverlust auf dem Betzenberg seit April, schlimmer war jedoch die 2:4 Klatsche beim Schlusslicht Wehen. Zehn Minuten Unkonzentriertheit nutzte der spätere Absteiger, um dem Aufstiegskandidaten vier Dinger reinzukloppen. Da half auch die lautstarke Unterstützung von 5.000 mitgereisten FCK-Fans nichts.

Der Kantersieg gegen Hansa Rostock mit den ersten Saisontoren des „Helden vom 18. Mai“, Josh Simspon, und dem gehaltenen Strafstoß durch Luis Robles ließ viele glauben, dass das Tal mit den schlechteren Spielen durchschritten sei, doch das 6:0 blendete. Hansa war nach dem schlechten Saisonstart im Keller, der Trainer wurde kurz vor der Partie gefeuert und die Mannschaft befand sich am Boden. Es folgten drei Spiele mit nur zwei Punkten - ein 0:1 in Augsburg, das Last-Minute-Unentschieden gegen Aachen und das 0:0 in Duisburg. Der FCK pendelte nun zwischen Aufstiegsplatz und „Klassenerhalt“ hin und her.

Vier Tage vor dem Duisburg-Spiel fand jedoch erst einmal die mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung statt, die endlich mal ohne großen Wirbel über die Bühne ging. Besonders erfreulich für das Team von „Der Betze brennt“: Mit Martin Sester alias „Mörserknecht“ verloren wir zwar einen außerordentlich guten Mitarbeiter, der Aufsichtsrat gewann jedoch einen seriösen und kompetenten Mann. Das Jürgen Kind, im Forum auch bekannt als „Altmeister“, auf den ersten Nachrückerposten gewählt wurde, rundete das positive Ergebnis der Aufsichtsratswahl ab. Auch die weiteren gewählten Kandidaten ernteten größtenteils gute Kritiken. Schlecht schnitt hingegen der Fanbeirat ab, dessen Wahlempfehlungen nicht jedermanns Sache waren.

Nach der Wahl holte der FCK also erstmals seit September beim 0:0 in Duisburg mal wieder einen Auswärtszähler, der durch das 2:0 zum Jahresabschluss gegen des SC Freiburg vergoldet wurde. Nach der Hinrunde stand der 1.FC Kaiserslautern knapp sieben Monate nach der Rettung dort, wo ihn wohl kaum jemand erwartet hätte: Auf Rang zwei der Tabelle, punktgleich mit dem Tabellenführer Mainz und noch vor allen Bundesligaabsteigern. Außerdem hatte man endlich wieder ein gut funktionierendes Sturmduo mit Srdjan Lakic und Erik Jendrisek, dazu einen Abwehrchef, der diesen Namen zurecht trägt, Martin Amedick. Mit großer Vorfreude auf die Rückrunde ging es also in die Winterpause, die einiges verändern sollte.

Am Sonntag auf „Der Betze brennt“: Die Rückrunde der Saison 2008/09. Lange kämpften die Roten Teufel um den Aufstieg, ehe ihnen zum Saisonende die Puste ausging - und der Trainer gewechselt wurde. Mehr dazu im zweiten und abschließenden Teil des Saisonrückblicks.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian

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