Die Absteiger aus der 1. Bundesliga
Dreieinhalb Wochen vor Beginn der neuen Meisterschaftssaison wollen wir heute einen Blick auf die drei Absteiger aus der 1. Bundesliga werfen. Fast automatisch werden diese in der Regel zumindest als Mitfavoriten für den Aufstieg in der zweiten Liga gehandelt. Doch ist dies auch in jedem Fall so? Hier ein Überblick.
1. FC Nürnberg:
Wie sagte Hörfunk-Legende Günther Koch vor einigen Jahren einmal:„Der Club ist ein Depp“. Dies hat sich nun wieder einmal bestätigt. Hatte man es bereits vor 40 Jahren „geschafft“, als amtierender Deutscher Meister in der Folgesaison abzusteigen, so gelang den Franken dieses „Kunststück“ als Pokalsieger und UEFA-Pokalteilnehmer im Jahr 2008 erneut. Dennoch werden die „Clubberer“ allgemein als Topfavorit auf den Wiederaufstieg gehandelt. In den letzten Jahren konnte der einstmals hohe Schuldenberg abgetragen werden, was die Voraussetzungen für das Zusammenstellen einer schlagkräftigen Zweitligatruppe erheblich verbesserte. Natürlich konnte man nicht alle Stammspieler halten, durch Verkäufe etwa von „Zwetschge“ Misimovic oder Jan Koller wurden aber ordentliche Verkaufserlöse erzielt, die in die Mannschaft investiert wurden. Die Schwachstelle im Tor wurde durch die Rückholaktion des „verlorenen Sohnes“ Raphael Schäfer, der seinerseits beim VFB Stuttgart nicht zurechtkam, ausgemerzt. Die umworbenen Abwehrrecken Andreas Wolf und Javier Pinola konnten gehalten werden. Zudem wurde für diesen Mannschaftsteil der Portugiese José Gonzalves von den Hearts of Midlothian losgeeist. Fürs Mittelfeld wurden etwa EM-Starter Daniel Gygax aus der Schweiz und der Grieche Ioannis Masmanidis aus Bielefeld geholt, die sich als belebende Elemente erweisen sollten. Lediglich im Sturm klaffen noch mehrere Fragezeichen. Denn neben dem Abgang von Jan Koller standen zum Zeitpunkt, da diese Zeilen geschrieben wurden, auch noch dessen ehemalige Sturmkollegen Angelos Charisteas, Ivan Saenko und Robert Vittek auf dem Absprung. Dafür war der Bielefelder Christian Eigler als Neuzugang im Gespräch. Die Fans halten dem Verein trotz des erneuten und dieses Mal überhaupt nicht erwarteten Abstieges die Treue und kauften bereits annähernd 20.000 Dauerkarten. Trotz des ungünstigen Termins am Montagabend dürften sich 25. August zahlreiche „Glubb“-Fans auf den Weg zum ersten Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern machen und für einen lautstarken Gästeblock sorgen.
Prognose: Der 1. FC Nürnberg hat das Zeug, um sofort wieder aufzusteigen, wenn der neuformierte Angriff gleich trifft. Misslingt allerdings der Start, werden die Diskussionen um den eher unbeliebten Trainer Thomas von Heesen gleich wieder aufflammen und die Saison könnte problematisch verlaufen. Dennoch sollten die Franken am Ende für einen der ersten drei Plätze gut sein.
Hansa Rostock:
Auch wenn im Abstiegsjahr am Ende „nur“ vier Punkte zum Klassenerhalt fehlten, so waren die Hanseaten doch ein absehbarer Absteiger, der unter dem Strich nicht die Klasse für die 1. Bundesliga hatte. Nun will man sofort wieder aufsteigen, hielt Abstiegstrainer Frank Pagelsdorf, der allerdings mit diesem hohen Saisonziel gehörig unter Druck gesetzt wurde. Da die Finanzen an der Ostseeküste noch nie besonders üppig waren, muss Pagelsdorf auch dieses Mal wieder aus der Not eine Tugend machen und hoffen, dass talentierte Nachwuchskräfte wie beispielsweise Mario Fillinger, den man vom HSV erwarb, einen großen Sprung nach vorne machen. Man musste zwar Tim Sebastian und Marc Stein in die Bundesliga ziehen lassen, konnte aber immerhin dank der Unterstützung von Sponsoren den Dänen Martin Retov für die beachtliche Ablösesumme von einer Million Euro verpflichten und die meisten anderen Stammspieler halten.
Prognose: Auch wenn Sturmführer Enrico Kern vermutlich in der zweiten Liga wieder mehr Tore als in der ersten schießen wird und Kevin Schindler sowie Robert Lechleiter zur Stärkung der Offensive verpflichtet werden konnten, bleibt der Angriff die Problemzone des Teams. Ob Ersatzkeeper Jörg Hahnel den noch mindestens bis November verletzten Stammtorhüter Stefan Wächter gleichwertig ersetzen kann, muss auch erst einmal abgewartet werden. Realistisch betrachtet scheint Hansa für Platz 5 bis 7 gut zu sein. Um ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können, müsste schon alles passen.
MSV Duisburg:
Wie in Rostock gibt es auch hier das Phänomen, das der Aufstiegs- und „sofort-wieder“-Abstiegstrainer bleiben darf. Aber auch Rudi Bommer steht von Saisonbeginn an schwer unter Druck, hat doch der Duisburger Präsident und Geldgeber Walter Hellmich den sofortigen Wiederaufstieg als Saisonziel ausgegeben. Auch wenn die Westdeutschen einige Stammspieler wie etwa Ishiaku, Lamey, Filipescu oder Lavric abgeben mussten, sollten sie in der Lage sein, oben mitzuspielen. Torwart Tom Starke spielte eine gute Bundesligasaison und sollte auch in der zweiten Liga ein Rückhalt sein. Einige der zwölf Neuzugänge deuteten bereits ihr Potenzial an, wie etwa Cédric Makiadi (welcher FCK-Fan erinnert sich nicht mehr an ihn?) oder Grégory Christ. Der Sturm hinterläßt noch einige Fragezeichen. Sind Valentine Atem, Dorge Rostand Kouemaha, Nicky Adler oder Sandro Schwarz wirklich in der Lage, den starken Claudiu Nicolescu, der in diesem Jahr gleich zwei Mal vor einem Wechsel zum Betzenberg stand, an vorderster Front wirkungsvoll zu unterstützen bzw. zu ersetzen? Misslingt zudem der Saisonstart, wird das Umfeld unruhig werden und Hellmich handeln. Trainer Rudi Bommer dürfte dann zügig geopfert werden.
Prognose: Der MSV Duisburg hat als typische Fahrstuhlmannschaft trotz der nicht gerade hervorragenden Unterstützung seines Publikums durchaus Chancen auf ein sofortiges Bundesliga-Comeback. Aber nur, wenn der umfangreiche Umbau des Teams zügig abgeschlossen wird. Platz 3 bis 5 sollte dann erreichbar sein.
Am nächsten Montag, den 28. Juli 2008, folgt mit etwas Verspätung der dritte und letzte Teil dieser Serie: Die Aufsteiger aus der Regionalliga Süd, FC Ingolstadt und FSV Frankfurt.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister