Der 1. FC Kaiserslautern hat sein letztes Pflichtspiel vor zehn Tagen absolviert, und doch bestimmen die Roten Teufel vom Betzenberg die Schlagzeilen. Grund hierfür sind gravierende Änderungen in der Führungsetage des Traditionsvereins: Nachdem bereits Anfang November Rekordtorschütze Klaus Toppmöller (56) in den Aufsichtsrat berufen wurde, trat heute der ehemalige Vorsitzende dieses Gremiums, Prof. Dr. Walter Ruda (50), zurück - er wird voraussichtlich durch Prof. Dr. Dieter Rombach (54) ersetzt. Zudem werden am morgigen Donnerstag drei neue Vorstandsmitglieder vorgestellt, hierbei soll es sich laut Presseberichten um Hans-Artur Bauckhage (64), Rolf Landry (52) und Dr. Johannes Ohlinger (53) handeln.
Klaus Toppmöller wurde an anderer Stelle bereits vor zwei Wochen vorgestellt. Auf der Jahreshauptversammlung des FCK am 14. Dezember 2007 muss sein Aufsichtsratsmandat noch von den Vereinsmitgliedern bestätigt werden, was aber nur Formsache sein dürfte. Nach dem Rücktritt von Prof. Dr. Walter Ruda, der von Ende 2002 bis Anfang 2006 Vorsitzender und seither normales Mitglied des Aufsichtsrats war, wird gemäß der Vereinssatzung Prof. Dr. Dieter Rombach in das zweithöchste Gremium nach der Mitgliederversammlung aufrücken. Rombach erhielt bei der Aufsichtsratswahl im Februar 2006 insgesamt 335 von 860 gültigen Stimmen. Zum Vergleich: Der heutige Vorsitzende Dieter Buchholz erhielt mit 688 die meisten Stimmen, Dr. Michael Koll rückte mit 400 Stimmen als fünftes und letztes direkt gewähltes Mitglied in den Aufsichtsrat. Sollte Rombach die Wahl nicht annehmen, würde Dr. Michael Ritter (62) mit 171 Stimmen nachrücken.
Dieter Rombach ist Professor für Informatik an der Universität Kaiserslautern und Direktor des Fraunhofer Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE). Er ist am 6. Juni 1953 in Herbolzheim bei Freiburg geboren, seit 1992 lebt und arbeitet er in Kaiserslautern. Laut eigener Aussage gab damals nicht zuletzt die Deutsche Meisterschaft der Roten Teufel den Ausschlag für Kaiserslautern und gegen zwei ebenfalls angebotene Professorenstellen in Hamburg und Wien. „Als ich mich im Juni 1991 entscheiden sollte, hatte gerade der FCK mit seinem Sieg in Köln die deutsche Meisterschaft gewonnen. Ich habe dies als einen Wink des Himmels verstanden und habe mich für Kaiserslautern entschieden. Seither sehe ich alle Heimspiele als Dauerkarteninhaber“, so Rombach Anfang 2006 in einem Interview mit www.fck-diskussionsforum.de.
Rombach engagiert sich seit Jahren erfolgreich für die Entwicklung des IT-Standorts Kaiserslautern, unter anderem bei der Entstehung des PRE-Parks mit seinen 4.000 neuen Arbeitsplätzen, der als „eines der bedeutendsten Konversionsprojekte des Landes Rheinland-Pfalz“ gepriesen wird. Vereinsmitglied beim 1. FC Kaiserslautern wurde er kurz vor seiner Aufsichtsratskandidatur im Jahr 2005.
Eine noch wichtigere Stellung im Verein werden aber zweifellos die drei neuen Vorstandsmitglieder einnehmen, die nach aktuellem Stand den bisherigen Vorstand Erwin Göbel (Vorstandsvorsitzender) und Arndt Jaworski ergänzen, aber nicht ablösen sollen. Hans-Artur Bauckhage, Rolf Landry und Dr. Johannes Ohlinger werden ehrenamtlich für den FCK arbeiten; hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass zumindest zwei der neuen Vorstandsmitglieder dieses Amt als Bedingung für bereitgestellte Kredite gefordert hätten.
Hans-Artur Bauckhage wurde am 17. Februar 1943 in Daaden im Westerwald geboren. Der gelernte Bäckermeister ist seit Ende der 1960er Jahre in der Politik aktiv und vertritt hierbei die FDP. In den letzten zehn Jahren bekleidete er Ämter im Bundesvorstand der Partei, als rheinland-pfälzischer Minister und als Stellvertreter von Ministerpräsident Kurt Beck. Nach dem Ausscheiden der FDP aus der Landesregierung ist Bauckhage weiterhin Mitglied des Landtages und dessen Vizepräsident sowie Medienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Auf seiner Internetseite gibt Bauckhage bereits seit geraumer Zeit den 1. FC Kaiserslautern - trotz der Anfahrt von rund 200 km - als „seinen Verein“ an.
Als zweites neues Vorstandsmitglied setzt Rolf Landry, der Chef der „Barbarossa“-Bäckereikette, eine kleine Familientradition fort: Sein Vater Peter-Werner Landry trat nach dem Bundesligaabstieg 1996 mit dem „Team Professionelle Zukunft“ in die Verantwortung und wurde Aufsichtsratsmitglied beim FCK. Im Sommer 1997 war er einer der ersten Kritiker des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Friedrich, dem er unlautere Geschäfte vorwarf: In dem Streit, der später als „Midas-Affäre“ in die FCK-Geschichte einging, beschuldigte Landry Friedrich satzungswidriger Geschäfte mit dessen Sohn Patrick, dessen Firma Aufträge im Fanartikelbereich erhielt. Letztendlich stellte sich Erfolgstrainer Otto Rehhagel auf die Seite seines alten Freundes Friedrich und die Boulevardmedien verunglimpften Peter-Werner Landry zusätzlich (Sportbild: „Ein Bäcker plant den Rehhagel-Sturz“). Nach anonymen Drohungen und gar einem tätlichen Angriff auf einen Brötchenlieferanten der „Barbarossa“-Bäckerei zog Landry sich schließlich freiwillig aus dem Aufsichtsrat zurück. Im Herbst 2000 versuchte Peter-Werner Landry gemeinsam mit Ex-Präsident Norbert Thines erneut Änderungen in der Vereinsführung des 1. FC Kaiserslautern durchzusetzen, scheiterte aber wieder an Friedrich und Co., die erst zwei Jahre später mit Schimpf und Schande vom Betzenberg gejagt wurden.
Das neue FCK-Vorstandsmitglied Rolf Landry hat bereits Mitte der 1990er Jahre das Brötchen-Imperium von seinem Vater übernommen. Bereits damals trat die „Barbarossa“-Bäckerei als Freund und Helfer des Vereins auf, etwa als nach dem ersten Bundesligaabstieg kleinere Aktionen gestartet wurden. Auch die erste, allerdings nicht von den Fans organisierte Choreographie im Fritz-Walter-Stadion wurde von den Landrys initiiert: Beim 7:6 gegen den SV Meppen im Juni 1997 sponsorte die Bäckerei zehntausende rot-weiße Papptafeln, die von den Fans damals aber noch eher unbeholfen und nach Anforderung des Stadionsprechers hoch gehalten wurden. Nach dem zweiten Abstieg im Mai 2006 unterstützte die „Barbarossa“-Bäckerei die neue Kampagne „Das Herz der Pfalz“ und bot die eigens kreierte „Betze-Kruste“ an, außerdem wurde in den zahlreichen Filialen in der Pfalz für die Mitgliedschaft im FCK geworben. Rolf Landry wird nicht zuletzt aufgrund seiner Tätigkeiten im Management der Bäckereikette ein gutes Händchen in Sachen Marketing bescheinigt.
Gemischtere Gefühle als die Vorgenannten löst im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern der Name Dr. Johannes Ohlinger aus. Ohlinger wurde am 6. Januar 1954 in Contwig bei Zweibrücken geboren und arbeitet als Diplom-Ökonom. Zurzeit ist er Aufsichtsratsvorsitzender der TerraElast AG, einem Baustoffhersteller. Nach seiner Promotion im Jahr 1985 arbeitete Ohlinger für verschiedene Firmen, ehe er 1997 als Finanzvorstand bei der Philipp Holzmann AG anheuerte. Hier stand er einige Male in der Kritik, insbesondere bei der für viele Menschen verheerenden Insolvenz der AG im Jahr 2002. Auch der 1. FC Kaiserslautern bekam damals Probleme, war die Holzmann AG doch der Partner beim Ausbau des Fritz-Walter-Stadions, der nach der Insolvenz monatelang ruhte.
Das renommierte Nachrichtenmagazin „Spiegel“ widmete Ohlinger bereits Ende 1999 einen kritischen Absatz: „Im Holzmann-Vorstand sind wohl bald weitere Stellen vakant. Letzte Woche geriet Johannes Ohlinger unter Beschuss: Bei der Selbstauskunft über seine gesamten Aufsichtsratsbezüge hatte der Inlandschef glatt vergessen, dass er bei der Holzmann-Tochter Arena AG 30.000 Mark für den Nebenjob kassiert, zusätzlich zu 85.000 Mark und 24.000 Dollar für Aufsichtsratsmandate bei weiteren Holzmann-Firmen.“
Im November 2002 kandidierte Dr. Johannes Ohlinger außerdem für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern, kam bei 34 Bewerbern jedoch nicht unter die Top 10. Ähnlich wie Prof. Dr. Dieter Rombach trat Ohlinger erst kurz vor seiner Aufsichtsratskandidatur dem Verein bei, im September 2002.
Die genauen Aufgabengebiete der neuen Vorstandsmitglieder und weitere Details zu den Veränderungen in der Vereinsführung werden am morgigen Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Fritz-Walter-Stadion bekannt gegeben.
Zum Abschluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Wir werden Euch an dieser Stelle wie gewohnt zeitnah über die Pressekonferenz am Donnerstagabend informieren. Also, ab ca. 16:30 Uhr einfach mal auf „Der Betze brennt“ vorbei schauen!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas