Bei den letzten Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern wurden in der Westkurve vermehrt Flyer mit dem Aufruf „Für immer Fritz-Walter-Stadion“ verteilt und im gesamten Stadion entsprechende Transparente präsentiert. Hinter diesen Aktionen verbirgt sich die „Perspektive FCK“ (www.perspektive-fck.de), ein neuer Zusammenschluss von Fans aller Stilrichtungen. „Der Betze brennt“ sprach mit Gründer Alex Schmitt über Hintergründe, Aktionen und Ziele des neuen Fanbündnisses.
Der Betze brennt: Hallo Alex! Du bist einer von mehreren Gründern der „Perspektive FCK“. Worum geht es hierbei genau?
Alex Schmitt (27): Bei der „Perspektive FCK“ handelt es sich um einen Zusammenschluss von Vereinsmitgliedern, die als gemeinsames Sprachrohr gegenüber dem FCK auftreten. Egal, wie alt ein Fan ist, wo er im Stadion steht bzw. sitzt oder ob er einem Fanclub angehört - jeder hat Ideen und Fähigkeiten, die dem Verein und seinen Mitgliedern von positivem Nutzen sein können.
Der Betze brennt: Richtet sich die „Perspektive FCK“ also ausschließlich an Vereinsmitglieder?
Schmitt: Das kann man so nicht sagen. In erster Linie möchten wir alle FCK-Fans ansprechen, egal ob Mitglied oder nicht. Dennoch ist es unser Ziel, möglichst viele Vereinsmitglieder zusammen zu führen, da nur so eine wirkungsvolle Mitbestimmung und Gestaltungsmöglichkeit in vereinspolitischen Fragen besteht. Aufnehmen werden wir deshalb zunächst nur FCK-Mitglieder, gleichzeitig aber versuchen, allen FCK-Fans die Vorteile einer Mitgliedschaft aufzuzeigen.
Der Betze brennt: Die Vereinsmitgliedschaft als herausragendes Merkmal also. Was unterscheidet Euch sonst noch von bereits bestehenden Gruppierungen und Fanclubs?
Schmitt: Wir möchten nachhaltig arbeiten und wirklich etwas bewegen. Zwar gab es früher auch schon verschiedene Fan-Bündnisse auf dem Betzenberg, die nach kurzer Zeit aber meist im Sande verliefen. Unser Ziel ist es, von einer breiten Basis aus die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern positiv mitzugestalten. Daher auch der Name „Perspektive FCK“.
Der Betze brennt: Wie soll diese Mitgestaltung aussehen? Was sind Eure konkreten Ziele?
Schmitt: Ein wichtiges Ziel im heutigen Fußballgeschäft muss es sein, dass die Meinung der Fans in den Vereinen wieder mehr Gewicht bekommt. Die Anhänger sollen mitbestimmen, was mit ihrem Verein geschieht. Da wir uns als Fanbündnis noch in der Entstehungsphase befinden, möchten wir noch keine Auflistung von konkreten Zielen veröffentlichen, sondern diese vielmehr mit allen interessierten Mitgliedern erarbeiten. Was man im Zeitalter von milliardenschweren Investoren im In- und Ausland aber definitiv als ein grundlegendes Ziel nennen kann, ist der Erhalt von traditionellen Werten unseres Vereins. Heutzutage werden Vereinsfarben und -logos verändert, Stadien und Klubs umbenannt und ihrer Identität beraubt. So etwas darf hier in Kaiserslautern niemals passieren!
Der Betze brennt: Ihr sprecht den Stadionnamen an, der ja sozusagen Eure erste Baustelle in Sachen FCK ist.
Schmitt: Nach den ersten Meldungen zur möglichen Vermarktung des Stadionnamens, die ja mehrfach auch von Seiten des Vereins bestätigt wurden, sahen wir uns in der Pflicht, dieses Thema aufzugreifen. In den letzten Heimspielen haben wir hierzu zahlreiche Flyer verteilt sowie mehrfach Transparente auf den Tribünen präsentiert. Danach erhielten wir viel positives Feedback und Hilfsangebote von Einzelpersonen und Fanclubs, sogar die Anhänger der gegnerischen Mannschaften haben mittlerweile schon mehrfach Spruchbänder zu diesem Thema präsentiert - das freut uns natürlich sehr und zeigt die bundesweite Wertschätzung von Fritz Walter. Als nächstes planen wir eine Unterschriftensammlung für den Erhalt des Stadionnamens und wollen weitere Aufklärungsarbeit leisten.
Der Betze brennt: Der Name „Fritz-Walter-Stadion“ ist ohne Zweifel ein sensibles Thema. Aber alles in allem läuft es doch eigentlich ganz gut, seit Stefan Kuntz am Betzenberg das Sagen hat, oder?
Schmitt: Das stimmt natürlich, und wir möchten die Gründung eines neuen Fan-Bündnisses auch keinesfalls als Kritik an der aktuellen Vereinsführung verstanden wissen. Vielmehr geht es darum, dass auch ein Stefan Kuntz oder andere Verantwortliche irgendwann nicht mehr beim FCK arbeiten werden. Wohin eine schwache Vereinsführung und eine gleichzeitig nicht-organisierte Fanszene führen kann, hat die bittere Zeit vor Stefan Kuntz gezeigt, die bekanntlich fast im sportlichen und wirtschaftlichen Totalschaden des Vereins geendet hätte. Hier möchten wir ansetzen und das Mitspracherecht der Fans im Verein nachhaltig stärken - denn bei niemandem kann man so sicher sein, dass sie so uneigennützig und gleichzeitig leidenschaftlich im Interesse des Vereins handeln, wie bei den Fans.
Der Betze brennt: Habt Ihr denn schon Kontakt zum FCK?
Schmitt: Es gab schon Gespräche im kleinen Kreis, aber noch nichts nennenswertes. Hier muss man auch realistisch sein und sehen, dass wir uns als "Perspektive FCK" eben noch im Aufbau befinden und noch viel Arbeit vor uns liegt, bevor wir als Ansprechpartner auf Augenhöhe mit den FCK-Verantwortlichen diskutieren können.
Der Betze brennt: Der Verein erarbeitet zurzeit ja auch ein neues Fan-Konzept. Wollt Ihr Euch auch hier mit einbringen?
Schmitt: Auf jeden Fall! Im neuen Konzept des FCK ist ja ein größeres Mitspracherecht der Fans vorgesehen und einige Punkte überschneiden sich durchaus mit unseren Zielen. Deshalb möchten wir uns auch und gerade dort mit einbringen, zumal das Konzept ja noch ziemlich offen gehalten ist und ausdrücklich in enger Abstimmung mit der Fangemeinschaft konkretisiert werden soll.
Der Betze brennt: Ist auch eine große Fanabteilung innerhalb des Vereins, wie etwa in Hamburg oder Dortmund, für Euch vorstellbar?
Schmitt: Definitiv, wobei so etwas natürlich nicht von heute auf morgen zu realisieren ist. Dies könnte eher ein langfristiges Ziel sein, über das die Mitglieder der „Perspektive FCK“ dann zu gegebener Zeit gemeinsam entscheiden müssen. Wir möchten wie gesagt möglichst wenige Leitlinien konkret vorgeben, sondern gemeinsam mit allen interessierten Mitgliedern über unser weiteres Vorgehen entscheiden. Demokratisch entscheiden und gegenüber den Entscheidungsträgern innerhalb und außerhalb des Vereins dann eine einstimmige Meinung vertreten - so lautet unsere Idealvorstellung.
Der Betze brennt: Wie kann man Mitglied bei der „Perspektive FCK“ werden und Euch unterstützen?
Schmitt: Auf unserer Internetseite www.perspektive-fck.de steht ein Mitgliedsformular zur Verfügung, das auch in der Fan-Kneipe „Zum zwölften Mann“ sowie bei Heimspielen im Fritz-Walter-Stadion erhältlich ist. Da wir hier noch keinen eigenen Anlaufpunkt haben, unterstützt uns der Fanclub „Pfalz Inferno“ freundlicherweise und legt die Mitgliedsformulare und weitere Informationen an seinem Infostand (am Eingang der Westkurve; Anm. d. Red.) aus. Dort sind dann auch Ansprechpartner der „Perspektive FCK“ zu finden, ansonsten stehe ich für Fragen auch jederzeit gerne per E-Mail unter alex[at]perspektive-fck.de zur Verfügung. Auch auf unserer Internetseite gibt es natürlich weitere Informationen.
Der Betze brennt: Welche Aufnahmevoraussetzungen gibt es?
Schmitt: Wie schon gesagt nehmen wir zunächst nur Vereinsmitglieder auf, um eine entsprechende Basis innerhalb der „Perspektive FCK“ zu schaffen. Des Weiteren erheben wir eine Jahresgebühr in Höhe von 10,- Euro, die wir für organisatorische Zwecke und kleinere Aktionen benötigen. Sollte hieraus ein Überschuss entstehen, werden wir dieses Geld spenden, etwa an die Fritz-Walter-Stiftung. Ansonsten bestehen keine Aufnahmevoraussetzungen.
Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas