Stellungnahme des Vorstandsvorsitzenden Erwin Göbel
Linie eins: Herr Göbel, sie kennen den Brief, den Demir Hotic Ende Mai 2007 an die Führung des 1. FC Kaiserslautern geschickt hat. Was sagen Sie zu dem Brief?
Erwin Göbel: Der Inhalt des besagten Briefes wurde mit Demir Hotic, Axel Roos und Jürgen Groh am 23. Mai 2007 im Beisein unseres stellvertretenden Aufsichtsratsmitgliedes Ottmar Frenger besprochen. Im Kern ging es darum, die gerichtliche Auseinandersetzung gegen Herrn Hans-Peter Briegel unverzüglich zu beenden. Auch unser Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Buchholz setzt sich seit langem für eine außergerichtliche Lösung ein, die bislang durch die Anwaltsvertreter der Gegenseite (Rechtanwälte Motzenbäcker und Misamer) abgelehnt wird. Den Anwesenden wurden die entsprechenden Dokumente vorgelegt, die beinhalten, dass der Verein hier nicht einseitig aktiv werden kann und auch die Stadiongesellschaft an klare Beschlüsse gebunden ist. Dahingestellt sei, ob der oben genannte Brief tatsächlich von Demir Hotic verfasst wurde, oder wer auch immer dieses Schreiben formuliert hat.
Linie eins: Man wirft Ihnen vor, keine „Ahnung von der Materie Fußball“ zu haben.
Erwin Göbel: Es geht in der ursprünglichen Argumentation doch gar nicht darum, ob der Vorstandsvorsitzende oder Präsident eines Vereins „Ahnung von der Materie Fußball“ hat, was immer auch damit gemeint ist (siehe auch die Beispiele Bremen, Hamburg, Stuttgart, aber auch früher hier in Kaiserslautern). Im Kern geht es Herrn Hotic und seinen Mitstreitern um etwas ganz anderes: In dem Gespräch haben die drei deutlich gemacht, dass sie allein die Spieler bestimmen wollen, die künftig hier spielen sollen. Unsere Philosophie ist eine andere: Scouts beobachten die Spieler und bewerten diese hinsichtlich ihrer spielerischen, kämpferischen, taktischen, persönlichen Eigenschaften. Die Entscheidung über eine Verpflichtung liegt dann aber letztlich bei Sportdirektor, Trainer und Vorstand (insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht). Es ist übrigens jedem unbenommen - und das haben wir Herrn Hotic auch mitgeteilt - unserem Sportdirektor geeignete Spieler vorzuschlagen.
Linie eins: „Der Verein wirkt nach außen konfus und hilflos, ohne jegliche konzeptionelle Ausrichtung, ohne Führung mit Fußballkompetenz“, so Demir Hotic in seinem Brief. Konkret wirft er Ihnen vor, dass Sie keine Hilfe von außen wollen. Stimmt das so?
Erwin Göbel: Was mich ärgert ist, dass Herr Hotic versucht, den Eindruck eines „Samariters“ zu vermitteln statt offen einzugestehen, dass Fußball auch ein Geschäft ist. Pauschal zu behaupten, es gäbe keine Kompetenz und keine Konzeption ist unfair und diskreditiert alle Mitarbeiter des Vereins. Das bringt uns nicht weiter. Noch einmal: Wenn Herr Hotic einen realistischen Vorschlag unterbreitet, der uns weiterhilft, werden wir uns dem sicher nicht verschließen.
Linie eins: „Peinliche, sportlichen Offenbarungseide der Mannschaft, aber keine deutliche Stellungnahme von offizieller Seite“ - der Vorwurf eines passiven Verhaltens Ihnen gegenüber. Ist Geduld angesichts des aktuellen Tabellenplatzes noch angesagt?
Erwin Göbel: Vor der Saison haben wir uns für den Weg einer Neuausrichtung entschieden. Bis Automatismen greifen, braucht es Zeit und Geduld. Natürlich brauchen wir angesichts der derzeitigen Tabellensituation auch nicht herumzudeuteln, wir müssen selbstverständlich auch in der Zwischenzeit punkten und die entsprechenden Ergebnisse einfahren. Ungeduldiges Handeln in der Vergangenheit hat aber selten zu dem gewünschten Effekt geführt und dem Verein insgesamt nach meiner Auffassung nicht gut getan. Permanente Stellungnahmen von offizieller Seite führen zur Unruhe und Verunsicherung.
Linie eins: Demir Hotic sieht einen möglichen Lösungsweg darin, dass die Führung die sportlichen Kompetenzen abgeben soll. Was sagen Sie dazu?
Erwin Göbel: Unsere Philosophie, die im Übrigen in fast allen deutschen Proficlubs genau so umgesetzt wird, habe ich bereits beschrieben. Das Teamwork zwischen sportlicher und wirtschaftlicher Führung ist unabdingbar.
Linie eins: Der Vorwurf: Die Spieler und die Führung verdienen zu viel Geld. Geld, das der 1. FCK inzwischen gar nicht mehr hat?
Erwin Göbel: Mit einer pauschalen Aussage, Spieler und Führung verdienten zu viel Geld, kann niemand etwas anfangen. Herr Hotic hätte besser sagen sollen, was aus seiner Sicht angemessen ist. Diese klaren Aussagen ist er bisher schuldig geblieben, alles andere ist platter Populismus. Übrigens legt der Vorstand sein Gehalt nicht selbst fest. Der von den Mitgliedern gewählte Aufsichtsrat beruft den Vorstand, stellt diesen ein und handelt das Gehalt aus.
Linie eins: Welche Aufgaben hat Sportfive im Verein?
Erwin Göbel: Die Aussage zu den Aufgaben von Sportfive zeigt, wie wenig sich Herr Hotic offenbar um das Vereinsgeschehen kümmert. Dies ist in aller Ausführlichkeit sowohl in früheren Jahreshauptversammlungen als auch in unserem „Betze-Magazin“ beschrieben worden. Sportfive, als eine der führenden Vermarktungsagenturen im Sportbereich weltweit, kümmert sich um die Vermarktung der Werberechte des FCK. Der Verein selbst unterhält keine Marketingund Vertriebsorganisation, die bei einer Eigenvermarktung zwingend notwendig wäre. Wenn man sich intensiver mit dem Thema Vermarktung beschäftigt, kommt man schnell zu den Zusammenhängen von Höhe eines Sponsoring-Engagements und Exklusivitäten. Ein Thema, über das im Zusammenhang mit der Fernsehvermarktung ausführlich berichtet wird (höhere Erlöse aus der Pay-TV -Vermarktung, wenn die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten nicht mehr um 18 Uhr über die Bundesliga berichten dürfen, sondern erst später). Unser Hauptsponsor Deutsche Vermögensberatung steht seit 10 Jahren zu diesem Verein, auch in den schwierigen Zeiten. Dafür bin ich dankbar.
Linie eins: Was sagen Sie den Leuten, die Ihren Rücktritt fordern?
Erwin Göbel: In der Position des Vorstandsvorsitzenden stehe ich besonders im Fokus der Öffentlichkeit, der Fans und der Mitglieder. Da bleibt es dann nicht aus, dass Leute auch mal einfach so aus einer Laune heraus meinen Rücktritt fordern, obwohl diese mich weder kennen, noch - erst recht nicht - meine Arbeit beurteilen können. Mit sachlicher und konstruktiver Kritik an meiner Arbeit und meiner Person setze ich mich gerne auseinander, aber für pauschale Rücktrittsforderungen bringe ich kein Verständnis auf.
Linie eins: Können Ihrer Ansicht nach ehrenamtliche Helfer den Verein führen?
Erwin Göbel: Eine ehrenamtliche Arbeit in diesem oder in anderen Bereichen ist bei den im vergangenen Jahrzehnt gewachsenen Aufgaben und Anforderungen, zum Teil auch durch die Deutsche Fußball Liga vorgeschrieben, kaum mehr zu leisten. Dabei hat der FCK im Vergleich zu anderen Vereinen noch einen überschaubaren Mitarbeiterstab.
Linie eins: Die Fans vermissen konkrete Aussagen der Führung. Herr Göbel, müssten Sie als Vorstandsvorsitzender nicht präsenter in den Medien sein?
Erwin Göbel: In der Frage der Medienpräsenz des Vorstandsvorsitzenden habe ich bei meinem Amtsantritt gesagt, dass der Fußball wieder im Mittelpunkt stehen muss. Ich werde nicht zu allem Stellung nehmen, um die Zeitungen zu füllen. Viele haben mich darin bestärkt, selbst der von mir vermutete Verfasser des eingangs zitierten Hotic-Schreibens. Auch hier sei ein Blick zu anderen Proficlubs gestattet, bei denen sich wie beispielsweise in Bremen, Vorstände bewusst in der Öffentlichkeit zurücknehmen. Nicht immer sind die am lautesten vorgetragenen Argumente auch die besten.
Quelle: linie eins
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