Konnichiwa! Der erste Japaner streift das Dress der Roten Teufel über. Kurz vor Transferschluss leiht der 1. FC Kaiserslautern Daisuke Yokota vom belgischen Erstligisten KAA Gent. Ein Flügelstürmer, für den Deutschland aber kein Neuland ist.
Beginnen wir ausnahmsweise mal mit einer Randnotiz. Daisuke Yokota wird von "PRO Profil" betreut, der Agentur von Thomas Kroth. Der ehemalige Kölner Profi hat schon etliche japanische Fußballer nach Europa vermittelt, unter anderem die lange auch in Deutschland aktiven Makoto Hasebe, Shinji Okazaki und Genki Haraguchi. Und er war der eigentliche Drahtzieher hinter Borussia Dortmunds legendärer Verpflichtung von Shinji Kagawa, dem Mann, den der BVB 2010 für kleines Geld aus der zweiten japanischen Liga holte, mit ihm zweimal Deutscher Meister wurde und ihn 2012 für 16 Millionen Euro an Manchester United weiterverkaufte. Der Transfer gilt bis heute als Geniestreich des damaligen BVB-Chefscouts und heutigen Technischen Direktors Sven Mislintat. Fakt ist, dass Kagawa nicht in Japan gescoutet wurde, sondern Kroth ihn damals bei mehreren Bundesliga-Vereinen vorspielen ließ, die aber allesamt vor der zunächst geforderten Ablöse von 700.000 Euro zurückschreckten. Die Schwarzgelben griffen erst zu, nachdem sie die Summe auf die Hälfte gedrückt hatten. Kroth übernahm dabei einen Teil des Differenzbetrags selbst, weil er von den Qualitäten seines Schützlings überzeugt war. Das ist in Kai Psottas Buch "Die Paten der Liga" nachzulesen.
Daisuke Yokota war kein solcher Senkrechtstart vergönnt. Er ist in Tokyo geboren, kam noch im U19-Alter nach Deutschland, kickte bei den Junioren des FSV Frankfurt, anschließend in der Zweiten Mannschaft von Carl Zeiss Jena. Der Sprung nach oben gelang nicht. Er verließ den Verein im Sommer 2020, war ein halbes Jahr vertragslos, ehe bei Valmiera SC anheuerte, in Lettland, wo die Spielzeiten von März bis November andauern.
Durchbruch in Lettland
Im ersten Jahr etablierte er sich, kam auf 20 Startelf-Einsätze, im zweiten startete er durch: An 33 von 36 Spieltagen von Anfang an dabei, acht Treffer, zehn Vorlagen. Am Ende der Saison feierte Yokota mit seinem Team die Lettische Meisterschaft.
Hier ein recht ausführliches Video mit Yokota-Highlights aus seiner lettischen Zeit:
» Zum Video: Yokota in Lettland
Zu erkennen ist da unter anderem, dass der Japaner gerne Doppelpässe spielt. Und, ja, das Spielniveau in Lettland scheint nicht besonders hoch.
Im Februar 2023 sicherte sich der polnische Erstligaklub Górnik Zabrze die Dienste des 1,71 Meter großen Linksfußes. Laut "Transfermarkt.de" flossen 672.000 Euro Ablöse. Auch in der im Vergleich zu Lettland deutlich anspruchsvolleren Liga etablierte sich der Japaner schnell. Ende April markierte er beim Auswärtssieg seines Teams bei Lech Posen den 1:0-Siegtreffer. Hier ist er ab Minute 1:20 zu sehen:
» Zum Video: Yokotas 1:0 Siegtreffer für Górnik Zabrze bei Lech Posen
Schön zu erkennen ist hier: Yokota kommt aus dem Zentrum, verteilt zuvor auch der Mittellinie den Ball, ehe er bis in den Strafraum durchstiefelt und vollstreckt. In der Tat setzte ihn sein Trainer Jan Urban sehr vielseitig ein. Yokota war Zehner, Linksaußen, Rechtsaußen - und in der Saison darauf war er vorübergehend auch mal als defensiver Mittelfeldspieler unterwegs.
Von Polen nach Belgien
In der Hinrunde der Spielzeit 2023/24 gelangen ihm sieben Treffer und ein Assist. Darunter zwei Doppelpacks. Der gegen Raków Czestochowa ist hier zu sehen:
» Zum Video: Yokota-Doppelpack gegen Rakow
In der Winterpause wurde das aufstrebende Talent dann kurzerhand nach Gent transferiert. Die Polen, für die auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Lukas Podolski aufläuft, brauchten dringend Geld, konnten ihre Gehälter nicht mehr zahlen, was sogar zu einem Spielerstreik führte. Die Belgier boten zwei Millionen Euro für Yokota, da mussten sie zugreifen. "Der Scouting- und der sportliche Stab waren sofort auf einer Wellenlänge und sind von seinen Qualitäten überzeugt", ließ Gent zu Yokotas Begrüßung auf seiner Homepage verlauten.
Auch in Belgien fand er sich direkt in der Startelf wieder. Allerdings stimmten die Ergebnisse nicht. Der Japaner stand bei drei Niederlagen und einem Remis auf dem Platz, danach verletzte er sich am Knie und fiel den Rest der Saison aus.
Als sein Team in der Zwischenrunde der Conference League an Maccabi Haifa scheiterte, stand er nicht auf dem Platz. Danach klagte Gent-Trainer Hein Vanhaezebrouck, mit Daisuke Yokota und Hong Hyunseok Hong, der in diesen Tagen nach Mainz wechselte, hätte er nur zwei Spieler, die "zu einem Spitzenklub gehören", das sei zu wenig.
Nach Trainerwechsel Ersatzbank
Im Sommer wurde Vanhaezebrouck durch Wouter Vrancken ersetzt, und der teilt die hohe Wertschätzung, die die Japaner bei seinem Vorgänger genossen, wohl eher nicht. Yokota fand nach seiner Knieverletzung zwar wieder Anschluss, bestritt auch die ersten drei Saisonspiele und die ersten beiden Qualifikationsspiele zur Conference League von Beginn an, doch bereits nach der 1:2-Heimniederlage gegen den FCV Dender am 2. Spieltag wurde Kritik laut: Er habe noch Defizite, konnte sich die gegen Gäste-Verteidiger kaum in Szene setzen, hieß es. Beim Heimspiel gegen Westerlo am 18. August saß er die volle Spielzeit auf der Bank, ebenso bei den beiden internationalen Begegnungen gegen Partizan Belgrad. Alle drei Partien hat Gent gewonnen. Ohne Yokota. Das schuf ihm nicht gerade rosige Zukunftsperspektiven.
Gleichwohl markierte er gegen Vender den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer. Hier zu sehen ab Minute 5:30:
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Es scheint, als sei hier wieder mal ein Spieler für den FCK erschwinglich geworden, weil er nach einem Trainerwechsel in der Kaderhierarchie empfindlich nach unten rutschte. Sein Vertrag in Gent läuft allerdings noch bis 2027, den hatte er nach seinem guten Start frühzeitig verlängert. Von daher dürfte es schwer werden, ihn nach der Ausleihe abzulösen, falls er einschlägt.
Stark auf engem Raum
Was der FCK von ihm erwarten darf?
Yokota ist ein Linksfuß, der bevorzugt von der rechten Seite kommt. Das könnte ihn zu einem passenden Flügelpartner für Aaron Opoku machen, bei dem sich dies genau umgekehrt verhält. Dass er sich auch in engen Räumen durchsetzen kann, macht ihn für Markus Anfangs Spielansatz besonders interessant. Laut Datenanbieter "Wyscout" sind 54,1 Prozent seiner Dribblings erfolgreich, in seiner starken Saison in Polen waren es sogar 62,1 Prozent - wenn er Selbstvertrauen hat, dreht er offenbar richtig auf.
Zum Vergleich: Opokus Dribblings sind zu 49,6 Prozent erfolgreich, Kenny Redondos zu 48,2 Prozent, Dickson Abiamas zu 44,6 Prozent, Richmond Tachies zu 46,2 Prozent. Yokotas Passgenauigkeit wird mit 81,8 Prozent angegeben (Opoku: 68 Prozent; Redondo; 70,5 Prozent; Abiama: 67,9 Prozent; Tachie 72,1 Prozent).
Die Zahlen müssen nicht zwingend bedeuten, dass der FCK sich auf den Flügelpositionen verstärkt hat. Sie deuten aber darauf hin, dass bei dem Neuen das Potenzial dazu vorhanden ist.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Daisuke Yokota kommt auf Leihbasis aus Gent zum FCK (Pressemeldung FCK)