Zwei frisch Gerettete laden zum Saisonfinale. Erwartet uns ein lauer Sommerkick? Das sollte eigentlich nicht so sein: Es geht um Platz 14, der für den nächsten DFB-Pokal-Wettbewerb relevant ist. Und um die Startelf-Tickets fürs Endspiel.
So lief's seit dem Hinspiel: 2:1 siegte Eintracht Braunschweig vergangenen Dezember. Ein weiteres der vielen Spiele, in denen der 1. FC Kaiserslautern nach einer Führung in der ersten Halbzeit in der zweiten alle drei Punkte abgab. Für Trainer Daniel Scherning war's bereits der dritte Sieg im fünften Spiel, nachdem er die Mannschaft am 12. Spieltag auf Platz 18 mit nur fünf Punkten und einem Torverhältnis von 7:24 übernommen hatte. Und der "Trainer-Effekt" hielt an: In die Rückrunde starteten die Blaugelben direkt mit einem Sieg bei Tabellenführer Kiel. Schwächelten dann nochmal zwischen dem 22. und dem 25. Spieltag. Kein Sieg und drei Niederlagen ließen sie auf Platz 17 zurückfallen, allerdings fielen diese allesamt denkbar knapp aus. Danach aber fanden die Niedersachsen mit einem 2:1-Erfolg in Paderborn und einem 5:0 über die SV Elversberg wieder in die Spur, hoben sich über den Strich und hielten sich dort. Vergangene Woche sicherten sie sich mit einem 1:0-Erfolg über Wehen Wiesbaden den Klassenverbleib, stehen nun zwei Punkte vor dem FCK auf Platz 14. Um an der Eintracht vorbeizuziehen und so aus dem Lostopf der Unterklassigen im kommenden DFB-Pokal-Wettbewerb zu hüpfen, muss also ein Sieg her.
Das hat sich geändert: Man kann Daniel Scherning eigentlich nicht genug Respekt zollen. Nur 17 Gegentreffer hat sein Team in den bislang 16 Spielen der Rückrunde kassiert, in der Hinrunde waren's noch 31. Nur Düsseldorf verteidigte im neuen Jahr ebenso stark, nur Kiel (15) besser. Hauptfaktoren für die Stabilisierung der Defensive: Die Wiederverpflichtung des Abwehrrecken Ermin Bicakcic, den die Braunschweiger im Oktober vom Arbeitsamt abholten. Die starken Leistungen von Keeper Ron-Thorben Hoffmann, der nun ins Visier einiger Bundesligisten geraten ist. Und Robin Krauße, der den eigentlich in diesen Rollen vorgesehenen Jannis Nikolaou als Kapitän und Anker im defensiven Mittelfeld nach und nach ablöste. Auf dem Betze wird Krauße allerdings fehlen, er sah vor zwei Wochen beim 3:3 in Fürth die Rote Karte. Dagegen kamen die drei Wintertransfers Niklas Tauer, Anderson Lucoqui und Hampus Finndell nicht über Ergänzungsspieler-Status hinaus. Bezüglich der Grundformation kehrte Scherning zur Dreier-/Fünferkette zurück, nachdem Vorgänger zwischenzeitlich mit einer Vierer-Abwehrreihe experimentiert hatte. Zudem kamen einige Offensivkräfte im Lauf der Saison zusehends besser in Tritt.
Gewinner und Verlierer: An erster Stelle ist da der Franzose Rayan Philippe zu nennen, der mit acht Treffern und vier Vorlagen zum besten Scorer des Teams mutiert ist. Nach seinen ersten Auftritten zu Saisonbeginn war noch an seiner Klassentauglichkeit gezweifelt worden. An seiner Seite hat sich auch der junge US-Boy Johan Gómez ordentlich entwickelt, der bislang bei drei Treffern und vier Vorlagen steht. Hinter ihnen muss sich jetzt sogar der einstige Stammstürmer Anthony Ujah anstellen, der lange verletzt war und sehnlichst zurückerwartet worden war, als es nicht lief. Seit einigen Wochen wird Ujah nur noch eingewechselt, das aber regelmäßig. Gewinner sind natürlich ebenso die bereits erwähnten Bicakcic, Hoffmann und Krauße. Auch Anton Donkor darf sich als solcher fühlen: Seine Leistungen auf der linken Seite haben ihm nunmehr ein Engagement bei Schalke 04 beschert, das mit Sicherheit besser dotiert ist als sein aktuelles in Braunschweig. Bereits im Winter wieder abgewandert sind die Sommer-Neuzugänge Kaan Caliskaner und Keita Endo, die, ein wenig überraschend, in Niedersachsen gar nicht Fuß fassen konnten.
Zahlenspiele: Die zweitbeste Defensive der Rückrunde hat die Eintracht auch zur siebtbesten Mannschaft der Rückserie werden lassen. Nach der Hinrunde belegten die Blaugelben gemeinsam mit den Lautrern hintere Plätze in den Passpräzisions- und Ballbesitzrankings. Und jetzt? Tun sie das immer noch. In diesen Statistiken lässt sich der Grund für Braunschweigs Aufschwung also nicht finden. Das exakte Gegenteil des FCK ist die Eintracht allerdings in Sachen Offensiv-Kopfball: Gerade mal drei ihrer insgesamt 37 Treffer haben sie mit dem Schädel erzielt. Ist nunmal nicht die Kernkompetenz der eher schmächtigen Stürmer Philippe und Gómez, im Gegensatz zu Ache und Co., die mit 14 Kopfballtreffern die Liga-Spitze markieren. Das Verteidigen von Flugbällen beherrschen die Gäste wesentlich besser. Nur acht ihrer 48 Gegentreffer fielen aus der Luft. Einer mehr, als der FCK bislang kassierte. Der aber musste insgesamt musste schon 64 Bälle aus dem Netz fischen. Nur der Tabellenletzte Osnabrück zählte mehr Einschläge. Mit einer solchen Zahl an Gegentreffern in der Klasse zu bleiben, kommt äußerst selten vor. Einbilden sollten sich die Roten Teufel darauf jedoch nichts.
Fazit: Beide Teams sind nach einer äußerst stressigen Saison nun endlich gerettet. Erwartet uns also ein entspannter Sommerkick zum Saisonausklang? Sollte es eigentlich nicht. Es geht um Platz 14 - und darum, im nächsten DFB-Pokal-Wettbewerb gesetzt werden. Aber lassen sich Fußballprofis tatsächlich mit einer solchen Ansage motivieren? Eher sollte es ihnen darum gehen, Bewerbungen für einen Platz in der Startelf beim DFB-Pokal-Finale am 25. Mai abzugeben. Gegen Hertha zuletzt sah Jean Zimmer die fünfte Gelbe Karte und wird daher zusehen müssen. Ben Zolinski musste verletzt raus und wird eher in Berlin als schon gegen Braunschweig wieder eine Alternative sein. Diese Hintergründe sprechen dafür, die rechte Seite gegebenenfalls mit nur einem Spieler zu besetzen - also Dreierkette. Auch, weil von Braunschweig ein 3-5-2 zu erwarten ist und FCK-Trainer Friedhelm Funkel seine Formation gerne der des Gegners anpasst. Almamy Touré könnte dann wieder in der Dreierkette neben Boris Tomiak und Jan Elvedi spielen, Marlon Ritter, Kenny Redondo und Ragnar Ache könnten das Offensivtriangel bilden. Aber wann hat Funkel schon mal so aufgestellt, wie wir es hier prognostiziert haben? Ganz wichtig jedenfalls: Filipp Kaloc ist wieder dabei. Der hat in Berlin zuletzt sehr gefehlt.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Sonntag, 15:30 Uhr: Spiel um Platz 14 gegen Braunschweig (Der Betze brennt)