Der 1. FC Kaiserslautern ist seit neun Liga-Spielen sieglos, die letzten sieben Partien wurden allesamt verloren und die Abstiegsplätze rücken immer näher. Nach dem 0:2 beim FC St. Pauli wollen Trainer und Spieler aber trotzdem nicht alles schwarzsehen.
FCK-Trainer Dimitrios Grammozis haderte nach dem 0:2 (0:1) im Millerntor-Stadion auch mit dem fehlenden Spielglück. Besonders der Phase bis zum 0:1 (34.) und in der zweiten Halbzeit bis zum 0:2 (64.) konnte er positive Seiten abgewinnen. Nach den wilden Anfangsminuten, in denen es schon hätte klingeln können, lobte Grammozis die defensive Leistung: "Wir standen so, dass St. Pauli Probleme hatte, gefährlich nach vorne zu kommen, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben auf eine große Kompaktheit in der Mitte gesetzt und es defensiv auch wieder ein Stück besser gemacht als zuletzt. Wir müssen aber in den wichtigen Momenten brutaler sein." So auch bei der Entstehung des ersten Gegentreffers, bei dem die Kiezkicker mehrere Fehler in der Lautrer Defensive eiskalt ausnutzen konnten.
Positiv sah Grammozis zudem den Start in die zweite Halbzeit, als die Roten Teufel eine Vierfach-Chance auf den Ausgleich liegen ließen und kurz darauf das 0:2 schlucken mussten. Der Treffer zum Endstand war aus Trainer-Sicht dann der Knackpunkt im Spiel: "Wir kamen von Minute zu Minute besser rein. Heute war das Momentum nicht auf unserer Seite, wir hatten die Chancen zum Ausgleich, die Möglichkeit, das Spiel auf unsere Seite zu kippen. In dieser Phase hatten wir auch besser Zugriff. Nach dem 0:2 war es dann schwer, zurückzukommen."
Grammozis kämpferisch: "Gegen Schalke den Bock umstoßen"
Trotz der prekären Tabellensituation blickt Grammozis zuversichtlich in Richtung nächsten Freitag, wenn Schalke 04 im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion gastiert: "Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, wir waren gegen einen sehr guten Gegner nicht chancenlos. Daran müssen wir anknüpfen. Wenn wir diese Momente auf unsere Seite ziehen, bin ich positiv, dass es wieder in die richtige Richtung geht. Wir arbeiten hart weiter und wollen gegen Schalke punkten." Dabei setzt er auch auf die Wut der Mannschaft, die sich unter anderem in einem Disput von Ragnar Ache mit Mitspielern nach Abpfiff zeigte: "Was nach dem Spiel war, müssen wir besprechen, aber ich finde es gut, wenn Niederlagen nicht einfach so hingenommen werden."
Ein Thema war zudem der Spieltagskader, in dem unter anderem der in der Startelf erwartete Neuzugang Dickson Abiama fehlte. Dies erklärte Grammozis wie folgt: "Abiama hat in der Vorbereitung Gas gegeben und war nun in einem Loch. Wir haben einen großen Kader und sind offensiv gut bestückt. Aber er hat wie jeder andere die Chance, sich zu beweisen." Ersatztorwart Andreas Luthe stand heute nicht im Kader, weil er vor dem Wechsel zu einem anderen Verein stehe, erklärte der Coach außerdem.
Zimmer: "Nicht nach einem Spiel alles über den Haufen werfen"
Auch Jean Zimmer sah neben negativen auch positive Dinge am Millerntor. "Im Endeffekt haben wir bis zum 0:2 das Spiel offen gehalten, wenig zugelassen, spielen mehr Risiko als in der Vorrunde. Wir müssen vor allem vorne mal wieder mehr Tore machen und hinten weniger zulassen. Dass die Chancen zum Ausgleich nicht reingingen, war Wahnsinn. Machen wir da das 1:1, ist das Spiel wieder komplett offen. Daher sollten wir nicht nach einem Spiel wieder alles über den Haufen werfen", so der Lautrer Kapitän.
Zimmer appelliert zudem in Erinnerung an die Zeit in der 3. Liga an einen Zusammenschluss der Mannschaft mit den Anhängern. Zuvor hatte es kurz Unmut am und im Gästeblock gegeben, weil die Spieler aus Sicht der Fans zu schnell in Richtung Kabine abtreten. Zimmer: "Damals tat uns der Zusammenhalt mit den Fans gut, die Unterstützung brauchen wir weiterhin. Und dann müssen wir gemeinsam die Punkte erzwingen. Mit 45.000 Lautrern im Rücken, die am Freitag gegen Schalke da sind, ist immer was möglich, das haben wir schon gezeigt. Wir müssen wieder alles reinhauen."
Krahl: "Es bringt nichts, alles negativ zu sehen"
Bedanken, dass es beim 0:2 blieb, konnten sich die Lautrer bei ihrem Torhüter Julian Krahl, der seinen Frust über die Niederlage nicht verbergen wollte: "Ich bin im Großen und Ganzen einfach enttäuscht, die Fans wieder im Regen stehen gelassen zu haben, keine Punkte zu haben, kein Tor geschossen zu haben, zwei Gegentore bekommen zu haben." Doch auch Krahl sieht seine Mannschaft auf dem Weg der Besserung und glaubt an Punkte in den kommenden Partien: "Sorgen mache ich mir keine, weil wir Qualität in der Mannschaft und heute schon ein anderes Gesicht gezeigt haben. Jeder bei uns gibt Vollgas, wäre es nicht so, dann würde ich mir Sorgen machen. Das heute war im Vergleich zu Braunschweig (1:2-Niederlage vor der Winterpause; Anm. d. Red.) eine Verbesserung. Natürlich war vieles nicht gut, aber es bringt nichts, alles negativ zu sehen. Wir müssen das Positive nehmen und weiter arbeiten."
Der Abstand zum direkten Abstiegsplatz, der nun von Hansa Rostock belegt wird (0:3-Niederlage beim 1. FC Nürnberg), beträgt nur noch einen Punkt. Auf Rang 16 steht mit ebenfalls 17 Punkten die formstarke Braunschweiger Eintracht. Am kommenden Freitag gastiert Schalke 04 im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion, das heute Abend gegen den Hamburger SV in die Rückrunde startet.
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Quelle: Der Betze brennt