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Betze-Fans zwischen Protest, Jubel und Enttäuschung

Betze-Fans zwischen Protest, Jubel und Enttäuschung


Zwölf Minuten Schweigen, viele kritische Botschaften auf den Rängen, am Schluss noch­mal großer Jubel und dann doch voller Frust: Beim Jahresfinale des 1. FC Kaiserslautern gegen Eintracht Braunschweig (1:2) war auch neben dem Platz wieder einiges geboten.

Das Fanbündnis 1. FC Kaiserslautern hatte es bereits vorher angekündigt und durch die bundesweite Stellungnahme zahlreicher Kurven dürfte es für die knapp 2.300 mitgereisten Fans keine große Überraschung gewesen sein: Die aktiven Fanszenen beider Vereine hatten vor der letzten Partie der Hinrunde zu einem zwölfminütigen Stimmungsboykott aufgerufen, um gegen den am Montag beschlossenen Investoren-Einstieg bei der DFL zu protestieren. Dazu wurden am Eingang des Gästeblocks Flyer verteilt, auf denen die Hintergründe nochmals genauer erklärt wurden. Die Vorderseite des Flyers richtete sich an die FCK-Fans und ist am Ende dieses Textes angehängt. Die Rückseite beinhaltete die bereits am Freitag vorab veröffentlichte bundesweite Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands. Die Kurven von Braunschweig und Kaiserslautern nahmen auch aus Solidarität an dem Protest teil, obwohl ihre Klubs mit "Nein" zum Investor gestimmt hatten. Auf das Spiel störende Aktionen wie bei anderen Partien dieses Wochenendes wurde im Eintracht-Stadion allerdings verzichtet.

Stille Wasser sind tief! Wir werden kein Teil eures Deals sein - Scheiß DFL!

So blieb das ganze Stadion für die ersten zwölf Minuten gespenstisch leise. Vorne am Zaun prangte dazu im FCK-Block die Nachricht: "Stille Wasser sind tief! Wir werden kein Teil eures Deals sein - Scheiß DFL!" Mit Ende des Boykotts gab es dann direkt etwas zu feiern: Die Roten Teufel gingen in der 14. Minute mit 1:0 in Führung und mitten in der Jubeltraube fand sich auch FCK-Kapitän Jean Zimmer wieder, der verletzungsbedingt passen musste und das Spiel im Gästeblock verfolgte. Damit startete der Support gleich lautstark und die Lautrer machten auf sich aufmerksam.

In der 20. Minute hatten die Ultras im Gästeblock noch weiteren Redebedarf bezüglich des Investoren-Deals und zeigten das Spruchband: "Investoren als Heilsbringer auserkoren, den Verstand an den Größenwahn verloren - Der Fan in der Kurve nichts mehr wert, ihr zerstört den Fußball jeden Tag ein bisschen mehr - Eure roten Linien sind unser rotes Tuch!"

Die schlechte Leistung des Teams und das daraus resultierende erste von zwei Gegentoren schlug sich dann auch auf die Stimmung nieder. Die Fans versuchten weiterhin einiges, um das Team zum Sieg zu schreien, aber so wirklich wollte der Funke nicht mehr überspringen.

Die zweite Halbzeit eröffnete die Generation Luzifer mit einem Gruß an die Stadionverbotler vor den Toren: "Immer & Überall". Weitere Kritik ging seitens der FCK-Fans außerdem in Richtung des Heimvereins und seiner Kartenpolitik: "Stehplatz 19,30€ und nur Print@home - Ist das euer Verständnis von Fankultur?"

Kompletter Gästeblock und Spruchband: Immer & Überall

Auch wenn die Partie kein gutes Ende für den FCK und seine mitgereisten Fans zu bieten hatte, sendeten diese zum Schluss noch einen Gruß per Spruchband: "Frohe Weihnachten allen Betze-Fans!" Dabei wurde sogar noch einmal höchst emotional gejubelt: Der eingewechselte Ragnar Ache erzielte in der Nachspielzeit das vermeintliche 2:2 und stürmte mit seinen Mitspielern schnurstracks an den Gästeblock, wo alle völlig eskalierten. Aber eine Minute später die eiskalte Dusche bei eigentlich mildem Winterwetter: Videobeweis, Abseits, Tor zählt nicht - der FCK verliert das sechste Liga-Spiel in Folge! Trotzdem wurde die Mannschaft von den ebenfalls ratlos wirkenden Fans eher mit Aufmunterung als mit Pfiffen in die Winterpause verabschiedet.

Spruchband: Frohe Weihnachten allen Betze Fans

Torjubel am und im Gästeblock

In der Braunschweiger Kurve wurde der Anti-DFL-Protest mit zwei Spruchbändern begleitet: "Eure Gier macht uns sprachlos - Gegen Investoren in der DFL!" und "Das Kind ist in den Brunnen gefallen, der Scheich sitzt schon im Flieger, Fick dich Deutsche Fußball Liga!" Im zweiten Durchgang hissten die Heimfans erneut das große "ACAB"-Banner, welches beim letzten BTSV-Heimspiel zu Kontroversen und einer Stellungnahme des Vereins geführt hatte. Ergänzt wurde es diesmal durch den Spruch: "Zeigt uns an und wir öffnen einen Sekt, das ist alles von der Meinungsfreiheit gedeckt." Dieses abgewandelte Zitat war dem Song "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" von Danger Dan entnommen und spielte darauf an, dass die pauschale Aussage "All Cops are Bastards" laut Bundesverfassungsgericht nicht per se strafbar ist.

Der Ausklang der Partie vor insgesamt 20.627 Zuschauern war dann auf Heimseite aufgrund des Ergebnisses deutlich positiver als bei den Gästen. Braunschweig belegt zwar immer noch einen direkten Abstiegsplatz, konnte den Anschluss zu Rang 16 mit Rostock und Rang 15 mit Kaiserslautern aber wiederherstellen.

Spruchband: Eure Gier macht uns sprachlos - Gegen Investoren in der DFL!

Der Flyer des Fanbündnis FCK aus dem Gästeblock im Wortlaut:

"Hallo FCK-Fans, heute müssen wir uns leider mit einem unschönen Thema an euch wenden. Wie ihr alle mitbekommen habt, wurde am Montag der Einstieg von Investoren bei der DFL beschlossen. Das stellt einen Dammbruch dar und ist ein tiefschwarzer Tag für den deutschen Fußball.

Deswegen werden wir heute die ersten 12 Minuten der Partie schweigen. Die genaueren Hintergründe dazu findet ihr auf der Rückseite. Dort ist ein Statement der Fanszenen Deutschlands abgedruckt, denn dieser Protest wird am Wochenende in vielen Stadien stattfinden.

Wir haben uns die Entscheidung für diesen Protest alles andere als leicht gemacht. Denn uns ist die Wichtigkeit des heutigen Spiels bewusst und die Mannschaft braucht gerade jetzt unsere Unterstützung. Aber bei einem Einschnitt in dieser Größenordnung können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und so tun, als wäre nichts geschehen. Wir müssen den Funktionären klar machen, was passiert, wenn sie ihre Basis vergessen und dass wir treue Fans solche geldgierigen Entscheidungen nicht mittragen.

Der FCK hat als einer von zehn Vereinen gegen den Einstieg eines Investors gestimmt und daher gilt dieser Protest auch in keinster Weise der Vereinsführung, die den Mitgliederwillen befolgt und durchgesetzt hat.

Allerdings solidarisieren wir uns mit den zahlreichen anderen Fanszenen, deren Vereine die Stimmen ihrer Fans und Mitglieder ignoriert haben. Nur gemeinsam wird dieser Protest erst richtig wirksam und wir sehen es als unsere solidarische Pflicht an, uns dem bundesweiten Protest anzuschließen, um ein möglichst deutliches Zeichen an die Entscheider zu senden.

Die Vertreter unseres heutigen Gastgebers Braunschweig haben zwar ebenfalls gegen einen Investor gestimmt, aber genau wie wir, wird sich auch die Südkurve Braunschweig am Protest beteiligen und die ersten 12 Minuten Schweigen.

Unsere Mannschaft und das Trainerteam haben wir im Vorfeld über die Gründe informiert.

Nach den 12 Minuten heißt es dann Vollgas für den Auswärtssieg!

Danke für eure Mithilfe und euer Verständnis!"

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Braunschweig:

- Fotogalerie | 17. Spieltag: Eintracht Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: Der Betze brennt

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