Für den 1. FC Kaiserslautern beginnen nun Festspielwochen: Hannover 96 und Hamburger SV zuhause, dazwischen auswärts bei Fortuna Düsseldorf. Schon der ersten Brocken hat es in sich. Zu den 96ern weisen sich einige interessante Parallelen auf.
Anspruch und Wirklichkeit: Sie haben 2023 eine ziemlich bescheidene Rückrunde gespielt. Aber sie haben die Nerven behalten. Der Trainer wurde nicht entlassen, der Kader im Sommer nicht komplett neu geordnet, sondern nur punktuell verstärkt. Sie sind den Weg der kleinen Schritte konsequent weitergegangen. Und jetzt? Stehen sie nach acht Spieltagen richtig gut da. Spucken keine großen Töne, aber, na klar, der Anhang träumt nach wie vor den Traum von der Rückkehr in die Bundesliga, die man schon vor Jahren verlassen hat ... Hallo? Nein, wir reden hier nicht über den 1. FC Kaiserslautern, sondern über Hannover 96. Auch an der Leine haben sie aus den vergangenen Jahren gelernt. Die Zeiten der ständigen Personalwechsel sollen endlich vorbei sein, selbst in der Führungsetage, wo es permanent um den langjährigen Boss Martin Kind rumort, herrscht gerade mal Ruhe. Im Umfeld ist eine neue Zuversicht entstanden, die sich auch beim Absatz der Dauerkarten äußerte, der schon früh die 15.000er Marke überschritt. "Wir werden uns nicht kleiner machen, als wir sind, aber wir werden die Dinge weiterhin realistisch angehen", sagt Sportdirektor Marcus Mann im "Kicker"-Sonderheft dieses Sommers. Zuletzt holten die 96er zehn Punkte in vier Spielen. Lauterns jüngsten Gegner Osnabrück watschten sie vor drei Wochen mit 7:0 ab.
Die Neuen: Er gilt als einer der Transfercoups der Zweiten Liga dieses Sommers. Hannover hat seinen ehemaligen A-Junior, den späteren Nationalspieler Marcel Halstenberg aus Leipzig an die Leine zurückgeholt. Und der 32-Jährige hat sich direkt als Führungsspieler etabliert. Aus Wiesbaden haben die 96er mit Brooklyn Ezeh den talentiertesten Linksverteidiger der vergangenen Drittliga-Saison verpflichtet. Er stand jedoch erst einmal in der Startelf. Als Innenverteidiger festgebissen hat sich bereits der erst 20-Jährige Bright Arrey-Mbi, der nach einem Jahr Leihe nun fest von Bayern München verpflichtet worden ist. Der ehemalige Bielefelder Andreas Voglsammer, den Mann aus Millwall zurück nach Deutschland holte, kam bislang nur zu Kurzeinsätzen. Pech hatte Max Christiansen, den Trainer Stefan Leitl von seinem ehemaligen Arbeitgeber Fürth nach Hannover lotste. Er sollte die ordnende Hand im zentralen Mittelfeld werden, doch setzen ihn seit dem 3. Spieltag Rückenprobleme außer Gefecht. Talente wie der von Royal Antwerpen geliehene Christopher Scott müssen sich derzeit noch hinten anstellen, da Leitl gegenwärtig eher auf die in der Vorsaison gewachsene Einheit setzt.
Die Formation: Leitl bevorzugt seit der vergangenen Saison ein 3-4-1-2. Wobei das Offensiv-Trio sehr variabel ist. Cedric Teuchert, Harvard Nielsen und der nominelle Zehner Louis Schaub können ihre Positionen auch ganz gut tauschen. Der einstige Linksverteidiger Halstenberg steht nun meist im Zentrum der Dreierkette und führt die Mannschaft gemeinsam mit dem erfahrenen Keeper Ron-Robert Zieler, ebenfalls ehemaliger Nationalspieler. Neben Halstenberg und Arrey-Mbi komplettiert der 1,92 Meter große Phil Neumann die Abwehrreihe. Der linke Schienenspieler Derrick Köhn hat durchaus Potenzial für mehr als Zweite Liga, rechts hat Jannik Dehm sich an Sei Muroya vorbeigeschoben. Im zentralen Mittelfeld präsentiert sich seit Christiansens Verletzung Enzo Leopold neben dem robusten Sechser Fabian Kunze. Zuletzt blieb die Startelf zwei Mal hintereinander unverändert. Da auch das jüngste Spiel gegen Wiesbaden mit 2:0 gewonnen wurde, dürfte Leitl keine große Not sehen, diese zu verändern. Es sei denn, Verletzungen zwingen ihn dazu. Oder er lässt sich für den Betzenberg ein paar besondere taktische Kniffe einfallen.
Zahlenspiele: Dass die Hannoveraner nach dem 7:0 gegen Osnabrück mit insgesamt 19 Treffern die derzeit erfolgreichste Offensive der Liga stellen, dürfte nicht wirklich überraschen. Mit erst acht Gegentreffern bieten sie allerdings auch die bislang drittstärkste Defensive der Liga auf. Mit sieben Treffern führt Cedric Teuchert gemeinsam mit dem Herthaner Haris Tabakovic die Torjägerliste an. Allerdings hat der 26-Jährige fünf Buden vom Elfmeterpunkt gemacht - und nicht einen Elfer verschossen. Ihn hätte der FCK in Osnabrück gut gebrauchen können. Köhn ist neben dem Herthaner Fabian Reese und dem Karlsruher Marvin Wanitzek der Zweitliga-Kicker, der die meisten Flanken aus dem Spiel heraus schlägt. "Bundesliga.de" führt H96 als die Mannschaft mit der zweitbesten Abschluss-Effizienz, ein Wert, der auch mit der Chancenverwertungs-Tabelle des "Kicker" korrespondiert. Auch da sind die Niedersachsen Zweiter, von 51 Einschussmöglichkeiten haben sie 37,3 Prozent verwandelt. Die Roten Teufel sind da aber nicht so viel schlechter: Von 48 Chancen insgesamt 31,3 Prozent verwandelt, das macht Platz 5. In Osnabrück hätte man sich in diesem Ranking ganz schön nach oben schaffen können.
Fazit: Zwei Gegentore per Elfmeter, eins nach einer Ecke, ein Eigentor nach einer Rechtsflanke, eins nach einem Angriff über links, und drei nach Schüssen hart am oder außerhalb des Strafraums. So hat Hannover seine bislang acht Gegentreffer kassiert. Was das dem FCK-Team sagen sollte? Ruhig mal wieder versuchen, von außerhalb zu "wummsen", so wie gegen Nürnberg. Und nach den Erfahrungen von Osnabrück eher nicht auf Strafstöße hoffen. Um Himmels willen aber auch keine im eigenen Sechzehner verursachen, denn Teuchert trifft mit 100-Prozent-Garantie. Andererseits: Aus dem Spiel heraus ist nicht der Spitzenreiter der aktuellen Torjägerliste der gefährlichste Gäste-Stürmer, sondern Nielsen, auch wenn der erst drei Mal getroffen hat. Und Vorsicht vor Köhns Flanken. Ansonsten: Zeigen, dass die schlechte Chancenverwertung in Osnabrück nur ein Ausrutscher war, wie er immer mal vorkommen kann - laut Kicker-Statistik war er das. Und sicherheitshalber doch mal Elfmeter üben. Marlon Ritter, den "Sky"-Experte Torsten Mattuschka dem FCK als nächsten Elfmeterschützen vorschlug, halten wir übrigens für keine so gute Idee. Wir wären für Ragnar Ache. Oder Boris Tomiak.
Quelle: Der Betze brennt
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