Neues vom Betzenberg

Gegner-Check Hansa: Gut kämpfen statt schlecht passen

Gegner-Check Hansa: Gut kämpfen statt schlecht passen


1. FC Kaiserslautern gegen Hansa Rostock. Siebter gegen Achter. Klingt nach Duell auf Augenhöhe. Wer gewinnt, darf nach oben gucken. Steht also so etwas wie eine "offene Feldschlacht" an? Eher nicht.

Anspruch und Wirklichkeit: Vergangene Saison drohte die Kogge zurück in die 3. Liga zu sinken, als Alois Schwartz das Ruder übernahm. An jenem Wochenende sollte bereits der 26. Spieltag angepfiffen werden, mit Jens Härtel und Patrick Glöckner hatte der Klub schon zwei Übungsleiter verschlissen, der Wind blies denkbar ungünstig. Doch Schwartz war es bis dato schon vier Mal gelungen, abstiegsbedrohte Teams im Unterhaus zu halten. Und siehe da: Nach drei Niederlagen in Folge sicherten sich die Rostocker mit 16 Punkten aus den verbleibenden sechs Partien den Klassenverbleib. Lautrer Fans ist insbesondere die schmerzhafte 0:1-Heimniederlage in Erinnerung, die Hansa dem FCK am 30. Spieltag beibrachte. Im Sommer bewegte sich einiges an Bord der Kogge. Etliche Stammkräfte gingen, und das auch noch ablösefrei: Die Defensivspezialisten Ryan Malone und Lukas Fröde wechselten nach Ingolstadt, die erfahrenen Stürmer John Verhoek und Pascal Breier nach Osnabrück und Lübeck. Abwehrhüne Rick van Drongelen kehrte zunächst zu Union Berlin zurück und zog mittlerweile in die Türkei weiter. Schwartz und dem neuen Sportdirektor Kristian Walter glückten jedoch Neuverpflichtungen, die die Abgänge nicht nur adäquat ersetzen, sondern auch den Konkurrenzdruck im Kader erhöhen könnten. Euphorische Saisonprognosen sind an der Ostsee allerdings nicht angesagt, "eine stabile Saison spielen" lautet der Tenor. Der Start mit drei Siegen in vier Spielen verlief vielversprechend. Zuletzt setzte es jedoch zwei Pleiten hintereinander, beim Hamburger SV (0:2) und zuhause gegen Düsseldorf (1:3).

Die Neuen: Er kam, sah und siegte. Unmittelbar nach seiner Leihe aus Stuttgart wurde Juan-José Perea bei Rostocks Gastspiel in Elversberg beim Stand von 0:1 eingewechselt. Prompt schoss er die Seinen noch zum Sieg - mit Treffern in der 10. und der 13. Minute der Nachspielzeit. Mit dem Kolumbianer, an dem im Sommer auch der FCK gebaggert haben soll, will die Kogge ihre notorische Sturmflaute beenden. Nur 32 Treffer markierten vergangene Saison den Liga-Tiefstwert. Dabei mithelfen soll auch die Last-Minute-Leihe des FC Midtjylland, der Brasilianer Júnior Brumado, der bislang aber nur einen 23 Minuten-Einsatz ohne Treffer verzeichnet. Ebenfalls nur zu Kurzeinsätzen kam bis jetzt Bayern-Zögling Sarpreet Singh, der zuletzt nach Regensburg ausgeliehen war. Er soll die fußballerische Qualität des Teams erhöhen. Mit Christian Kinsombi und Janik Bachmann hat sich Schwartz zwei ihm gut bekannte Stammkräfte seines ehemaligen Arbeitgebers Sandhausen an die Ostsee nachkommen lassen. Mit den Ex-Bielefeldern Oliver Hüsing und Sebastian Vasiliadis kam ebenfalls ordentlich Zweitliga-Erfahrung, dazu vom Waldhof Alexander Rossipal für die linke Abwehrseite. Die Leihgaben Jasper van der Werff (SC Paderborn) und Jonas David (Hamburger SV) vergrößern die Auswahl in der Defensive.

Die Formation: Alois Schwartz setzt in der Regel auf 3-5-2-Formationen, wechselt von Spiel zu Spiel allenfalls auf ein, zwei Positionen und variiert immer mal die Rollen der zentralen Mittelfeldspieler. Meist agiert der Schwede Svante Ingelsson auf der Zehn, mit Nils Fröling steht jedoch eine veritable Alternative bereit. Bachmann, den Schwartz in Sandhausen seinerzeit wirkungsvoll zum offensiven Mittelfeldspieler umfunktionierte, spielt nun wieder zurückgezogener. Fest auf der Sechs präsentiert sich Dennis Dressel. Als rechter Schienenspieler ist Nico Neidhart unterwegs, der auch als Innenverteidiger agieren kann. Gegen Düsseldorf startete der FCH mit Rossipal für den etatmäßigen linken Flügelspieler Kevin Schumacher auch auf der anderen Außenbahn mit einem Kicker, der ebenso gut ganz hinten eingesetzt werden kann. Nicht auszuschließen, dass diese defensivbetonte Variante auch auf dem Betzenberg bevorzugt wird. Für Rossipal könnte dann wie gegen Fortuna David in die Dreierkette rücken, die von van der Werff und der etablierten Stammkraft Damian Roßbach komplettiert wird. Das Tor der Kogge hütet seit Jahr und Tag Kapitän Markus Kolke. Perea ist seit seinem Traum-Einstand in Elversberg im Sturm gesetzt, obwohl er seither nur noch einmal traf. Ihm zur Seite steht in der Regel Kai Pröger, der Mann, der vor knapp fünf Monaten auf dem Betzenberg den Siegtreffer für die Gäste markierte.

Zahlenspiele: Dass Mannschaften des Maurersohnes Schwartz in erster Linie mit konzentrierter Abwehrarbeit punkten, dürfte wohl niemanden überraschen, der regelmäßig Zweite Liga guckt. So erfolgreich wie bei ihrem 16-Punkte-Finale der Vorsaison sind die Rostocker in dieser Runde jedoch noch nicht unterwegs. Damals haben sie nur zwei Gegentreffer zugelassen, heuer sind es nach sechs Partien bereits neun. Drei davon sogar, nach dem der Defensivverbund eigentlich genug Zeit hatte, sich zu ordnen. Kurios: Phil Neumanns Flatterball zum 0:1 bei Rostocks 1:2-Heimniederlage gegen Hannover. Das Gegentor aus dem Pokalspiel gegen den FSV Frankfurt mitgerechnet, haben die Rostocker bereits vier Treffer nach unsauber geklärten Eckbällen kassiert. Ansonsten erfüllen sie alle Klischees von Kampfmannschaften, die sich am liebsten in Abwehrschlachten austoben. Rostock führt die Rankings der Zweikämpfe insgesamt (451) und der defensiven Kopfballduelle (302) an, hat die meisten Gelben Karten (20) eingesammelt. Überdies weist die Kogge die schlechteste Passquote der Liga auf - nur 76,1 Prozent Präzision. Lautern ist auf diesem Tableau allerdings ebenfalls nur Vorletzter (80,1 Prozent). Bei Rostocks Offensivspiel ist zu beachten: Sie schlagen die drittmeisten Flanken aus dem Spiel heraus, im Schnitt 17,79. Vergangene Woche kickte der FCK beim Tabellenführer dieses Rankings, dem Karlsruher SC (24,11) und beherrschte den Himmel über dem eigenen Strafraum nicht gerade souverän. Also Obacht. (Quelle: Wyscout.)

Fazit: Optisch dürfte sich diese Partie nicht viel anders gestalten als im April. Der Gast wird die Betze-Buben zur Dominanz förmlich zwingen. Die Roten Teufel hatten bei der 0:1-Niederlage sage und schreibe 71 Prozent Ballbesitz - eine seit Beginn der Ära Dirk Schuster geradezu astronomisch anmutende Zahl. Diesmal soll der Ball nicht nur in den eigenen Reihen gehalten, sondern auch über die gegnerische Torlinie bugsiert werden. Wenn Jean Zimmer und Tymo Puchacz weiter so präzise Flanken schlagen wie bisher und Ragnar Ache weiter so gut trifft, stehen die Zeichen dafür besser als vor fünf Monaten. Vor Wochen erklärte Schuster, er könne sich vorstellen, Ache und Terrence Boyd auch mal als Doppelspitze zu bringen, sofern beide fit genug für 90 Minuten seien. Das wäre gerade für diese Partie vielleicht keine schlechte Idee. Zwei Kanten vorne, um Beton zu brechen, warum nicht.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Sonntag, 13:30 Uhr: Die Kogge segelt auf den Betze (Der Betze brennt)

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