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Wirbelwind für den Sturm: Richmond Tachie im DBB-Porträt

Wirbelwind für den Sturm: Richmond Tachie im DBB-Porträt

Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern hat mit Richmond Tachie den ersten Neuzugang für die Sturm­reihe präsentiert. Neben Geschwindigkeit bringt der 24-Jährige, der die Zweite Liga im zweiten Anlauf packen will, vor allem großes Entwicklungspotenzial mit.

Als der FCK um 15:21 Uhr auf seinem Twitter-Kanal einen Orkan-Emoji postete, da war schon klar, der nächste Neuzugang würde in Kürze "herbeigeweht" werden. Denn: Richmond Tachie (gesprochen: "Tätschy") stand da am Fröhnerhof mit seinen zukünftigen Mannschaftskollegen bereits auf dem Platz. Tachie? Ihn hatten sicher nur die wenigsten Fans und Experten auf dem Zettel. Doch so überraschend und in Windeseile der Transfer über die Bühne ging, so charakteristisch könnte der Orkan-Emoji auch für den Stürmer selbst stehen. Denn die FCK-Offensive kann sich in Zukunft vor allem auf eines einstellen: Geschwindigkeit und technische Klasse. Das wurde auch schon in der ersten Trainingseinheit am Freitagnachmittag sichtbar. Tachie war gleich eine beliebte Anspielstation, suchte als Mittelstürmer immer wieder freie Räume - und ja, er netzte auch das ein oder andere Mal.

Die Torquote ist dennoch etwas, woran er noch arbeiten muss. In der Regionalliga stehen für Borussia Dortmund II in 66 Spielen 20 Treffer zu Buche, in der 3. Liga netzte er in 37 Partien sieben Mal. Und in der 2. Bundesliga ist Tachie in 17 Spielen für den SC Paderborn torlos geblieben - meist stand er aber auch nur über wenige Minuten auf dem Feld. Doch Tachie ist noch entwicklungsfähig. Und dass er einen Torriecher besitzt, hat er im Juniorenbereich eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Etwa als er mit dem VfL Wolfsburg Leipzig mit einem Fünferpack (!) quasi im Alleingang aus dem Stadion schoss.

» Zum Video: Tachies Fünferpack im U19-Spiel gegen Leipzig

"Variabilität in der Offensive": Warum nicht Tachie und Boyd?

"Richmond ist ein sehr gut ausgebildeter Stürmer, der offensiv alle Positionen besetzen kann. Wir wollen ihn bei seinen nächsten Entwicklungsschritten begleiten. Er ist ein absoluter Teamplayer und gibt uns mehr Variabilität in der Offensive." So kommentierte Sportchef Thomas Hengen die Verpflichtung. Der FCK kann sich also vor allem darauf freuen, in Zukunft in der Offensive etwas unberechenbarer und variabler aufgestellt zu sein. Als gleichwertiger Ersatz für Terrence Boyd taugt der 1,77 Meter große Tachie auf Anhieb allerdings nicht. Damit täte man dem Jungen auch unrecht. Aber als sinnvolle Ergänzung, die den Konkurrenzkampf anfeuert, darf er gesehen werden. Zudem wäre es auch denkbar, dass es mit der Verpflichtung von Tachie realistischer wird, die Roten Teufel fortan öfter in einem 3-5-2-System zu sehen. Mit dem Deutsch-Ghanaer hätte Boyd einen technisch versierten Nebenmann, der die Gegenspieler "durchwirbeln" und so wiederum Platz für ihn selbst schaffen könnte. Über eben so einen Mitstreiter würde Boyd sich freuen - das machte er im Mediengespräch beim Trainingsauftakt deutlich.

Kreativität, Beweglichkeit, gutes Passspiel. Das wird von dem Paderborner Neuzugang erwartet. Vor allem letzteres dürfte Dirk Schuster gefallen. Verbesserungspotenzial - und das dürfte seinem neuen Chef weniger munden - hat er im Spiel nach hinten. Aber daran lässt sich ja bekanntlich arbeiten.

Alte Bekannte aus Dortmund: Tachies Wiedersehen mit Raschl

Was ebenfalls ein Pluspunkt sein könnte: Beim FCK trifft Tachie mit Tobias Raschl nicht nur auf einen weiteren Lautrer Neuzugang, sondern auch auf einen alten Bekannten aus Dortmunder Zeiten. Raschl und Tachie gewannen 2021 gemeinsam mit der "kleinen Borussia" die Meisterschaft der Regionalliga West. Damals harmonierten sie prächtig. Raschl schoss im offensiven Mittelfeld in jener Saison in 29 Partien neun Tore, Tachie in 40 Partien elf. Ein Duo, das sich kennt und nun bestenfalls auch in der 2. Bundesliga funktionieren soll.

Der neue Stürmer der Roten Teufel hat zugegebenermaßen ein schweres Jahr hinter sich, will den Sprung in die Zweite Liga nun im zweiten Anlauf schaffen. Nach seinen zwei erfolgreichen Spielzeiten beim BVB II - wo er beim denkwürdigen 1:3 auf dem Betze im April 2022 auch die FCK-Abwehr durcheinander wirbelte - wechselte er mit großen Erwartungen nach Paderborn, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Doch er bewies Nervenstärke: In der 2. Runde des DFB-Pokals hatten es seine Paderborner gegen Werder Bremen bis ins Elfmeterschießen geschafft. Und Tachie war es, der zum entscheidenden Elfmeter antrat - und schließlich eiskalt verwandelte.

» Zum Video: Tachie verwandelt den entscheidenden Elfmeter im DFB-Pokal

Geschwindigkeit auch abseits des Platzes - Fußball bleibt seine Nummer 1

Dass es Tachie auch abseits des Platzes gerne schnell mag, das wurde im Februar bekannt. Dort hatte der Angreifer wahrlich einen Schutzengel, als er sich mit seinem BMW auf der Autobahn gleich dreimal überschlug - und wie durch ein Wunder unverletzt blieb. Doch eigentlich sucht Tachie auch abseits des Platzes den Bezug zum Fußball. In einem Interview mit dem DFB sagte er 2022: "Ich bin dann häufig bei meiner Familie in Berlin. Während der Saison bleibt dafür nicht ganz so oft Zeit. Wenn ich ehrlich bin, ist der Fußball aber auch oft ein Thema, wenn ich nicht selbst auf dem Platz stehe. Da die neue Version erst kürzlich rausgekommen ist, spiele ich gerne an der Videokonsole Fifa 22. Nach unserem Aufstieg in die 3. Liga war ich gespannt, wie es ist, mein 'virtuelles Ich' zu steuern."

Und dass sich das auszahlt, zeigt etwa sein Treffer für den BVB II im Drittliga-Spiel gegen Freiburg 2021. Das hat schon "Tor des Monats"-Qualität. Die darf er nun gerne auch mit nach Kaiserslautern bringen.

» Zum Video: Tachies sehenswerter Treffer gegen Freiburg II

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Stürmer Richmond Tachie wechselt von Paderborn zum FCK (Pressemeldung FCK)

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