Zum Kehraus will der 1. FC Kaiserslautern seinen Anhang mit "einem guten Gefühl" in den Sommer verabschieden. Mit Fortuna Düsseldorf kommt nochmal ein Gegner, der mehr in dieser Saison mehr wollte - und mehr kann.
So lief's seit dem Hinspiel: Mit einem Sieg gegen den FCK im Hinrundenfinale wollte die Fortuna seinerzeit nochmal einen Tick näher an die Aufstiegsränge rutschen. Nach dem 1:2 durchs Philipp Klements Elfmetertreffer in der Nachspielzeit waren's dann doch sieben Zähler Abstand auf den Relegationsplatz. Aus den Augen verlor der ambitionierte Klub die Spitze jedoch auch im neuen Jahr nicht: "Wir wollten den Anschluss nach oben finden und auf Ausrutscher hoffen", fasste Trainer Daniel Thioune zusammen. Zeitweise sah das recht gut aus. Zwischen dem 22. Spieltag und dem 28. Spieltag holte Düsseldorf 15 Punkte in sieben Spielen und arbeitete sich auf Platz vier vor. Nach einem 0:2 in Nürnberg schienen die Aufstiegsträume geplatzt, auch weil die Konkurrenz aus Darmstadt, Heidenheim und Hamburg sich nicht in dem Maße Ausrutscher leistete, dass die Rheinländer sie hätten nutzen können. Aktuell sind sie seit vier Spieltagen ohne Niederlage. Zuletzt gab es ein vogelwildes 3:3 gegen Hannover, bei dem sie erst einen 0:2-Rückstand drehten, um denn kurz vor Schluss noch den Ausgleich zu kassieren. Klingt nach einem FCK-Heimspiel der Vorrunde.
Das hat sich geändert: Einen Spieltag vor Feierabend haben die Düsseldorfer in der Rückrunde bereits drei Punkte mehr geholt als in der Hinserie, 29 nämlich. Dabei haben sie fünf Treffer mehr erzielt als in der ersten Halbserie, aber drei mehr kassiert - einen mehr als der FCK, der als Tabellen-15. der Rückrunde derzeit gar nicht zufrieden ist. Ansonsten bemüht man sich am Niederrhein, die Kontinuität zu wahren, von der die meisten Wettbewerber nur reden. In der Winterpause wurden keine Nachverpflichtungen getätigt, der Vertrag mit Trainer Thioune verlängert. Vor dem jüngsten Heimspiel gegen Hannover wurden bereits fünf Spieler verabschiedet, darunter Altstar Rouwen Hennings und Torjäger Dawid Kownacki, dessen Wechsel zu Bundesligist Werder Bremen vor wenigen Tagen fix wurde. Die Leihgaben Michal Karbownik und Kwadwo Baah kehren zu ihren Stammvereinen in England zurück, Reservekeeper Raphael Wolf beendet seine Karriere. Welchen seiner bereits feststehenden Abgänge wird Thioune zum Saisonfinale nochmal berücksichtigen? Oder lässt er lieber Personal mit Blick auf die Zukunft auflaufen? Wir werden sehen.
Gewinner und Verlierer: Aus dem Hinspiel ist FCK-Anhängern sicher noch der linke Verteidiger Michal Karbownik in respektvoller Erinnerung. Der erinnerte im Vorwärtsgang an den einstigen Dortmunder Tomáš Rosicky und erzielte das 1:0 für Düsseldorf. Mit Blick auf Sonntag dürfte es beruhigen, dass der 22-Jährige in dieser Spielzeit nicht durchgehend auf diesem Niveau performte. Der Treffer gegen Lautern blieb sein einziger Saisontreffer, zuletzt kam er nur noch von der Bank. Dass der Pole Dawid Kownacki die bislang erfolgreichste Spielzeit seiner Karriere spielt, ist unbestritten - zwölf Treffer und neun Vorlagen sprechen für sich. In der Innenverteidigung ist Kapitän André Hoffmann normalerweise eine Bank, am Sonntag aber fällt er wegen fünf Gelber Karten aus. Im zentralen Mittelfeld hat sich zuletzt der erst 17-jährige Elione Fernandes-Neto in den Vordergrund gespielt. Insbesondere beim 3:2-Sieg gegen den Karlsruher SC vor knapp vier Wochen war er ein belebendes Element. Shinta Appelkamp, ein mit 22 Jahren bereits weiterentwickeltes Talent, hat nach einem Durchhänger wieder in die Startelf zurückgefunden, ist mit sechs Treffern und neun Vorlagen ist er zweitbester Scorer des Teams. Schlecht lief's für den Japaner Io Tanaka, bei dem ein Innenbandabriss vor sechs Wochen die Saison beendete. Mit seinen zwei Treffern gegen Hannover hat der erfahrene Felix Klaus gerade bewiesen, dass mit ihm auf rechten Seite weiterhin zu rechnen ist.
Zahlen, Daten, Fakten: Sie sind Freunde des ruhenden Balles. Schon neun Elfmeter sind der Fortuna in dieser Saison bereits zugesprochen worden - jetzt bitte Zurückhaltung üben mit polemischen Kommentaren à la "Schwalbenkönige" und so. Reingemacht haben sie von den Elfern aber nur sechs. Acht Mal haben sie bereits nach Ecken getroffen, also genauso oft wie der FCK, aber da sie verhältnismäßig wenige Ecken herausholen - laut "Wyscout" nur 4,38 im Schnitt - gilt ihre Eckball-Effizienz "bundesliga.de" zufolge als die beste der Liga. Mit 83,4 Prozent ist die Passquote der Düsseldorfer die viertbeste der zweiten Klasse - und 6,1 Punkte besser als die der Roten Teufel mit 77,3 Prozent. Sie spielen keinen exzessiv auf Ballbesitz ausgerichteten Fußball - 52 Prozent im Schnitt. Die Lautrer dagegen sind in diesem Ranking in den vergangenen Wochen ein wenig geklettert, stehen jetzt mit 42,3 Prozent auf Rang 15. Keeper Florian Kastenmeier haut so viele lange Bälle nach vorne wie kein anderer Spieler dieser Liga. Beide Teams suchen den Ballgewinn nicht betont aggressiv, Düsseldorf gestattet dem Gegner im Mittel 10,76 Pässe bis zur Attacke, der FCK 13,68 Zuspiele. Die Leistungsschwankungen der Fortunen dokumentieren am anschaulichsten die Abwehrleistungen: Der Hintermannschaft gelang es in der Rückrunde immerhin fünf Mal, ein "zu Null" zu halten, andererseits fing sie in acht Partien zwei und mehr Gegentreffer.
Fazit: Angesichts des Saisonfinales gilt es, die Fans mit einem "guten Gefühl" in den Sommer zu verabschieden, das hat Dirk Schuster schon vor dem unglücklich verlorenen Südwestderby gegen den KSC erklärt. Und angesichts der Unberechenbarkeit des Gegners stellt sich die Frage, ob man da nicht mehr auf sich schauen sollte als auf den Gast. Die Düsseldorfer haben in der Rückrunde 13 Punkte mehr geholt als der FCK, aber dennoch einen Treffer mehr kassiert. In der Defensive sind sie also verwundbar, zudem fehlt am Sonntag ihr Abwehrchef. Da sollte eigentlich doch klar sein, wohin die Reise geht. Aber: Dirk Schuster hat es zuletzt immer wieder mit einer forscheren, dominanteren Gangart versucht, doch stimmten die Ergebnisse nicht. Davon aber sollten er und sein Team sich nicht entmutigen lassen. So wie in Karlsruhe wird ein Spiel so schnell nicht noch einmal laufen. Das frühe Pressing mit dem gegen den Ball immer wieder zwischen die beiden Spitzen drängenden Daniel Hanslik war gut, Lars Bünning als linker Verteidiger in der Dreierkette war stark, Erik Durm auf der linken Außenbahn war stark, warum also es genau so nicht noch einmal versuchen? Eigentlich braucht's nur mal wieder ein wenig Matchglück - und dass es gegen eine Fortuna geht, heißt ja nicht, dass man gegen die Glücksgöttin persönlich antritt.
Quelle: Der Betze brennt
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- Sonntag, 15:30 Uhr: Saisonabschluss gegen Düsseldorf (Der Betze brennt)