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Gegner-Check FCN: Sie wollen spielen, treffen aber nicht

Gegner-Check FCN: Sie wollen spielen, treffen aber nicht


Weiter geht’s mit den Spielen gegen Abstiegskandidaten: Der 1. FC Nürnberg erwartet den 1. FC Kaiserslautern. Ein Kellerkind, das nie eines sein wollte, und das auch gar nicht wie eines spielen möchte.

So lief’s seit dem Hinspiel: Als die Nürnberger am 14. Spieltag auf den Betzenberg kamen, waren sämtliche Vorschusslorbeeren, mit denen sie in die Saison gestartet waren, bereits abgeerntet. Von wegen Aufstiegskandidat und so. Markus Weinzierl hatte den glücklosen Robert Klauß bereits ersetzt und betritt schon seine vierte Partie als FCN-Trainer. Er hatte sich vorgenommen, erst einmal die Abwehr zu stabilisieren. Und in der Tat , das 0:0 auf dem Betze war bereits das dritte Zu-Null-Spiel seines neuen Teams in Folge. Richtig aus dem Quark kamen die Clubberer aber auch unter Weinzierls Regie nicht. Sie schlossen das Jahr zwar mit einem Hoffnung machenden 2:1-Erfolg über Paderborn ab, aber nach drei Niederlagen in den ersten vier Spielen der Rückrunde, die mit einem satten 0:5 in Heidenheim als Tiefpunkt endeten, setzte Sportvorstand Dieter Hecking auch Weinzierl vor die Tür und übernahm selbst den Trainerposten. Seither wird dem FCN bescheinigt, dass er sich spielerisch verbessert hat, die Punkteausbeute blieb jedoch bescheiden. Mit einem Punkteschnitt von 1,1 nach nun zehn von ihm gecoachten Partien steht das Trainer-Urgestein zurzeit sogar noch schlechter da als sein Vorgänger Weinzerl, der in 13 Spielen 1,38 Punkte im Schnitt holte. Zuletzt setzte es ein 0:3 in Hannover, nach welchem den Franken einmal mehr nachgesagt wurde, sie hätten besser gespielt, als das Ergebnis es aussage.

Das hat sich geändert: In der Winterpause graste Nürnberg nochmal tüchtig auf den Reservebänken der Bundesliga, wurde aber auch im Ausland aktiv. Man holte unter anderem den ehemaligen Lautrer Jugendspieler Danny Blum aus Zypern zurück. Der aber kam bislang nur zu zwei Kurzeinsätzen. Der aus Bremen geliehene Benjamin Goller verzeichnet lediglich zwei Startelfeinsätze, von Leverkusens Kolumbianer Gustavo Puerta war noch gar nichts zu sehen. Der aus Bochum geleaste Innenverteidiger Jannes Horn durfte zuletzt drei Mal hintereinander neben Kapitän Christopher Schindler ran, eine der wenigen konstanten Größen im FCN-Team dieser Saison. Überhaupt ist es eins der größten Probleme, dass sich neben Schindler nie ein zweiter Innenverteidiger festspielte. Die erfahrenen Florian Hübner und James Lawrence wurden ständig von Verletzungen zurückgeworfen. Feste Größen geworden sind lediglich der aus den Niederlanden geholte Däne Peter Vindahl Jensen , der seit Beginn der Rückrunde das Tor hütet, und der aus Schalke geliehene Mittelfeldspieler Florian Flick, an dem in der Winterpause auch der FCK interessiert war. Die zahlreichen Wintertransfers verschärften auch ein anderes Nürnberger Problem: Der Kader präsentiert sich nun total aufgebläht - und nicht wenige im Umfeld kritisieren, er sei unausgewogen zusammengestellt. Was wiederum ein Grund sein soll, weswegen sich der 58-jährige Hecking nochmal selbst auf die Trainerbank setzte: Als der fürs Personal verantwortliche Sportvorstand will er beweisen, dass in dem Kader mehr Qualität steckt, als seine Vorgänger aus ihm herausgeholten. Zumal auch Heckings Tage gezählt sein dürften, wenn die Saison nicht wenigstens mit einem deutlichen Fingerzeig in Richtung bessere Zeiten endet. Bislang sieht es nicht danach aus.

Gewinner und Verlierer: Interessant ist, die Arbeit des selbst ernannten Feuerwehrmannes Hecking mit der von Alois Schwartz zu vergleichen, der vor ein paar Wochen, ebenfalls als dritter Trainer innerhalb einer Spielzeit, in Rostock anheuerte. Schwartz entschied sich direkt für einen festen Personalstamm, in dem er nur selten wechselte und den er auch weiter stabilisieren ließ, als es zu Beginn nur Niederlagen hagelte. Zuletzt belohnten ihn seine Jungs mit zwei Zu-Null-Siegen in Folge. Nach Heckings Amtsantritt durfte sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keiner mehr eines Stammplatzes sicher sein. Der zu Saisonbeginn für eine Million Euro aus Dresden geholte Sturmtank Christopher Daferner etwa kam unter dem coachenden Sportvorstand bislang nur von der Bank. Vor zwei Wochen erwischte es sogar den flinken Kwadwo Duah, der, was die Scorer-Werte angeht, im Gegensatz zu Daferner bis jetzt gar nicht mal enttäuscht hat: Zehn Treffer und ein Assist stehen für den Schweizer bislang zu Buche. Hecking aber war mit seiner Trainingseinstellung unzufrieden und so begann der 26-Jährige die beiden jüngsten Partien nur auf der Bank. Beim 2:0-Sieg gegen Düsseldorf traf er allerdings als Joker. Ob Duah gegen Lautern am Sonntag wieder Heckings Gnade findet, dürfte einer der Frage sein, die Dirk Schuster und sein Team besonders beschäftigen. Als klarer Gewinner darf sich Nathaniel Brown fühlen. Er hat sich unter Hecking den linken Verteidigerposten erkämpft - und etwa gegen Düsseldorf den Führungstreffer erzielt. Auf der Position war in der Hinrunde übrigens noch der ehemalige Lautrer Jugendspieler Erik Wekesser zuhause, den jedoch ein Kreuzbandriss schachmatt setzte. Keine Rolle bei den Clubberern spielt bislang der ebenfalls aus dem FCK-Nachwuchs stammende Shawn Blum, Dannys jüngerer Bruder.

Zahlen, Daten, Fakten: Erst zehn Treffer hat der FCN in der Rückrunde erzielt. Das ist der drittschlechteste Wert der Liga. Sandhausen und Rostock, die noch seltener getroffen haben, stehen auf den Abstiegsplätzen. Lautern ist in der Rückserie bislang allerdings nicht so viel besser: die Schuster-Elf erzielte erst 14 Treffer und auswärts ist sie seit nunmehr sechs Partien ohne Torerfolg. Trotz des geringen Ertrags haben sich unter Hecking aber die Ballbesitz-Anteile deutlich erhöht. Sogar beim 0:3 in Düsseldorf verzeichneten sie 57 Prozent Ballbesitz. Lediglich dominant ausgerichteten Gegnern wie dem HSV überließ Hecking das Feld, was gegen die Betzebuben aber wohl kaum zu erwarten ist. Auch 80 Prozent Passquote sind für einen Abstiegskandidaten, als den sich die Nürnberger ja zähneknirschend bezeichnen lassen müssen, erstaunlich gut. Der FCK kommt da nur auf 77,2 Prozent im Schnitt. Schwach sind die Franken dagegen bei Standards: Erst zwei Treffer markierten sie nach Ecken. Vorsicht geboten ist aber vor ihren Distanzschüssen: Schon neun Mal trafen sie von außerhalb des Strafraums, das ist der viertbeste Wert der Liga. Und angesichts von erst 26 insgesamt gemachten Buden bedeutet es: Über ein Drittel seiner Torerfolge erzielt der FCN von jenseits des Sechzehners. Das ist ohne Frage Ligaspitze.

Fazit: Gegen Rostock versuchte sich der FCK zuletzt mal darin, über 90 Minuten spielerisch dominant aufzutreten - und sah dabei besser aus, als es das 0:1 am Ende aussagt. Jetzt geht es gegen einen Gegner, der trotz seiner bedrohlichen Tabellensituation gerne die Initiative übernimmt, dies auch tun muss, der damit aber bislang noch kaum erfolgreich war. Somit sind die Roten Teufel im Grunde in einer komfortableren Position als sonst, wenn sie gegen Kellerkinder antreten, gegen die sie bekanntermaßen nur schlecht punkten. Sie können es mit der Spielweise versuchen, die sie am besten beherrschen und mit der sie gerade gegen die dominanten Top-Teams immer gut aussahen: Tief stehen - so lassen sich auch Distanzschüsse am besten abblocken - und auf Umschaltsituationen lauern. Allerdings wird es nach sechs torlosen Partien in der Fremde dringend Zeit, dass eine solche mal wieder erfolgreich zu Ende gespielt wird. Nicolai Rapp als präziser Passspieler aus der Tiefe könnte da helfen, so er denn wieder hundertprozentig fit ist. Die Frage nach Philipp Klement schenken wir uns heute. Und apropos "gegen Top-Teams immer gut ausgesehen": Das einzige Spiel, in dem dies nicht zutraf, war der Auftritt beim 0:2 in Darmstadt. Aber das vergeigten die Pfälzer nicht, weil Schusters Matchplan nichts taugte, sondern weil sie sich schlicht und ergreifend in den Zweikämpfen den Schneid abkaufen ließen. Da also und nirgendwo sonst liegt der Schlüssel zum Erfolg. Aber muss man das überhaupt erwähnen, wenn es in dieser Phase der Saison gegen eine abstiegsbedrohte Mannschaft geht?

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Sonntag, 13:30 Uhr: Auswärtstore-Jagd im Frankenland (Der Betze brennt)

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