Bis zum 15. April trifft der 1. FC Kaiserslautern nun immer samstagabends auf die ersten Drei von Liga Zwei. Erster Gegner: der zuletzt zwei Mal geschlagene Spitzenreiter Darmstadt 98. Saturday Night Fever am "Bölle"? Eher: Stayin' alive.
So lief's seit dem Hinspiel: Dass die Lilien einen Zwei-Tore-Vorsprung nochmal aus der Hand gaben, das war vor diesem spektakulären 3:3 auf dem Betzenberg am 8. Spieltag noch nicht vorgekommen - und das gab's auch hinterher nicht mehr zu sehen. Und es war das einzige Spiel, in dem die Elf von Torsten Lieberknecht mehr als zwei Gegentreffer kassierte - bis vergangenen Samstag, beim 1:3 gegen Arminia Bielefeld. Eine Woche zuvor hatte der 1. FC Heidenheim den Darmstädtern die erste Niederlage nach sage und schreibe ungeschlagenen 21 Spielen beigebracht. Nur das Auftaktspiel gegen Jahn Regensburg hatten sie bis dahin verloren, ansonsten eine Traumsaison gespielt. Sind die unbefriedigenden Ergebnisse zuletzt Ausdruck einer Krise, die der FCK am Samstag zu seinem Vorteil nutzen könnte? Wie immer gilt: Vorsicht mit vorschnellen Urteilen. Tabellenführer sind die Lilien nach wie vor. Und beide Niederlagen kamen durch sehr späte Gegentreffer zustande, zuvor befanden sie nicht wirklich auf der Verliererstraße. Kritisiert wurden hinterher Fehler im Abwehrverbund - das dürften bei der immer noch besten Abwehr der Liga nicht mehr als Momentaufnahmen gewesen sein. Obwohl: Der überragende und auch von Erstligisten umworbene Innenverteidiger Patric Pfeiffer fehlt bereits seit fünf Wochen. Der Stabilisator im hinteren Mittelfeld, Tobias Kempe, fällt wegen eines Innenbandanrisses schon seit drei Wochen aus. Das sind ohne Zweifel Verluste, die zählen. Ansonsten wurden bislang nicht wirklich griffige Kritikpunkte am Lilien-Spiel laut. Etwa, dass zuletzt eine"hundertprozentige Bereitschaft" fehlte, oder, besonders beliebt, mangelnde "Intensität". Dass derlei in der kommenden Partie zum Tragen kommt, ist kaum zu erwarten. Torsten Lieberknecht bringt's auf den Punkt: "Gegen Lautern, Samstagabend - das ist Motivation genug."
Das hat sich geändert: Im Verlauf der starken Hinrunde eigentlich nicht viel. Wie konstant Darmstadts Leistungsträger auftreten, belegt allein schon ein Blick in die Winter-Rangliste des "Kicker": Keeper Marcel Schuhen, die Innenverteidiger Pfeiffer und Christoph Zimmermann, die Außenverteidiger Fabian Holland und Matthias Bader, die defensiven Mittelfeldspieler Kempe und Fabian Schnellhardt sowie der offensivere Marvin Mehlem wurden allesamt als "herausragend" eingestuft, die Stürmer Braydon Manu und Phillip Tietz als "auffällig". Die leichte Instabilität zuletzt dürfte in der Tat auf die Verletzungsausfälle zurückführen sein. Neben Pfeiffer und Kempe fielen auch Bader und vor allem Manu aus, der Lauterns Außenverteidigern im Hinspiel schwer zu schaffen machte. In Bielefeld vergangenen Samstag wurde der schnelle Deutsch-Ghanaer aber schon wieder eingewechselt, sein Einsatz gegen den FCK ist also möglich. Bader stand ebenfalls wieder im Kader. Mit dem Schweizer Filip Stojilkovic, einer Leihgabe vom FC Sion, hat sich Lieberknecht in der Winterpause eine zusätzliche Option im Angriff geschaffen. Der 23-Jährige gab in Bielefeld sein Startelf-Debüt, vor drei Wochen markierte er beim 1:1 gegen im Spitzenspiel gegen den Hamburger SV als Joker seinen Premieren-Treffer.
Gewinner und Verlierer: Zu den wenigen Darmstädtern, die sich diese Saison sicher mehr ausrechneten, dürfte Yassin Ben Balla gehören, den die Lilien vergangenen Sommer aus Ingolstadt holten. Der Franzose kam seit November gar nicht mehr zum Zug. Einen Sprung nach vorn gemacht haben in dieser Spielzeit Mehlem und Manu, die auch zu den besten Scorern des Teams zählen. Mehlem verzeichnet drei Treffer und sechs Assists, Manu fünf Buden und fünf Vorlagen. In diese Listen eingereiht hat sich zudem Mathias Honsak, der in der Rückrunde förmlich explodiere, nachdem er in der Hinserie keine Rolle spielte. Seit Februar hat der 26-Jährige in der Liga vier Mal getroffen, dazu zwei Mal im Pokalderby gegen Eintracht Frankfurt, das die Lilien sehr ehrenwert mit 2:4 verloren. In Bielefeld musste Honsak allerdings verletzt raus. Ob er gegen Lautern wieder dabei ist, ist noch ungewiss. Nach dem Ausfall Baders hat sich zuletzt der Österreicher Emir Karic auf der rechten Seite festgespielt, der eigentlich mal als Linksverteidiger geholt wurde, aber auch schon im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung auftauchte.
Zahlen, Daten, Fakten: Die Darmstädter erspielen sich zwar mehr Chancen als die Lautrer - 138 waren es bislang, der FCK verzeichnet 121 -, verwandeln davon aber nur 27,5 Prozent, das ist mittelmäßig. Die Betze-Buben sind mit einer Verwertungsquote von 32,3 Prozent immer noch Ligaspitze (Quelle: "Kicker"). Gleichauf sind beide Teams, was die Anzahl der bisher erzielten Kopfballtreffer betrifft - beide stehen bei zwölf, nur Heidenheim ist da besser. Und beide trafen schon acht Mal nach Ecken, das ist Liga-Bestwert. Deutlich stärker sind die Lilien, was das spielen "smarter", also linienüberwindender Pässe angeht. Davon riskieren sie nicht nur mehr als der FCK - bislang 87 gegenüber 65 - , sondern vollenden diese auch mit höherer Präzision. Ihre Quote liegt bei 48,3 Prozent, bei den Roten Teufeln lediglich bei 44,6 Prozent, womit beide aber deutlich über dem Liga-Schnitt von 39,69 Prozent liegen (Quelle: "Wyscout"). Was die zurückgelegten Laufdistanzen während eines Spiels angeht, rangieren beide Teams im Wettbewerbsvergleich unter den letzten drei. In punkto "Sprints" und "intensive Läufe" nehmen sie sogar die letzten beiden Plätze ein (Quelle: "Bundesliga.de"). Was angesichts des tatsächlichen Tabellenstands dieser Teams zeigt: Als Leistungs- oder Erfolgskriterien lassen sich diese Werte nur bedingt heranziehen.
Fazit: Rekapitulieren wir kurz. Beim 4:4 im Hinspiel gegen den 1. FC Magdeburg stellte Dirk Schuster nach einem Rückstand von Vierer- auf Dreierkette um. So kam mehr Fluss ins Spiel seiner Mannschaft, was beinahe noch mit einem Sieg geendet hätte. Beim Rückspiel in Magdeburg versuchte der Coach es daher von Anfang an mit einer Dreierkette. Das lief nicht so gut, endete mit einer recht eindeutigen 0:2-Niederlage und brachte dem Trainer viel und teilweise derb überzogene Kritik aus der Internetgemeinde und von einem Fachmagazin ein. Im Hinspiel gegen Darmstadt stellte Schuster ebenfalls nach einem Rückstand von Vierer- auf Dreierkette um, und sein Team hätte abermals ums Haar noch gewonnen. Und jetzt? Probiert Schuster es erneut mit einer Dreierkette von Beginn an? Er ist nicht der Typ, der sich aus Furcht vor negativer Resonanz von seinen Überzeugungen abbringen lässt. Davon abgesehen, sprechen ein paar gute Argumente für die Dreierkette. Nach dem brutalen Virusausbruch am Betzenberg vergangene Woche standen am Freitag beim 2:2 gegen Sandhausen mit Boris Tomiak, Kevin Kraus und Robin Bormuth alle drei Ketten-Kandidaten in der Startelf. Sie waren also gesund, beziehungsweise einigermaßen genesen. Wohingegen noch unklar ist, inwieweit Aaron Opoku, Kenny Redondo, Philipp Klement oder Nicolas de Préville wieder hundertprozentig hergestellt sind - alles Spieler, mit denen sich eher ein 4-2-3-1 formieren ließe. Mit dem zuletzt gesperrten Julian Niehues dürfte zudem wieder ein robuster Sechser zur Verfügung stehen, der Tomiak den Rückzug in die hintere Linie ermöglicht. Und die Darmstädter Spielanlage - Lieberknecht bevorzugt ein 3-4-3 oder ein 3-4-1-2 - ist nicht so extrem flügelbetont wie der Magdeburger. Drum tippen wir mal: Es wird wieder eine Dreierkette, und sie wird besser funktionieren als gegen Magdeburg. Wichtiger als solche Ketten-Diskussionen wäre allerdings, dass die komplette Startelf endlich wieder mal so kompakt und konzentriert auftritt wie im Oktober beim 1:1 im Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV. Damals übrigens mit einer Dreierkette vom Start weg, die Schuster erst spät nach dem 0:1-Rückstand zu einer Vierkette umswitchte - und die den Ausgleich durch Tyger Lobinger brachte.
Quelle: Der Betze brennt
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- Samstag, 20:30 Uhr: Highlight-Spiel am Böllenfalltor (Der Betze brennt)