Nach zwei Auswärtsniederlagen steht der 1. FC Kaiserslautern wieder vor einer Haus-Aufgabe. Mit der SpVgg Fürth kommt ein Gegner, dessen 10. Tabellenrang grad mal gar nix aussagt. Das Kleeblatt ist im Aufwind.
So lief's seit dem Hinspiel: Beim 1:3 gegen den FCK am 5. Spieltag lief es sehr unglücklich für den Bundesliga-Absteiger, der bereits schwach gestartet war. Auch danach wurde es nicht besser. Nur ein Sieg und zehn Punkte nach zwölf Spielen bedeuteten das Aus für Trainer Marc Schneider. Für ihn übernahm Alexander Zorniger, der direkt mit drei 1:0-Siegen in Folge startete, an die sich an achtbares 1:1 gegen den bislang überragenden Tabellenführer Darmstadt 98 anschloss. Dann war Winterpause, und alle rechneten damit, dass die Franken, die bis dato als Freunde des gepflegten Flachpasses bekannt waren, nun weiter auf den brutalen Pressing-Stil gedrillt würden, der Zorniger-Mannschaften auszeichnet. Dran versuchen tun sie sich auch, doch das neue Jahr brachte bislang nur durchwachsene Ergebnisse: Zwei Siege zuhause, zwei Niederlagen auswärts. Zuletzt gab's ein überzeugendes 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf.
Das Mysterium Zorniger: Auch wenn Innenverteidiger Damian Michalski als Fürther Top-Transfer dieser Saison gilt, die interessanteste Verpflichtung ist die des Trainers. Wir erinnern uns: Der gebürtige Schwabe führte den Projektverein Rasenballsport Leipzig zwischen 2013 und 2015 von der Regionalliga in die 2. Bundesliga, prägte dabei nachhaltig das konsequente Pressing, mit dem die Vereinsschimäre sportlich auf sich aufmerksam machte. Dennoch wollte Projektleiter Ralf Rangnick anschließend nicht mehr mit ihm weiterarbeiten. "Der Rangnick traut ihm den Sprung in die Bundesliga nicht zu", hieß es sofort. Und als Zorniger anschließend beim VfB Stuttgart nach 13 Spieltagen entlassen wurde, sah Fußball-Deutschland dieses Urteil bestätigt. Zorniger wechselte ins Ausland, wurde mit dem Brøndby IF zwei Mal in Folge Vize-Meister in Dänemark und anschließend mit Apollon Limassol Meister auf Zypern. Referenzen, die Fürths Sportchef Rachid Azzouzi überzeugten, ihm wieder mal in Deutschland eine Chance zu geben. Im "Kicker" erneuerte Zorniger gerade kürzlich nochmal sein Credo: "Wir jagen alles, was den Ball hat."
Gewinner und Verlierer: Zu seinem Trainerdebüt in Fürth berief Zorniger Armindo Sieb in die Startelf. In den fünf Partien zuvor war der 20-Jährige nur zwei Mal als Einwechselspieler gekommen. Sieb markierte direkt den Siegtreffer gegen Arminia Bielefeld und war auch bei den anschließenden 1:0-Erfolgen gegen Eintracht Braunschweig und den Hamburger SV der einzige Torschütze. Bei den jüngsten Siegen gegen den Erzrivalen 1. FC Nürnberg (1:0) und Düsseldorf (2:1) markierte die Frankfurter Leihgabe Ragnar Ache alle drei Treffer fürs Kleeblatt. Mit dieser Doppelspitze vor Dreh- und Angelpunkt Branimir Hrgota in einer 3-4-1-2-Formation hofft Zorniger, endlich die Abschlussschwäche beheben zu können, die den Absteiger schon die gesamte Saison plagt. Dass dem Kleeblatt mit der späten Verpflichtung des Polen Damian Michalski ein großer Wurf gelungen ist, haben wir bereits erwähnt. Der 24-Jährige hat sich auch in der aktuellen "Kicker"-Rangliste bereits als zweitbester Innenverteidiger der Liga etabliert. Der starke Rechtsverteidiger Simon Asta allerdings ist unter Zorniger schon drei Mal nur von der Bank ins Spiel gekommen. Timothy Tillman, ein Filigran-Techniker aus dem Bayern-Nachwuchs, ist dagegen im Winter nach Amerika weitergezogen. Fehlen wird am Samstag der etatmäßige Sechser Max Christiansen, der gegen Düsseldorf seine fünfte Gelbe Karte gesehen hat. Darüber hinaus mussten zumindest beim Trainingsstart am Dienstag mehrere Akteure krank oder leicht angeschlagen pausieren, wie Michael Fischer von den "Nürnberger Nachrichten" beobachtete.
Zahlenspiele: Ein Torfestival ist am Samstag nicht unbedingt zu erwarten. Das 2:1 gegen Düsseldorf war das erste Spiel unter Zorniger, in dem das Kleeblatt mehr als einen Treffer erzielte. Andererseits: In den acht Partien unter dem neuen Trainer schaffte das Team vier Mal ein "zu null". Beim 1:2 zum Rückrundenstart bei Holstein Kiel kassierte das Kleeblatt seinen 13. Gegentreffer nach einer Standardsituation. In dieser Rubrik ist nur der Tabellen-15. 1. FC Magdeburg schlechter. Die Schwäche könnte darauf zurückzuführen sein, dass Fürth auch im Ranking der gewonnenen Kopfballduelle Vorletzter ist - auch da ist nur Magdeburg schwächer. Terrence Boyd, Kevin Kraus, Boris Tomiak, Ihr lest hier hoffentlich mit. Andererseits: In der Kategorie "meiste Sprints" sind die Franken laut "bundesliga.de" Viert-, bei intensiven Läufen sogar Drittbester. Lautern rangiert in diesen Rankings ziemlich weit hinten. Stark sind die Fürther zudem im Spielen linienüberwindender, "smarter" Pässe - laut "Wyscout" drittbester Wert der Liga, die Genauigkeit - 43,6 Prozent kommen an - ist allerdings verbesserungswürdig. Stärkster kluger Passspieler ist erwartungsgemäß Branimir Hrgota. Innenverteidiger Oussama Haddadi spielt nach St. Paulis Leat Paraqada die meisten Steilpässe in der Liga.
Fazit: Der FCK hat Hannover 96 in dieser Saison schon zwei Mal geschlagen, den Karlsruher SC einmal, ebenso Holstein Kiel, gegen die Top-Teams aus Hamburg und Darmstadt immerhin gepunktet. Will sagen: Die Lautrer können früh attackierende Teams durchaus bespielen. Und müssen nicht nur auf Langholz setzen, um die erste Pressinglinie zu überspielen. Wie sagte Philipp Klement nach dem 0:1 beim SC Paderborn so treffend? "Wenn wir es geschafft haben, flach rauszukombinieren, wurde es fast immer gefährlich. Wichtig ist, dass wir daran weiterarbeiten und uns nicht verrückt machen lassen." So sieht's aus. Dazu bei Standards auf die eigene Stärke und die Schwäche des Gegners setzen. Dafür Sprintduelle, wenn's geht, vermeiden. Ob es sich anbietet, hinten weiterhin auf eine Dreierkette zu setzen? Wir erlauben uns mal die Prognose: eher nicht. Dirk Schuster wird seine schnellen Flügelspieler nicht noch einmal allesamt auf die Bank zu setzen. Und Kenny Redondo, Aaron Opoku und/oder Philipp Hercher können ihre Qualitäten am besten ausspielen, wenn sie durch einen Außenverteidiger abgesichert werden. Ebensowenig wird der Coach noch einmal auf Zehner Philipp Klement verzichten wollen. Von daher erscheint uns die Rückkehr zum 4-2-3-1 als die wahrscheinlichste Option.
Quelle: Der Betze brennt
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