Das war nicht dritt- und auch nicht zweitklassig: Was die Fans des 1. FC Kaiserslautern und von Dynamo Dresden in der Relegation zur 2. Bundesliga ablieferten, das war ohne Übertreibung Champions-League-würdig.
Schon beim Hinspiel am Freitag hatten beide Fangruppen das mit 46.179 Zuschauern gefüllte Fritz-Walter-Stadion in einen Hexenkessel auf Flughafen-Lautstärke verwandelt. Und auch im mit 30.530 Besuchern ebenfalls ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion war es keinen Deut leiser. Fast 77.000 Zuschauer bei zwei Spielen eines Drittligisten gegen einen Zweitligisten - eine beeindruckende Kulisse!
Von den über 3.000 mitgereisten FCK-Fans kamen 650 mit einem selbst organisierten Sonderzug, der aufgrund von Ziegen im Gleis vor Fulda liegen blieb und beinahe nicht rechtzeitig seinen Zielort erreicht hätte. Schon einen Tag vorher hatte die gastgebende SGD bei mehreren hundert Lautrer Anhängern für Verdruss gesorgt: Diese hatten sich mit Eintrittskarten neben dem offiziellen Gästeblock eingedeckt, welche dann mit Verweis auf eine strikte Fantrennung storniert wurden. Dass diese Maßnahme so kurzfristig vor dem Spiel und zehn Tage nach der eigentlich schon angenommenen Bestellung durchgesetzt wurde, lässt einen faden Beigeschmack an den eigentlich als fanfreundlich geltenden Dresdnern haften. Ungeachtet aller Hindernisse war am Ende aber doch die maximal mögliche Zahl an FCK-Anhängern in Dresden anwesend.
Vor dem Anpfiff nochmal extra angeheizt vom neuen Cheftrainer Dirk Schuster, lieferten sich die rot gekleideten Gästefans einen voll motivierten Wettstreit mit der zahlenmäßigen Übermacht in Gelb. Anfangs wurde im streng abgeriegelten Gästeblock eine Choreo mit einer Wimpel-Blockfahne ("Forza FCK"), rot-weißen Fahnen und anschließend einigen Bengalos gezeigt. Auch während des Spiels leuchtete es immer wieder in roten Pyro-Farben im Gästeblock. Eine abgeschossene Leuchtrakete landete zudem im gegnerischen Block, was bei den Dresdnern verständlicherweise für Unmut sorgte. Dies blieb aber die einzige derartige Aktion von Seiten der Lautrer.
Der FCK entschied durch Tore von Daniel Hanslik und Philipp Hercher die sehr intensive Relegation für sich und steigt damit in die 2. Bundesliga auf. Dementsprechend groß war der gemeinsame Jubel von Spielern und Fans. Es gab Freudentränen auf beiden Seiten, ein Mob-Foto vor dem Gästeblock, und die Fußballer stimmten von sich aus einen Fangesang an, der dann von der ganzen Kurve übernommen wurde: "Hört ihr die Kurve schrei'n - Alles für den Verein - Wir lassen dich nie im Stich - Lautern wir lieben dich!" Die Feier am Block dauerte rund eine Stunde, die danach noch viel länger. Während der Mannschaftsbus auf der Rückfahrt einen Party-Stopp in einer Raststätte einlegte, zündeten die Sonderzugfahrer noch in Dresden ein Feuerwerk aus dem fahrenden Zug heraus. Nach der Heimreise durch die komplette Nacht sollen die Feierlichkeiten am Mittwochabend in Kaiserslautern weitergehen.
Kommt gut heim, ihr Auswärtsfahrer! ? #Betze #SGDFCK pic.twitter.com/MEWpv5s5VC
— 1. FC Kaiserslautern (@Rote_Teufel) May 24, 2022
Der Dresdner K-Block zeigte eine Choreo mit Kampfhund-Symbolik auf einer großen Blockfahne, eingerahmt von schwarzen Papptafeln und Bengalos in den äußeren Bereichen. Das Motto: "Zähne zeigen - Klasse halten". Ebenso wie die FCK-Fans und gleichfalls wie im Hinspiel zeigten auch die Dynamo-Anhänger über die gesamten 90 Minuten immer wieder Pyrotechnik. Noch beeindruckender war aber die Lautstärke des fast komplett gelb gekleideten Publikums, in die auch immer wieder die Tribünen mit einbezogen wurden. Über mangelnde Unterstützung konnte die Dresdner Mannschaft sich wahrlich nicht beschweren, trotzdem quittierte sie das 19. sieglose Spiel in Folge und damit gleichbedeutend den Abstieg. Als in der Nachspielzeit das 2:0 für den FCK fiel, brannten dem K-Block im wahrsten Sinne des Wortes die Sicherungen durch und es hagelte brennende Fackeln auf das Spielfeld. Wieder mal zeigten sich die Schattenseiten der 2009 von DFB/DFL wiedereingeführten Relegation, die die Emotionen einer ganzen Saison auf zwei Mal 90 Minuten komprimiert. Schiedsrichter Daniel Siebert ließ sich von den Randalen jedoch nicht ernsthaft beirren und brachte die Partie nach kurzer Unterbrechung noch regulär zu Ende.
Nach dem Spiel versuchten 30 gewaltbereite Dresdner, in die Mannschaftskabine der abgestiegenen SGD vorzudringen. Der Angriff wurde abgewehrt, zog aber zwei verletzte Ordner nach sich. Laut Polizei-Angaben wurde zudem ein abreisender Shuttlebus mit FCK-Fans mit Steinen beworfen. Auch in der Innenstadt und in Bahnhofsnähe kam es zu kleineren Scharmützeln. Insgesamt waren 1.141 Polizeibeamte im Einsatz.
Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Dresden:
- Fotogalerie | Relegation, Rückspiel: Dynamo Dresden - 1. FC Kaiserslautern
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: Der 1. FC Kaiserslautern steigt in die 2. Bundesliga auf