Beiträge zur ersten Mannschaft des FCK.

Beitragvon Thomas » 21.06.2020, 20:02


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Manni Starke: Ein Profi aus Namibia in der 3. Liga

Die Vorfahren von Manfred Starke sind einst nach Deutsch-Südwestafrika ausgewandert, das heutige Namibia. Mit dem Fußballer, der beim 1. FC Kaiserslautern spielt, haben wir über Rassismus und die namibische Nationalmannschaft gesprochen.

Thomas Jaedicke: Zwischen 1904 und 1908 wurden 60.000 bis 70.000 Herero und Nama während des Aufstands gegen die deutschen Kolonialherren in Deutsch-Südwestafrika getötet. Schon lange stufen Historiker das, was die Deutschen damals dort angerichtet haben, als Genozid ein. Nach dem Ersten Weltkrieg stand das heutige Namibia als südafrikanisches Mandatsgebiet jahrzehntelang im Zeichen der Apartheid. Der Fußballprofi Manfred Starke wurde 1991, ein Jahr, nachdem Namibia unabhängig geworden war, als Sohn deutscher Einwanderer in Windhuk geboren. Ich wollte von ihm wissen, welche Rolle die koloniale Geschichte seines Landes für ihn als Kind in Namibia gespielt hat.

Manfred Starke: Ich muss eigentlich sagen, dass ich das so als Kind gar nicht so mitgeschnitten habe. Da bist du ja auch viel mit Schwarzen... du machst ja viel mit denen, und da hat nie irgendwie der Rassismus eine tragende Rolle gespielt, man hat jetzt nicht anders Fußball gespielt mit jemandem, der schwarz ist oder weiß ist oder sonst was. Von daher habe ich eigentlich selber gar nicht so viel mitbekommen.

Jaedicke: Wie ist Ihre Familie überhaupt dort hingekommen?

Starke: Mein Urgroßvater ist damals ausgewandert - aus Wilhelmshaven war das, glaube ich, und ist dann in Namibia gelandet. Dann ist dort mein Opa geboren, mein Vater ist dort geboren, ich bin dort geboren, ich bin jetzt schon die dritte Generation dort. Und ja, seitdem leben wir dort.

Jaedicke: Und hat das Thema in der Familie eine Rolle gespielt, wurde darüber gesprochen, im familiären Kreis?

Starke: Überhaupt nicht negativ. Mir wurde das von klein auf beigebracht, dass wir alles eins sind und dass es keine Bedeutung hat, ob Schwarz, Weiß, Gelb, Lila, dass das alles eins ist, und das habe ich eigentlich auch so für mich mitgenommen und versucht, das auch so weiterzugeben. Das war nie so richtig Thema von wegen: die eine Seite ist nicht gut, und das ist nicht gut oder das ist schlecht und so, das war gar nicht Thema. (…)

Quelle und kompletter Text: Deutschlandfunk
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Thomas » 21.06.2020, 21:41


Ein schönes Interview von Manfred Starke mit interessanten Einblicken, wie ich finde. :daumen: Auch alles was er sagt zum Thema "Namibia" und was für uns hier weit entfernt in Deutschland ja so in dieser Form gar nicht nachvollziehbar ist - interessanter Blick über den Tellerrand. Man kann sich das Interview auf der verlinkten Seite übrigens auch als Radiobeitrag anhören, wenn man es nicht lesen will.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon auge clausthaler » 22.06.2020, 00:21


Der Interviewer war erkennbar unzufrieden mit der geringen "Rassismus-Ausbeute" - daher auch die redaktionelle Distanzierung in der Fußnote.
Gut gemacht, Manni Starke.



Beitragvon Onnwoilerer » 22.06.2020, 10:26


Was für ein schlechtes Interview - die Fragen wiederholen sich, sind länger als die Antworten von Starke und die Antworten sind jetzt auch nicht gerade brauchbar.
Möchte mal wissen, wie Starke nicht erlebt haben will, dass in Namibia Rassismus an der Tagesordnung ist. Ich bezweifle, dass er viel Kontakt zu schwarzen Namibiern hat(te). Die könnten ihm da mehr erzählen.



Beitragvon Chrisbee76 » 22.06.2020, 13:11


Wie kann man denn bitte dermaßen tendenziöse Fragen mit dem Anspruch verbinden, seriösen Journalismus zu betreiben?
Da kann ich echt nur noch den Kopf schütteln...
„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ - Bertolt Brecht



Beitragvon auge clausthaler » 22.06.2020, 13:47


Man stelle sich vor, Starke wäre Franzose. Hätten wir dann folgende Einstiegsfrage gehört?
"Herr Starke, Robespierre ließ Tausende mit dem Fallbeil hinrichten, Napoleon überzog ganz Europa mit seinen Feldzügen, die Opfer gingen in die Millionen, Marschall Pétain gab sich dafür her, für die Nationalsozialisten ein Marionettenregime in Vichy zu installieren, de Gaulle war erst nach langen, blutigen Auseinandersetzungen bereit, Frankreichs Kolonien aufzugeben und die Armee führte noch bis in die 1990-er Jahre Nuklearwaffentests in der Südsee durch - sprechen Sie zuhause in der Familie darüber?"



Beitragvon Onnwoilerer » 23.06.2020, 10:23


Chrisbee76 hat geschrieben:Wie kann man denn bitte dermaßen tendenziöse Fragen mit dem Anspruch verbinden, seriösen Journalismus zu betreiben?
Da kann ich echt nur noch den Kopf schütteln...


Damit hast Du vollkommen recht, Starke hat klargemacht, dass er - warum auch immer - nicht über das Thema reden will.



Beitragvon Onnwoilerer » 23.06.2020, 10:27


auge clausthaler hat geschrieben:Man stelle sich vor, Starke wäre Franzose. Hätten wir dann folgende Einstiegsfrage gehört?
"Herr Starke, Robespierre ließ Tausende mit dem Fallbeil hinrichten, Napoleon überzog ganz Europa mit seinen Feldzügen, die Opfer gingen in die Millionen, Marschall Pétain gab sich dafür her, für die Nationalsozialisten ein Marionettenregime in Vichy zu installieren, de Gaulle war erst nach langen, blutigen Auseinandersetzungen bereit, Frankreichs Kolonien aufzugeben und die Armee führte noch bis in die 1990-er Jahre Nuklearwaffentests in der Südsee durch - sprechen Sie zuhause in der Familie darüber?"


Geht aber ja darum, dass Namibia bis heute unter der deutschen Kolonialzeit leidet und sich die Bundesrepublik bis heute weigert, Reparationen zu leisten, sich angemessen zu entschuldigen. Gerade unter den Deutsch-Namibiern sind die Folgen der Apartheit noch sehr zu spüren, mich hätte es als Journalist zumindest auch verwundert, wenn ein weißer Namibier behauptet, davon nichts zu wissen...

Ich würde Namibia-Interessierten das Buch Morenga von Uwe Timm empfehlen, was einen Einblick in den Völkermord Anfang des 20.Jahrhunderts gibt.



Beitragvon SEAN » 23.06.2020, 23:26


Ihr wisst schon, das Manni seit seinem 13ten Lebensjahr in Deutschland lebt? Als Kinder erlebt und beurteilt man solche Dinge wie Apartheit ganz anders als Erwachsene.
Ich weiß nicht, das man bei jedem Spieler im Verein was sucht, um ihm einen Strick draus zu drehen.....
Scheint die Sonne so warm, trag ich Papier unterm Arm,
scheint die Sonne so heiß, setz ich mich hin und.........



Beitragvon Onnwoilerer » 24.06.2020, 00:33


SEAN hat geschrieben:Ihr wisst schon, das Manni seit seinem 13ten Lebensjahr in Deutschland lebt? Als Kinder erlebt und beurteilt man solche Dinge wie Apartheit ganz anders als Erwachsene.
Ich weiß nicht, das man bei jedem Spieler im Verein was sucht, um ihm einen Strick draus zu drehen.....


Ja, das stimmt, aber Starke wird ja mindestens zu Länderspielen in Namibia sein, sein Familie scheint ja auch noch dort zu leben. Einen Strick kann ich beim besten Willen nicht erkennen.



Beitragvon auge clausthaler » 24.06.2020, 09:08


Onnwoilerer hat geschrieben:Geht aber ja darum, dass Namibia bis heute unter der deutschen Kolonialzeit leidet und sich die Bundesrepublik bis heute weigert, Reparationen zu leisten, sich angemessen zu entschuldigen.

Tatsächlich? Darum geht es? Dann muss man sich für so einen Beitrag deutlich mehr Mühe geben und sich einen historisch qualifizierten Gesprächspartner suchen. M.E. wollte der Autor lediglich schnell und billig etwas zum Hype-Thema "Rassismus" produzieren und Starke hat bauernschlau gemerkt, dass er hier nur als Vehikel benutzt wird - und gemauert.
Mit etwas Background-Wissen hätte es dem Autor z.B. klar sein können, dass alleine die Tatsache, dass Starke Fußball (und eben nicht Kricket oder Rugby) spielt, einen Beleg darstellt, dass er und seine Familie nicht besonders Apartheid-affin waren und keine Berührungsängste hatten.
Als Resultat haben wir nun weder einen interessanten Beitrag über Namibia noch einen interessanten Beitrag über den Fußballer Manfred Starke.



Beitragvon Onnwoilerer » 24.06.2020, 09:20


Ah, sehr gut. Das Rassismus-Problem ist gelöst - wer Fußball spielt, ist kein Rassist. Cool!
Im Ernst: Zur Qualität des Resultats gebe ich dir recht, aber ansonsten meine ich, dass Starke einfach kein Auge für seine Umgebung hat und der Journalist kein Gespür für sein Gegenüber. In Namibia keinen Rassismus zu sehen, ist selbst für einen Weißen ähnlich schwierig, wie im Zoo kein Tier zu sehen. Dennoch hat der Journalist in dem Interview sicherlich auch keine Sternstunde gehabt.



Beitragvon auge clausthaler » 24.06.2020, 09:49


Onnwoilerer hat geschrieben:Ah, sehr gut. Das Rassismus-Problem ist gelöst - wer Fußball spielt, ist kein Rassist. Cool!

Unnötige Polemik! In Südafrika und Namibia war Fußball traditionell der Sport der schwarzen Bevölkerung, insofern sagt die Wahl der Sportart dort durchaus etwas aus und zeigt, dass Starke hier keine Berührungsängste hatte. Fertig. Nicht mehr und nicht weniger.



Beitragvon Flasher1986 » 24.06.2020, 10:38


Onnwoilerer hat geschrieben:Ah, sehr gut. Das Rassismus-Problem ist gelöst - wer Fußball spielt, ist kein Rassist. Cool!
Im Ernst: Zur Qualität des Resultats gebe ich dir recht, aber ansonsten meine ich, dass Starke einfach kein Auge für seine Umgebung hat und der Journalist kein Gespür für sein Gegenüber. In Namibia keinen Rassismus zu sehen, ist selbst für einen Weißen ähnlich schwierig, wie im Zoo kein Tier zu sehen. Dennoch hat der Journalist in dem Interview sicherlich auch keine Sternstunde gehabt.


Frage zur besseren Einordnung...bist du aus Namibia oder woher kommt deine Expertise?
"Aber ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kaiserslautern spielen zu dürfen." (Horst Eckel)



Beitragvon Onnwoilerer » 24.06.2020, 11:22


Nein, bin ich nicht. Ich habe aber in Namibia gelebt und beschäftige mich wissenschaftlich mit Namibia.



Beitragvon Flasher1986 » 24.06.2020, 13:03


Alles klar, danke dir für die Info. Dann kann ich das besser einschätzen.
"Aber ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kaiserslautern spielen zu dürfen." (Horst Eckel)



Beitragvon Onnwoilerer » 24.06.2020, 18:39


Sehr gerne. Wenn du Interesse am Thema Namibia und/oder Postkolonialität hast, schreib mir gerne ne PN und wir können uns austauschen.



Beitragvon scheiss fc köln » 24.06.2020, 20:01


Meine Großtante hat dort gelebt und gearbeitet. Bis zu ihrem Tode nannte sie die Bundeswehr Wehrmacht..... :weinen:




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