Wie ist die Fortuna zu schlagen? Unser Blick auf die Stärken und Schwächen des Gegners:
Gegner-Check F95: Fortuna fehlt's an Abschlussglück
Es ist angerichtet: Der erste Zweitligakick mit freiem Eintritt. Eine große Stadionkulisse ist garantiert, im TV die Prime Time reserviert. Und den 1. FC Kaiserslautern erwartet mit Fortuna Düsseldorf ein Gegner, der einem sich andeutenden Abwärtstrend trotzen muss.
Anspruch und Wirklichkeit: Grundsätzlich muss es im Sport ja immer darum gehen, besser zu werden. Und wenn eine Saison auf Rang 4 abgeschlossen worden ist, kann das Ziel für die nächste eigentlich nur lauten: mindestens einen Schritt weiter kommen, also Relegationsrang. Noch besser: direkter Aufstieg. Dagegen hätte der Düsseldorfer Anhang sicher auch nichts. Doch ob solche Ambitionen berechtigt sind? Daran scheiden sich die Geister. Mit Dawid Kownacki und Rouwen Hennings haben die Fortunen im Sommer gleich zwei Torjäger verloren. Der starke Linksverteidiger Mihal Karbownik, vergangenes Jahr aus Brighton geliehen, kickt nun bei Hertha BSC, Innenverteidiger Christoph Klarer beim Erstligisten Darmstadt. Dennoch verlief der Saisonstart traumhaft. Nach vier Siegen in sechs Partien stand die Elf von Trainer
Daniel Thioune auf Rang 1. Doch nach drei sieglosen Spielen zuletzt ist die Euphorie abgeebbt. Die Stimmen der Skeptiker sind wieder lauter geworden, die schon im Sommer klagten, der Kader sei zu klein. Hinzu kommen Verletzungsausfälle wie der des Kapitäns und Abwehrchefs
André Hoffmann. Der letzte Auftritt vor der Länderspielpause endete mit einem wenig erbaulichen 1:1 gegen Aufsteiger Osnabrück, bei dem die Düsseldorfer trotz 58 Prozent Ballbesitz vor Gegners Tor kaum was zustande brachten.
Die Neuen: Eine nennenswerte Ablöse haben die Fortunen lediglich in
Yannik Engelhardt investiert. Den Sechser eiste Sport-Vorstand
Klaus Allofs für kolportierte 600.000 Euro vom SC Freiburg los. Der 22-Jährige schaffte es direkt in die Stammelf und offenbart Potenzial nach oben. Bereits etabliert haben sich auch der linke Flügelstürmer
Christos Tzolis und Achter
Ísak Jóhannesson, Leihgaben aus Norwich und Kopenhagen. Mit fünf Treffern ist Tsolis bislang auch bester Torschütze des Teams, allerdings traf er zwei Mal per Elfmeter. Der Lautrer Fans noch aus Drittliga-Zeiten bei Duisburg und Freiburg II gut bekannte
Vincent Vermeij dagegen pendelt bislang lediglich zwischen Starelf und Reservebank, zuletzt fehlte er krankheitsbedingt. Der ablösefrei aus Krakau verpflichtete Pole
Dennis Jastrzembski zeigte bei Kurzauftritten gute Ansätze und ist trotz Gelb-Rot bei Düsseldorfs U23 am Samstagabend einsatzberechtigt.
Die Formation: F95-Coach Thioune setzt seit Saisonbeginn bevorzugt auf eine Vierer-Abwehrkette, nachdem er vergangene Saison öfter mit drei Mann in der hinteren Reihe variierte. Geführt wird die Verteidigung nach Hoffmanns Ausfall vom Niederländer
Jordy de Wijs. Ihm zur Seite steht seit einigen Wochen der erst 21-jährige
Jamil Siebert. Das Tor hütet seit Jahr und Tag
Florian Kastenmeier. Der etatmäßige rechte Verteidiger
Matthias Zimmermann fehlte gegen Osnabrück GelbRot-gesperrt und wurde vom Japaner
Takashi Ushino ersetzt. Auf der linken Verteidigerseite erhält seit Saisonbeginn
Emmanuel Iyoha den Vorzug vor dem Franzosen
Nicolas Gavory. Iyoha ist von Haus aus offensiver Flügelspieler und entsprechend vorwärtsorientiert. Im zentralen Mittelfeld setzt Thioune auf ein Triangel. Meist komplettiert Feintechniker
Shinta Appelkamp das Duo Engelhardt/Jóhannesson, Appelkamp ist mit vier Vorlagen auch bester Vorbereiter des Teams. Gegen Osnabrück schwächelte das Trio jedoch. Derweil hat sich in der Länderspielpause mit Vize-Kapitän
Marcel Sobottka ein Leitwolf aus dem Krankenstand zurückgemeldet, da könnte sich ein Wechsel abzeichnen. Dagegen kommt
Ao Tanaka, Kapitän der japanischen Nationalmannschaft und mit dieser auch unter der Woche unterwegs gewesen, in Düsseldorf nicht recht in die Gänge. So richtig abgeschrieben ist er aber noch nicht. Auf den Flügeln dürften Tsolis links und
Felix Klaus recht gesetzt sein. Die zentrale Sturmposition bereitet den Fortuna derzeit am meisten Kummer: Der erfahrene
Daniel Ginczek hat ebenso wie Vermeij erst einmal getroffen. Dafür hat Nachwuchsmann
Jona Niemiec zuletzt in der U23 mit Treffern auf sich aufmerksam gemacht. Nicht auszuschließen, dass der 22-Jährige gegen den FCK erstmals von Beginn an ran darf.
Zahlenspiele: Thiounes Wille zufolge soll sein Team Dominanz und Kontrolle ausüben. 52 Prozent Ballbesitz im Schnitt bedeuten den vierthöchsten Wert der Liga, die Passquote ist mit 85,8 Prozent die zweithöchste der Klasse. Jordi de Wijs zählt mit 91,3 Prozent Passquote zu den ballsichersten Defensivspezialisten des Unterhauses. Felix Klaus hat diese Saison schon 30 Mal aufs Tor geschossen, nur der Hamburger Robert Glatzel und der Lauter Ragnar Ache versuchen es öfter. Allerdings: Ache hat schon sechsmal getroffen, Glatzel fünfmal - und Klaus nur einmal. Ein kleines, aber feines Indiz, das aufs große Manko des Teams hinweist:. Aufwand und Ertrag stehen bei der Fortuna - noch - in keinem guten Verhältnis. In den schwächeren Spielen zeigte sich das Team zudem anfällig bei Kontern und nach Ecken. Unterm Strich aber stellt Düsseldorf mit erst sieben Gegentreffern nach neun Spielen nach St. Pauli die zweitbeste Hintermannschaft der Zweiten Liga.
Fazit: Es ist das erste von drei Saisonspielen im Rahmen des Projekts "Fortuna für alle", das dank des Invests verschiedener Sponsoren allen Stadionsbesuchern freien Eintritt ermöglicht. Über dessen Pro und Contra müssen wir hier nicht diskutieren. Sicher ist: Den 1. FC Kaiserslautern erwartet unter diesen Vorzeichen eine große Kulisse, das Rheinstadion ist mit 54.600 verfügbaren Plätzen sogar noch größer als das Fritz-Walter-Stadion. Und ein Gegner, der beweisen muss, dass die drei sieglosen Spiele zuletzt nicht mehr als eine Ergebnisdelle markieren - und eben nicht den Beginn einer Abwärtsspirale. Für einen Gast heißt es da: Nerven behalten und die anderen nervös werden lassen. Und auf die eigene Stärke vertrauen. Ein Gegner, der an sich selbst hohe Ansprüche in Sachen Dominanz und Kontrolle stellt, sich aber schwer tut, diese umzusetzen - der könnte ein gefundenes Fressen sein für "Umschalt"-Spezialisten wie Ache, Tachie, Ritter und Co. Die Osnabrücker haben die Düsseldorfer sich vor ihrem Strafraum austoben lassen und dann ihre Konter gesetzt, überwunden wurden sie letztlich nur durch einen Rückraumgeschoss Iyohas. Wenn die Roten Teufel diesen Stil kopieren, dabei aber ihre höhere individuelle Qualität in die Waagschale werfen, sollte einiges drin sein.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
-
Samstag, 20:30 Uhr: Die Roten Teufel zu Gast am Rhein (Der Betze brennt)