Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 22.11.2024, 20:16


Top-Stürmer und Funktionär: Erinnerungen an Reiner Geye

Als Spieler stand Reiner Geye 290-mal für den 1. FC Kaiserslautern auf dem Platz, später arbeitete er erfolgreich als Manager und Vizepräsident für die Roten Teufel. Am Freitag, 22. November 2024, hätte er seinen 75. Geburtstag gefeiert. Hans Walter vom FCK-Museumsteam erinnert sich an eine prägende Figur der FCK-Geschichte.

Reiner Geye ist den Anhängern des 1. FC Kaiserslautern nicht nur als Außenstürmer mit einer technisch versierten, elegant wirkenden Spielweise in bester Erinnerung geblieben, sondern auch als Vereinsfunktionär, der zwischen 1988 und 1993 als Vizepräsident und von 1993 bis 1996 als Manager erfolgreich auf dem Betzenberg tätig war.

1977 hatte sich der 1949 in Duisburg geborene Fußballer nach neun Jahren bei Fortuna Düsseldorf dem 1. FC Kaiserslautern angeschlossen, für den er bis 1986 nicht weniger als 290 Pflichtspiele absolvierte und dabei 47 Tore erzielte. Ein Höhepunkt seiner Jahre als Spieler beim FCK war 1982 der sensationelle 5:0-Erfolg gegen die europäische Spitzenmannschaft Real Madrid. Im Jahr zuvor vermochte Geye beim Pokalendspiel in Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt dank eines Tores die 3:1-Niederlage etwas zu mildern. Immerhin war dieser Treffer das erste Tor in der Geschichte der DFB-Pokalendspiele für den FCK. Zu seinen Mitspielern in jener Zeit zählten Ronnie Hellström, Hans Peter Briegel, Andy Brehme, Hannes Riedl, Friedhelm Funkel, Lutz Eigendorf und Hans-Günther Neues.

Nach seiner Zeit als aktiver Spieler erwarb sich Reiner Geye als Vizepräsident und Manager einen ausgezeichneten Ruf. Er galt als geschickter Verhandler mit einem sicheren Blick für Spieler und Talente, die gut zu den Roten Teufeln passten. Ein Journalist sagte damals scherzhaft über ihn: "Der Reiner Geye fährt mit einem Trabi in den Wald und kehrt mit einem Porsche zurück." (…)

Quelle und kompletter Text: fck.de
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Ereborn » 23.11.2024, 08:55


Reiner Geye - war damals Ende der 70er, Anfang der 80er mein Lieblingsspieler. Und das zu Zeiten, als dort auch Briegel, Brehme, Neues spielten. Ich glaube, damit war ich aber auch etwas ein Exot in der damaligen Fanszene. :wink:

Er hatte nicht diese brutale Wucht wie Briegel, die Schlitzohrigkeit von Funkel, extreme Sympathie von Hellström. Aber er war immer für ein Tor gut, selbst wenn sonst nichts lief - wie z.B. beim 3:1 gegen Frankfurt im DFB-Pokal-Finale '81. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Im Block waren wir beim 3:0 alle schon lange bedient, allen war klar, hier ist heute nichts drin. Dann macht das Geye das 3:1 - und irgendwer hinter mir meinte fast schon genervt "war jo klar, dass ausgerechnet de Geye noch sei Tor macht". Ja, weil Geye, egal wie schlecht es lief, trotzdem immer noch für ein Tor gut war.

Für mich waren Geye und Bongartz als Flügelzange im Mittelfeld damals extrem entscheidend für den Powerfußball, den der FCK damals oft zelebrierte. Technisch sehr stark und dazu immer auch torgefährlich. Durch seine Technik und Ballsicherheit, in einem Team von vielen Kämpfern, schaffte er es, das Team zu beruhigen, wenn's nötig war, aber auch die tödlichen Pässe und Flanken zu spielen, um der Power auch eine Richtung zu geben, um die Spiele erfolgreich zu gestalten. Ich glaube, dass Geye damals sogar von vielen unterschätzt wurde.

Was mich als damaligen Jugendspieler echt fasziniert hat, war, welchen Spin er einem Ball geben konnte. Ich kann mich an ein Tor von ihm vom 16er erinnern, er läuft von links außen rein, parallel zum Strafraum, schießt den Ball - und der beschreibt gefühlt eine 90°-Kurve, um im Winkel einzuschlagen. Danach habe ich immer wieder versucht, auch meinen Schüssen so einen Drall mitzugeben.

Auch danach als Vizepräsident und Manager - war es eigentlich ganz ähnlich, wie bei ihm als Spieler. Er hat lange Überragendes geleistet, aber so ganz haben damals viele nicht verstanden, was er da eigentlich erreicht hat. Ende der 80er war der FCK plötzlich zu einer grauen Maus im Mittelfeld verkommen, wäre dann Anfang 90 sogar fast abgestiegen. Aber dann hat auch er eine Mannschaft zusammengestellt, die 1990 Pokalsieger wurde, 1991 Meister, 1994 Vizemeister. Aber dann kam eben auch die Saison 95/96, man holte als Trostpflaster den Pokal, stieg aber auch erstmals ab - mit Leuten wie Brehme, Kadlec, Kuka, Marschall. Geye holte in Verzweiflung noch Arilson aus Brasilien, um den Abstieg zu vermeiden - leider einer der wenigen Fehlschüsse. Geye und Thines mussten gehen - um nicht zu sagen, sie wurden vom Berg gejagt. Trotz zuvor vieler Jahre erfolgreicher Arbeit. Eine seiner letzten Handlungen war übrigens - dass er noch einen gewissen Ratinho aus der Schweiz verpflichtet hat.

Eigentlich zeigt auch diese Geschichte, was beim FCK oft das Problem ist. Selbst Leute, die sehr beliebt sind und über viele Jahre gute Arbeit gemacht haben - werden bei Fehlern, die dann zwangsläufig irgendwann passieren, gnadenlos kritisiert und fallengelassen. Beispiel neben Geye seien z.B. Kuntz und Thines.

Leider ist Reiner Geye dann viel zu früh verstorben - wie merkwürdigerweise viele aus der so erfolgreichen Mannschaft damals. Pirrung, Hellström, Neues, Brehme, Dusek, Eigendorf und eben auch Geye, - alle viel zu früh gegangen. Alles Helden meiner Kindheit und sehr prägend für den FCK damals.
Vieles im Leben kann man mit Geld kaufen.
Emotion und Leidenschaft nicht.



Beitragvon JG » 23.11.2024, 11:40


@Ereborn

Vielen Dank für deine Erinnerungen. Lese solche Gedanken immer gerne. :daumen:



Beitragvon werwennnichtich » 23.11.2024, 14:26


JG, da kann ich mich nur anschließen.

Ich kannt Geye als Spieler weniger gut, meine FCK-Fanzeit begann erst richtig am 3. Spieltag der Saison 1986/1987. Da kam mein Bruder morgens in den Hinerhof unseres Bauernhofes und fragte mich, ob ich wohl Lust hätte, am Nachmittag mit auf den Betze zu fahren? Ich bejahte, weil ich zu dem Zeitpunkt zummindest ein großer Sympatisant des FCK gewesen war.

Am Nachmittag auf den Betze gegen die Bayern. Die Bayern gingen, wie so oft mit 0:1 in Führung. Dann vor der West ein Eckball. Dieser kam auf den kurzen Pfosten, wurde dort von einem Lauter Spieler verlängert und de Eschwillerer, de Axel Roos stand gefühlt 2 m in der Luft und köpfte zum 1:1 Endstand ein. Ich war von dem Betze-Erlebnis so gefesselt, daß ich mir zwei Tage danach, am Montag, eine Dauerkarte für die West kaufte.

Ich musste ein wenig ausholen, aber jetzt zu Geye, ich konnte als Fan absolut von den arschgeilen Transfers profitieren, die dieser geniale Mann getätigt hat. Einer geiler als der andere.
Ich weiß auch, daß er mal auf einem Länderspiel der ehemaligen Tschecheslowakai war, wo er sich einen tscheschischen Stürmer anschauen wollte (der spielte später auf St. Pauli), habe den Namen vergessen.
ABER, bei diesem Spiel fiel ihm ein gewisser Miroslav Kadlec auffiel, der bei uns als bester Libero von ganz Deutschland galt. Wie ich unlängst schon schrieb, am 14.04.1994 gewannen wir zuhause an einem Abend unter der Woche, glaube ich, gegen die Bayern mit 4:0, das war die Mannschaft, die Geye zusammengestellt hatte. Zur Halbzeit stand es noch 0:0. Zweite Halbzeit haben wir sie dann auf den Schutt gefahren, Martin Wagner, zweimal Kuka (Mann, habe ich den geliebt) und Sforza, unfassbar stark, dieser Fußballer. Der Kommentator sagte auf einmal den Satz: "das ist ja Wahnsinn, ich habe mir jetzt mal eine Strichliste gemacht, dieser Kadlec von Kaiserslautern war jetzt schon 53 mal (!!!) über die Mittellinie.

Alter, was hatten wir schon saustarke Fußballer da oben und Reiner Geye hatte an alle dem einen absolut maßgeblichen Erfolg!!!!!

Ruhe in Frieden, Reiner Geye



Beitragvon graue-eminenz » 23.11.2024, 18:23


Geye war ein sehr intelligenter Spieler der s.Zt. unsere Mannschaft mitprägte.
Er ist mir nach wir vor in guter Erinnerung !
Habe immer noch ein Originaltrikot mit seiner Unterschrift in meinen Sachen.



Beitragvon BernddasBrot2 » 23.11.2024, 21:03


Geye, die Oma....
Was will dann der bei uns...
Vunn Düsseldorf, do kummt eh nix gescheids....
Er war ein technisch beschlagener Spieler, ein bissi anders vom Schlag wie wir Pälzer, aber es hat gepasst.
In seiner Zeit als Manager konnte man noch Spieler verpflichten, zumal der FCK von der grauen Maus sich nach oben geerobbt hatte.
Mies der Abgang von Rainer und von Norbert.
Es war eine verdammt tolle Zeit. :teufel2: :teufel2:
... und wenn du glaubst es könnte nicht schlimmer werden, lass mal TH machen, der zeigt DIR wie es noch schlimmer werden wird.



Beitragvon Hatschongelb » 24.11.2024, 15:47


Naja bevor wieder die Legendenbildung losgeht („Mies der Abgang“).

Geye wurde (viel zu spät) von Thines (und niemandem sonst!) entlassen. „De gute Norbert“ hat schon auch mal gehandelt und gefeuert, nur hier halt viel zu spät. Dass Geye den Laden nicht mehr im Griff hatte, erkannte man schon im Sommer 1995. Patrick Berger (später Dortmund) versuchte man als Sforza-Ersatz zu verpflichten, mit Balakov (als Spieler!) war man sich einig, Geye hat es aber (aus Krankheitsgründen wie man heute weiß), nicht mehr geschafft, diese endgültig an Land zu ziehen. Anstelle dessen holte man Wollitz, Wegmann, Hollerbach und schnauzte noch jeden an, der das kritisierte. Erst im Herbst fing man an, zu realisieren, was man sich da eingebrockt hatte.

Und Ratinho wurde von einem gewissen Ignaz Good (vorher Co-Trainer von Friedel Rausch, danach bis zum Abstieg als Nachfolger von Geye so eine Art Kurzzeit-Sportdirektor) verpflichtet.

Vorher war Geye ein absoluter Perlentaucher, aber zur Wahrheit gehört halt auch das andere. So differenziert sollte man es bei allen (auch bei Atze & Co.) beurteilen. Das Problem ist nämlich nicht nur das "vom Berg jagen", sondern auch, dass hinterher Legendenbildung (in beide Richtungen) betrieben wird.

P.S. Der Spieler, der später bei St. Pauli spielte und den Geye ursprünglich beobachtete - als er Kadlec entdeckte - war Ivo Knoflicek.



Beitragvon kadlec » 25.11.2024, 18:28


Reiner Geye starb 2002 an einer schweren Lebererkrankung. Er war vorher jahrelang alkoholkrank gewesen.
Geye arbeitete damals bei uns quasi als ein Ein-Mann-Team. Heutzutage arbeiten in dem Bereich Sportvorstände, Sportdirektoren, Scouts, Kaderplaner, Mannschaftsbetreuer, Technische Direktoren, Quasselstrippen und Blender jeglicher Art.

Als Geye damals auf Grund seiner Erkrankung an sein Limit stieß, hätte man ihm vielleicht auch Hilfe anbieten können, statt ihn einfach vom Berg zu jagen. Dass er was konnte, hatte er ja vorher jahrelang bewiesen.
Die Verpflichtung Balakovs scheiterte übrigens an der Ablöseforderung von Sporting Lissabon. Knapp 3,5 Millionen DM wollten sie von uns haben. Für einen Arilson zahlten wir dann in der Winterpause über 4 Millionen. Im Nachhinein betrachtet wäre Balakov ein Schnäppchen gewesen.
"Ihre Meinung ist mir zwar widerlich, aber ich werde mich dafür totschlagen lassen, dass sie sie sagen dürfen."

- Voltaire -



Beitragvon youneverwinalone » 25.11.2024, 19:57


Eine angemessene Würdigung von verdienten Spielern und
Verantwortlichen gehört leider nicht zu den Stärken der FCK-Familie.In Wahrheit brennt der Betze nach Jahrzehnten im Mittelmaß erst seit den Achtzigern,als Feldkamp mit der Walz aus der Pfalz das Fundament legte für den bis heute gültigen Anspruch auf Leidenschaft und Kampf. Reiner Geye hat mit seiner Tätigkeit diese goldenen Jahre teiweise mitgestaltet.Dafür gebürt ihm Dank und große Anerkennung.Es ist richtig, daß seine Entlassung im März 96 als Konsequenz der unerklärlich schwachen Saison ,aber auch infolge einer grundsätzlichen Umstrukturierung des FCK erfolgte. Die Verdienste von N. Thines und auch von Geye wurden seinerzeit keineswegs angezweifelt, aber das Bosman-Urteil und BAYER mit den Zweitgehältern für Persönlichkeitsrechte hatte die bis dahin gültige Refinanzierung der BL zerstört.Auch der FCK brauchte eine neue Satzung und professionelle Strukturen.Dummerweise
kam damit nicht nur der Titel, sondern auch der Boulevard.




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