Alles zur WM 2018 in Russland

Beitragvon Lautern-Fahne » 23.08.2023, 11:57


Mal wieder ein schöner Artikel Alex. Auch wenn ich leider etwas "pessimistischer" bin als du.

Die arabischen Staaten weiten derzeit tatsächlich ihren gesellschaftlichen und politischen Einfluss aus. Bestes Beispiel ist der Sport, wo mehr und mehr Großereignisse in der Wüste ausgetragen werden, Stars in neu entstehende heimische Ligen (Saudi Arabien) gelockt und über Jahre europäische Vereine gekauft und gepimpt werden (PSG, City).

Die Vereinigen Arabischen Emirate hingegen dehnen ihren Einfluss auf die "klassische" Weise aus- mit Waffen. Sie entwickelten sich -mithilfe von Lockhead Martin- zu einer der großen Waffenschmieden der Region und haben laut LE MONDE auch die stärkste Luftwaffe in der Region. Dazu werden taktische Häfen in den von der VAE besetzten Gebieten des Jemens errichtet. (1) Während das von der Trump Administration noch gutiert wurde, haben sich die Beziehungen seit Bidens Machtübernahme deutlich abgekühlt. So wurden amerikanische Waffenlieferungen gestoppt.

Hochproblematisch aus amerikanischer Sicht ist, dass die arabischen Staaten sich immer mehr russischen und chinesischen Bündnissen andienen (2). SA, Iran, die VAE, Kuwait und Ägypten sind nur einige Staaten von da unten, die in die sogenannten "BRICS plus" streben. Was ist -aus meiner Sicht- die große Gefahr für den Ami? Die BRICS Staaten denken offen darüber nach mithilfe einer goldgedeckten Währung mit dem Dollar als Leitwährung zu konkurrieren (3). Sollten die Erdölförderer in dieses Projekt einsteigen, wird das zu Verwerfungen führen. Von Kritikern wird der dritte Golfkrieg als Konflikt kritisiert um den Dollar zu stützen- weil Sadam Hussein kurz vor Kriegsausbruch den Russen anbot, Öl in Rubel zu kaufen. Das würde die Axt an den Ast setzen, auf dem die Macht des Dollar gebaut ist.
Ich denke daher, dass die Zeit europäischer/amerikanischer "Hilfsprogramme" in der arabischen Welt (wie du z.B. in Afghanistan erwähnt hast) abgelaufen ist. Dafür verloren die EU und USA im letzten Jahrzehnt zu viel Terrain an den Russen. Sei es durch militärische Interventionen (Mali oder Syrien) oder eben weil gerade viele arabische Länder die Nase voll von Washingtons Einmärschen haben.

Das spiegelt sich dann auch wieder in der Ukraine wieder, wo immer öfter asiatische und arabische Länder zu einem Kriegsende aufrufen (zuletzt Indonesien). Natürlich sind der Donbass und die Krim die Regionen um die es geht und "Verhandlungsmasse". Nur können weder Russland noch die Ukraine große Zugeständnisse machen.

a) Ist Russland zwingend auf den Zugang zum schwarzen Meer angewiesen. Nichtnur ist dieses der einzige Warmwasserhafen den russischen Schiffe durchgehend nutzen können (viele der nördlichen sind zugefroren). Es ist auch ein wichtiges Trinkwasserresservoir.(4)

b) Ist die Ukraine das einzigen realisitsche Aufmarschgebiet für eine eventuelle feindliche Invasion aus russischer Sicht. Im Osten ist man durch Sibirien, im Süden durch Gebirge und nach Finnland durch dichte Nadelwälder geschützt. Das macht den Donbass militärisch extrem wertvoll für den Russen...

c) und die Ukraine hat 95% (!!!) ihrer Industrieleistung, Energieversorgung und auch Rohstoffe in dieser Region. Seit dem Krieg ist die Ukraine wirtschaftlich mausetot. Kiew hat den Dienstleistungssektor, aber ohne westliche Hilfe gehen da sofort die Lichter aus.

Seit dem Maidan, in dem die prorussische Regierung auch mithilfe der USA gestürzt wurde, ringen in Russland alle Alarmglocken. Aus deren Sicht müssen sie verhindern, dass der relevante Teil der Ukraine (Donbass und Krim) NATO Terretorium wird. Die Ukraine hingegen ist ohne die Ostregionen schlicht nicht lebensfähig. Ich wüsste nicht wie man, ohne den Donbass zumindest in eine staatenlose Region unter Blauhelmmandat zu verwandeln, den Konflikt lösen kann. Dann ist die Ukraine aber angeschmiert. Auch weil in der UNO die weiter oben genannten Staaten munter weltweite Sanktionen gegen Russland blockieren. Shake Hands und nette Gesten wie sich unsere derzeitige Außenministerin die Welt zurechtbiegt sind halt unrealistisch.

Die 3 ARTE Videos hatte ich schon einmal gesehen. Uns stehen schwierige (Sandknappheit) aber auch hochinteressante (Holzglas) Entwicklungen bevor.

1 "Hochgerüstet am Golf", aus: Atlas der Globalisierung, LE Monde diplomatique, ISBN 978-3-937683-93-5
2 https://www.n-tv.de/politik/BRICS-Staaten-kaempfen-fuer-andere-Weltordnung-article24340809.html
3 "Mehr Gewicht durch Gold", aus: Euro am Sonntag, Nummer 33 (derzeitige Ausgabe)
4 https://www.dtv.de/buch/die-macht-der-geographie-34917
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon Alex76 » 23.08.2023, 20:50


Vielen Dank für das Kompliment und Deinen ausführlichen Beitrag. Das Kompliment kann ich so weitergeben. Sehr interessanter Einblick, der die aktuellen Schwierigkeiten verdeutlicht. Auch den militärischen Blickwinkel aufzeigt.



Beitragvon Alex76 » 22.09.2023, 11:33


V. Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine: Mission Impossible?

Die Historie von Verhandlungen über die Situation in der Ukraine dauert mittlerweile schon fast 10 Jahre an. Mit der Annexion der Krim und dem Krieg im Donbas 2014 sind die Ukraine und Russland in diversen Verhandlungsprozessen, begonnen mit dem Normandie-Format ab 2014 und den Minsker Vereinbarungen, die eine Feuerpause und eine politische Lösung anstrebten. Zusammen mit der OSZE wurde nach Konfliktlösungen gesucht.

Die Spannungen nahmen 2021 massiv zu. An der ukrainischen Grenze zog Russland Truppen zusammen und verschärfte seine Rhetorik, die fortan auch direkt an die USA und die Nato gerichtet war:
    - keine Aufnahme neuer Mitglieder
    - keine militärischen Aktivitäten in der Ukraine und anderer Nachbarstaaten Russlands
    - Rückbau der militärischen Infrastruktur auf den Stand von 1997
    - Abzug der Atomwaffen aus Europa.

Am 21. Februar 2022 erkannte Russland Donezk und Luhansk als Volksrepubliken an. Mit dem großflächigen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 wurden die bisherigen Verhandlungen zerstört und der Status auf Krieg zur Ukraine gesetzt, wenngleich Moskau von einer militärischen Übung sprach. Die neuen an die Ukraine gerichteten Forderungen kämen einer Kapitulation und Selbstauflösung der Ukraine gleich:
    - Waffenniederlegung
    - kein Nato-Beitritt
    - dauerhaft neutraler Status
    - Russisch als Staatssprache
    - Anerkennung der Krim als russisch
    - Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk, die sich zudem „entnazifizieren“ und „entmilitarisieren“ müssen

Die Regierung um Wolodymyr Selensky lehnte die russischen Forderungen ab und beharrte auf Waffenruhe, um Gespräche zu initiieren. Aufgrund des militärischen Drucks kam es am 28. Februar sowie am 3. und 7. März zu drei Treffen im belarussischen Gomel, an denen Delegationen beider Länder teilnahmen. Eine vierte Runde wurde vom 14.-17. März angesetzt. Während über den Status der Ukraine verhandelt wurde, ging der Beschuss von Städten, darunter auch Kiew und Mariupol, weiter.

Das hochrangigste Treffen fand am 10. März auf der Ebene der Außenminister im türkischen Antalya statt. Unter Vermittlung des türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu kam es zu Verhandlungen zwischen dem russischen Außenminister Sergei Lawrow und seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba. Die ukrainischen Forderungen nach einem 24-stündigen Waffenstillstand zur Rettung der Menschen in Mariupol scheiterten.

Am 29. März kam es zu erneuten Verhandlungen in der Türkei. Diesmal trafen sich die Parteien im Dolmabahçe-Palast in Istanbul zusammen mit dem bekannten russischen Milliardär Roman Abramowitsch, der als Mediator bei den Gesprächen fungieren sollte. Die Ukraine stellte am Ende der Verhandlungen das sogenannte „Istanbuler Kommuniqués“ öffentlich vor, ein Entwurf für ein Sicherheitsgarantieabkommen zwischen Russland und der Ukraine basierend auf den Verhandlungsgesprächen. Der Entwurf umfasst zehn Punkte, die Bedingungen für einen Waffenstillstand, dauerhafte ukrainische Neutralität und internationale Sicherheitsgarantien sind:
    Vorschlag 1: Proklamation der Ukraine als neutraler Staat mit völkerrechtlichen Garantien zur Umsetzung des blockfreien und atomwaffenfreien Status. Mögliche Garantiestaaten: Russland, Großbritannien, China, USA, Frankreich, Türkei, Deutschland, Kanada, Italien, Polen, Israel. Auch andere Staaten können dem Vertrag beitreten.

    Vorschlag 2: Die internationalen Sicherheitsgarantien der Ukraine im Rahmen des Vertrages gelten nicht für die Krim, Sewastopol und einzelne Gebiete des Donbass. Die Parteien müssen die Grenzen dieser Gebiete festlegen oder sich darauf einigen, dass jede Seite sie auf ihre eigene Weise versteht.

    Vorschlag 3: Die Ukraine wird keinem Militärbündnis beitreten, keine ausländischen Militärstützpunkte oder -kontingente stationieren und internationale Militärübungen nur mit Zustimmung der Garantenstaaten durchführen. Die Bürgschaftsstaaten bekräftigen ihrerseits ihre Absicht, die Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union zu fördern

    Vorschlag 4: Die Garantiestaaten und die Ukraine kommen überein, dass im Falle einer Aggression, eines bewaffneten Angriffs gegen die Ukraine oder einer Militäroperation gegen die Ukraine jeder der Garantiestaaten nach einer dringenden und unverzüglichen Konsultation zwischen ihnen (die innerhalb von höchstens drei Tagen stattfinden wird) in Ausübung des in Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen anerkannten Rechts auf individuelle oder kollektive Selbstverteidigung (als Reaktion auf ein förmliches Ersuchen der Ukraine und auf der Grundlage dieses Ersuchens) der Ukraine als dauerhaft neutralem Staat Beistand leisten wird. Dies geschieht durch die unverzügliche Durchführung der erforderlichen individuellen oder gemeinsamen Maßnahmen, einschließlich der Sperrung des Luftraums über der Ukraine, der Bereitstellung der erforderlichen Waffen und der Anwendung bewaffneter Gewalt, um die Sicherheit der Ukraine als eines auf Dauer neutralen Staates wiederherzustellen und dann aufrechtzuerhalten.

    Vorschlag 5: Jeder bewaffnete Angriff (jede Militäroperation) und alle daraufhin getroffenen Maßnahmen werden unverzüglich dem UN-Sicherheitsrat gemeldet. Diese Maßnahmen werden beendet, sobald der Sicherheitsrat die zur Wiederherstellung und Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat.

    Vorschlag 6: Der Mechanismus zur Umsetzung der Sicherheitsgarantien für die Ukraine wird nach zusätzlichen Konsultationen zwischen der Ukraine und den Garantiegeberstaaten im Vertrag geregelt, wobei der Schutz vor möglichen Provokationen berücksichtigt wird.

    Vorschlag 7: Der Vertrag wird ab dem Zeitpunkt seiner Unterzeichnung durch die Ukraine und alle / bzw. die Mehrheit der Bürgschaftsstaaten vorläufig angewandt. Der Vertrag tritt in Kraft, nachdem der Status der Ukraine als dauerhaft neutraler Staat durch ein gesamtukrainisches Referendum gebilligt wurde und die entsprechenden Änderungen an der ukrainischen Verfassung vorgenommen und von den Parlamenten der Ukraine und der Bürgschaftsstaaten ratifiziert wurden.

    Vorschlag 8: Der Vertrag sieht vor, das Bestreben der Parteien festzuhalten, die Fragen im Zusammenhang mit der Krim und Sewastopol innerhalb von 15 Jahren durch bilaterale Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zu lösen. Es wird auch vorgeschlagen, festzuhalten, dass die Ukraine und Russland die Fragen der Krim und Sewastopols nicht militärisch lösen werden, sondern ihre politischen und diplomatischen Bemühungen zur Lösung dieser Frage fortsetzen werden.

    Vorschlag 9: Die Parteien werden ihre Konsultationen (unter Einbeziehung anderer Garantiegeberstaaten) fortsetzen, um die Bestimmungen des Vertrags über Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die Modalitäten für einen Waffenstillstand, den Rückzug der Truppen und anderer paramilitärischer Formationen, die Öffnung und Gewährleistung des sicheren Funktionierens der humanitären Korridore auf dauerhafter Basis sowie den Austausch der Leichen und die Freilassung von Kriegsgefangenen und internierten Zivilisten vorzubereiten und zu vereinbaren.

    Vorschlag 10: Die beiden Parteien halten es für möglich, dass die Präsidenten der Ukraine und Russlands zusammenkommen, um einen Vertrag zu unterzeichnen und/oder politische Entscheidungen über die noch offenen Fragen zu treffen.

    https://neue-entspannungspolitik.berlin ... aerz-2022/

Es handelte sich nicht um eine endgültige Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine, sondern um Entwürfe der ukrainischen Seite, die von Moskau noch geprüft und diskutiert werden sollten. Strittige Punkte sollten bei einem persönlichen Treffen der Präsidenten Selenskyj und Putin ausgeräumt werden. Nicht in den Vereinbarungen inkludiert ist die ukrainische Forderung, dass sich die russischen Truppen hinter die Kontaktlinie vom 23. Februar 2022 zurückziehen müssten.

Das „Istanbuler Kommuniqués“ stellt die Position und die Antwort der Ukraine auf das russische Ultimatum dar. Da das Papier weitgehende Kompromissangebote enthielt und von den Konfliktparteien abgestimmt wurde, hätte es Basis einer Verhandlungslösung sein können. Doch schon einen Tag später lehnte Putin Verhandlungen über die Krim kategorisch ab und erklärte dem italienischen Regierungschef Mario Draghi in einem telefonischen Gespräch, dass eine Waffenruhe oder ein Treffen mit Wolodymyr Selenskyj noch zu früh sei.

Auf der Ebene von Arbeitsgruppen wurden u.a. über Sicherheitsfragen, humanitäre Fragen und Gefangenaustausch im Online-Format weiterverhandelt und Einigungen erzielt. Unvereinbar waren die Positionen bzgl. der Sicherheitsgarantien und dem Status der Krim und des Donbas.

Im Verlauf des Krieges erreichten Bilder aus Butscha, Irpin und anderen Orten öffentliches Aufsehen, welche die ukrainische Unterstützung für einen Kompromiss mit Russland schwinden ließ. Es stellte sich die Frage ob Russland für Kriegsverbrechen belangt werden müsse und ob Russland einen Genozid an der ukrainischen Bevölkerung vollziehe. Besonders die Schlacht um Mariupol verschlechterte weitere Waffenstillstandsverhandlungen, da es nicht gelang humanitäre Korridore für die Zivilbevölkerung zu errichten. Im belagerten Stahlwerk Asow-Stahl befanden sich über 1.700 ukrainische Soldaten und Zivilisten. Den Soldaten drohten harte Konsequenzen bis zur Todesstrafe wegen „Nazi-Verbrechen“.

Auf der Ramstein-Konferenz am 26. April kamen die westlichen Verbündeten und andere befreundete Staaten zur Übereinkunft die Ukraine systematisch militärisch zu unterstützen. Erste westliche Waffenlieferungen erreichten die Ukraine. Gleichzeitig reifte die Erkenntnis, dass die Ukraine den Gegner militärisch abwehren könne.

Bereits am 25. Februar, einen Tag nach dem Angriffskrieg, hat die EU das zehnte Sanktionspaket gegen Russland verhängt. Die restriktiven Maßnahmen betreffen ein Ausfuhrverbot für kritische Technologien und Industriegüter, ein Einfuhrverbot für Asphalt und synthetischen Kautschuk, ein Verbot der Bereitstellung von Gasspeicherkapazitäten für russische Personen oder Organisationen und ein Verbot der Durchfuhr durch Russland von EU-Gütern und -Technologien mit doppeltem Verwendungszweck. Eine Zeitliste zu den Sanktionen und restriktiven Maßnahmen der EU gegen Russland aufgrund der Krise in der Ukraine findet sich hier:
https://www.consilium.europa.eu/de/poli ... r-ukraine/

Bisher hatte Russland die vertraglich vereinbarten Lieferungen von Gas aufrechterhalten. Die deutschen Gasspeicher waren allerdings vor dem Winter nur halb gefühlt, wodurch eine Drohkulisse hätte aufgebaut werden können, so dass Deutschland wie auch einige andere Staaten sich bemühten Alternativen zum russischen Gas zu finden. North Stream 2 wurde am 26. September 2022 durch Explosionen sabotiert.

Die Waffenstillstandsgespräche scheiterten. Am 17. Mai war es zunächst die Ukraine die Verhandlungen offiziell aufkündigten. Dem schloss sich Russland an. Über einen Gesprächskanal gibt es bis heute noch beiderseitige Kontakte, um humanitäre Anliegen wie z.B. den Austausch von Gefangenen und gefallenen Soldaten zu regeln.

Russland blockierte mittlerweile die Häfen am Schwarzen Meer. Als Reaktion der Ukraine wurden um die Häfen Minen gelegt. Auf Vermittlung des türkischen Recep Tayyip Erdogan und des VN-Generalsekretärs Antonio Guterres kam es am 22. Juli 2022 zum wichtigen Getreideabkommen, welches den Export ukrainischen Getreides aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdeenyj regelt. Da beide Seiten ihre militärischen Haltungen nicht aufgeben wollten, sah das Abkommen einen komplexen und fragilen Mechanismus vor, der es ermöglicht mittels ukrainischen Lotsenschiffen die kommerziellen Frachter durch die verminten Küstengewässer zu führen. In Istanbul gewährleistet ein gemeinsames Koordinierungszentrum mit türkischem, VN-, ukrainischem und russischem Personal, dass keine Waffenlieferungen an die Ukraine stattfinden. Alle 120 Tage muss der Getreidedeal erneuert werden.

Auf Vermittlung der Türkei und der UN konnte erst Ende August die Internationale Atomenergie-Agentur das Atomkraftwerk in Saporischschja inspizieren. Hierbei beharrte Russland auf der Anreise über russisches Gebiet. Die Vertreter reisten letztlich völkerrechtskonform über Kiew an.

Am 30.September kündigte Putin, nach der Annexion der besetzten Gebiete im Osten und Süden der Ukraine, in einer Rede an, dass er keine Verhandlung über deren Status mehr führe. Sollten weitere Angriffe auf russisches Gebiet erfolgen, drohe er mit dem Einsatz von Nuklearwaffen.

Wie ist die aktuelle Haltung der Ukraine? Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ist Anfang Dezember mit einem Gedankenspiel in die öffentliche Offensive geprescht und wollte Russland mit Sicherheitsgarantien zurück an den Verhandlungstisch bringen. David Arachamija, Fraktionschef der Selenskyj-Partei "Diener des Volkes" stellte vier Bedingungen für weitere Gespräche mit Russland:
    - Vollständiger Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine
    - Reparationszahlungen
    - Bestrafung aller Kriegsverbrecher
    - „freiwillige Abgabe aller Nuklearwaffen“

Am 22. Dezember 2022 präsentierte der ukrainische Präsident Selensky seinen Friedensplan, die „Friedensformel des ukrainischen Präsidenten“. Dabei handelt es sich um zehn Bedingungen, die erfüllt sein müssen für ein Ende des Krieges. Er fordert die Staats- und Regierungschefs der Welt auf einen globalen Friedensgipfel auszurichten:

    1. Strahlung und nukleare Sicherheit, mit Schwerpunkt auf der Wiederherstellung der Sicherheit rund um Europas größtes Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine, das jetzt von Russland besetzt ist.

    2. Ernährungssicherheit, einschließlich des Schutzes und der Gewährleistung der ukrainischen Getreideexporte in die ärmsten Länder der Welt.

    3. Energiesicherheit mit Schwerpunkt auf Preisbeschränkungen für russische Energieressourcen sowie Unterstützung der Ukraine bei der Wiederherstellung ihrer Strominfrastruktur, von der die Hälfte durch russische Angriffe beschädigt wurde.

    4. Freilassung aller Gefangenen und Deportierten, einschließlich der nach Russland deportierten Kriegsgefangenen und Kinder.

    5. Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine und Russlands Bekräftigung gemäß der UN-Charta, von der Selenskyj sagte, dass sie „nicht verhandlungsfähig“ sei.

    6. Abzug der russischen Truppen und Einstellung der Feindseligkeiten, Wiederherstellung der Staatsgrenzen der Ukraine zu Russland.

    7. Justiz, einschließlich der Einrichtung eines Sondertribunals zur Verfolgung russischer Kriegsverbrechen.

    8. Ökozid, Umweltschutz, mit Schwerpunkt Minenräumung und Sanierung von Wasseraufbereitungsanlagen.

    9. Verhinderung einer Konflikteskalation und Aufbau einer Sicherheitsarchitektur im euro-atlantischen Raum, einschließlich Garantien für die Ukraine.

    10. Bestätigung des Kriegsendes, einschließlich eines von den beteiligten Parteien unterzeichneten Dokuments.
    Eine diplomatische Lösung scheint bis auf weiteres unwahrscheinlich. Mission Impossible?!

https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch- ... _seit_2022 (Abruf: August 2023)

Dossier zu: Russlands Krieg gegen die Ukraine und seine Folgen
https://www.swp-berlin.org/themen/dossi ... ie-ukraine

Sabine Fischer (2022): Friedensverhandlungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine: Mission impossible
https://www.swp-berlin.org/publikation/ ... impossible

André Härtel (2002): Unmöglicher Frieden? Optionen für die ukrainisch-russischen Verhandlungen
https://www.swp-berlin.org/publikation/ ... handlungen

Jürgen Hübschen (10. August 2023): Die Friedenskonferenz in Dschidda – ehrlicher Ansatz zur Konfliktlösung oder gezielte PR-Aktion?
https://overton-magazin.de/hintergrund/ ... pr-aktion/

04.12.2022: Fraktionschef der Selenskyj-Partei nennt Bedingungen
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... g-233.html

22.12.2022: ETH-Strategieexperte Marcel Berni ordnet ein - Wie realistisch ist Selenskis 10-Punkte-Friedensplan?
https://www.blick.ch/ausland/eth-strate ... 69365.html

George Albin (28.12.2022): Erklärer – Was ist Selenskijs 10-Punkt
https://gettotext.com/deutsch/erklarer- ... n-reuters/

14. Mai 2023: Deutliche Differenzen zwischen Papst und Selenskyj
https://www.sn.at/politik/weltpolitik/d ... -138669094

06.08.2023: Selenskyjs Friedensformel - Viele Länder überlegen, welche Rolle sie übernehmen
https://www.berliner-zeitung.de/news/se ... -li.376355

19.08.2023: Selenskyj: Arbeit an „Friedensformel“ für die Ukraine geht weiter
https://www.berliner-zeitung.de/news/uk ... -li.380273

Der ukrainische Präsident stellt eine Friedensformel vor, die Aggression bestraft und Sicherheit wiederherstellt
https://unric.org/de/220922-selenskyj/


VI. Friedenskonferenz in Dschidda, die Erste!

In der Saudi Arabischen Küstenstadt Dschidda trafen sich 40 Staaten mit ihren Sicherheitsberatern zu einer zweitägigen Friedenskonferenz vom 05.08.2023 bis 06.08.2023. Gastgeber war der Kronprinz von Saudi-Arabien, Mohammed Bin Salman. Dessen Sicherheitsberater, Musaid al-Aiban, leitete die Konferenz. Zentrales Beratungsthema war der Krieg in der Ukraine. Unter den 40 Teilnehmerstaaten waren Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer vertreten. So konnten die direkten und indirekten Auswirkungen des Kriegs auf die restliche Welt dargelegt werden.

Zu den Teilnehmergruppen bzw. einzelnen Staaten zählten die Ukraine, USA, Kanada, die EU, Großbritannien, China, Indien, Brasilien, Südafrika, Chile, Indonesien, Ägypten und die Türkei. Nicht bekannt ist, ob Vertreter der OSZE und/oder der UNO anwesend waren. Russland, das den Krieg vor 17 Monaten begonnen hatte, bekam keine Einladung. Die ukrainische Delegation führte der Chef des Präsidialamtes Andriy Yermak an.

Nach mehrstündigen Beratungen und Gesprächen hinter verschlossenen Türen ging das Treffen am Samstagabend ohne Abschlusserklärung zu Ende. Konkrete Inhalte des Kongresses waren der im letzten Kapitel vorgestellte Friedensplan von Wolodymyr Selenskyj. Zudem wurden u.a. auch die Friedenspläne von Italien, Mexico und China thematisiert, die an dieser Stelle nochmals kurz skizziert werden:

1.) „Friedensformel des ukrainischen Präsidenten“ (10 Punkte Friedensplan von Selenskyj)
2.) Italienischer Friedensplan
3.) Friedensplan des mexikanischen Präsidenten
4.) Chinesischer 12-Punkte-Plan – Position Chinas zur politischen Lösung der Ukraine-Krise


1.) „Friedensformel des ukrainischen Präsidenten“ (10 Punkte Friedensplan von Selenskyj)

Siehe voriges Kapitel.


2.) Der italienische Friedensplan

Italiens Außenminister Luigi Di Maio stellte am 22.Mai 2022 auf dem Treffen des Europarates in Turin einen Friedensplan vor. Eine „diplomatische Gegenoffensive“ an der alle relevanten internationalen Organisationen mitarbeiten. Bereits im Vorfeld sei der Plan von Diplomaten und der italienischen Regierung entwickelt und den Unterhändlern der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) vorgelegt worden. Di Maio habe außerdem mit UN-Generalsekretär António Guterres gesprochen. Zusammen mit der UN, EU und OSZE sollten andere Länder wie die Türkei und Indien miteinbezogen werden, zu einer internationalen Vermittlergruppe.

Wie sieht der Italienische Friedensplan aus? Nach Informationen der italienischen Zeitung „La Repubblica“ sieht das Dokument vier Schritte vor:
    - einen Waffenstillstand in der Ukraine mit einer Demilitarisierung der Front unter UNO-Aufsicht,

    - Verhandlungen über den Status der Ukraine,

    - ein bilaterales Abkommen zwischen Kiew und Moskau über die Krim und den Donbass sowie

    - ein multilaterales Abkommen über Frieden und Sicherheit in Europa.

Trotz der positiven Resonanz vieler Staaten, kam es zu keinen Verhandlungen zwischen den Beteiligten.

21.05.2022: Italien legt Friedensplan für Ukraine vor - Selenskyj betont Bedeutung von Verhandlungen – Bewegung in der Diplomatie? (Sven Lemkemeyer)
https://www.tagesspiegel.de/politik/sel ... 32244.html

23. Mai 2022: Der italienische Friedensplan
http://eurojournalist.eu/der-italienische-friedensplan/


3.) Der Friedensplan des mexikanischen Präsidenten

Seit der Kolonialisierung war Lateinamerika von Beutezügen und der Besatzung der Spanier konfrontiert. Erst während der Napoleonischen Kriege war Spanien erheblich geschwächt, so dass am 16. September 1810 Mexiko die Unabhängigkeit von Spanien erklärte, wodurch ein langer Krieg einherging, der am 27. September 1821 zur endgültigen Unabhängigkeit Mexikos führte.

Der Friedensplan von Mexiko ist interessant, da er auch die Stimme Süd- und Mittelamerikas mitträgt. Als nichtständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates hat Mexiko zwar für die Verurteilung des russischen Einmarsches gestimmt, beteiligt sich aber nicht an den Sanktionen gegen die Russische Föderation. Wie die Mehrheit der lateinamerikanischen Länder. Stattdessen setzt sich das Land für eine diplomatische Lösung ein.

Am 24.08.2022 präsentierte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador erstmalig seinen Friedensplan bei einer Pressekonferenz. Zuvor habe man den Vorschlag in einem Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres vorgestellt. Mexikos Regierung schlägt vor, dass
    - „anstelle der Fortsetzung dieses schmerzhaften und absurden Krieges“ unverzüglich ein Komitee für Dialog und Frieden gebildet wird.

    - Als Vermittler sollen die Staatsoberhäupter Indiens und des Vatikans sowie der Generalsekretär der Vereinten Nationen agieren. Also der indische Premierminister Modi, Papst Franziskus und Generalsekretär António Guterres.

    - Die Friedensmission unter Leitung der genannten Vertreter soll dann unverzüglich eine Einstellung der Feindseligkeiten in der Ukraine und die Aufnahme direkter Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten Selensky und dem russischen Präsidenten Putin anstreben.

    - Darüber hinaus sollte dieses Verhandlungs-Komitee nach unserem Vorschlag auch ein multinationales Abkommen erzielen, um einen Waffenstillstand von mindestens fünf Jahren zu vereinbaren, einstimmig angenommen im UN-Sicherheitsrat, welches auch

    - die sofortige Aussetzung militärischer Aktionen und Provokationen sowie von Atom- und Raketentests beinhaltet.

    - Das Abkommen würde die Verpflichtung aller Staaten begründen, Konfrontationen zu vermeiden und nicht in interne Konflikte einzugreifen.

Der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard vertrat den Friedensplan zur Beendigung des Ukrainekrieges auf der 77. Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York am 22. September 2022. Unterstützung fand er von weiteren lateinamerikanischen Ländern, die für sofortige Verhandlungen und einen Waffenstillstand plädierten.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador hoffe bei der Konferenz in Dschidda auf die Schaffung einer Atmosphäre des Friedens und der Ruhe, die es ermögliche elementare Probleme der Welt wie Armut, Gesundheit, Gewalt und Migration anzugehen

Raina Zimmering (2023): Von der Ukraine verhöhnt und vom Westen ignoriert - Ein Friedensvorschlag aus Lateinamerika
https://www.friedenskooperative.de/frie ... einamerika

26.08.2022: Mexiko für friedliche Beilegung des Ukraine-Kriegs und eine weltweite Waffenruhe
https://amerika21.de/2022/08/259736/mex ... waffenruhe


4.) Der chinesische 12-Punkte Plan

Am 24.02 2023, also am 1. Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, veröffentlichte China seinen 12-Punkte Plan, der offiziell „Position Chinas zur politischen Lösung der Ukraine-Krise“ tituliert wurde.
Die Forderungen Chinas im 12-Punkte-Plan:
    1. Respekt für die Souveränität aller Staaten: Das allgemein anerkannte internationale Recht sowie die Charta der Vereinten Nationen gelte es "strikt" einzuhalten.

    2. Kalte-Krieg-Mentalität aufgeben: Sicherheit eines Landes solle nicht angestrebt werden auf Kosten anderer.

    3. Feindseligkeiten einstellen: Alle Parteien sollen "rational bleiben und Zurückhaltung üben" und nicht den Konflikt befeuern.

    4. Wiederaufnahme von Friedensgesprächen: Dialog und Verhandlungen seien die einzige gangbare Lösung für die Ukraine-Krise.

    5. Die humanitäre Krise lösen: Alle Maßnahmen, die zur Linderung der humanitären Krise beitrügen, "müssen ermutigt und unterstützt werden".

    6. Zivilisten und Kriegsgefangene schützen: Alle Parteien im Konflikt sollten sich an das internationale Recht halten und Angriffe auf Zivilisten vermeiden, ebenso wie auf zivile Infrastruktur.

    7. Atomkraftwerke sichern: China lehne bewaffnete Angriffe gegen AKW ab.

    8. Strategische Risiken reduzieren: Nuklearwaffen dürften nicht eingesetzt werden und Atomkriege dürften nicht gekämpft werden.

    9. Getreideexporte erleichtern: Alle Parteien sollten das Schwarzmeer-Abkommen umsetzen.

    10. Stopp der einseitigen Sanktionen: Einseitige Sanktionen und maximaler Druck könnten das Problem nicht lösen, diese erzeugten nur neue Probleme.

    11. Lieferketten stabilisieren: Alle Parteien sollten das existierende Welthandelssystem bewahren und die Weltwirtschaft nicht als Waffe für politische Zwecke einsetzen.

    12. Wiederaufbaupläne: Die internationale Gemeinschaft solle Maßnahmen ergreifen, um nach dem Konflikt in den betroffenen Zonen Wiederaufbau zu leisten.
    https://www.fmprc.gov.cn/eng/zxxx_66280 ... 30713.html


Der Vorbehalt und die Zurückhaltung zum 12-Punkte-Plan waren aus ukrainischen Sicht groß, da China in großer Nähe zu Putin steht und den russischen Angriffskrieg bisher nicht verurteilt hatte. Auch keinen Rückzug russischer Truppen forderte als Basis für einen Waffenstillstand.

Zudem herrscht bei der Staatengemeinschaft große Anspannung in Bezug auf Taiwan, welches aus chinesischer Sicht Teil der Volksrepublik China sei. In einer neuen Karte beansprucht China 100 Quadratkilometer russischen Territoriums und hat die 3.500 Kilometer lange Grenze zu Indien deutlich verschoben. Große Konflikte bestehen auch wegen völkerrechtswidrige Besitzansprüche auf weite Teile des Südchinesischen Meers. Anrainerstaaten sind die Volksrepublik China, Taiwan, die Philippinen, Malaysia, Brunei, Indonesien und Vietnam.

Die chinesische Position findet sich im 12-Punkte-Plan wieder, allerdings werden konkrete Vorschläge zur Erreichung von Waffenstillstand und Frieden in der Ukraine nicht genannt. Dennoch ist das Papier ein Fortschritt zur bisherigen Haltung Chinas und könnte optimistisch betrachtet eine Keimzelle eines globalen Friedens sein.

Auf der Konferenz bezeichnete sich China als „unparteiisch“.

24.02.2023: Vorstoß aus Peking - Zwölf-Punkte-Papier - Was China damit bezweckt
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... d-100.html

24.02.2023: Ukraine-Krieg - Das steht in Chinas Zwölfpunkteplan für den Frieden
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... unkte-plan

24.02.2023: „FRIEDENSINITATIVE“ - Chinas Zwölf-Punkte-Plan für die Ukraine im Detail
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... etail.html

07.09.2023: Neue Landkarte für China - China zieht seine Grenzen neu
https://taz.de/Neue-Landkarte-fuer-China/!5958877/

Für die Ukraine war die Friedenskonferenz in Dschidda erfolgreich, da sie mit Vertretern anderer Länder über Verteidigung, Sicherheitsgarantien, die Bedeutung eines globalen Friedensgipfels und eines Getreideabkommens diskutieren konnten. Präsident Selensky lobte das Treffen und sah seinen 10-Punkte-Friedensplan gestärkt.

Interessant und erfrischend ist die Stellungnahme des frisch gewählten brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, der zu Beginn seiner Amtszeit sich bereits als Vermittler im Ukraine-Krieg angeboten habe. Er plädierte für einen „Friedensclub“, da der Krieg an einem Punkt angekommen sei, an dem keine der Parteien seine Maximalziele erreichen könne. Er sieht in Brasilien China, Indien und Indonesien Staaten, die mehr oder weniger scharf den russischen Angriffskrieg verurteilen, allerdings sich nicht an den westlichen Sanktionen beteiligt haben. Diese Gruppe von Ländern sei stark und respektiert, um mit Russland und der Ukraine Verhandlungen zu führen. Für ein weiteres Treffen mit dem Ziel von Frieden müsse Moskau auf irgendeine Weise einbezogen werden.

Aus einer Erklärung der deutschen Bundesregierung ist zu hören, dass sich alle Teilnehmer der Konferenz zur UN-Charta und damit zur Unverletzlichkeit der territorialen Integrität und Souveränität der UN-Mitgliedsländer bekannt haben. Verhalten optimistisch klingt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock: „Jeder Millimeter Fortschritt in Richtung eines gerechten und fairen Friedens bringt ein Stück Hoffnung für die Menschen in der Ukraine". Mit seiner Friedensformel habe Selensky einen ganz entscheidenden Pfad aufgezeigt. Die Konferenz von Dschidda zeige, dass der russische Angriffskrieg auch Auswirkungen auf die Menschen in Afrika, in Asien und in Südamerika habe, etwa bei der Energiesicherheit oder der Versorgung mit Nahrungsmitteln.

Der russische Präsident Putin stellte bereits am 22.Dezember 2022 Friedensverhandlungen in Aussicht: „Alle bewaffneten Konflikte enden mit Verhandlungen, und Russland hat sich nie gedrückt, im Gegensatz zur Ukraine. Je schneller in Kiew die Erkenntnis einkehrt, dass Gespräche notwendig sind, umso besser“.


Zusammenfassung:

Mehrere Vermittlungsversuche wurden seit Ausbruch des Krieges durch Italien, Israel, Südafrika und die Türkei initiiert, um einen Waffenstillstand zu vermitteln, der Basis für Friedensverhandlungen wäre. Bisher ohne Erfolg.

Auch wenn keine Abschlusserklärung veröffentlicht wurde, so wurde aus europäischen Diplomatenkreisen verlautet, es herrsche Einigkeit über zentrale Punkte einer Friedenslösung wie die »territoriale Integrität und Souveränität« der Ukraine. Ein Erfolg der Konferenz. Ebenso konnten bilaterale Gespräche geführt werden, die die einzelnen Positionen der teilnehmenden Länder offenbarten. Offensichtlich waren sich alle Teilnehmer darin einig, dass dieser Krieg schnellstmöglich beendet werden müsse und dies nur auf dem Verhandlungsweg zu erreichen sei. Ebenso muss Russland bei einer neuerlichen Friedenskonferenz eingeladen werden, da bei einem Streit eine Lösung nur mit beiden Parteien über Gespräche und Verhandlungen gefunden werden kann.

Auffallend bei der Konferenz war der Einfluss der BRICS-Staaten, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Bis auf Russland waren alle BRICS-Staaten vertreten und brachten sich im Vorfeld durch Friedenspläne und Positionspapiere in die Friedenskonferenz mit ein. Charmant ist der Vorschlag einen „Friedensclub“ zu gründen, der vermittelnd zwischen Russland und der Ukraine fungiert.

Mit den BRICS-Staaten kristallisiert sich eine neue globale Weltordnung ab, die hoffentlich nicht westlichen Konsummustern nacheifert, sondern dem nachhaltigen Schutz des Planeten in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt.

Saudi Arabien präsentierte sich als würdiger Gastgeber. Bereits im Februar 2023 trafen sich Außenminister Prinz Faisal bin Farhan al-Saud mit Präsident Selensky in Kiew. Dort erklärte der saudische Minister: „Wir unternehmen alle möglichen Anstrengungen, um das Leid des ukrainischen Volkes zu lindern.“ Riad und Kiew unterzeichneten ein Abkommen und ein Memorandum of Understanding, mit dem sich der Golfstaat verpflichtete, insgesamt 400 Millionen Dollar zugunsten der Ukraine zu finanzieren. 100 Millionen Dollar zur Bereitstellung humanitärer Hilfe über das „King Salman Humanitarian Aid and Relief Center“. Weitere 300 Millionen Dollar für die Lieferung von Ölderivaten an die Ukraine über den „Saudi Fund for Development“.

Auch wenn Saudi Arabien negativ mit dem Tod von Jamal Khashoggi und dem Jemenkrieg assoziiert ist, so deutet sich eine internationale Friedenswende an. Hin zu einer multinationaler Friedensinitiative. Ein zweites Treffen in Dschidda 2.0 auf der Ebene der Staats-und Regierungschefs , dann mit Russland als Beteiligten, würde eine nachhaltige Chance auf Frieden einläuten.

05.08.2023: Friedenskonferenz in Dschidda - Überzeugt die Ukraine den Globalen Süden?
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... d-100.html

06.08.2023: Ukraine-Gipfel in Saudi-Arabien - Baerbock begrüßt Gespräche in Dschidda
https://www.tagesschau.de/ausland/baerb ... e-100.html

06.08.2023: Mögliche Friedenspläne - Ukraine-Gespräche in Dschidda enden ohne Abschlusserklärung
https://www.spiegel.de/ausland/saudi-ar ... a62465dd1d

06.08.2023, 12:06 Uhr: 42 Länder verhandeln in Dschidda - Friedensgipfel bringt nur leise Hoffnung
https://www.n-tv.de/politik/Friedensgip ... 08642.html

10. August 2023: Die Friedenskonferenz in Dschidda – ehrlicher Ansatz zur Konfliktlösung oder gezielte PR-Aktion?
https://overton-magazin.de/hintergrund/ ... pr-aktion/


VII. Der Spirit des G20-Gipfels in Indien, Neu-Delhi

Vom 1. Dezember 2022 bis zum 30. November 2023 hat Indien den G20-Vorsitz inne. Mit Spannung wurde der G20-Gipfel in Indien erwartet, welcher Höhepunkt aller G20-Prozesse und -Treffen ist, die im Laufe des Jahres zwischen Ministern, hochrangigen Beamten und der Zivilgesellschaft stattfinden. Der indische Ministerpräsident Narendra Modi lud dafür vom 9. bis zum 10. September 2023 ins Messe- und Kongresszentrum Pragati Maidan in Neu-Delhi ein. Im Vorfeld und während des Gipfels trafen sich auch in anderen indischen Städten Fachminister und Teilnehmer an Begleitveranstaltungen.

Unter dem Motto „Eine Welt, eine Familie, eine Zukunft“ (übersetzt für: „Vasudhaivha Kutumbakam“) versammelten sich die G20-Mitgliedsstaaten und ständige reguläre internationale Organisationen. Komplettiert wurde das Teilnehmerfeld von weiteren internationalen Organisationen und von den obersten Regierungsspitzen aus Bangladesch, Ägypten, Mauritius, Niederlande, Nigeria, Oman, Singapur, Spanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten:
https://www.g20.org/de/g20-india-2023/new-delhi-summit/

Die G20 beschloss zu Beginn des Gipfels die Aufnahme der Afrikanischen Union als ständiges Mitglied der G20. Mit der Europäischen Union und ihren 27 Mitgliedsstaaten ist die Afrikanische Union, der 55 Mitgliedsstaaten angehören, die zweite Regionalorganisation, die Mitglied der G20 ist.

Im Fokus des Interesses war der russische Krieg in der Ukraine, wenngleich sich Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vertreten ließen und nicht persönlich anwesend waren. Daneben erörterten die Führungsspitzen der G20 folgende Themen:
    - Russlands Krieg gegen die Ukraine
    - starkes und nachhaltiges Wachstum,
    - Ziele für nachhaltige Entwicklung,
    - Klima und Umwelt,
    - digitaler Wandel,
    - Gleichstellung der Geschlechter.

Indien sieht sich als wichtigen Brückenbauer zwischen den Industrienationen und Ländern des globalen Südens. Die Aufnahme der Afrikanischen Union als ständiges Mitglied ist ein Meilenstein für die wirtschaftliche und soziale Annäherung der Staaten. Trotz der teils unterschiedlichen Ansichten gelang es eine Abschlusserklärung auszuhandeln, was angesichts des Krieges in der Ukraine nicht selbstverständlich war..

Für Brisanz und Uneinigkeit unter den G20 sorgt der Russische Krieg gegen die Ukraine, der von vielen Ländern in Afrika und in Lateinamerika als europäischer Krieg eingeordnet wurde. Für europäische und westliche Regierungschefs unverständlich. In der Abschlusserklärung wurde allgemein (zukünftig) auf die allgemeine Anwendung der Charta der Vereinten Nationen verwiesen, wonach jede Androhung, Anwendung von Gewalt oder Bestrebung zur territorialen Aneignung, die gegen die territoriale Unversehrtheit und Souveränität oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtet ist, unterlassen werden müssen.

Gleichzeitig werden alle einschlägigen und konstruktiven Initiativen begrüßt, die einen umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine fördern und die Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen wahren.

Militärische Zerstörung oder sonstigen Angriffe auf die Infrastrukturen für Nahrungsmittel und Energieversorgung müssen eingestellt werden. Initiativen wie die Schwarzmeer-Getreide-Initiative neu verhandelt werden, um die Getreideversorgung sicherzustellen. Besonders bedroht durch den Krieg sind Entwicklungsländer. Aber alle Länder auf der Erde spüren die negativen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine durch weltweite Ernährungs- und Energieversorgungsunsicherheit, unverlässliche Lieferketten, gesamtwirtschaftliche Instabilität, Inflation und Wachstumsrückgang.

Die Führungsspitzen der G20 verpflichteten sich ein Starkes und nachhaltiges Wachstum zu fördern, welches ausgewogen und integrativ ist. Durch eine Aufstockung der Finanzierungskapazität der multilateralen Entwicklungsbanken soll die Entwicklungswirkung maximiert werden. Gezielten Haushaltsmaßnahmen zum Schutz der Armen soll Vorrang eingeräumt werden und Korruption bekämpft werden.

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung für 2030 sind nur bei 12 % der Ziele auf Kurs. Um diese zu erhöhen sollen finanzielle Mittel aufgestockt werden, die weltweite Ernährungssicherheit und -qualität für alle verbessert werden, globale Gesundheit gefördert werden und inklusive, gerechte hochwertige Bildungsangebote bereitgestellt werden.

Ein wichtiges Thema im Vorfeld der Klimakonferenz 2023 in Dubai ist der Bereich Klima und Umwelt. Dabei verpflichteten sich die G20 zu einer Entwicklungspolitik, die geringe CO₂-Emissionen verursacht, klimaresilient und ökologisch nachhaltig ist. Die Kapazitäten für erneuerbare Energien sollen bis 2030 weltweit verdreifacht werden. Nach wie vor wird am Pariser Klimaabkommen festgehalten. Dabei sind die Protagonisten entschlossen,
    • den Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal und seine Ziele umzusetzen, um die Natur zu schützen und wiederherzustellen,
    • die Anstrengungen zur Bekämpfung der Entwaldung zu verstärken,
    • die Abfallerzeugung bis 2030 zu verringern,
    • eine saubere, gerechte und inklusive Energiewende voranzutreiben,
    • die weltweiten Investitionen in den Klimaschutz zu erhöhen,
    • bis 2030 mindestens 30 % aller geschädigten Ökosysteme wiederherzustellen,
    • die Verschmutzung durch Kunststoffe zu beenden,
    • das Katastrophenrisiko zu verringern und widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen.

Der Digitale Wandel ist eine große Herausforderung für die Gegenwart und die Zukunft. Wie kann Technologie beitragen die bestehende Kluft im digitalen Bereich zu überbrücken und eine nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen? Es ist die Aufgabe einen innovationsfördernden Regulierungsansatz zu verfolgen, bei dem ein größtmöglicher Nutzen aus künstlicher Intelligenz(KI) gezogen wird und die mit der Nutzung von KI verbundenen Risiken berücksichtigt werden. Der Zugang zu digitalen Diensten und zu digitaler öffentlicher Infrastruktur soll verbessert werden und eine sichere und widerstandsfähige digitale Wirtschaft aufgebaut werden.

Von grundlegender Bedeutung für die G20 ist die Gleichstellung der Geschlechter. Investitionen in die Stärkung der Rolle aller Frauen und Mädchen haben einen Multiplikatoreffekt bei der Umsetzung der Agenda 2030.

Für Europa und Deutschland interessant ist die Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten. Einen EU-China-Gipfel haben die Chinesischen Vertreter vorgeschlagen, die im globalen Wettbewerb vor harten Herausforderungen stehen. Alternativ zur Chinesischen Seidenstraße haben sich Indien, mehrere weitere asiatische Staaten, darunter die des Persischen Golfs sowie die EU und die USA auf ein gemeinsames Verkehrsinfrastrukturprojekt (India-Middle East-Europe Economic Corridor, IMEC) geeinigt. Dadurch soll der Handel zwischen Indien, dem Nahen Osten, EU-Staaten um 40 Prozent beschleunigt und das Wachstum und die Integration mehrerer asiatischer Länder verbessert werden.

Inhalt der Absichtserklärung sind die Errichtung einer direkten Eisenbahn- und Schifffahrtsverbindung zwischen den beteiligten Staaten sowie einen Ausbau von Stromnetzen, Energieprojekten (wie einer Wasserstoffröhre zwischen Israel und Europa) und Hochgeschwindigkeitsdatenkabeln zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa. Der europäische Finanzierungsanteil beträgt 300 Milliarden Euro.

Ein Appel ist an Russland und die Ukraine gerichtet des Abkommens zum sicheren Export von Getreide und anderen Agrarprodukten über das Schwarze Meer nochmals zu verlängern.

Der Einsatz oder die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen wurde als „unzulässig“ bewertet.


Bereits am 9.9.2023 haben die Führungsspitzen eine gemeinsame Abschlusserklärung abgegeben:

„Wir sind entschlossen, die Welt bei der Bewältigung ihrer derzeitigen Herausforderungen zu unterstützen und eine sicherere, stärkere, widerstandsfähigere, inklusivere und gesündere Zukunft für die Menschen und den Planeten zu schaffen.“

Die Führungsspitzen der G20 erinnerten daran, dass alle Staaten im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen jede Androhung, Anwendung von Gewalt oder Bestrebung zur territorialen Aneignung, die gegen die territoriale Unversehrtheit und Souveränität oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtet ist, unterlassen müssen.

Sie werden auch alle einschlägigen und konstruktiven Initiativen begrüßen, die einen umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine fördern und die Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen wahren.


Zum Abschluss ein Besuch am Mahatma Gandhi - Ehrenmal

Große Ehre und Würdigung kam dem indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi zu. Die Staats- und Regierungschefs der G20 besuchten bei Regenwetter die Gedenkstätte für den ermordeten indischen Freiheitskämpfer, der am 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat geboren wurde und am 30. Januar 1948 in Neu-Delhi, Delhi starb.

Der indische Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist gilt als geistiger und politischer Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. In Indien und Südafrika kämpfte er gegen den Kolonialismus, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. Gandhis Ideen fußten auf gewaltfreien Aktionen und zivilem Ungehorsam. Die Unabhängigkeitsbewegung erreichte im August 1947 mit dem Salzmarsch das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien.

Ohne das indische Kastensystem insgesamt in Frage zu stellen wünschte er sich Indien als säkularen Staat, in dem Hindus und Moslems friedlich zusammenleben sollten.

Kanzler Olaf Scholz und andere Staats- Regierungschefs waren bei dem Besuch der Gedenkstätte traditionell barfuß unterwegs. Indiens Ministerpräsident Narendra Modi legte den Besuchern einzeln Schals um, -ein Begrüßungsritual in Indien, mit dem Logo der indischen G20-Präsidentschaft darauf. Anschließend wurden bei einer Zeremonie Kränze niedergelegt.

05.09.2023: Vor G20-Gipfel in Indien - Die neue Welt-Un-Ordnung
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... a-100.html

08.09.2023: G20-Gipfel - In Indien steht die Zukunft der G20 auf dem Spiel
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... 78588.html

10.09.2023: G20-Gipfel - Russland und westliche Staaten bezeichnen G20-Erklärung als Erfolg
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... a-russland

10.09.2023: HINTERGRUND - G20-Gipfel - Was in Neu-Delhi erreicht wurde - und was nicht
https://www.tagesschau.de/ausland/g20-e ... e-100.html

10.09.2023: Treffen in Indien - Die Ergebnisse des G20-Gipfels
https://www.deutschlandfunk.de/g20-gipf ... e-100.html

12.09.2023: Lula rechnet mit dem Westen ab – Ukraine-Krieg kein Thema für G20-Treffen
https://www.berliner-zeitung.de/wirtsch ... -li.388143

Internationales Gipfeltreffen - G20-Gipfel, 9./10. September 2023
https://www.consilium.europa.eu/de/meet ... /09/09-10/

10.09.2023: G20-Gipfel in Indien - Zum Abschluss ein Besuch am Gandhi-Ehrenmal
https://www.tagesschau.de/ausland/asien ... s-100.html



Beitragvon Alex76 » 03.10.2023, 21:05


VII. Dschidda 2.0 – Entwicklung eines Friedensplans …

Der Krieg in der Ukraine dauert mittlerweile seit dem 24.02.2022 an und ist sehr frustrierend. Aus humaner Sicht ist ein schneller Frieden für die Ukraine und Russland erstrebenswert. In der Regel finden Friedens- bzw. Waffenstillstandsabsichten meist erst nach einem militärischen Etappenerfolg statt. Der ist kurz- bis mittelfristig nicht absehbar.

Aktuell spielt sich der Krieg in der Ukraine besonders im östlichen Donbas ab, in einem Stellungskrieg vergleichbar mit der Schlacht um Verdun im 1.Weltkrieg zwischen Deutschland und Frankreich. Die Lage ist schwierig. Die Fronten sind verhärtet. Ich tue mich sehr schwer einen Kompromiss zu finden, der für beide Seiten erfüllend ist. Klar dass ich als Europäer eher die Interessen der Ukraine verfolge, allerdings habe ich auch, losgelöst vom aktuellem Krieg in der Ukraine, Sympathien für Russland.

Wie kann eine faire Friedenslösung ausschauen?
Eine weitere Ausdehnung der NATO in Richtung Belarus und in die Ukraine sollte verhindert werden. Die Ukraine hat sich im Dezember 1991 nach einem Referendum mit 90,3% für die staatliche Unabhängigkeit entschieden. Fortan befand man sich zwischen dem Westen und dem Osten. Eine Integration in die EU bei gleichzeitiger Neutralität ohne die Aufnahme in die NATO würde die geopolitische Situation stabilisieren.

Bereits 1994 kam es mit dem Budapester Memorandum zu einem trilateralen Abkommen. Für den Verzicht der Ukraine auf die auf ihrem Territorium stationierten sowjetischen Nuklearwaffen garantierten Russland, die USA und Großbritannien die Eigenständigkeit und die bestehenden Grenzen der Ukraine. Im gleichen Jahr trat die Ukraine dem Atomwaffensperrvertrag und dem Start-I-Vertrag bei, so dass sie 1996 atomwaffenfrei war.

Für Verärgerung bei den Russen sorgte 2008 die Beitrittsabsicht der Ukraine zur NATO, während im November das Volk auf dem Maidan über die Aussetzung des EU-Assoziierungsprozesses durch den Präsidenten Wiktor Janukowytsch demonstrierte. In Folge kam es zur völkerrechtswidrigen Annektion der Krim am 18.03.2014 und zu sezessionistischen Bewegungen im Osten der Ukraine.

Ein Friedensmodell für die Ukraine könnte das Modell Österreich als Vorbild haben. Nach dem 2.Weltkrieg war Österreich von den Siegermächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankeich vierfach besetzt. Statt der permanenten Besetzung und Teilung, wie in Deutschland, entschlossen sich die Österreicher für eine permanente Neutralität. Vom Parlament verabschiedet, ist die Neutralität in der Verfassung verankert und völkerrechtlich garantiert. Österreich bekennt sich die Unabhängigkeit und Neutralität „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln“ zu verteidigen, wenngleich Offensivwaffen bis in die neunziger Jahre verboten waren.

Anders als Österreich ging Deutschland mit der Teilung in Westdeutschland (BRD) und Ostdeutschland (DDR) einen anderen Weg. Der Westen schloss sich der NATO an, während der Osten dem Warschauer Pakt beitrat. Bis zur Wiedervereinigung 1990 war Deutschland geteilt.

Welche Szenarien sind aktuell möglich?
1.) lang andauernder Abnutzungskrieg
2.) dauerhafte Spaltung der Ukraine entlang einer fragilen Waffenstillstandslinie im Osten und Süden
3.) Verhandlungslösung für eine neutrale Ukraine

Letztere, so der Autor Heinz Gärtner, ermögliche „… schrittweise Berechenbarkeit, Vertrauen und ein substanziell verändertes Umfeld für eine behutsame Neuformatierung sowohl des russisch-ukrainischen Verhältnisses als auch der Beziehung zwischen Russland und dem Westen“.

Eine Glaubwürdige Neutralität werde auch von Großmächten ohne explizite Garantien respektiert und garantiert. Historisch betrachtet war es der Angriff Deutschlands auf das neutrale Belgien, welches das Eingreifen Englands in den 2.Weltkrieg veranlasste. In Verbindung mit einer völkerrechtlichen und verfassungsverankerten Neutralität wäre für die Ukraine eine zusätzliche Friedensstufe erreicht.

Clemens Ronnefeldt (2023): Diplomatische Lösungsansätze im Ukraine-Krieg - Ukraine: Friedenspläne
https://www.friedenskooperative.de/frie ... densplaene

22.06.2022: Kriege und Konflikte - Standpunkt: Neutralität als Option von Heinz Gärtner
https://www.bpb.de/themen/kriege-konfli ... ls-option/


Beispiele für Frieden und Zusammenarbeit
1.) Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland (Projekte, Austausch,…)
2.) Die EU als Friedensprojekt
3.) Fußballweltmeisterschaft 2026 in Großbritannien trotz Brexit



Beitragvon Alex76 » 14.10.2023, 17:06


Der Krieg in der Ukraine und in Israel ist zu verurteilen. Gleichzeitig gilt es friedliche Strukturen zu finden und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.


IX. Persönliches – Friedenskrieger…

Nach wie vor setze ich mich für ein größeres Hilfsprojekt in Afghanistan ein und hoffe, dass die ausgehende Botschaft Gehör in den Ohren der Verantwortlichen findet. Nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich aufgrund von Flüchtlingsströmen wären Investitionen in die Infrastruktur in einem friedlichen Afghanistan sinnvoll.

Nach dem Erdbeben am 7. Oktober erschütterte am frühen Morgen des 11. Oktobers das dritte starke Beben die Region um die Großstadt Herat, im Nordwesten von Afghanistan. Mehr als 2.000 Tote wurden gezählt. Der Schaden an den nicht erdbebensicheren Häusern ist immens. Elf Dörfer sind „zu 100 Prozent“ zerstört. Das Welternährungsprogram warnt vor einer Hungersnot. Seit der Machtübernahme der Taliban vor zwei Jahren hat sich die humanitäre Lage vor Ort noch weiter verschlechtert. Die finanziellen Hilfen aus dem Ausland sind stark zurückgegangen. Das Welternährungsprogramm hat 80 Prozent weniger Geld als vergangenes Jahr. Statt 1,6 Milliarden US-Dollar, stünden für Afghanistan nur 340 Millionen US-Dollar zur Verfügung.

Aktuell hat die Versorgung mit Hilfs- und Ernährungsgütern Priorität. Mittelfristig sollte es um die humane Entwicklung der Gesellschaft gehen, um aus der Herrschaft der Waffengewalt eine Mittelschicht zu gestalten. Meine Familie hat sich nach dem 2.Weltkrieg quasi vom Krieger, zum Landwirt, zum Handwerker, zum Selbständigen, zum Hausbauer, zum Sportler und zum Bildungsempfänger entwickelt. Sinnstiftende Berufe und Tätigkeiten. Sofern der Bedarf nach Aufbauhilfe im Bereich Handwerk, Sport, Bildung, Kultur und Kunst bestehen sollte, kann ich mir vorstellen als Mediator zwischen den Verhandlungsführern in Katar, der Taliban und der afghanischen Bevölkerung zu vermitteln.

Klar ist das persönliche Risiko vorhanden und die Herausforderung gewaltig. In Afghanistan starben seit dem Abzug der Truppen im August 2021 mehr als 588 Menschen durch Anschläge. Wie schon eingangs beschrieben geht es auch darum Fluchtursachen zu bekämpfen und ein friedliches Leben in vertrauter Umgebung zu bewerkstelligen, welches wahre Freundschaften beinhaltet. Viele Menschen haben während des Krieges ihr Leben verloren. Viele Menschen wurden verwundet.

Meine Großmutter musste sich um meinen Großvater kümmern, der beide Arme nach einem Arbeitsunfall amputiert hatte. Als kleines Kind war das normal, wenngleich damit ein anderes rücksichtsvolles Verhalten gefordert war. Die Kindheit war daher eher schüchtern als laut aufbrausend. Da meine Großmutter meinen Großvater alleine pflegte, bekam sie später das Bundesverdienstkreuz überreicht.

Für mich als Kind in Deutschland war die Nachkriegszeit durch den kalten Krieg geprägt, wenngleich mir die Spannungen und die Ängste weitestgehend vorenthalten blieben. Beklemmend waren die Truppenübungen im jetzigen Naturschutzgebiet, wo militärische Nutzfahrzeuge und Panzer von der nahegelegenen Kaserne ausrückten.

Meine Eltern mussten mit 14 Jahren arbeiten. Aus dem handwerklichen Geschick meines Vaters wurden ein Meisterbrief und die Selbständigkeit als Maler und Lackierer. Auf unserem Grundstück entstand neben einem alten ausgebauten Siedlungshaus ein weiteres sehr ansprechendes Gebäude zu großen Teilen auch durch die Eigenleistung meines Vaters, zu kleinen Teilen durch meinen Einsatz. Meine Mutter kümmerte sich um den Haushalt und war eine sehr gute Köchin. Zudem war sie für Rechnungen und Angebote zuständig. Zunächst an der Schreibmaschine später am Computer.

Anders als viele meiner Mitschüler musste ich mir in der Schule vieles selber erarbeiten. Klar war die Unterstützung der Eltern da. Auf dem Gymnasium waren aber auch sehr viele Akademikerkinder, die es dann doch einfacher hatten. Man fühlte sich dann doch herausgefordert, teils unwohl, wenngleich man auch andere Lernerfahrungen machen konnte. Vielleicht gar kreativer Lernen konnte als andere! Heuer sind viele Themen bei YouTube nachvollziehbar. Problemstellungen lassen sich in Foren beantworten.

Man mag in dem Zusammenhang von einem Flow sprechen, wenn alles optimal läuft. Während meines Studiums gelang es mir kämpferisch den Weg ins Hauptstudium zu finden. Grundkurs Mathematik wurde in der 11.Klasse in unserer Schule von einem Vertretungslehrer unterrichtet, so dass der Lehrplaninhalt nicht vollumfänglich wie geplant gelehrt wurde. Im Nachhinein wäre der Leistungskurs Mathematik für mich besser gewesen, da das spätere Studium sehr stark Mathematik lastig war. Erfahrungswerte über die ich leider nicht verfügt habe.

Mir fehlte lediglich meine Diplomarbeit in Marketing zur erfolgreichen Beendigung des Studiums. Es gab zwei Lehrstühle, die inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Die Durchschnittsnoten haben sich allerdings um eine Note unterschieden. Als Student mit dem Blick auf den schwierigen Arbeitsmarkt gerichtet, war die Benotung ein Kriterium für die Wahl des Lehrstuhls. Es traf mich nach zwei Semestern wider Erwarten dann doch recht hart. Betrachtet man die Durchschnittsnoten der beiden Lehrstühle, so hatte ich das Pech bei dem dazuzugehören, der um eine halbe Note schlechter benotet wurde. Statt einer 2,0 eine 2,6. Vergleichbar mit einem Kreuzbandriss im Sport.

Wieder wechselte ich den Lehrstuhl, da der andere die Option bot sich mit einem eigenen Thema auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Gleichzeitig lag meine Erwartung auf einer guten bis sehr guten Bewertung. Der zeitliche Umfang war enorm und mir fehlte die Sicherheit und Erfahrung, die ein absolviertes Seminar am Lehrstuhl bot. Regulär ist die Bearbeitungszeit für die empirische Arbeit sechs Monate. Eine theoretische Diplomarbeit dauert maximal vier Monate. Ohne Einarbeitung und mit dem Druck einer guten Bewertung sowie der Finanzierung über eher schlechter bezahlte Studentenjobs kam ich in eine Burnout-Phase. Mit einer erfolgreichen Diplomarbeit hätte mein Leben anders ausgesehen.

Ich möchte einem möglichem Buchprojekt nicht alles vorwegnehmen, allerdings kann ich den Juden ein Verfolgungsgefühl nachempfinden, während ich den Antisemitismus meines Vaters fast nur bei Feiern und in Gesellschaft antraf. Peinlich gerührt! Ich war schon immer tolerant und fand in der kurzen Schulzeit meines Vaters in Verbindung mit negativen Erfahrungen eine erklärende Vermutung. Zudem gilt die Meinungsfreiheit. Da ich aus freien Stücken Bücher wie das ´Tagebuch der Anne Frank´ und ´Als Hitler das rosa Kaninchen stahl´ gelesen habe, hatte ich einen anderen Erfahrungsbackground und Zugriff. Mein Vater ist eher vergleichbar mit einem kanadischen Holzfäller, der auf seiner Meinung beharrt. Vielleicht ist das auch gut so!

Inwiefern man mich mit Vorurteilen in eine rechte oder linke Ecke stellen will, kann ich nicht nachvollziehen. Mit den Aiwanger Flugblättern kann ich mir vorstellen wie Vorurteile kolportiert werden. In meinem Fall ohne die Chance zu haben dies richtigstellen zu können. Dabei hatte ich während meiner Zeit im Judo im Grundschulalter eine schwarze Judopartnerin und war auch während meiner Zeit an der Uni mit einem freundschaftlichen Du zu einem schwarzen Afrikaner verbunden, so dass mir Rassismus fremd ist.

Persönlich fühlt man sich ganz schlecht darauf einzugehen. Mein Deutschlandbild ist christlich von den Jugendherbergen und dem Kolpingwerk geprägt. Andererseits kann ich den Hass auf Juden zumindest einordnen.


X. Chance für das Klima: Klimakonferenz 2023 in Dubai

Trotz der Kriege sollte man die Klimakonferenz 2023 in Dubai nicht außer Acht lassen. Mit der Saudi Pro League steht Saudi Arabien bereits im Fokus der Weltöffentlichkeit. Seit der Saison 2022/23 hat sich der Spielergesamtmarktwert von 349,76 Millionen € auf 1,18 Mrd. € in der aktuellen Saison mehr als verdreifacht. In den beiden Jahren davor betrug der Gesamtmarktwert 370,82 € in der Saison 2021/22 und 384,98 € in der Saison 2020/21.

Zur Erhöhung der Marktwerte haben auch die Verpflichtungen von Neymar mit 60 Millionen € Ablöse, Sergej Milinkovic-Savic mit 50 Millionen € Ablöse, Fabinho mit 42 Millionen € Ablöse oder Rúben Neves mit 40 Millionen € Ablöse beigetragen. Komplettiert wurde die Liga mit „alternden“ Weltstars wie Ronaldo oder Benzema. Während das Durchschnittsalter in der 1. und 2. Bundesliga 25,9 Jahre beträgt, ist das Durchschnittsalter in der Saudi Pro League 27,5 Jahre.

Hier im Vergleich nochmals die Gegenüberstellung auf Transfermarkt.de:

Bundesliga (3,98 Milliarden €)
https://www.transfermarkt.de/bundesliga ... tbewerb/L1
2. Bundesliga (382,48 Millionen €)
https://www.transfermarkt.de/2-bundesli ... tbewerb/l2
Saudi Pro League (1,18 Milliarden €)
https://www.transfermarkt.de/saudi-prof ... bewerb/SA1

Lediglich Weltmeister Lionel Messi widerstand dem Anwerben von Saudi Arabien und landete bei Inter Miami in den USA. Bei einer solch großen sportlichen Öffentlichkeit und den beiden Kriegen in der Ukraine und in Israel gerät die diesjährige Klimakonferenz ins mediale Abseits, sofern nicht gegengesteuert wird. Denn auch in diesem Jahr sind die Temperaturen extrem gewesen.

Wie kann man das Ruder rumreißen, um doch noch auf den Pfad zu einer Begrenzung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu kommen, den Pariser Klimazielen? Diese Frage dürfte man sich bei der Klimakonferenz in Dubai vom 30.11.2023 bis 12.12.2023 stellen. Nach all den Rückschlägen wäre es wünschenswert eine gemeinsame Vision für diesen Planeten zu entwickeln. Frieden ist ein sehr gutes Signal. Nachhaltiger Ressourcenverbrauch ebenfalls.

Es geht nur mit Kooperationen aller Länder
- zur Prävention von Klimakatastrophen,
- zur Bekämpfung des Klimawandels und
- zur Bekämpfung der Flüchtlingskrise.

In Saudi Arabien gibt es keine Einkommenssteuer. Benzin und Grundnahrungsmittel werden zusätzlich staatlich subventioniert. Einhergehend mit den Spielermarktwerten stiegen auch die Gehälter der ausländischen Spieler in dieser Saison exorbitant. Die Gehaltstabelle wird laut DAZN angeführt von Ronaldo:
    1. Cristiano Ronaldo (Al-Nassr): 200 Mio. Euro
    2. N'Golo Kante (Al-Ittihad): 100 Mio. Euro
    3. Neymar (Al-Hilal): 80 Mio. Euro
    4. Karim Benzema (Al-Ittihad): 50 Mio. Euro
    5. Sadio Mane (Al-Nassr): 40 Mio. Euro
    6. Marcelo Brozovic (Al-Nassr): 40 Mio. Euro
    7. Fabinho (Al-Ittihad): 40 Mio. Euro
    8. Jordan Henderson (Al-Ettifaq); 40 Mio. Euro
    9. Kalidou Koulibaly (Al-Hilal): 30 Mio. Euro
    10. Riyad Mahrez (Al-Ahli): 30 Mio. Euro
    11. Roberto Firmino (Al-Ahli): 20 Mio. Euro
    12. Sergej Milinkovic-Savic (Al-Hila): 20 Mio. Euro
    13. Franck Kessie (Al-Ahli): 20 Mio. Euro
    14. Ruben Neves (Al-Hilal): 18 Mio. Euro
    15. Malcom (Al-Hilal): 18 Mio. Euro
    16. Allan Saint-Maximin (Al-Ahli): 15 Mio. Euro

Alleine die Top-16 Spieler generieren ein Einkommen in Höhe von 761 Millionen Euro! Steuerfrei! Hinzukommen weitere Gehälter von 141 Legionären …

16.08.2023: Saudi-Arabien, Gehälter: Wie viel verdienen die Stars? Von Chris Lugert
https://www.dazn.com/de-DE/news/fu%C3%9 ... 6opt3zjdlv

14.06.2023: Die höchsten Gehälter in der saudischen Pro League von Jan Kupitz
https://www.90min.de/posts/holt-bayern- ... e-plane-na ch-dem-boateng-nein

Als pfälzischer Robin Hood habe ich mir auch Gedanken gemacht wies du kannst die „Großkopferten der FIFA ärgern“. Klar im Fokus wäre die WM 2026 in Großbritannien. Wichtig wäre aber der große gemeinsame Appell zur Minimierung des Klimawandels! Daher bestünde auch Verhandlungsbereitschaft..

Maßnahmenplan: Reformen & Projekte zur Klimakrise

1.) Nachträgliche Bewerbung für Olympische Winterspiele in München 2026 und Olympische Sommerspiele in Rhein Ruhr und Berlin 2032 bei paralleler Verlegung der Olympischen Winterspiele in Mailand ins Jahr 2030.

2.) Verlegung der Fußballweltmeisterschaft 2026 nach Großbritannien bei gleichzeitiger Verlegung der Fußballweltmeisterschaft USA, Kanada und Mexiko in 2030.

3.) Fußballweltmeisterschaft 2034 in Saudi Arabien

4.) Gründung einer gGmbH im Bereich Sport, Kunst, Kultur & Handwerk

5.) Nachträgliche und zukünftige Errichtung(en) von Olympia- und Stadionherbergen (Kooperationen mit dem DJH und dem Kolpingwerk) in den bisherigen Ausrichterstädten in Verbindung mit einer Botschaft. In Sotschi und Kiew wäre die Botschaft Deeskalation und Frieden zwischen der Ukraine und Russland. Nachhaltig!

6.) Finanzierung über Sponsoring & Spenden (Initiativ: Fußballer in der Saudi Pro League)

7.) Spendenbereitschaft anstelle der Vermögenssteuer in Deutschland für kommunale Sportprojekte

8.) Heimat Afrika - Nachhaltige und kulturbetonte Afrikapolitik zur Beseitigung von Fluchtursachen

Ausgehend von Saudi Arabien oder Katar könnte neben einer weiteren Friedenskonferenz mit einer exorbitanten Spendenbereitschaft ein großer Impuls gesetzt werden, um aktuelle und potentielle Konflikte auf einer fairen Basis zu lösen. Inwiefern Lionel Messi in den USA als Vorbild dient, kann ich nicht beurteilen.

Zur FIFA:

04.10.2023: Marokko, Portugal und Spanien richten aus - Jubiläumsspiele in Südamerika - WM 2030 zum Jubiläum in sechs Ländern auf drei Kontinenten
https://www.kicker.de/wm-2030-zum-jubil ... 73/artikel

06.10.2023: Verbands-Präsident verleiht Ambitionen Ausdruck - Marokko hofft auf Casablanca: Wer richtet das WM-Finale 2030 aus?
https://www.kicker.de/marokko-hofft-auf ... 26/artikel

Zur Saudi Pro League:

CR7, Neymar & Co.: Politische Marionetten oder Pioniere? | Bolzplatz | sportstudio
https://www.youtube.com/watch?v=B3P6_kk5WxU

Saudi-Arabien: Bald eine Top-5-Liga weltweit?! | Q&A
https://www.youtube.com/watch?v=r39xPGDA5CE

Ronaldo, Benzema und Co.: Was plant Saudi Arabien mit den Fußball-Stars?
https://www.youtube.com/watch?v=GkmmRJYUYSc



Beitragvon Alex76 » 30.11.2023, 22:48


XI. Klimanachspielzeit - Deutsche Anpassungen an den Klimawandel

Vor der Klimakonferenz in Dubai sollte der Blick auf Deutschland gerichtet werden. Wie haben sich die Durchschnittstemperaturen entwickelt? Gibt es einen Temperaturtrend und wie steuert Deutschland dagegen? Wie steuert die Europäische Union dagegen?

Der Temperaturanstieg in Deutschland liegt derweil bei rekordverdächtigen 1,7 Grad(!) gegenüber der vorindustriellen Zeit, bedingt wohl auch durch die topographische Lage der Bundesrepublik und des Industriestandortes. Weltweit sind die Flächen nicht so verdichtet, so dass auch nicht bedrohte und bedrohte Ökosysteme den globalen Temperaturanstieg (1,2 Grad) noch dämpfen können. Hier sei an den brasilianischen Regenwald im Amazonas zu denken, wenngleich dort die Auswirkungen von El Niño für Rekordtemperaturen sorgen.

28.11.2023: Bericht zur Klimaanpassung - Deutschland um 1,7 Grad wärmer geworden
https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/k ... g-102.html

08.11.2023: Dürre im Amazonas - Regenwald ohne Regen
https://www.tagesschau.de/ausland/ameri ... s-102.html

19.11.2023: Temperaturen über 40 Grad - Brasilien leidet unter Hitze und Dürre
https://www.tagesschau.de/ausland/ameri ... n-100.html

23.11.2023: Klimaforschung - Warum die Meere ungewöhnlich warm sind
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ ... e-100.html


Klima- und Transformationsfonds, Wirtschaftsstabilisierungsfonds und Wachstumschancengesetz

Die Verhandlungen bei Klimakonferenzen sind komplex, da ca. 196 Länder mit verschiedenen Interessenslagen aufeinander prallen. Ein großer Meilenstein war das Pariser Klimaabkommen von 2015, welches das Ziel formuliert, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür sind Entbehrungen dringend notwendig, so wie eine moderate Umstellung auf regenerative Energiequellen. Der menschengemachte Klimawandel hat in den letzten Jahren Rekordtemperaturen verursacht und ist Treiber für viele Naturkatastrophen.

Für die Wirtschaft wird „grüner“ Wasserstoff mittelfristig eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zur Dekarbonisierung, der Vermeidung von CO2-Emissionen. Besonders energieintensive Branchen wie die Stahl- und die Chemieindustrie sind von großen Mengen an grünem Wasserstoff abhängig. Um auf den Weltmärkten konkurrenzfähig zu sein und heimisch zu produzieren, bedarf es daher Investitionsanreize in Form von Subventionen. Die USA haben den Inflation Reduction Act beschlossen und ziehen damit zukunftsweisende Investitionsvorhaben an. Über 10 Jahre sollen Investitionen in Höhe von 369 Milliarden US-Dollar allein in den Klimaschutz und die Stärkung der Zukunftsbranchen fließen.

https://www.deutschlandfunk.de/inflatio ... z-100.html

https://www.ihk.de/duesseldorf/aussenwi ... ct-5653060

Grundsätzlich sind Investitionen in saubere klimaschonende Industrien weltweit begrüßen- und erstrebenswert, da sie den Weg in die richtige Richtung weisen. China ist bei den regenerativen Energien mit der Produktion von Solarenergie weltweit führend. Aufgrund der geringen Produktions- und Energiekosten zieht das asiatische Land auch Investitionen von deutschen Konzernen an, so wie die BASF.

Klimapolitische Ziele verspricht der European Green Deal, der am 11. Dezember 2019 vorgestellt wurde. Ziel ist es bis 2050 in der Europäischen Union die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren. Subventionszusagen für Investitionen wie beim Inflation Reduction Act scheinen konkret noch nicht beschlossen zu sein.

Der auf Deutschland bezogene Versuch den Klima- und Transformationsfonds (KTF) mit den 60 Milliarden aus dem 2021 zur Bewältigung der Corona-Krise ins Leben gerufene Fonds zu erhöhen, wurde vom Bundesverfassungsgericht als widrig eingestuft, so dass die Einnahmen nunmehr nur aus den Erlösen aus dem Emissionshandel und Bundeszuschüssen gespeist werden dürfen. Aus dem Emissionshandel werden von 2023 bis 2027 jährlich steigende Einnahmen von 15,9 Milliarden bis 34,7 Milliarden € erwartet. Der Staatsfonds soll zusätzliche Ausgaben ermöglichen für Maßnahmen, „die der Erreichung der Klimaschutzziele nach dem Bundes-Klimaschutzgesetz […] dienen“.

Wie kam es zu dem negativen Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht? Aufgrund der Bekämpfung der Corona-Pandemie wurde eine Ausnahmeregelung von der Schuldenbremse beantragt, so dass der Bund zusätzliche Kredite aufnehmen durfte. Nicht alle Kredite wurden in Anspruch genommen. Restliche Kreditzusagen in Höhe von 60 Milliarden € wurden dann von der Ampelregierung in den Klima- und Transformationsfonds 2022 umgeschichtet, ein vom sonstigen Haushalt getrenntes Sondervermögen. Die Argumentation der Richter lautet, dass der Nachtragshaushalt gegen die Ausnahmeregelung der Schuldenbremse verstoße. Es konnte nicht plausibel begründet werden, wie die Corona-Krise, als Ursache der Notlage für die erlaubte Kreditaufnahme, und die Klimaprogramme zusammenhängen.

Nun muss die Bundesregierung Prioritäten setzen. Fördermittel für den Austausch alter Öl- und Gasheizungen und Förderprogramme für klimafreundlichen Neubau und die Wohneigentumsförderung für Familien sollen bestehen bleiben.

Programmausgaben von mindestens 211,8 Milliarden Euro waren bis 2027 geplant. Ein neuer Wirtschaftsplan für den KTF muss nun konzipiert werden, um Programme für mehr Klimaschutz, für die Ansiedlung von Zukunftstechnologien und die Entwicklung hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft aufrechterhalten zu können. Um die Transformation zu realisieren sind Entlastungen für Bürger und Unternehmen vorgesehen. Etwa bei einer Kaufprämie für Elektroautos. Oder der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und des Schienennetzes der Deutschen Bahn. Staatliche Förderungen sollen auch für die Ansiedlung großer Halbleiter-Fabriken wie die des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg fließen. Weitere Förderungen sollen in Forschung zu klimaneutralem Fliegen und klimafreundlicher Schifffahrt fließen.

Klima- und Transformationsfonds:
Sondervermögen „KTF“ - Milliardeninvestitionen in Energiewende, Klimaschutz und Transformation
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... en-2207614
16.11.2023: Nachtragshaushalt verfassungswidrig - Was das Urteil für die Klimapolitik bedeutet
https://www.tagesschau.de/inland/innenp ... q-100.html

Aufgrund des Ukrainekrieges stiegen die Energiekosten 2022 exorbitant an. Daraufhin legte die Bundesregierung den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zur Abfederung der Energiekrise mit 200 Milliarden Euro auf. Finanziert wurden die Strom- und Gaspreisbremsen für Firmen und wichtige Gasimporteure. Aufgrund von Neuverhandlungen und Umschichtungen von Gasimporten wird der Wirtschaftsstabilisierungsfonds bis Ende 2023 aufgelöst.

Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) (200 Milliarden):
https://www.deutsche-finanzagentur.de/w ... rungsfonds
21.11.2023: Haushaltsstreit - Finanzministerium sperrt nach Haushaltsurteil auch Krisenfonds WSF
https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-11/ ... um-lindner

Mit dem beschlossenen Wachstumschancengesetz der Ampelkoalition werden steuerliche Entlastungen für Unternehmen bis 2028 von jährlich rund sieben Milliarden Euro geschaffen.

Zudem beinhaltet das Maßnahmenpaket eine Prämie für Investitionen in den Klimaschutz, so dass 15 Prozent der Aufwendungen für Energieeffizienzmaßnahmen von Unternehmen als direkte finanzielle Unterstützung bezuschusst werden sollen. Ein weiterer Schwerpunkt sind steuerliche Anreize, um den kriselnden Wohnungsbau anzukurbeln. Daneben sind zusätzliche steuerliche Impulse für mehr Forschung vorgesehen und eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.

Das Wachstumschancengesetz werde den Staat zwischen 2024 und 2028 rund 32 Milliarden Euro kosten und laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Investitionen bis 2028 in Höhe von insgesamt elf Milliarden ermöglichen.

Wachstumschancengesetz:
Milliardenschwere Entlastungen für die deutsche Wirtschaft
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... tz-2216866
17.11.2023: "Wachstumschancengesetz" - Unternehmen werden in Milliardenhöhe entlastet
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ko ... z-102.html

Um den Wirtschaftsstandort Deutschland mit Blick auf den Wettbewerb aus USA und China zukünftig aufzustellen, bedarf es wohl noch weiterer Maßnahmen. Aktuell scheint es, dass die USA und China in Bezug auf Investitionen attraktiver sind. Kann Deutschland bzw. Europa kurz- bis mittelfristig die Attraktivität als Standort steigern?

Zusammenfassend 10 Punkte der Bundesregierung für den Wirtschaftsstandort Deutschland (29. Juli 2023):
Zukunftsinvestitionen fördern, Finanzierung erleichtern, Verfahren beschleunigen
https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1

Die Hausaufgaben der Ampelregierung sind noch nicht vollständig gelöst. Erst im nächsten Jahr wird der neue Bundeshaushalt vom Parlament beschlossen werden können. Aktuell ist der Fokus auf die Klimakonferenz in Dubai gerichtet..


So ein bisserl Vorbildcharakter..

Die Klimakonferenzen in Paris 2015 und in Glasgow 2021 waren vorbildhaft für die globale Bekämpfung des Klimawandels. So formulierte Paris 2015 das Ziel der maximalen Temperaturerhöhung auf 2 Grad, möglichst 1,5 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Mit der Klimakonferenz in Glasgow 2021 war der Ausstieg aus Kohle und Erdöl erstmals in der Abschlusserklärung erwähnt. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und des Ausstiegs aus der Kernkraft wurden in Deutschland Kohlekraftwerke wieder zur Stromgewinnung ans Netz genommen. Ein fatales Signal für den Rest der Welt. Daher muss kurz- bis mittelfristig der Ausstieg aus der Kohleverstromung angepeilt werden, will man die Pariser Klimaziele erreichen und präventiv schlimme Klimakatastrophen verhindern.

Global gesprochen sind Fracking und Flüssiggastransporte auch eher eine Notmaßnahme auf dem Weg zu einer klimaschonenden Energiepolitik. Die Vision kann nur lauten, dass man die Flüssiggasterminals für grünen Wasserstoff umfunktioniert.

Die Zeit läuft. Als Spuilmacher würde ich auch ohne Har(t)z auskommen und versuchen Veränderungen anzustoßen. So wäre es mir wichtig eine weltweite Anpassung der Klimapolitik einzuleiten, so dass Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien, etc. auf ihre historischen Emissionsausstoßansprüche verzichten bzw. diese abmildern. Wie kann dies erfolgen? Entscheidend wird sein den Zeitpunkt der Klimaneutralität um mehr als 10 Jahre vorzuverlegen.

Persönlich habe ich einen CO2-Fussabdruck, der denen der Schwellenländer gleicht.
https://de.statista.com/statistik/daten ... einwohner/

Zusätzlich würde ich mit der Gründung einer gGmbH im Bereich Sport, Kunst, Kultur & Handwerk weltweit als Franchisegeber „Klimavertrieb“ leisten wollen..



Beitragvon Alex76 » 16.02.2024, 00:08


XII. Von der Innen- zur Außenpolitik

Aktuell befindet sich Deutschland im Streikmodus. Die Landwirte sahen u.a. in der Besteuerung der Dieselabgabe einen Anlass um massive Proteste an die Ampelkoalition zu richten. Ähnliche Proteste ereigneten sich im Fern- und Nahverkehr, so dass Deutschland mehrtägig lahmgelegt wurde.

Eine Vision für ein zukunftsfähiges Deutschland und der Weg dorthin sind bisher seitens der Politik wenig erkennbar. Gerade jetzt sind für die energieintensive Industrie, z.B. aus dem Stahlsektor, Investitionen notwendig, um die grüne Energiewende planen zu können und den Verlockungen aus dem Ausland zu widerstehen. Gefordert ist ein Pakt für Deutschland, aber auch ein Pakt für die Europäische Union.

(1) Wirtschaft, Energie & Innovation

Deutschland ist die viertgrößte Wirtschaft nach China, den USA und Japan. Gekennzeichnet ist die Industrie aktuell durch sich anbahnende Transformationsprozesse. Grüner Wasserstoff ist eine Energiequelle, um mittel- bis langfristig klimaneutral zu sein und den menschengemachten Klimawandel zu begrenzen, nach Möglichkeit aufzuhalten. Viele Vorstandsvorsitzende stehen vor der Entscheidung langfristige Investitionen tätigen zu müssen. Der Standort Deutschland/Europa gilt es daher zu stärken und innovative Herangehensweisen global zu vermarkten.

(2) Arbeiten, Harz IV und Bürgergeld

Neben der Investitionsunsicherheit ist der Fachkräftemangel in Kombination mit der Demographie ein beherrschendes Thema für die Unternehmen. Hierbei bestehen meiner Meinung nach drei Möglichkeiten, um die Arbeitsnachfrage zu erhöhen:

a) Einwanderung
b) Integration von Bürgergeldempfängern in den Arbeitsmarkt
c) Motivation des Silver Golds, aka Silver Workers

Erstere beide Formen bedürfen meist einer Qualifikation bzw. der Weiterbildung. Letztere beruht auf einem Good Will von Rentnern wenn Not am Mann ist oder die persönliche Situation es zulässt sich im Unternehmen weiterhin einzubringen. Zeitlich gerne begrenzt, in Teilzeit oder als Minijobber. Statt Egoismus ein Gefühl für den Zusammenhalt in Deutschland entwickeln.

Ein Einwanderungsgesetz steht noch aus. Wie kann Deutschland bei der Einwanderung gegen Kanada oder die USA mithalten? Auch viele skandinavische Länder gelten als attraktiver bei speziellen Berufen, wie z.B. für Ärzte.

Als Harz IV- bzw. Bürgergeldempfänger gerät man leicht in die Ecke den Staat auszunutzen. Für viele Bürgergeldempfänger ist es schwierig den Einstieg in einen Beruf zu finden. Viele Blockaden sind vorhanden und das Selbstwertgefühl nicht gerade ausgeprägt. Umso wichtiger ist der Weg in die Arbeit zu finden. Umso wichtiger sind motivierende Qualifizierungsmaßnahmen, die auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Jeder Mensch hat Talente. Jeder Mensch hat Fähigkeiten.

In Zahlen ausgedrückt summieren sich die Bürgergeld-Ausgaben 2023 auf voraussichtlich 25,9 Milliarden Euro. 2022 betrugen die Ausgaben für Hartz IV (Vorgänger des Bürgergelds) 22,2 Milliarden Euro.

(3) Bildung, Motivation und Gesundheit

Talente, Basiskompetenzen und kreative Kompetenzen sind wichtig für die nächsten Generationen, um den Wohlstand zu bewahren. Bildungsmotivation ist besonders für Kinder wichtig, deren Eltern von Bürgergeld oder niedrigen Einkommen betroffen sind. Damit sind z.B. günstige bis kostenfreie Kurse verbunden, aber auch Mitgliedschaften in Sportvereinen..

Mit der angekündigten Legalisierung von Cannabis ab 18 Jahren kommt eine Droge in den Fokus der Jugendlichen hinzu, die bei regelmäßigen Konsum starke Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns nimmt. Bis 25 Jahre reift das Gehirn. Negative Folgen könnten starke Psychosen sein.

(4) Klimapolitik

Die Klimapolitik tangiert alle Menschen. Ähnlich wie bei der Corona-Pandemie sind alle Menschen gleich. Mit jedem weiteren Anstieg der Erderwärmung steigert sich die Wahrscheinlichkeit von Wetterextremen: Hitzeextreme, Starkniederschlägen, Dürren, tropische Wirbelstürme, Tornados, Rückgang des arktischen Meereises und Permafrost. Besonders die nächsten zehn Jahre sind entscheidend dafür, dass wichtige klimatische Kippsysteme erhalten bleiben, die das Ausmaß der Erderwärmung noch massiv verschlechtern könnten.

Der auf Deutschland bezogene Versuch den Klima- und Transformationsfonds (KTF) mit den 60 Milliarden aus dem 2021 zur Bewältigung der Corona-Krise ins Leben gerufene Fonds zu erhöhen, wurde vom Bundesverfassungsgericht als widrig eingestuft, so dass die Einnahmen nunmehr nur aus den Erlösen aus dem Emissionshandel und Bundeszuschüssen gespeist werden dürfen.

Eine freiwillige Abgabe bei denen die keine Vermögenssteuer zahlen müssen, könnte eine zukunftsfähige Ausstattung des Fonds bedeuten, mit dem Ziel neben der Klimakomponente auch einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

(5) Demokratie und Frieden

1914 wurde in Altena die erste ständige Jugendherberge der Welt errichtet, durch den Gründer Richard Schirrmann. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer war er nun auch noch als Herbergsvater tätig. Davor gab es schon einzelne Herbergen für wandernde Handwerksgesellen, Studenten und Schüler.

Mittlerweile zählt das 1919 gegründete Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) 408 Jugendherbergen in Deutschland (Stand 2023) und ist damit größtes Mitglied des internationalen Jugendherbergsverbandes Hostelling International (HI). 2,3 Millionen Mitglieder umfasst der deutsche Verband, der laut Vereinssatzung besonders für Völkerverständigung und Naturschutz steht. Daneben werden Werte wie Toleranz, Bildung, Respekt und gemeinsames Lernen vermittelt.

Ein ähnliches Übernachtungsangebot und Wertestruktur bietet auch das Kolpingwerk, welches 1850 zunächst als Rheinischer Gesellenbund gegründet wurde. Hinzu kommt der Fokus auf jugendliche Handwerksgesellen, denen Arbeiten und Wohnen in den Kolpinghäusern ermöglicht wird.

Sowohl das Jugendherbergswerk als auch das Kolpingwerk sind kulturelles Erbe Deutschlands und haben sich im Lauf der Zeit modernisiert. Beide fußen auf einer demokratischen Vereinsstruktur.

(6) Zwischen Lausbubstreichen, Kriminalität und Zusammenhalt

Die Weimarer Republik hat gezeigt, dass man die Demokratie aushöhlen kann, was letztlich zur Machtergreifung der NSDAP geführt hat. Auch wenn die Ampelregierung heuer Akzeptanzprobleme hat, so gilt es die Demokratie und den Zusammenhalt zu stärken. Den Menschen den Weg in die Mitte der Gesellschaft zu ebnen.

(7) Internationale Beziehungen durch die Augen eines Kindes

Sowohl in der Ukraine als auch im Nahen Osten sind kriegerische Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Wie kann ein Friedensangebot ausschauen?

Im Gazastreifen sind die Hamas an der Regierung. Durch den Terrorangriff vom 7. Oktober haben sie ihrer Einstellung Nachdruck verliehen, Israel zu zerstören. Die Regierung um Netanjahu erwiderte den Terrorangriff mit einer großen Bodenoffensive, die Zerstörungen und getötete Menschen nach sich zog. Ist Frieden möglich?

Speziell als Deutscher wirken der 2.Weltkrieg mit dem Holocaust nach, der Millionen von Juden das Leben kostete. Daher ist die Gründung des Staates Israels legitim. Legitim und angebracht wäre auch ein Staat Palästina, der Frieden zwischen den Israelis und der Nachbarn im Nahen Osten stiften würde. Besonders mit dem Iran.



Beitragvon Alex76 » 07.03.2024, 22:01


XIII. Waffenruhe in Gaza möglich?

Der gewaltsame Konflikt zwischen Israel und der Hamas ruhte lange Jahre, mit demonstrativen leichten Raketenangriffen seitens der Hamas.

Am Morgen des 7. Oktober 2023 ereignete sich ein überraschender großangelegter Terrorangriff der Hamas auf Israel. Dabei feuerte die Miliz tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel ab. Bewaffnete Terroristen drangen zudem vom Gazastreifen nach Israel ein und massakrierten und ermordeten dort etwa 1200 Menschen. Mehr als 200 Geiseln wurden nach Gaza entführt. Israel erklärte daraufhin den Kriegszustand. Die Israelis begegneten den Angriff mit Luftangriffen und einer großen Bodenoffensive, um die Hamas zu stürzen und gefangene Geiseln zu befreien.


(1) kurzer historischer Rückblick

Der heutige Staat Israel ist eingebettet in den Nahen Osten. Direkte Nachbarländer sind Syrien, Libanon, Jordanien und Ägypten. Weitere Länder im Nahen Osten sind Irak, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Oman und Jemen. Zugerechnet zum Nahen Osten werden in der Regel noch Ägypten, die Türkei und der Iran.

Blickt man in die Historie, so ist der Begriff „Naher Osten“ seit dem 19. Jahrhundert das Gebiet des Osmanischen Reiches außerhalb Europas. Die Osmanen waren zwischen dem 16. Jahrhundert bis 1917 sehr prägend für die Region und verhinderten der ansässigen arabischen Bevölkerung die Entwicklung einer eigenen nationalen Identität. Bis auf wenige Großstädte des Nahen Ostens, wo Teile der arabischen Bildungsschicht seit etwa 1860 eine Opposition gegen die osmanische Herrschaft bildeten, aus der ab 1914 der Panarabismus erwuchs.

Im 1.Weltkrieg kämpfte neben den Arabern auch die jüdische Legion, bestehend aus fünf Bataillonen jüdischer Freiwilliger auf Seiten der britischen Armee gegen das Osmanische Reich. Großbritannien erklärte sich in der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 einverstanden mit dem 1897 festgelegten Ziel des Zionismus, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten. Die bürgerlichen und religiösen Rechte der dort ansässigen nichtjüdischen Bevölkerung sollten gewahrt werden. Sowohl die Araber, durch die Hussein-McMahon-Korrespondenz von 1915/1916, als auch die Juden, durch die Balfour-Deklaration, versprachen sich einen eigenen Staat nach der britischen Eroberung von Palästina 1918.

Hinter den Kulissen, in dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen, hatten Großbritannien und Frankreich jedoch bereits das Gebiet unter sich aufgeteilt. Aus den Verbündeten im zweiten Weltkrieg, den Arabern und den Juden, erwuchs eine wachsende Rivalität untereinander und Widerstand gegen die westlichen Großmächte, die ihre Versprechen beiden Parteien gegenüber zu großen Teilen nicht eingelöst hatten.

Die Briten und Araber eroberten im Ersten Weltkrieg das osmanische Syrien und die osmanische Provinz, wo später der Irak gegründet wurde. In Damaskus bildet Emir Faisal eine provisorische arabische Regierung, die 1919 in die königliche Inthronisierung in das Königsreich Syrien mündete, wozu auch Palästina und Libanon gehören.

Die WZO (der World Zionist Organization) schloss mit dem Emir Faisal das Faisal-Weizmann-Abkommen auf der Pariser Friedenskonferenz 1919. Dieses beinhaltet einen jüdischen Staat im Raum Palästina, sobald die Araber die ihnen versprochene Unabhängigkeit erhalten und die Hoheit über die islamischen Heiligtümer behalten.

Der neu gegründete Völkerbund übergab 1920 ein Völkerbundmandat für Palästina an Großbritannien, das eine direkte Herrschaft der Briten über Palästina vorsah. Dabei sahen die Briten sich nicht an die jüdisch-arabischen Vereinbarungen gebunden. Zudem lehnte seit 1920 Mohammed Amin al-Husseini, Präsident des obersten islamischen Rats und Großmufti von Jerusalem, weiteren Zuzug jüdischer Siedler aus Europa nach Palästina ab.

Konflikte entstanden auch dadurch, dass arabische Großgrundbesitzer ihr Land an Juden verkauften, es aber diesen überließen, die dort ansässige arabische Bevölkerung zu vertreiben, die sich so von den Juden verjagt fühlten. Die Mandatszeit der Briten war durch die Erstarkung militanter (Palästinensisch-)nationalistischer Gruppen geprägt. Hätte das Faisal-Weizmann-Abkommen auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 den Nahost-Konflikt entspannen können?

Unter den Arabern stieg der Neid ob der jüdischen Entwicklungen in der Landwirtschaft, im Städtebau und in der Infrastruktur. Viele jüdische Unternehmen stellten nur Juden ein, wodurch die Araber sich benachteiligt und am neuen Wohlstand ausgegrenzt sahen. Es kam nach dem Ersten Weltkrieg zu Pogromem und Unruhen in Jerusalem im April 1920 und in Jaffa im Mai 1921. In Hebron sorgte das judenfeindliche Massaker 1929 zur vollständigen Vertreibung aller Juden aus der Stadt. In Jerusalem, Haifa und Jaffa kam es zu gewaltsamen Übergriffen militanter Juden gegen Araber.

Für die Juden bedeutete die Machtergreifung der Nationalsozialisten unter Hitler die systematische Verfolgung und Inhaftierung in Konzentrationslagern. 5,6 bis 6,3 Millionen der europäischen Juden starben während des Zweiten Weltkriegs, rund zwei Drittel aller europäischen Juden.

Vertreter von 32 Nationen weigerten sich auf der Konferenz von Évian im Juli 1938 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich aufzunehmen, so dass der Zionismus einen gehörigen Auftrieb erlebte und der Weg nach Israel Heimat für jüdische Immigranten bedeutete, wenngleich auch dort viele Araber auf der „Seite“ der Deutschen standen. Bei einem Treffen von Hitler und des Mufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini in Berlin 1941, lobte der Mufti Hitler als den „von der gesamten arabischen Welt bewunderten Führer“ und forderte von den Nazis Luftangriffe auf Tel Aviv.

In Alexandria trafen sich 1944 die Staatsoberhäupter von Ägypten, Transjordanien, dem Libanon, Syrien und dem Irak. Sie verabschiedeten ein Protokoll, das unter anderem die Gründung einer gemeinsamen Liga vorsah. Auch wenn die Staaten das Leid und die Verbrechen der Juden anerkannten, so lehnten sie einen verstärkten Zionismus und mögliches Unrecht an den Arabern in Palästina ab.

Großbritannien hat sein Mandat für Palästina der UNO übergeben, die am 29.11.1947 mit einer Zweidrittelmehrheit in der Generalversammlung für einen Teilungsplan (UN-Resolution 181) stimmte, der Westpalästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat teilen sollte.

Die Arabische Liga lehnte den Plan ab, da die Rechte der Mehrheitsbevölkerung in Palästina verletzt werden würden. Zu diesem Zeitpunkt gehörten 67% nicht-jüdischen Religionen an. Bereits am 30.11.1947, einen Tag nach Verkündung des UN-Teilungsplans, kam es zu einem Bürgerkrieg mit wechselseitigen Terroranschlägen radikaler Zionisten und arabischer Nationalisten.

Nach dem Ende des britischen Mandats am 14.05.1948 verkündete David Ben Gurion die israelische Unabhängigkeitserklärung „kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung“ die Errichtung des Staates Israel. Elf Minuten später erkannten die USA den neuen Staat an, die Sowjetunion folgte am 16. Mai. Auch die Türkei und der Iran waren um diplomatische Beziehungen bemüht.

Anders Ägypten, der Irak, Libanon, Transjordanien und Syrien, die ohne formale Kriegserklärung mit ihren und zwei zusätzlichen Armeen aus arabischen Freiwilligen – insgesamt etwa 55.000 Soldaten – gegen Israel vorrückten und damit den ersten arabisch-israelischen Krieg (in Israel „Unabhängigkeitskrieg“) einleiteten. Der Krieg endete mit einem eindeutigen militärischen Sieg Israels. Zwischen Februar und Juli 1949 unterzeichneten Israel und die arabischen Kriegsteilnehmer vier separate Waffenstillstandsabkommen unter Vermittlung der UN. Die Verträge vereinbarten Waffenstillstandslinien, die etwa 75 Prozent des vormaligen Mandatsgebiets an Israel übertrugen und das israelische Territorium im Vergleich mit dem UN-Teilungsplan um ein Drittel vergrößerten.

Ein Streifen an der Südküste, der sich von Gaza bis zur ägyptischen Grenze erstreckte (Gazastreifen), kam unter ägyptische Verwaltung. Das östliche Palästina ging als Westjordanland an Jordanien. Jerusalem wurde zwischen Israel (Westjerusalem) und Jordanien (Ostjerusalem) aufgeteilt.

Die Folgen des Kriegs waren erheblich. So waren rund 750.000 palästinensische Araber und 850.000 arabische Juden Flüchtlinge. Diese Flüchtlingsströme haben multikausale Gründe. So flüchtete aus Angst vor den Kampfhandlungen wie auch aus Angst vor den israelischen Streitkräften die Mehrheit der palästinensischen arabischen Flüchtlinge. Auf der anderen Seite kam es während und nach dem Krieg in der islamischen Welt zu einer Welle von Pogromen gegenüber den dort lebenden jüdischen Minderheiten. Gewalttätige Ausschreitungen ereigneten sich unter anderem in Aden, Aleppo, Peschawar, Isfahan, Bahrain, Kairo, Beirut, Tripolis und Oujda.

Seit der Gründung kam es zu mehreren Kriegen und Konflikten:

• erster arabisch-israelischer Krieg (in Israel „Unabhängigkeitskrieg“) 1948
• Sueskrise 1956 mit der Invasion des Gazastreifens und der Sinai-Halbinsel in Richtung des Sueskanals
• Sechstagekrieg 1967
• Terroranschläge der PLO nach 1967
• Jom-Kippur-Krieg 1973
• Libanonkrieg 1982
• Erste Intifada 1987 (Der Begriff Intifada kommt aus dem arabischen und bedeutet ´sich erheben, loswerden, abschütteln´)
• Zweite Intifada („Al-Aksa-Intifada“ bzw. „Al-Aqsa-Intifad) 2000


(2) Bisherige Diplomatie im Nahen Osten nach dem Sechstagekrieg 1967

Die diplomatische Lage im Nahen Osten ist aufgrund der kriegerischen Ereignisse und der Versprechungen komplex und vielschichtig. Und reicht von der Khartum-Resolution bis zu bilateralen Friedensabkommen mit Nachbarstaaten:

Khartum-Resolution 1967

Die Führer acht arabischer Staaten trafen sich nach dem Sechstagekrieg in der sudanesischen Hauptstadt Khartum zu einer Gipfelkonferenz, wo sie am 1. September 1967 die Khartum-Resolution verabschiedeten. Diese verweist auf drei politische „Nein“: „Kein Frieden mit Israel, keine Verhandlungen mit Israel, keine Anerkennung Israels.“

Camp-David-Friedensabkommen 1978 zwischen Israel und Ägypten

1978 unterzeichneten der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat und der israelische Premierminister Menachem Begin im amerikanischen Camp David ein Friedensabkommen, das vom US-Präsidenten Jimmy Carter ausgehandelt worden war. Beide Seiten, Ägypten und Israel, verpflichteten sich zum Gewaltverzicht, Israel zum Rückzug von der Sinai-Halbinsel und zum Abbruch aller jüdischen Siedlungen auf diesem Gebiet. Im Gegenzug erkannte Ägypten den Staat Israel an. Die israelische Annexion des Gazastreifens lehnte Ägypten ab. Israelische Schiffe erhielten freie Durchfahrt durch den Golf von Sues und den Sueskanal.

Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien 1994

Für weitere Entspannung im Nahen Osten sorgte die Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen König Hussein von Jordanien, der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin und US-Präsident Bill Clinton am 26. Juli 1994 in Washington. Damit besteht zu den israelischen Grenzländern Ägypten und Jordanien Frieden.

Oslo-Prozess 1993 (Oslo I) als Basis für Gespräche und Abkommen zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Israel zur Lösung des Nahostkonflikts

Am 13. September 1993 unterzeichneten in Washington die Außenminister Mahmud Abbas (PLO), Schimon Peres (Israel), Warren Christopher (USA) und Andrei Kosyrew (Russland) in Anwesenheit der Präsidenten Jitzchak Rabin (Israel), Jassir Arafat (PLO) und Bill Clinton (USA) die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (auch Oslo I genannt). Es war ein Meilenstein im Friedensprozess, da beide Seiten erstmals offiziell einander anerkannten. Die Israelis akzeptierten die PLO als offiziellen Vertreter der Palästinenser - im Gegenzug verpflichtete die PLO sich, aus ihrer Charta alle Passagen, welche die Vernichtung Israels als Ziel enthielten, zu streichen.

Oslo I sah den Abzug der israelischen Armee aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen sowie eine palästinensische Selbstverwaltung in diesen Gebieten vor. Danach sollte in einer Übergangszeit ein dauerhafter Status ausgehandelt werden. Hauptkonfliktpunkte wie die Jerusalemfrage, das Flüchtlingsproblem oder Siedlungen im Westjordanland sollten später gelöst werden.

Gaza-Jericho-Abkommen 1994

Aufbauend auf den Gesprächen in Oslo unterzeichneten am 4. Mai 1994 beiden Parteien in Kairo das Gaza-Jericho-Abkommen, welches den Palästinensern erstmals selbstverwaltetes Gebiet zusprach. Die Stadt Jericho und 65 % des Gazastreifens fielen unter palästinensische Kontrolle – die jüdischen Siedlungen und die Straßen dorthin sowie ein Grenzstreifen um den Gazastreifen blieben unter alleiniger israelischer Kontrolle – ferner blieb die Nord-Süd-Verbindungsstraße (mit angrenzenden Hainen und Häusern, aus denen heraus geschossen werden könnte) unter israelischer Ko-Kontrolle.

„Interimsabkommen über das Westjordanland und den Gazastreifen“ 1995 (Oslo II)

Am 24. September 1995 unterzeichneten Rabin und Arafat im ägyptischen Taba das „Interimsabkommen über das Westjordanland und den Gazastreifen“ (auch Oslo II genannt). Dieses teilte das Westjordanland in drei Zonen, welches je nach Bevölkerungsanteil von Palästinenser oder Israelis verwaltet und kontrolliert wird. So bekamen die Palästinenser für etwa drei Prozent des Westjordanlands (mit über 80 % der palästinensischen Bevölkerung des Westjordanlandes) autonome Regierungskompetenzen zugesprochen. In etwa einem Viertel des Gebietes sollten sich die Palästinensische Autonomiebehörde und Israel die Verwaltung teilen (Gebiet B). In den restlichen 73 % sollten die Israelis weiter allein die Kontrolle ausüben.

Ministerpräsident Rabin wurde am 4. November 1995 von einem rechtsradikalen jüdischen Studenten in Tel Aviv erschossen. Nachfolger Rabins wurde Schimon Peres, der die Friedenspolitik Rabins weiterführte. 1996 trafen sich die Verhandlungsparteien wieder in Taba, um über einen permanenten Status zu beraten.

Wye-Abkommen 1998

Mehrere blutige Anschläge auf Israelis brachten bei Neuwahlen am 29. Mai 1996 Benjamin Netanjahu von der rechtskonservativen Likud mit knapper Mehrheit an die Macht. Der neue Ministerpräsident intensivierte die israelische Sicherheits- und Siedlungspolitik, wofür er kritisiert wurde, da der Friedensprozess zum Erliegen kam. Das am 23. Oktober 1998 verabschiedete Wye-Abkommen, welches die Übergabe weiterer Gebiete und die Freilassung von palästinensischen Gefangenen vorsah, wurde nur in Teilen umgesetzt. Per Misstrauensvotum wurde Netanjahu durch das Parlament (Knesset) am 21. Dezember 1998 abgesetzt. Während die Linken das zögerliche Durchsetzen des Wye-Abkommens kritisierten, lehnte der rechte Flügel das Abkommen insgesamt ab.

Wye-Abkommen II 1999

Am 17. Mai 1999 wurde Ehud Barak zu seinem Nachfolger gewählt. Die Verhandlungen wurden wieder aufgenommen. So wurde am 4. September 1999 im ägyptischen Scharm el-Scheich ein Abkommen geschlossen, welches die Übergabe weiterer Gebiete an die Palästinensische Autonomiebehörde und ein befristeter Siedlungsstopp vorsehen. Zudem sollen Verhandlungen um einen permanenten Status wieder aufgenommen werden (Wye II).

Als sehr schwierig gestalten sich Verhandlungen um die Streitpunkte Jerusalem, Flüchtlingsfrage, Grenzziehung und den Status der jüdischen Siedlungen.

Treffen in Camp David II im Juli 2000

Der Oslo-Friedensprozess wurde endgültig als gescheitert gesehen, als es beim Treffen in Camp David II im Juli 2000 zu keiner Einigung zwischen PLO-Führer Arafat und dem israelischen Premierminister Barak kam.

Das Angebot von Ehud Barak an Jassir Arafat umfasste neunzig Prozent des Westjordanlandes, den ganzen Gazastreifen und Ostjerusalem als Hauptstadt eines neuen palästinensischen Staates an. Ein internationaler Fonds sollte aufgelegt werden, um die Palästinenser für das Land zu entschädigen.

Zum Scheitern brachte das Angebot, das Arafat darauf bestand, dass allen Flüchtlingen gestattet werden sollte, auf das Land zurückzukehren, das ihnen vor 1967 gehört hatte. Für Israel waren die Forderungen nicht akzeptabel.

Waffenstillstandsabkommen im ägyptischen Scharm el-Scheich 2005

Die Zweite Intifada („Al-Aksa-Intifada“ bzw. „Al-Aqsa-Intifad) war ein weiterer gewaltsamer Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis, welcher sich von Jerusalem und Israel auf den Gazastreifen und das Westjordanland ausweitete. Er begann am 28. September 2000, nachdem der Oslo-Friedensprozess mit den ergebnislosen Verhandlungen in Camp David gescheitert war.

Nach der Jahrtausendwende und den gescheiterten Friedensverhandlungen verlor die PLO immer mehr ihren jahrzehntelangen Absolutheitsanspruch auf die Vertretung palästinensischer Interessen. Die aus der ägyptischen Muslimbruderschaft hervorgegangene radikalislamische Hamas gewann immer mehr Zuspruch. Nach außen verpflichtete sie sich zum Kampf gegen Israel, nach innen fand sie durch viele soziale Projekte Anerkennung bei der palästinensischen Bevölkerung. Demgegenüber fiel die Fatah durch Fälle von massiver Korruption, willkürlichen Verhaftungen und Folterungen negativ auf.

Anders als noch bei der Ersten Intifada setzten radikale Palästinenser auf Terroranschläge in Israel. Sie schreckten auch nicht vor bewaffneten Aufständen mit zahlreichen Selbstmordattentaten auf israelische Zivilisten zurück. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon kündigte die Strategie der „Zerstörung der terroristischen Infrastruktur“ an, wodurch Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörde sowie von Teilen der zivilen palästinensischen Infrastruktur zerstört wurden. Die Zivilbevölkerung musste leiden, da tausende Palästinenser durch die Zerstörung ihrer Häuser obdachlos wurden.

Eine weitere Maßnahme der israelischen Führung ist die „Politik der gezielten Tötung von Feinden des Staates Israel“. So wurde am 22. März 2004 der geistliche Führer und Gründer der militanten Hamas-Bewegung, Scheich Ahmad Yasin, durch einen gezielten israelischen Hubschrauberangriff in Gaza-Stadt getötet.

Ebenso wurde ein Führer der radikalen Palästinenserbewegung, Abd al-Aziz ar-Rantisi Opfer eines Anschlags, nachdem er die islamische Welt zum Krieg gegen Israel aufrief als Rache für den Tod von Scheich Ahmad Yasin. Er starb am 17. April 2004 in unmittelbarer Nähe von Yasins Grab durch einen gezielten Angriff der israelischen Armee auf sein Auto. Die Hamas schwor umgehend Rache.

Erst ein Waffenstillstandsabkommen im ägyptischen Scharm el-Scheich zwischen dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas und Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon beendete im Februar 2005 offiziell die Zweite Intifada.


(3) Waffenstillstand im Gazastreifen und diplomatischer Impuls...

Vom 24. November bis zum 1.Dezember 2023 verabredeten die Hamas und Israel eine Waffenruhe, die den beiderseitigen Austausch von Geiseln bzw. inhaftierten Palästinensern ermöglichte. Insgesamt wurden 81 Israelis, 23 Thailänder und ein Philippiner freigelassen. Im Gegenzug ließen die Israelis 240 Palästinenser frei. Nachdem die Waffenruhe zweimal verlängert wurde, endete am 1. Dezember die Waffenruhe. Nach Angaben Netanjahus habe die Hamas nicht wie vereinbart alle Frauen und Kinder freigelassen, zudem warfen die IDF (Israelisches Militär) der Hamas vor, die Waffenruhe vor Fristende durch Raketenangriffe auf israelisches Gebiet gebrochen zu haben. Seitens der Hamas wurde die Schuld Israel zugeschrieben.

Mehrere weitere Verhandlungen über einen Waffenstillstand sind gescheitert. Somit auch die Möglichkeit die katastrophale humanitäre Lage zu verbessern. Ein Waffenstillstand ist unausweichlich. Ebenso die kurzfristige Suche nach einer langfristigen Lösung für das Flüchtlingsproblem.

Am 10.03.2024 beginnt der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. Bis dato besteht der Wunsch und die Hoffnung:
A) auf einen beiderseitigen Waffenstillstand und die
B) Beseitigung der derzeit katastrophalen humanitären Lage in Gaza.
C) Aufbau einer diplomatischen Beziehung sowohl zur Hamas als auch zu Israel.
D) Im nächsten Schritt sind Verhandlungen über eine Zweistaatenlösung (incl. des anerkannten Existenzrechts Israels und eines Staates Palästina) notwendig.
E) Allgemein: Stabiler Frieden, Völkerverständigung und Respekt im Nahen Osten!



Beitragvon Alex76 » 16.03.2024, 00:04


(4) Persönlich …

… bin ich ein Freund der Demokratie. Bisher schwarz, rot und gelb (Gold) gewählt. Tolerant. Christlich geprägt. Gönne auch den Abgeordneten eine Entschädigung, die ihnen Verdienstausfälle durch Ausübung des Mandats verrechnet. Gewählt ist gewählt.

Gefällt vielleicht nicht jedem, aber ein traditioneller (Fernseh-)Besuch auf dem Nockherberg in München kann ich nur empfehlen. Dort werden die Politiker „Sauba derbleckt“ („jemanden aufs Korn nehmen“) mit einer Starkbierprobe, einer Fastenpredigt und einem Singspiel. So ein bisserl Verständnis hat man gar für die Politiker übrig, sofern diese auch ein Feingefühl für Rentner, Arbeiter und Geringverdiener haben. Letztlich geht es in diesen Tagen verstärkt um den sozialen Zusammenhalt.

Eine Gegenüberstellung von Politikereinkommen mit dem Einkommen eines Bürgergeldempfängers ist vielleicht auch für den bayrischen Ministerpräsidenten interessant. Zumal es auch um den internationalen Wettbewerb und Friedensbemühungen geht.. Dankenswerterweise hat Grünen-Chefin Ricarda Lang ihre Einkommensverhältnisse offengelegt und wieviel Personalbudget verfügbar ist.

Letztere Personalleistungen muss ein Harz IV/Bürgergeldempfänger selber erbringen/erarbeiten. ;-)

01.03.2024, 12:44 Uhr: Söder kritisiert Arbeitsmoral - "Werden im internationalen Wettbewerb nicht bestehen"
https://web.de/magazine/politik/markus- ... l-39384392

    Einkommen von Grünen-Chefin Ricarda Lang pro Jahr

    • Arbeit als Bundestagsabgeordnete monatlich 10.591,70 Euro brutto.
    127.000 € pro Jahr

    • Pauschaler steuerfreier Kostensatz für Miete, Einrichtung und Betrieb ihres Wahlkreisbüros, Tagungsgebühren oder Portokosten in Höhe von 4.800 €/Monat.
    57.600 € pro Jahr

    • Geld- und Sachleistungen zur Unterstützung bei parlamentarischer Arbeit (Büro im Deutschen Bundestag sowie Informations- und Kommunikationssystem des Bundestages, also Telefon, Internet, E-Mail und entsprechender Software).
    ??? € pro Jahr

    • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Unterstützung bei parlamentarischer Arbeit in Höhe von 23.205 Euro pro Monat.
    278.000 € pro Jahr

    • Fahrkarte für die erste Klasse bei der Deutschen Bahn.
    7.714 € pro Jahr

    • Jährlicher Betrag für Büromaterial, Geräte wie Laptops mit Zubehör, Schreibgeräte, Briefpapier, die IT-Ausstattung des Wahlkreisbüros, Mobiltelefone sowie Mobilfunk- und -Festnetzverträge.
    12.000 € pro Jahr

    05.03.2024: Einkommen offengelegt - So viel verdient Grünen-Chefin Ricarda Lang
    https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 87834.html
    29.02.2024: STEUERZAHLERBUND - Kritik an Rekord-Diätenerhöhung für Abgeordnete
    https://www.wiwo.de/politik/deutschland ... 82464.html

    Einkommen als Harz IV/Bürgergeldempfänger pro Jahr

    • Fast unentgeltlich gearbeitet 11.184 € pro Jahr

    • Arbeitsmaterialen selber bezahlt (Laptop, Reisen, Übernachtungen, …)

    • Unfairness während des Studiums (ungerechte Notengebung)

    • Hart gearbeitet während der Semesterferien (auch am Fließband)

    • Studium selber finanziert u.a. auch mit den Ersparnisgeschenken von der Oma (Bundesverdienstkreuz)

    • Gefühl der Verfolgung seit 15 Jahren

Stellt man die Leistungen in Relation zum beiderseitigen Einkommen, dann müssten erstere 42 Mal so hoch sein! Überspitzt formuliert und hier nachgerechnet: 470.326 € vs. 11.184 €. Die Kosten für die Renten- und Sozialversicherung müsste man noch mit berechnen im Einkommen als Harz IV/Bürgergeldempfänger..

Wie will man die Leistungen messen?


A) Innenpolitischer Nutzen (u.a.)

Motivation zur Arbeit für Bürgergeldempfänger aus intrinsischen Motiven bei gleichzeitigem Verständnis für kranke arbeitsunfähige Menschen (bei schweren psychischen/körperlichen Leiden)

Nutzen: Sichere(re) Renten, Fachkräftemangel, Motivation für Schule/Ausbildung, Senkung der Sozialleistungen ->
.. wobei man wieder bei der Renten- und Sozialversicherung in obiger Berechnung wäre!


B) Außenpolitischer Nutzen (u.a.)

Potential für einen Waffenstillstand zwischen Hamas und Israelis

Ausgangssituation: Einstellung der Hamas (Vernichtung Israels!) und Einstellung der Israelis (Restriktionen der Israelis gegen Palästinenser!).

Friedensverhandlungen
Verhandlungen ohne eigene Waffen (Without a weapon, dafür gute Erziehung, …): Wiederaufbau des Landes (Trümmer wie nach dem 2.Weltkrieg, gemeinsamer Aufbau des Landes, Stein für Stein, handwerkliche Kurzausbildung in Deutschland, Heimatgefühl, Identität, Stolz, …

Alternativ oder ergänzend habe ich eine eigene kreative Lösung zur Zweistaatenproblematik skizziert, die beide Parteien befrieden könnte …

Dazu wurde durch die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2022 in Katar der sportliche Ehrgeiz im Nahen Osten geweckt. Von vielen als eine gekaufte WM eingestuft. Die Liebe zum Ball gilt es in ihrer Entfaltung zu unterstützen …

… gleiches gilt für Afghanistan! Hilfe zur Selbsthilfe! Signal senden!


(Zwischen-)Bilanz…

… für einen friedfertigen KRIEGER (Fast-BWLer, Künstler) auf Bürgergeldniveau nicht ganz so schlecht. Wäre zumindest der Beweis, dass aus Kriegern auch, z.B. über den Sport, normale Beruf(sabschlüsse)ler werden können…

gleichzeitig Verantwortungsgefühl für Frieden übernehmend!


C) Unbezahlte Ãœberstunden

Diverse Klimakonferenzen

Sportberichterstattung (Handball, DFB-Frauen, …)

Diverse Handballjugendcamps


D) Zu zahlende Sonderschicht incl. Reisekosten

Wie kann der Krieg in Gaza beendet werden? Wie kann eine Deeskalation bewirkt werden? Welche Tonalität ist angebracht? Wer ist Ansprechpartner? Wer kann Hilfe leisten? Welche Verbündete könnten intervenieren?

Für mich sind Fairplay, Respekt und Toleranz wichtige Werte. Um erfolgreich verhandeln zu können bedürft es der Präsenz vor Ort und einer finanziellen Unterstützung sowohl für mich als auch für meine Familie.

Ein Auslandseinsatz ist verbunden mit einem persönlichen (Lebens-)Risiko. Bin zwar positiv gestimmt, aber ein Worst Case besteht eben schon. So wie auch bei Soldaten. Daher ist es wichtig zu wissen, dass die Familie gut abgesichert ist. Meine Aufgaben kompensiert werden können.



Beitragvon Alex76 » 24.04.2024, 21:22


Hire and Fire beim 1.FCK! Oder doch sportlich nachhaltig?

Mittlerweile befindet sich der 1.FC Kaiserslautern im zweiten Jahr in der 2.Bundesliga. Das zweite Jahr in einer neuen Klasse gilt als das schwierigere. Ãœber die Relegation 2021/22 mit Neutrainer Dirk Schuster und einer taktischen Meisterleistung (incl.
Überzeugungsarbeit von der 3-er-Kette zur 4-er-Kette im Relegationsrückspiel) erreichte man den Aufstieg gegen Dynamo Dresden. Die Basis und die Substanz dafür legte Marco Antwerpen. Es kam vor den Relegationsspielen zur Trennung, weil die letzten drei Spiele in der 3.Liga verloren gingen und sich im Umfeld keine große Aufbruchsstimmung bemerkbar machte, sondern eher lähmende Lethargie.

Dirk Schuster ist ein ausgebuffter Taktiker, der zwei oder drei taktische Formationen pro Spiel im Kopf hat und situativ umstellen konnte. So bewerte ich abstrakt die Spiele mit räumlicher Distanz und eher als Handballer denn Fußballer. Der frühe Klassenerhalt resultierte aus der Tatsache, dass Dirk Schusters Fußball unkonventionell und schwer zu bespielen war bei einem erstmaligen Aufeinandertreffen. Als Underdog erzielte man am ersten Spieltag der Saison 2022/23 im Eröffnungsspiel gar in der 90. Minute den 2:1 Siegtreffer gegen Aufstiegsaspirant Hannover 96. Euphorie pur, die die Mannschaft bis zur Rückrunde getragen hat.

Anders in der neuen Saison. Der FC St. Pauli erreichte in der eigenen Findungsphase einen nüchternen 2:1 Auswärtssieg am ersten Spieltag. Bereits in der Rückrunde der Vorsaison konnte die Mannschaft nicht an die Hinrundenleistungen anknüpfen. Dennoch schaffte der 1.FCK mit Dirk Schuster und Co-Trainer Sascha Franz in dieser Saison eine Umstellung auf 3-er Kette, so dass spielerische Momente und das Flügelspiel initiiert werden konnten. Kritik über den zähen „Schusterball“ kam in der letzten Rückrunde und der späten aktuellen Vorrunde immer wieder auf. Der sportliche Trend ging in Richtung Abstiegskampf.

Der Zeitpunkt des Trainerwechsels war dann doch überraschend. Nach der Länderspielpause am 14.Spieltag verlor der 1.FC Kaiserslautern zuhause gegen Holstein Kiel mit 0:3. Erst im Laufe der anschließenden Woche wurde der Trainerrauswurf beschlossen und kommuniziert, so dass das nächste Auswärtsspiel gegen den FC Magdeburg mit Übergangstrainer Niklas Martin 4:1 verloren ging. Ein positives Einstiegsgeschenk brachte Neutrainer Dimitrios Grammozis mit dem 2:0 Sieg im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den 1.FC Nürnberg mit. Der Entlassungszeitpunkt von Schuster ließe sich mit der Bedeutung des Achtelfinales für den Verein erklären.

Grammozis litt später auch darunter, dass man einen „Trainereffekt“ nicht sehen konnte und teils wollte. Die Resultate stimmten nicht, wenngleich die Spielweise phasenweise zu Gefallen wusste. Grammozis stand schon früh in der Kritik. Dabei ist der Übergang von einem Trainertyp Dirk Schuster zu einem offensivspielenden Typ wie Dimitrios Grammozis nicht einfach und eher langwierig. Es galt einerseits die Abwehr zu stärken und höher stehen lassen zu können. Erschwerend für Abwehrorganisator Kevin Krauss, dessen Stärken in der Abwehrorganisation sind, weniger in der Antrittsgeschwindigkeit. Wie lässt sich zwischen der Abwehr und im Angriff eine Balance und Stabilität herstellen? Wie kann die überdurchschnittliche Stärke in der Offensive zur Geltung kommen? Welche Automatismen und Spielzüge können antrainiert werden? Wie kann der Umbruch der Mannschaft vollzogen werden ohne den Mannschaftsgeist und die Mentalität zu zerstören? Wie können die konditionellen Defizite aufgeholt werden, um Power für 90 Minuten plus Nachspielzeit zu haben. 31 abgegebene Punkte nach Führung sind heftig und würden in der Tabelle wohl einen Aufstiegsrang bedeuten. Fragen die sich nach der Saison stellen und beantwortet werden müssen. Schon jetzt gilt es erste Ansätze zu finden.

Schwierige Aufgabe für Friedhelm Funkel. Persönlich und das meine ich alles andere als abwertend, da ich hohen Respekt vor Friedhelm Funkel habe, wäre mir der Klassenerhalt unter Dimitrios Grammozis lieb gewesen. Zumindest zu einem späteren Spieltag als dem 23.Spieltag den zweiten Trainerwechsel zu vollziehen. Ein unkoordinierter Trainerwechsel ist in der Regel immer mit Kosten, Strategiewechseln und teuren Neueinkäufen verbunden. Andererseits macht das Trainerkarussell den Fußball ja auch spannend und faszinierend. Nur Langzeittrainer in der Bundesliga? Doch auch sehr langweilig!

Friedhelm Funkel ist erfahren und weiß die Spieler zu motivieren und aufzubauen. Die Neuausrichtungen durch die Trainerwechsel bedeuten aber auch, dass die erste Elf sich ständig verändert hat. Leistungsträger wie Boris Tomiak verschiedene Positionen begleiten mussten/durften. Andere Spieler, die unter Dimitrios Grammozis vom hohen Pressing profitierten, plötzlich nicht mehr erste Wahl waren. Positive Ansätze im Offensivspiel plötzlich aufgegeben wurden und das Getriebe stotterte. Dazu Kritik von außen. Frust statt Trainingslust. Teilweise menschlich. Nun gilt es mit den Spielern in den nächsten Partien das bestmögliche für die Mannschaft rauszuholen.

Im Best Case, mit Pokalgewinn, könnte in der nächsten Saison die Kaderplanung den Wettbewerb Europa League nebst 1.Bundesliga (siehe Beitrag zur Ligareform) beinhalten. Gleichbedeutend mit Platz 5 des BVB aktuell!

Sportliches Fazit für die neue Saison im besten Fall mit Gewinn des DFB-Pokals:
• Punktuelle Verstärkungen in der Abwehr, Mittelfeld und Angriff (für eine 1.Bundesliga Süd, Europa League)
• Führungsspieler kaufen und (weiter-)entwickeln
• Starker Fokus auf Kondition und spielerische Ansätze im Mittelfeld (Ballbesitz, Offensivspektakel)
• Offensivpower für den Internationalen Wettbewerb zum Laufen bringen…
• Kommunikation, Mentalität und Teamgeist innerhalb der Mannschaft
• …
• Berufliche Neuorientierung nach der Karriere in einer gGmbH im Bereich Sport, Kunst, Kultur und Handwerk (siehe Beitrag zur gGmbH im nächsten Beitrag)
• Oldies but Goldies in Liga 2


Nordisch by Nature…

Der Wind in der Bundesliga wird rauer. Es kommt ein Sturm aus dem Norden der 2.Bundesliga auf die 1.Bundesliga zugezogen. Mit Holstein Kiel und dem FC St. Pauli stehen die beiden Nordclubs vor der direkten Qualifikation zur Bundesliga. Gleichzeitig droht der Abstieg des 1.FC Köln aus der 1.Bundesliga..


Bittere Pille für die 1.Bundesliga. Bayer(n) schon wieder Meister!

Fünf Spieltage vor Ende der Bundesliga steht der Deutsche Meister bereits (wieder) fest. Es ist überraschend Bayer Leverkusen. Glückwunsch! Somit wurden die letzten 12 Meistertitel von den Bayer(n) erlangt. Spannung bis zum letzten Spieltag garantieren lediglich der Kampf um die internationalen Plätze sowie der Abstiegskampf.

Profitierten die Bayern von der Managerikone Uli Hoeness und seinen Zöglingen, so ist die sportliche Leistung von Xabi Alonso als Meistertrainer mit Bayer Leverkusen nicht hoch genug zu bewerten! Ein ähnlicher Trainertyp wie Pep Guardiola mit mehreren Vereinsstationen als Spieler. Leider habe ich die Europa League-Spiele gegen West Ham United nicht sehen können, da ich mich in der Vorbereitung des DFB-Pokalendspiels befand (Fenerbahce Istanbul vs. Olympiakos Piräus). Auch sonst verschanzen sich die Bundesligaspiele von Bayer Leverkusen meist leider hinter der Bezahlschranke von DAZN.

Was die aktuelle Meisterschaft der Leverkusener betrifft, so können sie sich eigentlich nur noch selber schlagen, wenn ich das Interview mit Ex-Bayer-Boss Holzhäuser zu Rate ziehen: „Bundesliga-Playoffs sind aktueller denn je“
https://www.transfermarkt.de/holzhauser ... ews/250507

Der Puls bei Bayer Leverkusen geht schneller. Bayer wird nervös! Und die Bayern wittern ihre Beute. Zur Beruhigung sei erwähnt, dass das Interview schon am 19.09.2016 erschienen ist. ;-)


Der Ruf nach einer Ligareform …

… wird noch lauter! Die sportlichen, emotionalen, sozialen und wirtschaftlichen Gründe sprechen dafür. So würde sich die Vermarktung von Bundesligaspielen im TV verdoppeln (durch die Anzahl der aktuellen Zweitligisten) und weitere Playoff-Spiele zur Deutschen Meisterschaft dazukommen. Für die aktuelle 2.Bundesliga und die aktuelle 3.Liga wäre eine Reform der Bundesliga ein wirtschaftlicher und emotionaler Impuls in Verbindung mit steigenden Zuschauerzahlen.

Beitrag vom 05.07.2020, 23:55: Auf dem Weg zur Reform?! Näher an der fußballerischen Basis!

Rein aus verbandsstruktureller Perspektive hat sich in den letzten 20 Jahren der Fußball weiterentwickelt als des Deutschen liebstes sportliches Hobby. Rund 7,15 Millionen Menschen sind in den 21 Landesverbänden des DFB gemeldet. 2,5 Millionen Fußballspieler sind am Wochenende aktiv. Im Jahr 2020 gibt es zwar mehr Mitglieder, allerdings hat die Zahl der Vereine und Mannschaften alarmierend abgenommen. Die Verschiebung kann man vom Sportplatz auf die Couch deuten. Vom aktiven zum passiven Fußball.

Dafür hat sich die Stadioninfrastruktur in Deutschland deutlich verbessert. Bis zum Beginn der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland waren besonders die großen Vereine und Austragungsstädte gewillt in Stadien und Arenen zu investieren. Es entwickelte sich die Generation der WM-Spielstädten, die als Vorbild für die weiteren Bundesligisten in Bezug auf Komfort und Sicherheit fungierten. Viele große Stadien mit über 45.000 Zuschauerplätzen sind entstanden. Nach der Weltmeisterschaft boomten die kleineren Stadien in der zweiten und dritten Liga. Teils auch in der Regionalliga.

Reform oder Zäsur? Der oben angeführte Antrag des Saarländischen Fußballverbandes bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung ließe sich noch steigern. Die Saarländer stellten den Antrag einer zweigleisigen 3.Liga.
Eine wahre Zäsur wäre die Zweiteilung der 1. Bundesliga in eine Bundesliga Nord und eine Bundesliga Süd. Folglich wäre die 3.Liga zweitklassig und die Regionalligen drittklassig.

Was die Voraussetzungen und Auflagen betrifft, haben die kleineren Vereine sehr stark aufgeholt, was besonders als Fan des 1.FC Kaiserslautern auffällt. Aber auch Vereine wie dem HSV, dem VFB Stuttgart, Hannover 96 oder dem 1.FC Nürnberg. Daneben gibt es auch aktuell noch traditionsreiche Stadien wie in Giesing oder in Münster, die einen ganz eigenen Charme an den Tag legen und für viele Auswärtsfans sehr interessant und abwechslungsreich sind.

Warum eine Bundesliga Nord und eine Bundesliga Süd?

1.) Fehlende Spannung: Kurzer Rückblick

Die 1. Bundesliga neigt sich 2017/2018 dem Ende. Die letzten beiden Spieltage entscheiden nur noch über den Abstieg, weil die Bayern bereits am 29. Spieltag die Meisterschaft erringen konnten. Vom Tabellenzweiten Schalke 04 zum FC Bayern München betrug der Rückstand 20 Punkte. Oder 6 Siege und 2 Unentschieden jeweils bezogen auf den 29. Spieltag. Am 34.Spieltag sind es 21 Punkte.

Es ist schon beeindruckend wie souverän der FC Bayern München auch in den beiden darauffolgenden Spieljahren agierte. Auch was die spielerische Leistung betrifft. Allerdings fehlt in der Liga die Spannung. Die Duelle bzw. Dreikämpfe oder Vierkämpfe um die Deutsche Meisterschaft. Mittlerweile wurde der FC Bayern München zum 8-mal in Folge zum Meister gekürt.

2.) Mangelnder europäischer Erfolg

Auf internationaler Ebene sind die deutschen Mannschaften leider auch nicht mehr wettbewerbsfähig was die Auswertungen zu den Champions-League-Siegern zwischen 2005/2006 bis 2016/2017 dokumentiert.

Analyse der Champions-League-Sieger zwischen 2005/2006 bis 2018/2019:
https://de.wikipedia.org/wiki/UEFA_Champions_League
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_d ... -Endspiele

Sieger aus Spanien: 8 x
Sieger aus England: 3 x
Sieger aus Italien: 2 x
Sieger aus Deutschland: 1 x

Ein weiterer Blick geht auf die UEFA Europa League, die von deutschen Mannschaften noch nicht gewonnen werden konnte.

Analyse der UEFA Europa League zwischen 2009/2010 bis 2018/2019:
https://de.wikipedia.org/wiki/UEFA_Europa_League
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_d ... -Endspiele

Sieger aus Spanien: 6 x (seit der Saison 2005/2006: 8 x)
Sieger aus England: 3 x
Sieger aus Portugal: 1 x
(Sieger aus Ukraine und Russland: seit der Saison 2005/2006 jeweils 1 x)
Sieger aus Deutschland: 0 x

3.) Endspiel um die deutsche Meisterschaft

Während die spanische Liga 20 Mannschaften umfasst, ebenso wie in England und Italien, sind es in Deutschland nur 18 Mannschaften.

Folglich müsste also im Vergleich zur internationalen Konkurrenz noch Raum für weitere Partien sein. Würde man die spanische Liga als Benchmark wählen, dazu noch die Einwohnerzahl von 46 Millionen Spaniens mit der Einwohnerzahl von 82 Millionen Deutschlands in Relation setzen, so könnte man gar eine Bundesliga Süd und eine Bundesliga Nord in den Playoff-Spielen gegeneinander spielen lassen um die Deutsche Meisterschaft mit jeweils zwei Halbfinalspielen und einem oder zwei Endspielen.

Gleichzeitig wäre ein Spiel um die Meisterschaft ein absolutes Highlight in Deutschland und fände auch international Beachtung. Würde somit auch die TV-Einnahmen nochmals kräftig nach oben steigern.

Auf europäischer Ebene könnte es bedeuten, dass statt 4 Mannschaften eventuell zwischen 6 und 8 Mannschaften in der Championsleague antreten dürften. Nehme man die beiden Ligen und die Einwohnerzahl als Maßstab.
Großbritannien stellt ja auch die Premier League, die schottische Liga und die nordirische Liga für die europäischen Wettbewerbe. Die Einwohnerzahl von Großbritannien beträgt ca. 65 Millionen.

4.) Mögliche Einteilung der Bundesligen

Bundesliga Nord
1. Hertha BSC
2. 1.FC Union Berlin
3. SV Werder Bremen
4. Borussia Dortmund
5. SC Paderborn 07
6. FC Schalke 04
7. VfL Wolfsburg
8. Hamburger SV
9. Hannover 96
10. FC St. Pauli
11. Arminia Bielefeld
12. VfL Osnabrück
13. Holstein Kiel
14. VfL Bochum
15. Eintracht Braunschweig
16. FC Erzgebirge Aue
17. Fortuna Düsseldorf
18. RB Leipzig

Bundesliga Süd
1. FC Augsburg
2. Eintracht Frankfurt
3. SC Freiburg
4. TSG 1899 Hoffenheim
5. 1.FSV Mainz 05
6. FC Bayern München
7. VfB Stuttgart
8. 1.FC Nürnberg oder Regensburg
9. SV Darmstadt 98
10. SpVgg Greuther Fürth
11. SV Sandhausen
12. Karlsruher SC
13. SSV Jahn Regensburg
14. 1.FC Heidenheim
15. 1.FC Köln
16. Bayer 04 Leverkusen
17. Borussia Mönchengladbach
18. Würzburger Kickers

5.) Neuer TV-Vertrag noch besser machen!

Wenn man als DFL/DFB bereit wäre den TV-Vertrag nochmals nach zu verhandeln (aufgrund des spannenden Endspiels), könnten quasi die TV-Einnahmen der 1.Liga verdoppelt werden, so dass die TV-Einnahmen von Dortmund/Schalke denen des FC Bayern gleichen. Der Letzte der aktuellen 2.Liga bekäme dann soviel wie der Letzte der aktuellen 1.Liga.

Die dritte Liga würde mit den TV-Geldern der aktuellen 2.Liga bedient. Die Aufsteiger und die Mannschaften werden anhand einer imaginären Linie in die Bundesliga Nord und Süd eingeteilt. Klingt kompliziert. Ist es aber nicht.

6.) Salary Cap kompatibel zur derzeitigen europäischen Ligenstruktur!

Steaks, mit Plattgold veredelt, entzweit die Fans deutschlandweit, aber auch europaweit …

7.) Folgen der Corona-Krise

Die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie sind enorm. Besonders für viele unterklassige Mannschaften. Dem DFB sind die Hände gebunden, so dass zunächst der Bund für die kleineren Vereine der 3.Liga, der HBL, der BBL und der DEL einspringt. 80% der Zuschauergelder bis zu einem Höchstsatz von 800.000 € können als Zuschuss vergeben werden und betrifft die Monate April bis Dezember. Besteht die Möglichkeit auf einen europäischen Zuschuss?

30.06.2020:
Hilfsgeldern des Bundes wegen der Corona-Krise - 200 Millionen Euro für 3. Liga, HBL, BBL, DEL und Co.
https://www.kicker.de/778752/artikel

Fazit:

Eine Bundesliga Nord, eine Bundesliga Süd bestehend aus 18 Mannschaften garantiert mehr Spannung im Titelkampf als die aktuelle Liga. Da wohl auch der ein oder andere negative Kommentar noch kommen wird, lege ich mal vor mit positiven Konsequenzen:

1. Zwei Halbfinalspiele sowie ein/zwei Endspiel/e um die Deutsche Meisterschaft schärft die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

2. Die Endspiele steigern die Attraktivität der Liga. Folglich könnte ein besserer TV-Vertrag ausgehandelt werden.

3. Wahrscheinlich könnten mehrere Vereine als jetzt europäisch spielen.

4. Die jetzigen Erstligisten erzielen konstante bis steigende Einnahmen (TV, Zuschauer, Sponsoring).

5. Die jetzigen Zweitligisten bekommen deutlich höhere Einnahmen in einer Bundesliga Nord/Süd.

6. Die jetzigen Drittligisten und die darunterliegenden Vereine erzielen höhere Einnahmen und Ansehen.

7. Generell entstehen neue Vermarktungsanreize neben den bestehenden Vermarktungsanreizen.

8. Mehr Derbys, weniger Anreisekilometer! Die Stadt Berlin hätte quasi jede Saison ein Derby. Lange Auswärtsfahrten nach Freiburg (800km) wären erstmals gestrichen.

9. Belastungen der Nationalspieler sind körperlich und mental niedriger(?!).

10. Integration von Jugendspielern besser dosierbar. Von hohem Championsleagueniveau bis unteres Bundesliganiveau.

11. Die Neugliederung wäre ein öffentlich wahrnehmbarer Einschnitt, der den Fokus auf die Einhaltung der Klimakonferenzziele lenken würde.


38. Spieltag in der 3.Liga

Der große FC Bayern München zu Gast beim 1.FC Kaiserslautern. Ohne Corona-Krise wäre das Stadion bestimmt sehr gut gefüllt gewesen, wo die kleinen Bayern die Meisterschaft perfekt machen können und viele FCK-Spieler und Fans natürlich den Termin gegen Bayern München fett im Terminkalender angemarkert haben. Mei. O.K. Vielleicht viel verlorengegangener Pathos in der Beschreibung… Leider!

So war die Bedeutung geprägt von der alten Stimme des Berges Udo Scholz, der am 1.Juli verstorben war. Der 1.FCK spielte mit Trauerflor. Und vielleicht hat der ein oder andere Spieler noch den Schlachtruf im Ohr: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus, Lederhosen aus, Lederhosen aus…!“

Nach der 1:0 Niederlage der Münchner Bayern bildete die komplette Bayern Mannschaft einen Kreis um einen Bildschirm, um den Endstand der Partien von Eintracht Braunschweig und der Würzburger Kickers beizuwohnen. Eintracht Braunschweig verlor überraschend mit 3:4 in Meppen, so dass die Partie zwischen den Würzburger Kickers gegen den Hallischen FC in den Fokus des Interesses rücken sollte. 8 Minuten Nachspielzeit waren angebrochen, als der Schiedsrichter die Partie mit einem Unentschieden abpfiff. Sogleich entlud sich die Anspannung der Bayern Amateure in eine Jubelekstase wie sie die Profis noch nicht erlebt haben.

Vor dem Spieltag waren von Platz 3 bis 7 fünf Mannschaften noch mit Aufstiegshoffnungen versehen, den direkten Aufstiegsplatz zu ergattern oder zumindest den Relegationsplatz, der zum Spiel gegen den 1.FC Nürnberg berechtigt. Viel Spannung also in der 3.Liga, wo die Abstiegsfrage auch noch bis zum letzten Abpfiff andauern sollte und mit dem Chemnitzer FC einen tragischen Viertletzten präsentierte. Lediglich ein Tor hat in der Endabrechnung gegenüber dem FSV Zwickau gefehlt.

Chemnitz trägt Trauer. Großer Jubel dagegen in Zwickau. Was fehlte? Die Fans im Stadion, die dann wieder Tore des Monats bestaunen können. Immerhin vier Kandidaten für das Tor des Monats im Monat Juni.

DFB-Pokalendspiel

Pünktlich um 20:00 pfiff der Schiedsrichter im Berliner Olympiastadion das Endspiel FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen an. Berechtigte Hoffnung für eine kleine Sensation? Durchaus gegeben, besitzt Bayer Leverkusen doch das Potential an einem guten Tag jede Mannschaft der Bundesliga schlagen zu können.

Doch bereits nach 20 Minuten praktizierte die Bayerabwehr einen eklatanten Freistoß ca. 20 Meter vom Tor entfernt, den Alaba sehenswert im Winkel versenken sollte. Mit Glück hätte die Mauer den Ball noch abwehren können. Es sollte wenig später noch schlimmer kommen. Durch einen Abspielfehler kam der Ball auf Serge Gnabry der den Ball von rechts außen gekonnt in die lange Ecke einnetzen konnte. Keine Chance für den Leverkusener Schlussmann Luka Hradecky. Mit 2:0 gingen beide Mannschaften in die Pause.

Es folgten sehr gute Chancen für die Leverkusener, die die schnellen offensiven Außenspieler kreierten, trotz der extremen Schnelligkeit in der Abwehr der Bayern. Besonders ärgerlich zwei spielentscheidende Fehler der Bayertruppe, als Volland allein vor dem Tor über den Ball stolpern sollte. Ein klares Tor zum 1:2. Schlimmer dann noch ein Patzer von Lukas Hradecky, der einen Befreiungsschlag von Manuel Neuer auf Lewandowski kommen sah, der diesen gekonnt aus 35 Metern annahm und Volley auf den Kasten von Bayer Leverkusen schoss. Wohl schon ob der fußballerischen Ästhetik beeindruckt, ließ Hradecky den sichergefangenen Ball durch die Beine ins Tor gleiten. Statt eines 1:2 nun ein 0:3 der die Pokalchancen der Bayerspieler gen null tendieren ließ. Mit Moral erzielte man nach einer Ecke einen sehenswerten Kopfballtreffer von Sven Bender und einen verwandelten Elfmeter von Kai Havertz. Der FC Bayern konnte zwischenzeitlich auf 4:1 erhöhen. Torschütze war mal wieder Lewandowski.

Geisterstimmung im Berliner Olympiastadion. Routine im Feiern konnten die Bayern Spieler auch nach diesem Spiel zeigen. Mittlerweile hat der FC Bayern München von 50 internationalen Titeln 30 Meisterschaften und 20 Pokalsiege erringen können. Bayer Leverkusen war ein würdiger Gegner, der mit mehr Glück die Bayern in Nervosität hätte bringen können. Für beide Mannschaften stehen noch die Spiele in der Championsleague bzw. der UEFA Europa League an.


Ein weiterer Beitrag aktualisiert und vertieft den Blick auf die Bundesliga im Vergleich zu den europäischen Konkurrenzligen.

Beitrag vom 19.05.2022, 19:19: Where the Eagles cry …!


Aktuelle Lage der 1. Bundesliga:

Vorweg nehmend oute ich mich als kein notorischer Feind der Bundesliga. Vielmehr habe ich mir früh Gedanken gemacht, wie man ein Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Deutschland erreichen/implementieren kann, so dass der Ausbau Erneuerbarer Energien möglichst dezent, effektiv und effizient ist. In Verbindung mit Wasserstoff als Speichermedium bedarf es mittelfristig internationaler Kooperationen, die diesen Wasserstoff möglichst schonend produzieren und nach Deutschland transportieren. Ziel ist die deutliche Reduktion von Kohlendioxid und die Vermeidung eines globalen Anstiegs der Durchschnittstemperatur von mehr als 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit analog zur Klimakonferenz in Paris 2015.

Für die heimische Industrie ist es wichtig möglichst gleichwertige Energiekosten im Vergleich zu anderen Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländern zu haben. Aktuell sind Kohle, Erdgas, Atom und Erneuerbare Energien asymmetrisch verteilt. In einigen Ländern wie Indien könnte bis 2060 mit Kohle Energie erzeugt werden, wohingegen sich Deutschland bzw. Europa für einen frühzeitigen Ausstieg bis 2035 entschlossen haben.

Daher wäre ein gemeinsamer internationaler Ausstieg aus der Kohlekraft für das Klima und die Schonung unseres Wohlstands sinnvoll. Gleichzeitig gilt es ressourcenschonende Technologien zu fördern und zu entwickeln. So könnte sich für viele Arbeitnehmer die Frage stellen, ob der Verbrennermotor vielleicht dennoch eine weitere Daseinsberechtigung nebst Elektroantrieb hat. Nämlich dann, wenn der derzeit vorwiegend fossile Kraftstoff durch künftig zunehmenden Einsatz von fortschrittlichen Biokraftstoffen und klimaneutralen synthetischen Kraftstoffe auf Basis erneuerbarer Energien, sogenannte E-Fuels, ersetzt wird.

Die Bundesliga existiert seit der Saison 1963 und geht mittlerweile in ihre sechzigste Saison. Dabei hat sie einiges erlebt und vieles ertragen. Insgesamt sind 56 Vereine in den Genuss der Bundesligaerstklassigkeit gekommen und haben sich somit einen Namen in Deutschland gemacht. Viele Städte wurden deutschlandweit auf die Mitgliedschaft des heimischen Vereins in der Bundesliga assoziiert.

Mit der Bundesliga sind auch die Stadien gewachsen. Sowohl was die Kapazität betrifft, als auch den Komfort. Die Weltmeisterschaft 2006 war ein Treiber dieser Entwicklung, von der die Bundesliga nachhaltig profitierte und den Stellenwert der Bundesliga als meistbesuchte Liga der Welt manifestierte. Gleichzeitig ist die Bundesliga ein wichtiges Kulturgut, an den die Vereinsmitglieder partizipieren und gestalten können.

Durch die 50+1-Regel können Investoren nicht die Mehrheit an Stimmrechten erhalten. Im Gegensatz zu England, wo die Wettbewerbsfähigkeit sehr stark an den Einstieg von Investoren gebunden ist und quasi jeder Erstligist einen Investor besitzt. Die Bundesliga ist geprägt von einer Investorenausnahmeregelung, die an eine zwanzigjährige substantielle Unterstützung des Vereins gekoppelt ist, die einen Weiterverkauf nur an den Mutterverein gestattet. Erst wenn diese Bedingung erfüllt ist, könnte der Verein einen Investor mit mehr als 50% Anteile auswählen. Ob dies der Attraktivität der Bundesliga zukünftig zuträglich ist, sei dahingestellt. Vereine wie Bayer 04 Leverkusen, VFL Wolfsburg, TSG 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig fallen in einer Bundesliga mit 18 Vereinen eher negativ ins Gewicht. Letztere mit der kontroversen Übernahme des Startrechts des SSV Markranstädt in der fünftklassigen Oberliga Nordost und der Limitierung auf lediglich zwanzig Red Bull nahe Vereinsmitglieder bei der Vereinsgründung 2009.

Parallel finden sich viele große Traditionsvereine wie Schalke 04, Werder Bremen, Hannover 96, St. Pauli oder der Hamburger SV in der 2.Bundesliga. Vereine, die sportliche und wirtschaftliche Fehler gemacht haben, aber auch nicht auf Risikokorrekturmöglichkeiten in Form eines finanzkräftigen Investors zählen konnten.

Einzig der FC Bayern München und der BVB konnten sich als etablierte Traditionsvereine im Haifischbecken Bundesliga konstant im Bereich der Qualifikation zur Championsleague halten. Mittlerweile hat der FC Bayern München zum zehnten Mal hintereinander die Meisterschaft errungen, was der Spannung der Bundesliga negativ anhaftet. Folglich auch die Attraktivität der Bundesliga im internationalen Vergleich negativ beeinflusst, so dass beim Verkauf der TV-Lizenzen geringere Volumina im Vergleich zur Premier League oder der spanischen LaLiga erzielt werden. In den letzten 10 Jahren Bundesliga hieß der Gewinner bereits recht früh FC Bayern München. Im gleichen Zeitraum errangen in Spanien der FC Barcelona (5×), Atlético Madrid (2×) und Real Madrid (3×) den Titel. Noch ausgeglichener ist die Situation in England, wo die letzten zehn Jahre Manchester United (1×), Manchester City (4×), FC Chelsea (2×), Leicester City (1×) und FC Liverpool (1×) den Titel gewinnen konnten.

Trotzdem alles gut? Nein! So ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit und globale Strahlkraft der Bundesligavertreter eher schwach, mit seltenen Ausnahmen wie dem FC Bayern München in der Championsleague oder dem aktuellen Sieg der Frankfurter Eintracht in der Europa League. Haben die Bundesligisten keine Lust auf internationale Wettbewerbe? Anders als die Bundesliga generiert die Spanische LaLiga acht Championsleague-Titel und zehn Europa League-Titel seit der Saison 2005/2006. Dem stehen lediglich zwei Championsleague-Siege der Bayern gegenüber. Besonders der FC Sevilla besticht mit sechs Siegen in der UEFA Europa League. Auch weil der Verein unter dem Radar des FC Barcelona und von Real Madrid in der spanischen LaLiga eher chancenlos ist, allerdings international den Beiden gar auf der Überholspur begegnet.

Die englische Premier League ist finanziell am besten ausgestattet, was sich bei den Spielertransfers, der Expertise der Trainer und der dynamischen Spielweise bemerkbar macht. Mit einer der Gründe für diese Excellence ist der TV-Vertrag. Laut der Sport Bild soll sich der TV-Vertrag für die In- und Auslandsvermarktung in der Saison 2020/21 auf 3,58 Milliarden Euro belaufen. Während die spanische LaLiga 2,05 Milliarden Euro erhielt, bekam die Bundesliga 1,44 Milliarden Euro und rangierte an dritter Stelle des europäischen Ranking noch vor der italienischen Serie A (1,34 Milliarden Euro) und der französischen Ligue 1 (1,15 Milliarden Euro).

Dennoch sind die Engländer den Spaniern in Summe der europäischen Titel (4 UEFA Championsleague, 3 UEFA Europa League) Stand Saison 2020/21 unterlegen, so dass das deutsche Klagen nach finanziellen Investitionen vorsichtig wahrgenommen werden sollte und die richtigen Rückschlüsse gezogen werden sollten.
Nach der kurzen Beschreibung des Zustands der Bundesliga im Vergleich zur internationalen Konkurrenz gilt es ein

Zwischenfazit zur Bundesliga zu ziehen:

1.) Die Wettbewerbsintensität in der Bundesliga ist meiner Meinung nach in der Breite recht hoch und relativ ausgeglichen, so dass sehr viele Vereine interessiert sind primär national zu Performen, den Klassenerhalt schaffen und dem kräftezehrenden internationalen Wettbewerb aus dem Weg zu gehen. Sollte dieser erreicht werden, scheitern die deutschen Vereine regelmäßig recht früh.

Während die UEFA Championsleague lukrativ und finanziell gut kalkulierbar ist, stellt die UEFA Europa League und die UEFA Europa Conference League die Kaderplaner vor Herausforderungen, sollte unerwartet die Qualifikation zum internationalen Wettbewerb erreicht werden. Ein negatives Beispiel ist der 1.FC Köln, der nach einer Europa League Saison 2017/2018, überraschend direkt in die 2.Liga abgestiegen ist.

2.) Recht niedrig ist die Internationale Leistungsfähigkeit im Vergleich zu England und Spanien. Einzig der FC Bayern München befindet sich im Konzert potentieller Titelgewinner. Neuerdings zusammen mit der Frankfurter Eintracht, die alles auf die Karte Europa League gesetzt haben und mit dem Endspielsieg gegen die Glasgow Rangers belohnt wurden. Wären sie im Elfmeterschießen gescheitert, wäre die internationale Qualifikation mit Rang 11 in der Bundesliga misslungen, wodurch die Kaderplanungen für die Saison erschwert worden wäre.

3.) Zerstückelung der Spieltage wie in Spanien?
Aufgewachsen bin ich mit der Radiokonferenz am Samstag um 15:30 und der anschließenden Sportschau, sowie den zwei oder drei Freitagabendspielen. Später wurden einige Spiele von Premiere live übertragen. Und einen zusätzlichen Boom hat die Bundesliga durch die Übertragungen bei RTL und Sat1 erfahren.,

Mittlerweile ist der Fußball und die Bundesliga durch die Liveübertragungen aller Spiele sehr weit zerstückelt, was nicht unbedingt schlecht sein muss, da der Fan eben auch seinen Verein sowohl zuhause als auch auswärts im Fernsehen verfolgen kann, nebst Liveerlebnissen im Stadion. Die Zeitfenster am Freitag, Samstag und auch teilweise Sonntags halte ich für relativ zumutbar. Persönlich kann ich mir ein weiteres Freitagabendspiel unter Flutlicht vorstellen, da der Freitag das Ende der Arbeitswoche markiert und das Wochenende einleitet.

Generell konkurrieren die Ligen untereinander. Die spanische Liga wird quasi ununterbrochen am Freitag (1 Spiel), Samstag (4 Spiele), Sonntag (4 Spiele) und Montag (1 Spiel) durchgespielt. Jedes Spiel ist quasi ohne Konkurrenz durch ein Parallelspiel, was beim Konsum der spanischen Liga erdrückend wirken kann. Erst nach dem letzten Wochenspiel am Montag ist die Tabelle aussagekräftig.

Hier seien als Beispiel der 25. und 26. Spieltage incl. Stadionzuschauerzahlen dargestellt:

25. Spieltag in Spanien
Freitag, 18.02.2022, 21:00, Zuschauer: 14.742 (FC Elche – Rayo Vallecano)
Samstag, 19.02.2022, 14:00, Zuschauer: 13.389 (FC Granada – FC Villarreal)
Samstag, 19.02.2022, 16:00, Zuschauer: 20.040 (CA Osasuna - Atletico Madrid)
Samstag, 19.02.2022, 18:30, Zuschauer: 15.948 (FC Cadiz - FC Getafe)
Samstag, 19.02.2022, 21:00, Zuschauer: 42.180 (Real Madrid - Deportivo Alaves)
Sonntag, 20.02.2022, 14:00, Zuschauer: 24.897 (Espanyol Barcelona - FC Sevilla)
Sonntag, 20.02.2022, 16:15, Zuschauer: 38.315 (FC Valencia - FC Barcelona)
Sonntag, 20.02.2022, 18:30, Zuschauer: 48.652 (Real Betis Sevilla – RCD Mallorca)
Sonntag, 20.02.2022, 21:00, Zuschauer: 40.698 (Athletic Bilbao - Real Sociedad San Sebastian)
Montag, 21.02.2022, 21:00, Zuschauer: 9.776 (Celta Vigo - UD Levante)

26. Spieltag in Spanien
Freitag, 25.02.2022, 21:00, Zuschauer: 14.237 (UD Levante - FC Elche)
Samstag, 26.02.2022, 14:00, Zuschauer: 14.417 (RCD Mallorca - FC Valencia)
Samstag, 26.02.2022, 16:00, Zuschauer: 7.720 (FC Getafe - Deportivo Alaves)
Samstag, 26.02.2022, 18:30, Zuschauer: 9.952 (Rayo Vallecano - Real Madrid)
Samstag, 26.02.2022, 21:00, Zuschauer: 48.009 (Atletico Madrid - Celta Vigo)
Sonntag, 27.02.2022, 14:00, Zuschauer: 15.600 (FC Villarreal - Espanyol Barcelona)
Sonntag, 27.02.2022, 16:15, Zuschauer: 37.250 (FC Sevilla - Real Betis Sevilla)
Sonntag, 27.02.2022, 18:30, Zuschauer: 30.145 (Real Sociedad San Sebastian - CA Osasuna)
Sonntag, 27.02.2022, 21:00, Zuschauer: 69.770 (FC Barcelona - Athletic Bilbao)
Montag, 28.02.2022, 21:00, Zuschauer: 14.785 (FC Granada - FC Cadiz)

Die englische Liga ist schwer zu fassen. Neben der Meisterschaft gibt es mit dem FA Cup und dem League Cup noch zwei weitere Wettbewerbe, die zu zahlreichen Spielverschiebungen am Spieltag führen. Samstag um 16 Uhr findet entsprechend zur Bundesliga die Meisterschaftskonferenz mit mindestens drei parallel ausgetragenen Spielen statt.

Besonders attraktiv aber vielleicht auch lästig sind die Spiele zwischen den Jahren (26.12. und 01.01.). Somit ist ein Teil der englischen TV-Gelder auch Schmerzensgeld zulasten der Weihnachtspause und beruhend auf einem lukrativen Vakuum an Fußballansetzungen seitens der konkurrierenden Ligen. Sowohl die deutsche Bundesliga als auch die spanische Liga haben eine Winterpause, die eben auch analog zu den europäischen Wettbewerben ist und den Mannschaften Regenerationszeit bietet.

4.) Wo sind die Stärken der deutschen Nationalmannschaft und der Jugend(national)spieler?
Moukoko von Borussia Dortmund ist ein kontroverses Beispiel für die Einbindung von jungen Nationalspielern in die Profikader mit 16 Jahren durch eine Ausnahmegenehmigung. Hierbei handelt es sich um einen Spieler, der bereits körperlich und mental den Gleichaltrigen besonders im Antritt voraus ist und gezielt vorbereitet wurde auf diese Ausnahmesituation in der Bundesliga. Prinzipiell erachte ich ein so frühes Alter mit starker Skepsis, wenngleich die Altersgruppen zwischen 18 und 21 Jahren in den Spieltagskadern der 1.Bundesliga rar gesät sind.

Interessanter ist der Blick auf die deutsche Nationalmannschaft und die Frage wie junge U21-Spieler in einer möglichst hohen Spielklasse früh eingesetzt werden können und zu Nationalspielern reifen können. Der Blick fällt zurück in die 2.Bundesliga 2020/2021 zu Greuther Fürth, wo sich die jetzigen Nationalspieler Anton Stach, David Raum und Paul Jaeckel sehr gut weiterentwickelt haben und in den Kreis der Nationalmannschaft aufstiegen. Mitausschlaggebend für den Bundesligaabstieg der Fürther waren die Abgänge der drei Leistungsträger.

Innerhalb der Saison 2020/21 gab es in der 1.Bundesliga keine großen Entwicklungssprünge von jungen Nationalspielern, obwohl sehr viele Nachwuchsleistungszentren mit drei Sternen zertifiziert sind und von den Profivereinen mit hohen Kosten betrieben werden. In der 1. und 2. Bundesliga haben alle 36 Bundesligavereine ein Nachwuchsleistungszentrum. Auch in der 3. Bundesliga besitzen immerhin 50% ein NLZ und 10% in der Regionalliga.

5.) Spielweise
Catenaccio oder Vollgasfußball? Generell ist für die Zuschauer eine offensive Spielweise wünschenswert. Interessant wenn sich verschiedene Systeme gegenüberstehen. Interessant wenn sich klassische Spielertypen weiterentwickeln können und auf verschiedene Gegnerniveaus treffen.

6.) Bevölkerungsstruktur
Die Bundesliga und ihre 18 Vereine in der ersten Liga decken eine Bevölkerung von 82 Millionen Einwohnern ab. Deutschland ist damit das einwohnerstärkste Land in Europa. Folglich müssten deutlich mehr als 18 Vereine erstklassig sein, würde man die Relationen von England mit 59 Millionen Einwohnern auf 20 Erstligisten als Referenzbeispiel nehmen.
In Spanien ist die Relation mit 47 Millionen Einwohnern auf 20 Erstligisten noch extremer.

Auf der Suche nach Vorbildern für die Bundesliga:

1.) Vorbild Real? Villarreal! Oder Respekt vor Spanien international…

Vor der Saison 2021/21 kannten nur wenige den FC Villarreal. Nach dem Gewinn der Europa League waren die Spanier in aller Munde. In der darauffolgenden Championsleague gewannen sie 3:0 bei Juventus Turin. Auch der FC Bayern München stolperte über den FC Villarreal im Viertelfinale der Championsleague. Nach der knappen 0:1 Niederlage in Villarreal, fielen die Bayern in der 88. Minute in einen Konter, der das Ausscheiden besiegelte. Sowohl im Hinspiel gegen die Bayern zuhause, als auch in der 1.Halbzeit gegen den FC Liverpool im Rückspiel des Halbfinale zeigten die Spanier einen offensiven Vollgasfußball, der Lust auf mehr macht!

Ist die geringere Wettbewerbsintensität in der Breite ein Grund für den europäischen Erfolg der spanischen Vereine? Insgesamt haben fünf verschiedene spanische Vereine seit der Saison 2005/2006 Titel in Europa gewinnen können. Respekt!

2.) Vorbild England? Vorbild TV-Vertrag!
Laut einer Internetquelle soll sich der neue TV-Vertrag für die Premier League für den Zeitraum 2022 bis 2025 bei jährlichen 4,7 Milliarden Pfund (5,5 Milliarden Euro) bewegen. Rechtepartner sind die vier Fernsehpartnern Sky Sports, BT Sport, Amazon Prime Video und BBC Sport.

Der Bundesliga-TV-Vertrag ab 2021/22 umfasst 4,4 Milliarden Euro - über vier Jahre allerdings.

3.) Vorbild Derby?
Sowohl zeitlich als auch von den Energiekosten sind Derbys von großem Nutzen. Durch die Nähe im Umkreis von 50 bis 150 km sind sie weitaus umweltfreundlicher als Anfahrten vom hohen Norden in den tiefen Süden.

Auch sportlich elektrisieren Derbys die Massen der jeweiligen Vereine und sorgen für sportliche Motivation und Gesprächsstoff auf der Arbeit.

4.) Vorbild Organisches Wachstum?
Die aktuelle Bundesliga mit ihrer Einnahme- und Ausgabestruktur bietet die Möglichkeit organisch zu wachsen. Dem ist ein Lizensierungsverfahren vorgeschaltet. Gleichzeitig bietet die 50+1 Regel Möglichkeiten, zum kurzfristigen Konsolidieren.

Wie lautet die Erfolgsformel des „modernen Fußball“ von Ilja Kaenzig, VFL Bochum formuliert:
- Klare Strukturen
- Vertrauen
- Ruhe
- Kontinuität
Romantisch und Traditionell klingt das. Dazu fehlen noch Effizienz und Menschenführung

5.) Vorbild 50+1? Vorbildhafte Vereinsarbeit?
In England ist der sportliche Erfolg nach den Investitionen beruhigend für die Investoren und die Fans. Allerdings stellt sich die Frage, was passiert wenn ein „Vereinsprojekt“ finanziell abgewickelt werden muss? Wie sieht der nächste Investor aus? Werden wie im Fall vom FC Wimbledon Investitionen mit Immobilien verrechnet auf Kosten des Vereins mit seinen Fans?

Eine kritische Vereinsmitgliedschaft sollte das Gebaren von Investoren kritisch aber nicht destruktiv beurteilen und im Zuge von Ausgliederungen Strukturen schaffen, mit denen sich Mitglieder als auch Investoren anfreunden können

6.) Vorbild Tradition?
Tradition verpflichtet! Die Bundesliga als Traditionsliga ist im Vergleich zu den anderen Ligen nicht mehr konkurrenzfähig. Parallel finden sich sehr viele namhafte Vereine in unteren Ligen und sind durch die finanziellen Strukturen weniger wettbewerbsfähig, um aktiv den Verein zu gestalten statt nur zu verwalten.

Nach dem 1.Weltkrieg wurde der Deutsche Meister von vier Verbänden ausgespielt. Dabei sorgten die Spiele zur Deutschen Meisterschaft für Spannung und großer Aufmerksamkeit. Eine Rückbesinnung auf sportliche Werte incl. einer angemessenen Entlohnung, besonders bei den europäischen Topverdienern, würde den einen oder anderen Spieler erden.

Lösungsansatz für die Bundesliga:

1.) Endspiel(e) um die deutsche Meisterschaft…
Während die spanische Liga 20 Mannschaften umfasst, ebenso wie in England und Italien, sind es in Deutschland nur 18 Mannschaften. Folglich müsste also im Vergleich zur internationalen Konkurrenz noch Raum für weitere Partien sein. Würde man die spanische Liga als Benchmark wählen, dazu noch die Einwohnerzahl von 46 Millionen Spaniens mit der Einwohnerzahl von 82 Millionen Deutschlands in Relation setzen, so könnte man gar eine Bundesliga Süd und eine Bundesliga Nord in den Playoff-Spielen gegeneinander spielen lassen um die Deutsche Meisterschaft mit zwei Halbfinalspielen und einem Endspiel (oder nur einem Endspiel).

Gleichzeitig wäre ein Spiel um die Meisterschaft ein absolutes Highlight in Deutschland und fände auch global Beachtung. Würde somit auch die TV-Einnahmen nochmals kräftig nach oben steigern. Auf europäischer Ebene könnte es bedeuten, dass statt 4 Mannschaften eventuell zwischen 6 und 8 Mannschaften in der Championsleague antreten dürften. Nehme man die beiden Ligen und die Einwohnerzahl als Maßstab.

Großbritannien stellt ja auch die Premier League, die schottische Liga und die nordirische Liga für die europäischen Wettbewerbe. Die Einwohnerzahl von Großbritannien beträgt ca. 65 Millionen.

2.) Motivation und Wertschätzung von unten nach oben! Aufstiegskampf für Würzburg, Verl, Duisburg, Halle, Viktoria etc. in die 2.Liga noch möglich?!

Praktisch aktuell ein klares Nein! Theoretisch wären die Gründung einer Bundesliga Nord und Bundesliga Süd eine Option, um die obigen Mannschaften in einer einklassigen 2.Bundesliga und einer einklassigen 3.Bundesliga antreten zu lassen, so dass die zweiten Mannschaften aus Freiburg und Dortmund zwangsläufig aus der dann 2.Liga in die 3.Liga „absteigen“ bzw. weiterspielen müssten, wodurch im Sinne der Sportlichkeit und der aktuellen Integrität des Wettbewerbs die Problematik der Bundesligareservevereine gelöst wäre.

3.) Neuer besser dotierter TV-Vertrag
Endspiele um die deutsche Meisterschaft garantieren Spannung bis zum letzten Spiel. Somit wären Meisterschaftsfeiern weit vor dem letzten Spieltag nicht mehr möglich.

Durch die Duelle im Endspiel bzw. im Halbfinale könnte zudem auch die internationale sportliche Wettbewerbsfähigkeit geschärft werden.


Gesundheitspille für die Bundesliga? Gesundheitspille für Deutschland!

Aktuell beträgt die jährliche Summe, die die Vereine der 1. und 2. Bundesliga durch die deutschsprachigen TV-Rechte einnehmen, 1,1 Milliarden Euro. In mehreren Paketen, geknüpft an den Sendetag, veräußert die DFL aktuell die Rechte für den Zeitraum der Saison 2025/26 bis 2029/30.

Am 18.04.2024 berichteten die Medien über einen Vorwurf von DAZN, der sich auf das größte Paket von 196 Live-Spiele bezog. Demnach habe der Streaming-Dienst das „finanziell attraktivste und überzeugendste Angebot“ abgegeben. Den Zuschlag habe allerdings SKY bekommen. Weiter berichteten die Medien, dass die DFL eine konkrete Bankgarantie von DAZN verlangte und eine Garantie einer Investmentfirma, wie bei der letzten Vergabe, diesmal nicht akzeptierte.

18.04.2024, 18:01 Uhr: BILD beantwortet die wichtigsten Fragen - Der Krimi um die TV-Rechte
https://www.bild.de/sport/fussball/bund ... 0a606142fd

18.04.2024, 18:28 Uhr: Streit um Bundesliga-TV-Rechte: "Ein Stück weit Imageschädigung"
https://www.br.de/nachrichten/sport/str ... ng,UAImLgS

Hintergrund könnten die schlechten Erfahrungen aus der Kirch-Krise sein, die genauso wie das Bosman-Urteil die Finanzen der Bundesliga in Gefahr gebracht haben. Wie aus den beiden Artikeln hier zu lesen ist:

13.12.2015: Fußball-Transferpolitik - Wie das Bosman-Urteil den Profifußball veränderte
https://www.deutschlandfunk.de/fussball ... n-100.html

29. April 2020: Kirch und Corona: Die großen Krisen der Bundesliga
https://www.digitalfernsehen.de/top-new ... ga-555676/

Der DFL wirft DAZN in der aktuellen Verhandlungsrunde daher den „Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung“ und „rechtswidriges Verhalten“ vor. Es drohen tagelange, wochenlange, monatelange juristische Auseinandersetzungen. Ein Brandbrief ging an die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga raus!

Zeit um einen Reformprozess für eine Bundesliga Nord und Bundesliga Süd zu initiieren und das Kulturgut Bundesliga positiv zu präsentieren. Einen Beitrag habe ich oben versucht zu leisten. Einen sportlichen Crash-Kurs 1. Bundesliga im Trainings- und Spielbetrieb hätte der 1.FC Kaiserslautern geleistet, wie anfänglich beschrieben. Quasi wies du koanst die Bayer(n) bespuilen!

Die Bundesliga existiert seit 1963. Die Angst etwas zu verlieren ist bei den Menschen groß. Die Lust etwas zu gewinnen ist noch verhalten optimistisch ausgeprägt. Doch gerade in der heutigen Zeit, die geprägt von Wandel, Individualisierung und sozialen Ungleichheiten ist, würde eine Bundesligareform (mit Spielen um die Deutsche Meisterschaft) die Gesellschaft eher vereinen als spalten!

Stellvertretend beschreiben Aktionen wie die der Unterhachinger die Lage von älteren Menschen in Großstädten, wo der Wohnraum extrem teuer und die Altersarmut sehr ausgeprägt ist:
23.04.24: SpVgg Unterhaching setzt sich gegen Altersarmut ein - Einlauf-Aktion beim S-Bahn-Derby: Rentner statt Kinder
https://www.kicker.de/einlauf-aktion-be ... 33/artikel

Viele der Älteren können sich noch an die Weltmeisterschaft von 1954 erinnern, als Helmut Rahn das entscheidende Tor zum 3:2 Sieg der Deutschen gegen Ungarn im Berner Wankdorfstadion erzielten:

„Turek, du bist ein Teufelskerl – Turek, du bist ein Fußballgott. […] Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern. Keiner wankt. Der Regen prasselt unaufhörlich hernieder. Es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht aus – wie könnten sie auch! Eine Fußballweltmeisterschaft ist alle vier Jahre, und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend, jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer, Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt, und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball verloren diesmal, gegen Schäfer – Schäfer nach innen geflankt – Kopfball – abgewehrt – aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt! – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor! … Tor für Deutschland – Linksschuss von Rahn, Schäfer hat die Flanke nach innen geschlagen, Schäfer hat sich gegen Bozsik durchgesetzt. Drei zu zwei für Deutschland fünf Minuten vor dem Spielende. Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt, ich glaube, auch Fußballlaien sollten ein Herz haben, sollten sich an der Begeisterung unserer Mannschaft und an unserer eigenen Begeisterung mit freuen und sollten jetzt Daumen halten. Viereinhalb Minuten Daumen halten in Wankdorf. […] Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister! Schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern!“

Herbert Zimmermanns berühmte Radioreportage zum „Wunder von Bern“ 1954




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