Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon ExilDeiwl » 03.04.2023, 15:33


Echt? Basler will das Beste für den FCK? Da ich das Spiel auf Sky und nicht auf Sport1 gesehen habe, weiß ich nicht, was Basler von sich gegeben hat. Aber im Zusammenhang mit dem FCK habe ich von Basler offen gestanden wenig gehört, das ich in der Kategorie „das Beste für den FCK“ einsortieren würde. Ich kann den Mann nur sehr bedingt ernst nehmen…
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon salamander » 03.04.2023, 17:36


Leberwerschd hat geschrieben:"Auch ein Basler will nur das Beste für seinen Herzensverein. Zimmer ist und bleibt für mich kein guter Zweitligaspieler. Meine Meinung.


Leider lässt mich diese Meinung doch sehr an Deiner Urteilskraft zweifeln, was auch die Aussagen zu Zimmer deutlich relativiert.

Zimmer ist für die Mannschaft wichtig, weil er unter Druck stabil bleibt. Du kannst nicht nur mit Leuten wie Klement und Ritter spielen.



Beitragvon TuK_Kugelfang » 03.04.2023, 17:39


Kohlmeyer hat geschrieben:
Weil die Zweikampfbilanz vor Wochenfrist so deprimierend, hier nun die Timeline der gewonnen Zweikämpfe dieses Spiels. Die sieht schon anders aus.

[ Bild ]


Mal eine Frage, was ist denn bei den Zweikämpfen, müssten die nicht insgesamt auf 100% rauskommen? Oder was ist mit den >10% nicht abgebildeten Zweikämpfen passiert?
Lautern ist der geilste Club der Welt!



Beitragvon Lestat » 03.04.2023, 17:41


Leberwerschd hat geschrieben:.....
Ich kann Basler absolut verstehen das er Zimmer immer so kritisiert hat. Auch ein Basler will nur das Beste für seinen Herzensverein. Zimmer ist und bleibt für mich kein guter Zweitligaspieler. Meine Meinung.

Tht's a good one :lol:
Im Herzen von Basler ist außer für Basler sonst nur für sehr wenig Platz. Basler war vor knapp 20 Jahren (im Verbund mit seinem Schwager) einer der schlimmsten "Pharisäer". Man könnte auch sagen Basler war einer der schlimmsten Sargnägel für den FCK. Und außer rumgeheulendass er (zurecht) keine Freikarten bekommt war da in den letzten Jahren nicht viel.
Wenn Basler den FCK im Herzen trägt spielt Zimmer CL.
Ja hier stand mal eine Signatur.
Diese wurde nach über 3,5 Jahren von den Moderatoren gelöscht (aufgrund einer Beschwerde) weil sie nicht den Forumsregeln entsprechen soll. Das zu sage ich jetzt besser nichts.



Beitragvon Kohlmeyer » 03.04.2023, 17:46


TuK_Kugelfang hat geschrieben:
Mal eine Frage, was ist denn bei den Zweikämpfen, müssten die nicht insgesamt auf 100% rauskommen? Oder was ist mit den >10% nicht abgebildeten Zweikämpfen passiert?


Ist mir auch schon aufgefallen, dass da in der Addition nicht 100 rauskommt. Ich kann mir das nur so vorstellen, dass bei manchen Zweikämpfen sich kein Sieger zweifelsfrei zuordnen lässt.



Beitragvon MarcoReichGott » 03.04.2023, 18:05


Also um bei bei den entscheidenden Spielszenen einen Fehler von Zimmer zu sehen, muss man auch schon sehr kritisch draugucken. Vor dem 0:1 schafft es gerade Zimmer Pick eigentlich entscheidend zu stören, der mit Tempo auf die Abwehr zuläuft...nur landet der Ball dann leider bei Kleindienst, bei dem kein anderer Mitspieler mitläuft.

Beim Elfmeter will Heidenheim eigentlich ne Ecke rausholen, Klement versucht mit einem leicht verunglückten Hackentrick dann die Situation spielerisch zu klären und Tomiak legt sich unter Bedrängnis den Ball ins Niemandsland im eigenen Strafraum vor. Für mich sah das nach Missverständnis aus, bei dem Tomiak dachte er hätte einen verunglückten Pass auf Zimmer gespielt und Zimmer dachte Tomiak würde versuchen mit Ball in den freien Raum zu laufen. War aber eben auch gut gemacht von Heidenheim.



Beitragvon die 80er » 04.04.2023, 13:52


@Lewwerworschd,
bitte, bitte keinen Vergleich mit Basler...
Was wolle Basler, war viel verletzt, mässig trainiert, viel Kohle bekommen, mal ein paar gute Momente, ja,
aber wenn einer KEIN FCK-Gen hat dann doch er.

Für mich ist er ein "Grußm***" ,
und bitte mit keinem unseren aktuelle Spieler vergleichen, schon gar nicht Jean Zimmer.

Wenn es um vergleiche geht mit Spielern die ein FCK - gen hatten, dann doch ein Roos, Lutz, Kadlec, Stumpf, Koch, Ehrmann, hellström, Kohr, Geye, Wolf, Briegel, Wagner, Toppmöller, Kuntz, Dooley, und viele andere.

Ein Basler käme bei mir wohl noch nicht mal unter die Top 100, typischer FCK Spieler.

Sorry dass ich so reagiere...



Beitragvon FCK-Familie » 05.04.2023, 17:24


Kohlmeyer hat geschrieben:
TuK_Kugelfang hat geschrieben:
Mal eine Frage, was ist denn bei den Zweikämpfen, müssten die nicht insgesamt auf 100% rauskommen? Oder was ist mit den >10% nicht abgebildeten Zweikämpfen passiert?


Ist mir auch schon aufgefallen, dass da in der Addition nicht 100 rauskommt. Ich kann mir das nur so vorstellen, dass bei manchen Zweikämpfen sich kein Sieger zweifelsfrei zuordnen lässt.


Press-Schlag, Ball ins Aus, "lachender Dritter"? Es gäbe da etliche Möglichkeiten. Wäre gut, eine qualifizierte Auskunft zu bekommen, wie diese Zahlen zustande kommen.
Werner Hansch: "Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder 4. Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit."



Beitragvon Kohlmeyer » 09.04.2023, 14:00


Hier kommt unsere taktische Detail-Analyse zur Niederlage in Braunschweig:

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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel BTSV-FCK
Die DBB-Analyse: Gescheitert am eigenen Spiegelbild


0:1 bei Eintracht Braunschweig. Die fünfte Zu-Null-Aus­wärts­nieder­lage in Folge. Die unnötigste von allen, und die, die am nachhaltigsten zeigte, woran es dem 1. FC Kaisers­lautern noch fehlt, um höhere Ansprüche stellen zu können.

Sinngemäß erklärte FCK-Coach Dirk Schuster hinterher, seine Mannschaft sei an sich selbst gescheitert. Weil sie die "Basics" nicht hundertprozentig umsetzte, die "Antennen nicht auf Sendung" gewesen seien. Das stimmt - und das nicht nur vordergründig. In gewisser Weise scheiterten die Lautrer auch an ihrem eigenen Spiegelbild. Denn die Braunschweiger gewannen, weil sie im Prinzip so spielten, wie es die Betzebuben in den erfolgreichen Phasen ihres bisherigen Saisonverlaufs getan hatten.

Das deutete sich schon in den ersten Minuten an. Die Roten, die diesmal keine Teufel waren, hatten den Ball zunächst fast ausschließlich allein im Besitz, ohne sich irgendwann mal Richtung gegnerisches Tor durchspielen zu können. Die Blau-Gelben dagegen empfingen den Gast tief in der eigenen Hälfte und lauerten auf die erste Möglichkeit zum Konter. Die sich in der achten Minute dann auch auftat.

Lion Lauberbach setzt auf der rechten Seite Maurice Multhaup in Szene, der flankt. Der nicht sehr groß gewachsene, aber kopfballtechnisch sehr gewandte Mittelstürmer Anthony Ujah hat sich hinter dem langen Pfosten freigelaufen, köpft in die Mitte, Robin Bormuth putzt den Ball von der Torlinie.

Kennen wir das nicht? Einer hat den Ball, der andere die Chancen

In diesem Stil ging es weiter. Der FCK hatte öfter den Ball, der BTSV die klareren Tor-Aktionen. Schuster-Style also, aber mit vertauschten Trikots. Wobei Ausnahmen auch in diesem Fall die Regel bestätigen: Die gute Chance von Anton Donkor in der elften Minute erspielte sich die Eintracht tatsächlich mal aus einer Ballbesitzphase. Dergleichen gelang den Gästen aus der Pfalz nicht ein einziges Mal.

Ansonsten schlossen die Gastgeber ihr Vorwärtsspiel lieber mit Distanzschüssen ab, wenn der Gegner sich in der Defensive bereits formiert hatte. Deren Einschlagswahrscheinlichkeit ist statistisch gesehen zwar wesentlich geringer als allgemein vermutet wird, aber man kann ja nie wissen. Außerdem halten gut angesetzte Weitschussversuche den Adrenalinspiegel im Publikum hoch.

Einigermaßen gefährlich zu werden vermochten beide Teams aber nur aus Umschaltsituationen. Und wenn beide nur auf diese Qualität vertrauen, fragt man sich als Betrachter bisweilen, wann es endlich mal soweit kommt, dass Einwürfe bewusst zum Gegner geschleudert werden, nach dem Motto: Nehmt ihr doch den Ball, damit wir auf Konter lauern können ...

Ritter zeigt kurz vor der Pause: Fußball kann so schön sein

Wobei der FCK diesmal auch mögliche Umschaltaktionen reihenweise verschenkte, weil schon der erste Pass direkt wieder beim Gegner landete. Die erste mit Torabschluss glückte erst kurz vor der Pause. Ausgangspunkt war Marlon Ritter, der, um sie einzuleiten, zuerst tief in der eigenen Hälfte elegant einen Gegenspieler überlupfte, um kurz darauf am gegnerischen Strafraum mit der Hacke den halblinks einlaufenden Daniel Hanslik zu bedienen - Fußball kann so schön sein, wenn er schön gespielt wird. Hansliks anschließender Linksschuss allerdings war nicht wirklich gefährlich.

Zuvor hatte Ritter schon mal einen Freistoß aus 20 Meter auf den Kasten von Eintracht-Keeper Ron-Thorben Hoffmann gezirkelt. Das gab dem Vertreter von Stammtorhüter Jasmin Fejzic die Gelegenheit zu einer schön anzusehenden Flugparade. Bei genauerer Betrachtung in der Wiederholung zeigte sich jedoch: Der Ball kam halbhoch und ziemlich mittig aufs Tor, seine Abwehr war für einen Profi-Torhüter nicht gerade ein Hexenwerk.

Formations-Verschiebungen: Ein paar Notizen für Nerds

Ansonsten hielt diese erste Halbzeit nur für Nerds ein paar mehr oder weniger interessante Beobachtungen bereit. Etwa, was taktische Anpassungen oder Weiterentwicklungen angeht. BTSV-Trainer Michael Schiele hatte den lange verletzten Brian Behrendt wieder in seine Defensive eingebaut - auf dem Papier als Rechtsverteidiger, obwohl er eigentlich Innenverteidiger ist. Und da auf der gegenüberliegenden Abwehrseite Donkor für sein Leben gern marschiert, formierte sich die Braunschweiger Hintermannschaft zu einem gewöhnlichen Zwitter aus Dreier- und Vierkette - so etwas ähnlich Asymmetrisches hatte Marco Antwerpen seinerzeit in Kaiserslautern mal zusammengeknoddelt.

Der FCK versuchte es im Grunde wieder mit der Grundordnung vom 2:2 gegen Heidenheim in der Vorwoche: 4-2-3-1 mit, 4-4-2 ohne Ball. Philipp Hercher war für den angeschlagenen Aaron Opoku in den Startelf gerückt, außerdem ersetzte Hendrick Zuck als Linksverteidiger Erik Durm. Dabei fiel auf: Boris Tomiak profiliert sich als Sechser zunehmend auch als erster Aufbauspieler, lässt sich dazu häufig zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Im Eintracht-Stadion hatte er außerdem noch eine Spezialaufgabe: Als fast klassischer "Manndecker" den besten Braunschweiger Immanuel Pherai aus der Partie zu nehmen, der von Trainer Schuster als "Unterschiedsspieler" des Gegners identifiziert wurde.

Ritter mit Distanzschuss - die falsche Entscheidung

Ritter wiederum stand auch beim erstem ordentlich vorgetragenen Konter der Pfälzer in Hälfte zwei im Mittelpunkt. Da versuchte er sich aus 20 Metern mal an einem Distanzschuss, der für Hoffmann aber ebenfalls keine Gefahr darstellte. Damit hatte Ritter die falsche Entscheidung getroffen: Links und rechts waren Hanslik und Hercher mitgelaufen, und das jeweils ohne blaugelbe Begleitung.

Nun ergriffen die Hausherren endlich mal die Initiative, und der FCK hatte im Folgenden ein Flankengewitter durchzustehen, das sowohl aus Ecken als auch aus Flügelangriffen resultierte, bei denen die Außenverteidiger nicht gut aussahen. In der Mitte räumten aber Bormuth, Kevin Kraus und - bezeichnenderweise - Mittelstürmer Terrence Boyd gut ab. So dass beim Gäste-Anhang trotz der Bedrängnis allmählich die Hoffnung keimte, jetzt könnten die Ihren doch öfter mal zum "Umschalten" kommen.

Zwei Wechsel, die sich unterschiedlich auswirkten

Zumal sich auch ein Unglücksfall auf Seiten der Gastgeber - so ist Fußball eben auch - zu ihren Gunsten auszuwirken schien: BTSV-Zehner Pherai, der bis dato fast an jeder Offensivaktion seines Teams beteiligt war, aber von Tomiak dabei meist gut gestört wurde, musste verletzt raus. Bei einem Zweikampf mit Kraus hatte er die Balance verloren, und im Fallen hatte ihn Kraus mit dem Schienbein getroffen. Auch die Männer in Rot hatten bereits einen verletzungsbedingten Wechsel vornehmen müssen, aber der hatte sich eher positiv ausgewirkt: Julian Niehues war in der Pause für Nicolai Rapp gekommen.

Niehues profilierte sich nicht nur als stabilisierendes Element im Mittelfeld, sondern zeichnete auch alsbald für eine weitere Tor-Aktion des FCK verantwortlich. Seinen kernigen Schuss, halbrechts von der Strafraumkante abgezogen, konnte Hoffmann nur abklatschen. Niehues hatte sich den Ball zurückgeholt, nachdem Donkor einen Konter über den ebenfalls eingewechselten Tyger Lobinger unterbunden hatte. Jetzt kann man sagen: Starke, energische Rückeroberung eines zweiten Balles. Aber auch: Donkor hat einfach nur einen haarsträubenden Fehlpass gespielt.

Ujahs Tor: Eine Kopie des Kwarteng-Treffers? Nicht ganz

Und als sich die Betrachter auf beiden Seiten langsam damit anfreundeten, dass diese Begegnung wohl auf ein torloses Unentschieden hinauslaufen würde, knallte es doch noch. Auf den ersten Blick war Ujahs Treffer eines Kopie des Tores, das der Magdeburger Moritz Kwarteng vor ein paar Wochen gegen den FCK erzielte. So wie damals Jason Ceka legte diesmal Maurice Multhaup seinem Stürmer den Ball mit einem präzisen Pass durch die Mitte auf, und der bewegte sich mit gutem Timing in den Passweg und vollstreckte. Wobei Ujah den fürs Auge schöneren Ball spielte: Er lupfte ihn über den herausstürzenden Andreas Luthe hinweg.

Auf den zweiten Blick ergibt sich beim Vergleich der Szenen jedoch ein gewaltiger Unterschied: Die Magdeburger erspielten sich die Chance aus einer Ballbesitzphase, die Braunschweiger aus einer Balleroberung im Mittelkreis. Jannis Nikolaou ertrotzte sich das Leder gegen Niehues und Tomiak. Grenzwertig, aber unterm Strich erwischte er bei seiner Grätsche mehr Ball als Gegner.

Zolinski der Sündenbock? Das bringt doch nichts

Und, ja, dann kam es noch zu den beiden Szenen, die bei der Betrachtung der Kurzzusammenfassungen des Spiele zum Schluss führen, das hätte - mindestens - noch der Ausgleich für den FCK "sein müssen". Erst schoss der eingewechselte Ben Zolinski aus vier Meter freistehend vor dem leeren Tor an die Latte, dann vermochte der gleiche Spieler einen Eckball aus ungefähr der gleichen Entfernung nicht mit dem Kopf im Kasten unterzubringen. Aber wem hilft es, Zolinski jetzt zum Sündenbock zu erklären? Lautern hat dieses Spiel aus anderen Gründen verloren.

Den Eckball hatte der eingewechselte Philipp Klement getreten. Die erste Zolinski-Chance hatte der ebenfalls eingewechselte Nicolas de Préville mit einer bockstarken Aktion über die rechte Seite vorbereitet. Beide sind übrigens Spieler, auf die man eigentlich nicht verzichten kann, wenn man einen tiefstehenden Gegner bespielen will.

Jetzt gegen Hamburg: Da darf es wieder Schuster-Style sein

Im kommenden Heimspiel am Samstagabend gegen den Hamburger SV wird dergleichen eher nicht vonnöten sein. Der Aufstiegsfavorit wird auch im Fritz-Walter-Stadion dominant auftreten wollen, sodass der FCK wieder die abwartende Spielanlage pflegen kann, mit der er in der Hinrunde so gut punktete. Die nächsten Gegner allerdings heißen Regensburg, Rostock und Nürnberg. Da wird mehr Initiative gefragt sein, sonst wird sich die Ergebnisflaute weiter fortsetzen. Seit dem 20. Spieltag hat der FCK nur fünf Punkte geholt. Lediglich Hansa Rostock und der SV Sandhausen waren noch weniger erfolgreich. Das muss angesichts eines immer noch guten siebten Tabellenplatz keine Abstiegsängste mehr auslösen, sollte aber alarmierend genug sein, sich bis Saisonende noch einmal zu berappeln.

xGoals, Zweikampfbilanz, Passquote: Diesmal alles nichts wert

Vor allem sollte man sich in diesem Fall mal nicht von den Statistiken blenden lassen. Etwa vom xGoals-Ergebnis, nach dem der FCK vorne liegt, aber nur wegen der ausgelassenen Zolinski-Chancen.

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Lautern verzeichnet auch mehr gewonnene Zweikämpfe (104:94) und die bessere Passquote (80:76 Prozent) - und doch sollte das nicht trösten (Quelle: bundesliga.de). Die Positions- und Passgrafik zeigt schon eher, woran es haperte.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Gegner: Die Braunschweiger hatten zwar weniger Ballbesitz, haben insgesamt als Mannschaft aber besser zusammengespielt.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 10.04.2023, 08:12


Ich frage ich im Nachgang des Spiels ein wenig, ob es Hilfslosigkeit oder taktische Anweisungen war, dass wir uns beim Ballbesitz primär hinten den Ball hin- und her gepasst haben. Wir haben es ja nicht nur nicht geschafft uns Torchancen zu erspielen, wir sind ja größtenteils nichtmals über die Mittelinie gekommen. Im Spiel habe ich Schuster dafür verflucht, dass er Klement draußen gelassen hat, der genau das fehlende Bindeglied im Mittelfeld hätte sein können. Mittlerweile hab ich fast den Verdacht, dass die Spieler die Anweisungen hatten so vorsichtig zu spielen bis Braunschweig mal ein wenig öffnet...so oder so kann ich aber nicht behaupten, dass es mich sonderlich glücklich macht, weil es in meinen Augen arg übervorsichtig war.

Ansonsten waren aber zu viele Spieler gedanklich auch nicht ganz auf der Höhe..eines der wenigen Spiele diese Saison, wo mir tatsächlich die Einstellung bei zu vielen Spielern nicht gefallen hat. EIne individuell stärkere Mannschaft als Braunschweig hätte da deutlich mehr aus den Spielanteilen im vorderne Drittel noch gemacht.



Beitragvon salamander » 10.04.2023, 11:45


Die Idee, eher defensiv orientiert ins Spiel zu gehen, war ja nicht abwegig. Es ist das, was eingeübt ist und was oft schon funktioniert hat. Braunschweig hatte den Druck, zumal im Heimspiel. Hinten sicher stehen und vorne auf deren Fehler warten, wenn sie aktiver werden müssen. Das hätte also aufgehen können. Und wenn wir dummerweise in Rückstand geraten, sind da ja auch noch unsere Comebackqualiäten (die uns ja unter normalen Umständen gestern auch tatsächlich noch den Punktgewinn gebracht hätten).

Als Fan wünscht man sich natürlich was anderes: Mehr Mut, schließlich haben wir nichts zu verlieren. Die Braunschweiger überraschen, in Führung gehen, dann versuchen, das Spiel zu kontrollieren. Nicht ganz einfach, nicht eingeübt, aber was hätte man schon riskiert? Schlimmstenfalls hätte man die Erfahrung gemacht, dass dies wohl noch besser trainiert werden muss. Aber das ist wohl eher zu sehr aus der Fanperspektive gedacht.



Beitragvon MarcoReichGott » 10.04.2023, 16:14


Wenn man halt meint die defensive Doppel 6 zu benötigen, dann brauch ich halt wenigstens auf Außen ein bißchen spielkultur. Ich hätte irgendwann in Halbzeit 2 gerne früher Klement, Ritter und de preville gemeinsam vorne gesehen - und nicht erst ab der 81. Minute:

Tomiak-Niehus
De Preville-Ritter-Klement
Boyd

Das wäre meiner Meinung nach ab Minute 60 auch eine recht logische offensive Aufstellung gewesen.



Beitragvon Kohlmeyer » 10.04.2023, 19:53


salamander hat geschrieben:Die Idee, eher defensiv orientiert ins Spiel zu gehen, war ja nicht abwegig. Es ist das, was eingeübt ist und was oft schon funktioniert hat. Braunschweig hatte den Druck, zumal im Heimspiel.


Das ist einerseits richtig, andererseits: Es war abzusehen, dass die Braunschweiger so spielen würden, auch wenn der Druck bei ihnen lag, die können's nämlich gar nicht anders. Das ist der Unterschied zu den Spielen gegen Paderborn, Magdeburg oder Darmstadt, wo die Idee, es auf die beschriebene Weise zu versuchen, grundsätzlich zwar richtig gewesen sein mag, die Spiele aber auch anderen Gründen verloren gingen.

Schuster hätte entweder bereits seine Startelf so formieren müssen, dass sie einen tiefstehenden Gegner besser bespielen, oder zumindest in der Halbzeit. Da Rapp verletzt raus musste, hätte es sich erst recht angeboten, Klement zu bringen. Und wenn er wirklich was hätte riskieren wollen, de Préville gleich mit.



Beitragvon herzdrigger » 11.04.2023, 12:20


Kohlmeyer hat geschrieben:Schuster hätte entweder bereits seine Startelf so formieren müssen, dass sie einen tiefstehenden Gegner besser bespielen, oder zumindest in der Halbzeit.


So sehe ich das auch. Im Prinzip hatten wir kein Mittelfeld bis zu Klements hereinnahme.

Klement ist für mich unverzichtbar auch in dem Wissen, dass es einige anders sehen.
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.



Beitragvon salamander » 11.04.2023, 12:38


Kohlmeyer hat geschrieben:
salamander hat geschrieben:Die Idee, eher defensiv orientiert ins Spiel zu gehen, war ja nicht abwegig. Es ist das, was eingeübt ist und was oft schon funktioniert hat. Braunschweig hatte den Druck, zumal im Heimspiel.


Das ist einerseits richtig, andererseits: Es war abzusehen, dass die Braunschweiger so spielen würden, auch wenn der Druck bei ihnen lag, die können's nämlich gar nicht anders. Das ist der Unterschied zu den Spielen gegen Paderborn, Magdeburg oder Darmstadt, wo die Idee, es auf die beschriebene Weise zu versuchen, grundsätzlich zwar richtig gewesen sein mag, die Spiele aber auch anderen Gründen verloren gingen.

Schuster hätte entweder bereits seine Startelf so formieren müssen, dass sie einen tiefstehenden Gegner besser bespielen, oder zumindest in der Halbzeit. Da Rapp verletzt raus musste, hätte es sich erst recht angeboten, Klement zu bringen. Und wenn er wirklich was hätte riskieren wollen, de Préville gleich mit.


Schuster hat nie gesagt, dass er experimentieren oder was riskieren will. :wink: Er hat (wie viele Trainer) SEIN Spielsystem und will damit punkten. Und er fürchtet halt, mit Klement im zentralen Mittelfeld entscheidende Zweikämpfe zu verlieren. Dem kann ich gut folgen. Allerdings haben wir auch ohne Klement in der entscheidenden Szene die Zweikämpfe verloren. Unter dem Strich steht bei Klement die Frage: Nutzt er uns mehr als er schadet? Ich hatte in dieser Saison schon beide Eindrücke und bin mir nach wie vor nicht sicher.



Beitragvon herzdrigger » 11.04.2023, 13:12


Ein Klement kann Bälle halten und verteilen. 4 gelbe Karten hat er. Körperlos ist das ganz und gar nicht. Die Art und Weise so zu spielen suggeriert das.

Mit seinem Spiel hält er den Gegner vom eigenen Strafraum fern. Ballverluste von ihm sind selten. Doch muss das Spiel ohne Ball funktionieren.

Wen aber soll er anspielen, wenn das Spiel unsererseits zu statisch ist? Im Fernsehen ist das nicht zu erkennen. Zu Hause im Stadion sehr wohl. Immer nur Boyd anspielen, der mittlerweile von 3-4 Gegenspielern empfangen wird, auf 2. Bälle spekuliern?

Gut gefallen hat mit Ritter vor Klement zum einen als Zerstörer, aber auch einen, der für Klement immer anspielbar ist. Dann funktioniert auch das schnelle Kurzpassspiel über die Außen.

Eben meine persönliche Meinung.
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.



Beitragvon Kohlmeyer » 11.04.2023, 14:35


salamander hat geschrieben:Schuster hat nie gesagt, dass er experimentieren oder was riskieren will. :wink: Er hat (wie viele Trainer) SEIN Spielsystem und will damit punkten.


So wörtlich hat er das vielleicht nicht sagt, aber in unserem DBB-Sommerinterview hat er sinngemäß erklärt, dass er es toll fände, bei einem Verein mal so lange arbeiten zu dürfen wie der Kollege Schmidt in Heidenheim. Aber zum langfristigen Denken und Arbeiten gehört für mich eben auch, eine Mannschaft so weiter zu entwickeln, dass sie eben nicht nur einen Stiefel kicken kann. Für diese Saison mag es noch ausreichen zu erklären, wir sind Aufsteiger und müssen niemand herausfordern, die anderen müssen kommen, wir dürfen kontern... Braunschweig hat ihm da, wie man sah, was gehustet, und Rostock und Regensburg werden sicher das Gleiche tun.

Gerade weil die anvisierten 40 Punkte schon geschafft sind, wärs gut, wenn Schuster schon in den verbleibenden Spielen mal anfangen würde, über den Horizont hinaus zu denken.



Beitragvon Schulbu_1900 » 11.04.2023, 20:45


@Kohlmeyer, Du hast vollkommen Recht, es wäre vernünftig und logisch mit etwas Weitblick zu agieren. Das macht einen guten Trainer aus.
Allerdings verstehe ich auch @Salamander, auf mich mach der Dirk auch den Eindruck, das er eher seinen Stiefel spielen will, wie Du sagst. Ich entnehme das seinen PK's in denen er sich ab und an erklärt. Wir werden sehen was passiert.
Der Beginn gegen Kiel zum Beispiel, war ein Schritt in die richtige Richtung. Keine Ahnung was da der Auslöser war.
Elf Freunde müsst Ihr sein

"Putin du A.....loch !!"
🇺🇦 🇺🇦 🇺🇦



Beitragvon Ke07111978 » 12.04.2023, 07:39


Kohlmeyer hat geschrieben: Das ist einerseits richtig, andererseits: Es war abzusehen, dass die Braunschweiger so spielen würden, ..., die können's nämlich gar nicht anders.


Womit wir bei dem Spiegelbild wären...



Beitragvon Kohlmeyer » 12.04.2023, 07:55


Schulbu_1900 hat geschrieben:Der Beginn gegen Kiel zum Beispiel, war ein Schritt in die richtige Richtung. Keine Ahnung was da der Auslöser war.


Richtig. Kiel war ein gutes Beispiel, dass Schuster auch dominanter spielen lassen kann, und zwar auch mal über eine längere Phase. In anderen Spielen haben wir das auch schon, aber kürzer. Und das Personal dazu haben wir auch, so es denn zum Einsatz kommt.

Von daher sollten wir optimistisch bleiben, dass Schuster vielleicht doch der richtige Mann ist, um die Mannschaft längerfristig weiterzuentwickeln.

Braunschweig war für mich eigentlich das erste Spiel, das Schuster falsch angegangen ist. Sogar in Darmstadt haben wir eigentlich mit ein paar guten Ideen begonnen, etwa dem forcierten Flügelspiel, doch haben wir dann mit Zweikampfschwäche vergeigt.



Beitragvon Kohlmeyer » 16.04.2023, 14:57


Hier kommen die xG-Grafiken in unserer Taktik-Nachlese zum Spiel gegen den HSV:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-HSV
Die DBB-Analyse: Schuster-Style at its best

Zum Traditionstag große Oper. Bei diesem 2:0 des FCK gegen den HSV traten die Heldentenöre allerdings erst im vierten Akt auf. Und der Hauptdarsteller stand während der gesamten Aufführung nur neben der Bühne.

Eines vorweg: Wir wissen nicht, wie es dereinst einmal enden wird mit dem Trainer Dirk Schuster und dem 1. FC Kaiserslautern. Ob er zu den vielen Übungsleitern gehören wird, die am Ende davongejagt wurden, oder zu den wenigen, die erhobenen Hauptes gehen durften. Eines aber hat Schuster schon jetzt mit Legenden wie König Otto und King Kalli gemein: Er zieht sein Ding konsequent durch, lässt sich weder von anderslautenden Meinungen noch von scharfer Kritik aus dem Umfeld beeinflussen.

Gegen den Hamburger SV startete er wieder mit einer Dreierkette, obwohl der letzte Versuch in dieser Richtung beim 0:2 in Magdeburg allgemein als missglückt gewertet worden war. Und in seinem neu formierten 3-4-1-2 nominierte der Coach nicht Philipp Klement, auch nicht den zuletzt dort positionierten Marlon Ritter, sondern Ben Zolinski, der spätestens seit vergangener Woche ein schweres Standing bei den Fans hat, nachdem er beim 0:1 in Braunschweig mindestens eine sogenannte "Hundertprozentige" versiebte. Und Terrence Boyd, seinen besten Torschützen, auf den er bislang noch nie verzichtet hatte, setzte er kurzerhand auf die Bank.

Ohne jetzt unter dem Eindruck dieses großen Fußballabends allzu schwelgerisch klingen zu wollen: Schuster lag mit all diesen Entscheidungen richtig, nachdem sein Matchplan in Braunschweig eine Woche zuvor oft kritisiert worden war. Sein Meisterstück machte er dann mit seinen Einwechslungen in der zweiten Halbzeit: Mit Boyd und Aaron Opoku erzielten gleich zwei Joker die Tore zum Sieg. Insgesamt gehen nun 15 Saisontreffer des FCK aufs Konto von Einwechselspielern - kein Kollege Schusters verfügt bislang auch nur annähernd über ein derart goldenes Händchen.

Wieder kam die beste Offensive - und wieder sah sie kein Land

Die Dreierkette funktionierte, weil sie vom breit aufgestellten Dreiersturm des HSV nie entscheidend auseinandergezogen werden konnte. Dafür sorgte das davor angeordnete Mittelfeldquartett, aus dem sich bei Bedarf immer mindestens ein Akteur in die hintere Reihe zurückfallen ließ, um den Raum zu verdichten. Wiederholt Probleme hatte der Defensivverbund lediglich auf der linken Abwehrseite, dort war allerdings mit Bakery Jatta ein überragender Einzelspieler unterwegs.

Nachdem die Hanseaten vergangene Woche gegen Hannover sechs Buden markiert hatten, kam erneut die beste Offensive der Liga nach Lautern. Vor zwei Wochen noch haftete dieses Etikett dem Gast aus Heidenheim an. Und wie das Team von Frank Schmidt seinerzeit verzeichnete auch das Ensemble von Tim Walter nach 45 Minuten die wenigsten Toraktionen in der bisherigen Spielzeit. Der Erfolg eines hochkonzentrierten FCK-Spiels gegen den Ball. "Uns kam es darauf an, defensiv-taktisch sauber zu arbeiten, nicht den Fehler zu machen, bei den vielen Positionswechseln des Gegners mitzulaufen, sondern eher in Korridoren und in Räumen zu denken und die Leute zu übergeben", erklärte Dirk Schuster nach dem Spiel.

Dabei hatten die Rothosen in der ersten Halbzeit 67 Prozent Ballbesitz - und dennoch erst in der 44. Minute ihre erste Torchance: Anssi Suhonen verzog halblinks im Strafraum, nachdem ihn Mittelstürmer Robert Glatzel schön freigespielt hatte.

Zolinski als Zehner, der nicht zaubert, sondern arbeitet

Doch auch Lauterns Spiel nach vorne lief nur zäh an. Zolinski ist nun mal kein Zehner, der permanent mit Schnittstellenpässen glänzt. Dass er den Vorzug vor Klement erhielt, lag wohl eher daran, dass er weniger zaubern, sondern vor allem die Kreise von Sechser Jonas Meffert einengen sollte, der normaler Weise den Takt in der Walter-Elf vorgibt. Meffert aber war kurzfristig ausgefallen, so dass der HSV-Trainer den sonst offensiver ausgerichteten Ludovit Reis auf die Position vor der Abwehr zurückzog. Den Slowaken weist "Wyscout" als "smartesten" Passgeber der Zweiten Liga aus, sowie als den Mittelspieler, der die meisten "progressiven Läufe" startet. Dieser Samstagabend aber wurde für Reis zum Albtraum: Vor beiden FCK-Treffern zeichnete er für die entscheidenden Ballverluste verantwortlich.

In der Anfangsphase machte sich zudem das Fehlen Boyds bemerkbar. Der wirkte zuletzt zwar nicht immer frisch und war vor Gegners Kasten nicht mehr so präsent, doch sind seine Mitspieler gewohnt, dass er sich stets auf der gesamten Breite des Spielfelds als Prellbock anbietet. Das neue Sturmduo Kenny Redondo und Nicolas de Préville indes wollte eher mit Pässen hinter die Abwehr in Szene gesetzt werden. Das gelang zunächst nur selten, doch wenn der Ball mal zum Franzosen kam, war’s jedes Mal ein Fest für Freunde des technisch feinen Fußballs. Wie er sich auf engstem Raum gegen seinen Gegenspieler durchsetzt, ihn manchmal sogar überlupft, das weckt Erinnerungen an Youri Djorkaeff, den größten Sohn der Grande Nation, der jemals das Trikot der Roten Teufel trug.

De Préville hatte nach 22 Minuten dann auch die erste gute Einschusschance für den FCK. Vorausgegangen war ein Abschlag von Keeper Andreas Luthe, der wohl nicht ganz so halbhoch geplant war, wie er dann tatsächlich übers Spielfeld flog. Und den Zolinski mit der Hacke auf den Franzosen weiterleitete, der aus halbrechter Position an Hamburgs Torsteher Daniel Heuer Fernandes scheiterte.

Da hatte der ansonsten unspektakuläre Zehner Zolinksi dann doch mal eine starke Offensivaktion. In Hälfte zwei fiel er nochmal durch ein Hinterhaltsgeschoss nach einer kurz abgewehrte Ecke von Hendrick Zuck auf.

Wie gehabt: Lautern weniger am Ball, aber gefährlicher

Und auch wenn die Gastgeber an dem mit 49.327 Zuschauer restlos ausverkauften Betzenberg kein Offensivfeuerwerk abbrannten: Nach etwa 25 Minuten wurden sie mutiger und gingen wiederholt in stets nur kurzzeitiges, aber druckvolles Angriffspressing über, das Hamburgs Abwehr direkt wackeln ließ. Gestartet wurden diese Attacken nach Einwürfen in Gegners Hälfte oder, wenn Heuer Fernandes das Spiel seines Teams mit kurzen Pässen aufzubauen versuchte.

Nach Wiederanpfiff glich die Lage daher ein wenig der im vorangegangenen Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim. Die Männer in Rot hatten zwar deutlich weniger Ballbesitz, waren aber einen Tick gefährlicher.

Im Heidenheim-Spiel setzte es dann eine eiskalte Dusche in Form eines Treffers von Tim Kleindienst. Die wäre, das muss gesagt werden, auch diesmal möglich gewesen. HSV-Verteidiger Miro Muheim traf nach 65 Minuten nur die Latte. Jatta hatte ihm das Leder in den Rückraum gelegt, nachdem Sonny Kittel am linken Flügel erstmals eine Flanke geglückt war.
Da half es den Betze-Buben möglicherweise, dass Tim Walter auf seiner rechten Abwehrseite zunächst mit Noah Katterbach, später mit Muheim zwei Linksfüße aufbieten musste. Denn der etatmäßige Rechtsverteidiger Moritz Heyer war ebenfalls kurzfristig ausgefallen. Hätte er seinen starken Linken einsetzen können, hätte Muheim bestimmt eher getroffen.

Nach 66 Minuten zieht Schuster den ersten Joker

So aber blieb es beim 0:0 - und Schuster konnte seine Joker ziehen. Nach 66 Minuten kamen Boyd und Philipp Hercher für Redondo und de Préville, neun Minuten später Daniel Hanslik für Zolinski - ebenfalls ein Zehner, der mehr mit Laufstärke und taktischer Disziplin auffällt als durch Zauberei. Boyd und Hercher waren es dann auch, die Heuer Fernandes in der 72. Minute so geschickt anliefen, dass diesem sein Abspiel auf die linke Abwehrseite zu unpräzise geriet. Reis unterlag im Zweikampf gegen Jean Zimmer, der startete Richtung Strafraum durch, flankte flach auf Boyd in der Mitte - und der machte allein mit seinem Hackentor diesen Abend unvergesslich.

In der 85. Minute brachte Schuster Opoku für Julian Niehues. Und während sich alle Welt noch fragte, wie und wieso ein Flügelstürmer bei einer solch knappen Führung kurz vor Schluss ausgerechnet einen so rustikalen Sechser ersetzen sollte, machte Opoku nach nur 35 Sekunden alle möglichen Antworten überflüssig. Hercher lief Reis davon, kam im Strafraum zu Fall, vermochte aber noch, den mitgelaufenen Ex-Hamburger ins Spiel zu bringen, und der vollstreckte.

Hanslik hatte später sogar noch die Möglichkeit, auf 3:0 zu erhöhen, aber das wäre dann wirklich too much gewesen. Und mehr Pfälzer Glückseligkeit wäre ohnehin nicht vorstellbar gewesen. Damit hat der FCK nun alle sechs Spiele gegen die Top 3 der Liga absolviert. Die Bilanz: Vier Remis, eine Niederlage, ein Sieg. Das ist mehr als ordentlich für einen Aufsteiger.

Entscheidend waren die Zweikämpfe im zentralen Mittelfeld

Zu den Grafiken. Die xG-Timeline weist bei "11tegen11" ein 1,77 : 0,46 zugunsten des FCK aus, "bundesliga.de" und andere Anbieter künden von einem 1,51 : 0.55. Und das bei am Ende nur 34 Prozent Ballbesitz der Lautrer. Schusterscher Underdog-Style at its best.

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Die Positions- und Passgrafik: Wegen des wenigen Ballbesitzes fast nur durchgehend kleine Spots, insgesamt aber eine ansehnliche Vernetzung. Interessant: Die Abwehrspieler suchten kaum einmal den Weg über die zentralen Mittelfeldspieler. Und Stürmer Kenny Redondo musste seine Mitspieler sehr entgegenkommen, um den Ball zu berühren.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Hamburger. Nicht so leicht zu erfassen, weil Sander Ijtsmas Software die Spots wieder mal weiß auf weiß zeichnete. Deutlich zu erkennen ist aber: Ohne Jatta konnte nach vorne gar nichts gehen beim HSV. Und die meisten Pässe wurden zwischen Innenverteidiger Schonlau und Keeper Heuer Fernandes gespielt. So verbreiten 66 Prozent Ballbesitz in der Tat weder Angst noch Schrecken.

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Zum Schluss: Die beliebte Überkreuztabelle der geführten Duelle. Schnelllesern sei empfohlen, lediglich die Werte der zentralen Mittelfeldspieler auf beiden Seiten zu vergleichen. Bereits die sprechen Bände.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon herzdrigger » 16.04.2023, 17:54


Eines vorweg: Wir wissen nicht, wie es dereinst einmal enden wird mit dem Trainer Dirk Schuster und dem 1. FC Kaiserslautern. Ob er zu den vielen Übungsleitern gehören wird, die am Ende davongejagt wurden, oder zu den wenigen, die erhobenen Hauptes gehen durften.


Ehrlich gesagt zolle ich Dirk Schuster mittleweile höchsten Respekt. Wir sollten ihn absolut nicht unterschätzen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn er lange Zeit zum Aufbau bei uns hätte und erhobenen Hauptes irgendwann in später Zukunft gehen darf. :daumen:

Als ich die Aufstellung gesehen habe, musste ich grinsen.
"Boyd MUSS immer von Anfang an spielen"

Lieber Dirk, ich glaube kaum einer kann so den Gegner mit seiner Pressekonferenz so an der Nase herumführen, wie du es gemacht hast. Alter "Liener" :lol:

Vielen Dank für die wieder sehr gute Analyse und trotzdem Klement nicht zum Zuge kam ist absolut alles von jedem richtig gemacht worden.

Der Mannschaft ein extra Lob. Es gab ein Spiel ohne Ball, die Jungs waren nah am Gegner und gallig, es wurde sehr diszipliniert die Position gehalten.

Aber bitte jetzt nicht nachlassen. Regensburg ist zwar kein HSV, aber absolut nicht zu unterschätzen. :wink:
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.



Beitragvon Lautern-Fahne » 17.04.2023, 09:59


Schuster ist der einzige Trainer der letzten Jahre, der die Mannschaft konsequent am Gegner ausrichtet. Wie es ein vernünftiger Trainer macht. Es klappt nicht immer alles, aber außer dem Ausrutscher gegen den Jahn in der Hinrunde gab es noch nie eine Packung. Bin kein Fan von der Interviewführung, aber der Mann ist zweifelsohne der größte Fachmann, den ich seit 2008 da oben beobachten darf.

-Frühes vs spätes Pressing
-stumpfes Langholz auf Boyd in der Hinrunde vs Fußballspielen
-mehrere Systeme (4-2-3-1, 4-4-2, 5-3-2, 3-4-2-1)
-kontrollierte vs. totale Offensive

Er macht sich Gedanken, bescheißt den Gegner wenn es geht und schreckt halt auch nicht vor unpopulären Maßnahmen (öffentliches auf die Lichtung stellen von Spielern, Boyd auf die Bank) zurück. Markus Weinzierl (FCN) wies bei der PK gegen uns direkt daraufhin, dass man "dem Dirk nicht alles glauben darf".
Er erinnert mich vom Ansatz an Huub Stevens ("die 0 muss stehen"). Der war zwar auch nicht populär auf Hamburg und Schalke- aber eben erfolgreich. Und nur das zählt im Fußball. Aue hätte ihn damals lieber nicht entlassen- aus dem Wunsch nach "schönem Offensivfußball" wurde nämlich Abstiegskampf in Liga 3.

Anstatt von glücklichem Händchen würde ich bei ihm von einem guten, realistischen Blick sprechen. Wenn das Forum die Füße still hält und Hengen noch 2,3 gute Leute an Land zieht, steigen wir mir dem Mann irgendwann auf.

@Kohlmayer
Kann man sich irgendwo Heatmaps von einzelnen Spielern ziehen? Will mir anschauen, wo Zolinski rumgerannt ist.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon Kohlmeyer » 17.04.2023, 10:41


Geh mal auf sofascore.com und ruf dir die Spiele vom Samstag auf. Dort findest Du Heatmaps zu allen Spielern.



Beitragvon Miggeblädsch » 19.04.2023, 18:43


Lautern-Fahne hat geschrieben:...Wenn das Forum die Füße still hält und Hengen noch 2,3 gute Leute an Land zieht, steigen wir mir dem Mann irgendwann auf...


Möglicherweise überschätzt du den Einfluss des Forums ein wenig. Nur mal so am Rande 8-)

Abgesehen davon liegt der Sinn eines Forum darin, seine Meinungen auszutauschen und zu diskutieren. Und eben nicht darin, die "Füße still zu halten". Oder?
Jetzt geht's los :teufel2:




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