Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Thomas » 18.10.2006, 17:05


Kam vorhin vom Betze per Rundmail, eine kleine Vorstellung unseres Vorstandsmitglieds Arndt Jaworski aus dem Sport-Business-Heftchen "Horizont Sportbusiness 4/2006":

Ein Hanseat am Betzenberg
Wie das Kaiserslauterner Vorstandsmitglied Arndt Jaworski dem Pfälzer Traditionsclub beim Gang in die Moderne helfen will.


"Alla hopp, gehen mer los!" Wenn Arndt Jaworski bei seinen seltenen Besuchen in der Hamburger Heimat ehemalige Weggefährten mit dieser pfälzischen Floskel zum Aufbruch animieren will, „erkennen die mich nicht wieder“. Für den Hanseaten ist das ein positives Zeichen: „Es zeigt, wie gut ich mich eingewöhnt habe.“ Seit 2004 lebt und arbeitet er im Südwesten der Republik, im „Herz der Pfalz“, wie der neue Claim den 1. FC Kaiserslautern treffend beschreibt.

Zunächst leitete der 36-Jährige die Vermarktungsmannschaft von Sportfive, seit Anfang August ist er eines von zwei Vorstandsmitgliedern des Traditionsclubs. Der Arbeitgeber habe die Anpassung des urbanen Nordlichts in der provinziellen Region erleichtert: „Es öffnet so manche Tür, wenn man beim FCK engagiert ist.“ Natürlich war auch der Zeitpunkt seines Einstiegs förderlich. Nach dem zweiten Abstieg des lange etablierten Bundesligaclubs, den Querelen im Management, dem finanziellen Tohuwabohu, die Lautern beinahe die Existenz gekostet hätten, sehnt man sich in der Pfalz nach ordnenden Kräften. Der Schweizer René Jäggi war einer, der aus dem Gewirr von Rettungsaktionen, Schuldzuweisungen und Intrigen herausragte. Doch der hat den Club nach vier Jahren wieder verlassen. Nun darf Jaworski an der Seite des erfahrenen Finanzfachmanns Erwin Göbel auf der Kommandobrücke Kurs auf die Bundesliga nehmen. „Wirtschaftlich geht es uns einigermaßen“, sagt er. „Der Club ist saniert, das Stadion an die Stadt verkauft.“ Zwar müsse der FCK für die Lizenzierung durch die DFL Auflagen erfüllen, er sei aber liquide.

Beinahe zwangsweise hat man sich auch in der Pfalz auf ein Prinzip besonnen, das fast alle in Not geratenen Fußballclubs predigen: die Nachwuchsarbeit. Schon in der Rückrunde der letzten Saison, als sich der FCK gegen den Abstieg stemmte, spielten sich Talente wie Daniel Halfar, Fabian Schönheim und Axel Bellinghausen in den Blickpunkt. „Sie alle stammen aus dem Fröhner Hof, unserer Ausbildungsstätte“, sagt Jaworski und die Freude darüber ist ihm anzusehen.

Die Jungen bringen frischen Wind aufs Feld, Punkte aufs Konto und taugen als Identifikationsfiguren. Jaworski, der im Vorstand unter anderem für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, weiß, was dies wert ist. In den wenigen Jahren in Kaiserslautern hat er hautnah erlebt, wie eng das kollektive Gemüt der Region mit den Leistungen des Clubs vom Betzenberg zusammenhängt. „Verliert der FCK, geht´s den Leuten schlecht. Und beim Bäcker kann man sich nicht verstecken.“

Will der Ex-Sportfive-Mann auch nicht. Er lebt mitten in Kaiserslautern, fährt kaum in die Heimat. „Man muss sich einlassen, sonst funktioniert das nicht.“ Etwa die Kreation eines Claims. „Das Herz der Pfalz“ hat Jaworski mit Paul Groß von der Düsseldorfer Agentur Vasata Schröder entwickelt – nicht ohne mit Fanbeiräten und –betreuern gesprochen zu haben.

„Das Motiv dafür war, dass wir nicht mehr nur singuläre Aktionen á la ,Wir packen den Aufstieg`wollten. Wir brauchten ein Kommunikationsdach, unter dem wir eine Reihe von Maßnahmen starten können.“ Die Umsetzung soll bodenständig sein, nicht hochtrabend. „Wenn wir die Region mit City-Lights tapezieren würden, wäre die Gefahr groß, dass die Leute sagen: „Ham kein Geld für einen Mittelstürmer, machen aber so einen Marketing-Schnickschnack.“

Statt dessen kooperiert der FCK mit der Edeka-Dachgesellschaft Wasgau, die Fanpakete anbietet, und der Barbarossa-Bäckerei- einer regional bekannten Kette, die fortan FCK-Brot backt und Mitglieder wirbt. „Wir wollen den Fan treffen, wo er sich im Alltag aufhält.“ Von einem Marketingmann wird erwartet, dass er Ideen hat. Im Falle Jaworskis ist der Vorteil, dass er sie von höchster Clubebene aus imitieren kann. Sein Werdegang lässt Kompetenz erahnen: Nach Abi, Ausbildung zum Industriekaufmann und Studium des Wirtschaftsrechts folgen ein Stipendium in Texas (Marketing and Sales) und ein Praxissemester in Birmingham. Jaworski verfasst seine Diplom-Arbeit bei Tchibo. Thema: „Markteintrittsstrategien für den rumänischen Röstkaffeemarkt.“ Anschließend Wechsel zu Sportfive, wo er als Director of Sales Hauptsponsorenpakete verkauft.

Nähe zum Sport muss Jaworski nicht herbeireden. „Ich bin fußballverrückt.“ Der Mann mit dem steten Lächeln auf den Lippen spielte für Altona 93, kam bis zur Verbandsliga („Mittelfeld zentral“). Heute tritt er beim wöchentlichen Kick mit der Geschäftsstelle gegen den Ball, schaut sich neben den Spielen des FCK Partien in der Region an uns sitzt abends gern vor Premiere.

Champions League, Meisterschaft, zuletzt vor 5 Jahren das Uefa-Cup-Halbfinale gegen Alavés – als das hatten sie in der Pfalz. Jaworski weiß: „Wir gehören in die erste Liga.“ Aber er weiß auch, dass die Rahmenbedingungen am Betze nicht Spitze sind – erst recht nicht in der 2. Liga. „Es ist schwierig, an neue Erlösungsquellen zu gelangen. Unsere Hospitality-Möglichkeiten sind eingeschränkt.“ Mit 12 Unternehmenslogen und 1000 Business-Seats ist man im Oberhaus nicht in der vorderen Tabellenhälfte.

Die Strategie wird sein, das mittelständisch geprägte Umfeld weiter zu beackern, vorhandene Strukturen auszubauen – wie den zur WM entstandenen Glasturm, der mehr Hospitality möglich machen soll. Jaworski scheint vortrefflich für die Umsetzung der Vorhaben geeignet. Er wirkt offen, verströmt geradezu eine körperliche Bereitschaft, die Dinge anzupacken. Seine Erdung hindert ihn nicht, für eine Kommunikationskultur einzutreten. „Ich habe eingeführt, dass alle Abteilungen regelmäßig an einen Tisch kommen. Bei Fanbetreuung, Ticketing, Marketing und Merchandising gibt es häufig Überschneidungen. Jeder sollte wissen, was beim anderen passiert.“ Bei Themen wie Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung („Das kann später kommen“) und Vermarktung der Filetstücke will er Fingerspitzengefühl zeigen.

Er weiß, dass es einer Satzungsänderung bedürfte, sollte Fritz Walter einem Unternehmensnamen weichen. „Vielleicht wird es bald so sein, dass wir die Einzigen sind, die den Stadionnamen nicht verkauft haben“, sagt Jaworski, „aber ich könnte mir eine Alternative vorstellen: Wir vermarkten das Areal. Das wäre Naming-Right light. Das Entscheidende ist, dass es passt.”

Denn am Ende soll der Club so schnell wie möglich dahin zurück, wo ihn die Fans im Gedächtnis gespeichert haben: ins Oberhaus. Jaworskis Erinnerungen an den Verein reichen bis in die Jugendzeit: „Samstag Nachmittag, Radiokonferenz. Alle Begegnungen waren schon vorbei, nur in Lautern wurde noch gespielt. Dann: 94. Minute, Elfmeter, Tor, Sieg.“ Der Mythos FCK, er scheint auch in der 2. Liga zu leben. Gegen die TuS Koblenz lag man kürzlich 0:2 zurück, am Ende stand ein 4:3. Lautern ist auf dem Weg.O.Zils


Jaworski und der FCK
Arndt Jaworski ist seit dem 1. August dieses Jahres eines von zwei Vorstandsmitgliedern beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern – sein Vertrag gilt zunächst bis ins Jahr 2009. Zuvor hatte der 36-jährige zwei Jahre lang das Team von Vermarkter Sportfive am Betzenberg geleitet. Die Verwaltung des FCK umfasst knapp 30 Personen. Der Club, für den das Ziel Wiederaufstieg Priorität hat, kalkuliert mit einem Umsatz von 27 Millionen Euro, inklusive Lizenzspieleretat. Hauptsponsor ist die DVAG. Die Hospitality-Möglichkeiten haben sich im Fritz-Walter-Stadion durch die WM-Umbaumaßnahmen leicht verbessert. Neben den 12 Unternehmenslogen und 1000 Business Seats verfügt der FCK nun auch über einen Hospitality-Turm zwischen Haupt- und Hintertortribüne, in dem auf 4 Ebenen jeweils 80 Personen Platz finden. Der Traditionsclub plant mit einem Zuschauerschnitt von 25000 und peilt die Marke von 15000 Dauerkarten-Besitzern an. Das Einzugsgebiet bei Heimspielen liegt bei rund 80 Kilometern.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



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