betzewatcher hat geschrieben:Veränderte Rahmenbedingungen im Profifussball,
Rückblick:
In der Nachkriegszeit waren alle Fußballspieler zunächst Amateure. In der höchsten Spielklasse, der Oberliga, erhielten die Spieler bald Verträge und avancierten so zu Vertragsspielern.
Selbst Spitzenspieler bezogen vergleichsweise sehr geringe Bezüge. Geld spielte in dieser Zeit eher eine Nebenrolle. Von Fußball alleine konnte man sich wohl kaum über Wasser halten.
So gesehen herrschte unter wirtschaftlichen Aspekten für die damaligen Vereine fast Chancengleichheit. Auch relativ kleine Vereine konnten bei entsprechend günstigen sportlichen Konstellationen mit vermeintlich großen recht gut mithalten.
Mit Einführung der Bundesliga begann eine neue Ära. Mit dem Profifußball rückte die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Vereins immer mehr in den Mittelpunkt und ist heute die fast wichtigste Kenngröße für die sportliche Leistungsfähigkeit eines Vereins.
Es liegt auf der Hand, dass sich diese veränderten Rahmenbedingungen für Vereine in wirtschaftlich starken Regionen positiv auswirken. Die einstige, relative Chancengleichheit verschiebt sich mehr und mehr zu Gunsten der wirtschaftlich starken Vereine. Geld regiert auch den Fußball.
Vereine in München, im Ruhrgebiet, Hamburg, Berlin, Rhein-Maingebiet, Stuttgart usw. sind klar privilegiert.
So gesehen ist der langjährige Erfolg des FCK gar nicht hoch genug anzusehen und mutet fast wie ein Märchen an.
Wenn man sich bemüht die Gründe für den relativen Erfolg nüchtern und sachlich zu analysieren wird man feststellen, dass einige glückliche Konstellationen zusammentrafen, auf die ich jetzt nicht eingehen möchte und die sicherlich auch teilweise nicht einfach erklärt werden können.
Besonders wichtig erscheint in Bezug auf die aktuelle Situation des Vereins allerdings, dass seit beginn der Bundesliga nach meiner Einschätzung nicht überragende Persönlichkeiten, sondern vielmehr der enge Schulterschluss aller Akteure und die Bündelung der Ressourcen zum Erfolg geführt hatten.
Viele Jahre war man sich der Underdog- Situation bewusst und kämpfte gemeinsam ums Überleben. Die harte Arbeit, die ein sicherlich limitierter Ditmar Schwager leistete, ist für mich symptomatisch für diese Zeit.
Mit den Kirch- Millionen, von denen auch der FCK profitierte, wurden die oben genannten wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten für eine bestimmte Zeit ausgesetzt. In dieser nicht allzu langen Zeit, die wohl die sportlich Erfolgreichste des FCK im Profifußball war, sind doch einige Tugenden auf der Strecke geblieben, die dem FCK vorher dass überleben sicherten.
Fraktionenbildung, Zerstrittenheit, Grabenkämpfe um das goldene Kalb, usw. die Folge.
Nachdem Kirch nicht mehr war, stand man offensichtlich vor einen Trümmerhaufen. Im Nachhinein gesehen wurden sicherlich viele Fehler gemacht. Aber letztlich spielt es heute keine Rolle mehr ob bei den Räumarbeiten das eine oder andere hätte gerettet werden können.
Zu denken, der FCK hätte diese Zäsur bereits vollkommen überstanden und könnte weiterwirtschaften wie zuvor, erscheint mir blauäugig.
Es wird schwerer werden im Konzert der Großen mitzuspielen. Diese Prognose drängt sich bei nüchterner Betrachtung der wirtschaftlichen Zusammenhänge im Profifußball auf.
Fehler die sich Vereine in wirtschaftsstarken Regionen leisten können, sind bei uns ungleich schwerer zu kompensieren.
Daran zu glauben, man könnte einen Zauberer verpflichten, der uns den Fußballhimmel auf Erden beschert, halte ich für recht unrealistisch.
Wenn gegen den Trend, der FCK längerfristig überhaupt eine Rolle im deutschen Fußball spielen kann, dann müssen alle Kräfte gebündelt werden und alle den Strang in die gleiche Richtung ziehen.
Betzewatcher
Der Beitrag ist einwandfrei und das mit dem "Kraefte buendeln" stimmt eindeutig. Keine Frage. Doch die Gleichung kleiner Ballungsraum bzw. kleine Stadt = kleiner Fussballverein sehe ich nicht ganz so eindeutig und automatisch. Wuerde man den FCK z.B. an der Anzahl von Fans messen, dann stuenden wir nicht unter den letzten 3 Profivereinen, sondern unter den ersten 10. In den 80-90er Jahren waren wir jahrelang in der Top 5 von den Zuschauerzahlen. Der FCK ist in Sachen Fussball eine Top-Adresse, eine Top-Marke, wie die Buffalo Bills oder Green Bay Packers in der NFL. Kleine Staedte aber traditionsreiche American Football Vereine die einfach nicht wegzudenken sind. Und selbst bei kleinen Vereinen mit weniger Fans und weniger Tradition gibt es in Europa genug Beispiele fuer Erfolg im modernen Fussball: Getafe, Alaves, Udinese, Chievo, Middlesbrough, Auxerre, Sochaux, usw.
Das Problem beim FCK, meines Erachtens, ist, dass seit Jahren schlecht gearbeitet wird. Jedes Jahr ein neuer Plan, jedes Jahr ein neuer Trainer, jedes Jahr neue Fehleinkaeufe, jedes Jahr die besten Spieler fuer wenig oder kein Geld abgegeben. Das kann sich ein Provinzverein letztendlich wirklich nicht leisten, da stimme ich dir 100% zu!!!