Diskussionen zu fanpolitischen Themen, wie z.B. von ProFans oder dem B.A.F.F.

Beitragvon paulgeht » 27.07.2016, 09:33


In Nürnberg ist Freude über den neuen, regionalverbundenen Sponsor groß. Für viel Gesprächsstoff sorgt allerdings ein Ausstiegsrecht der Nürnberger Versicherung. Die Club-Verantwortlichen relativieren. Trotzdem ein interessanter Aspekt.

Wirbel um den FCN: Sponsor steigt bei Fanausschreitungen aus

Kein Pardon bei der Nürnberger Versicherung: Bei weiterem Fehlverhalten der Anhänger des 1. FC Nürnberg steigt der Hauptsponsor wieder aus dem Vertrag aus. Vorstand Dr. Armin Zitzmann sieht den Club aber "auf dem richtigen Weg".

Erst vergangene Woche hatten sich Anhänger des FCN wieder daneben benommen. Beim Testspiel gegen den Chemnitzer FC gingen rund 50 Fans der Nürnberger und Chemnitzer Mannschaft aufeinander los. Solch ein Verhalten hat den 1. FC Nürnberg bereits in den vergangenen Jahren viel Geld gekostet, also Strafen zur Folge gehabt. Seit knapp einer Woche steht fest, dass das nötige Kleingeld dafür die Nürnberger Versicherung zuschießt, auch wenn sie dieses gerne anders investiert sehen möchte.

Vorstandsvorsitzender Dr. Armin Zitzmann äußerte sich dementsprechend verstimmt über die Ausschreitungen. Bei weiterem Fehlverhalten könne die Nürnberger Versicherung vom Vertrag zurücktreten und müsse den Club nicht weiter unterstützen, ließ der Vorstand durchblicken. "Wir haben Klauseln in den Verträgen, die uns das ermöglichen", sagte Zitzmann der Süddeutschen Zeitung, "da schauen wir nicht zu."

(...)

Auf Seiten des FCN geht man allerdings davon aus, dass es zu keinen weiteren Zwischenfällen kommt. "Sonst wären wir den Vertrag ja nicht eingegangen", äußerte sich Michael Meeske, "das wurde teilweise ein bisschen vereinfacht dargestellt. Bei allen großen Sponsoren ist es heutzutage üblich, dass sie bei einem drohenden Imageschaden aussteigen können."

(...)

Quelle und kompletter Text: nordbayern.de
Bild
Ihr findet uns auch bei Facebook und Twitter.



Beitragvon wkv » 27.07.2016, 09:41


Prinzipiell kann ich damit leben.
Ich sehe da nur eine gewisse Gefahr.
Wenn Firmen einen Schritt weiter gehen, und nicht nur bei Ausschreitungen ihr Engagement zurückziehen können, sondern sogar Image, Auftreten etc. eines Vereines bestimmen möchten.

Noch ist das nicht so.
Aber bislang ist noch jede Befürchtung, jede noch so große Eskalation der Kommerzialisierung, eingetroffen.

Wir haben mittlerweile 50+1 ad absurdum, wir haben Hoffenheim, Ingolstadt und Red Bull, wir haben fast jeden Tag Fußball, unter der Woche 17.30 Uhr Anstoß....

Lediglich die Unterbrechung für Werbung ist noch nicht da.



Beitragvon Rückkorb » 27.07.2016, 10:23


Dajà vue.

Da haben wir es wieder. Fehlverhalten der Fans soll also nicht nur nach den DFL-Statuten, sondern auch beim Sponsoring-Vertrag zu einem wirtschaftlichen Schaden des Vereins führen können. Während es im ersten Fall eine festzusetzende Strafe ist, ist es im zweiten Fall eine fehlende Einnahme, was sich wirtschaftlich entspricht.

Es müssen sich also nur genug Menschen finden, die als Clubberer identifiziert werden können und Fehlverhalten aufzeigen. Schon bekommt es der Verein nicht nur mit der DFL zu tun, sondern hat auch noch seinen Sponsor los.

Dabei kann der Verein selbst machen, was er will, sogar beste "Prävention". Fehlverhalten ist Fehlverhalten.

Interessant finde ich, dass derartige Klauseln üblich sind. Wenn sie aber in Sponsoring-Verträgen üblich sind, tue ich mir schwer mit den Protagonisten, die in der Auswirkung wirtschaftlich vergleichbare DFL-Statuten von Vorneherein für rechtswidrig halten. Das sollte man trennen von der Frage, ob die DFL-Statuten insoweit transprarent und bereits daher fragwürdig sind.

Es ist in beiden Fällen gleich, dass der Verein sich solchen Klauseln unterwerfen muss, wenn er im Geschäft mitmachen will. Natürlich könnte man auch auf die Idee kommen, dass solche Klauseln in Sponsoring-Verträgen wegen Sittenwidrigkeit unwirksam sind.

Die Diskussion ist noch nicht fertig.

Bevor einer einen Herzkasper bekommt. Ich stelle hier nicht dar, was ich will, sondern versuche nur eine ansatzweise Einschätzung dessen, was ist.
Auch das kann ein Rückkorb noch aufladen.



Beitragvon Devils-Supporter » 27.07.2016, 11:45


Das geleiche dachte ich mir auch, als ich das gelesen habe.
Wäre mal interessant zu sehen, was passiert wenn eine solche Klausen gezogen wird und der Vertragspartner sich dagegegn wehrt.
Im Gegensatz zu den Sippenhaft-Strafen des DFB, müssten diese Klauseln nämlich dann vor ordenltichen Gerichten bestand haben. Und ich kann mir schwer vorstellen, dass eine Klausel die einen Nachteil für eine Partei beim Fehlverhalten nicht genau benannter dritter vorsieht bestand hätte.
Aber das wird wohl auch der DFB vermeiden wollen, weil dann genz klar würde, dass sein Strafsystem einen krassen Gegensatz zur geltenden Rechtsordnung darstellt.
Unsre Herrn, wer sie auch seien, sehen unsre Zwietracht gern. Denn solang sie uns entzweien, bleiben sie doch unsre Herrn!



Beitragvon Hessischer Aussenposten » 27.07.2016, 12:50


Der Verein ist diese Sponsoring-Vereinbarung nicht aus Zwang eingegangen. Insofern ist es Sache der Vereinsführung, ob sie solche Klauseln in den Verträgen akzeptiert oder nicht und wenn ja, was man ggf. im Gegenzug dafür bekommt (z. B. einen höheren Sponsoringbetrag).

Was man als Verein aber nicht unterschätzen sollte, ist die zusätzliche negative Publicity, die man durch einen außerordentlichen Ausstieg des Hauptsponsors ggf. hat, die schnell zu einem spürbaren Reputationsschaden führen kann. Der kann die höheren Sponsoringerträge schnell überkompensieren.

Seitens des Sponsors kann ich das gerade bei überregional bekannten Unternehmen durchaus nachvollziehen. Wenn man sich aus dem Sponsoring einen finanziellen Nutzen erwartet, möchte man natürlich ausschließen, dass daraus ein finanzieller Schaden entsteht.

Ich finde es insgesamt fair.
Zuletzt geändert von Hessischer Aussenposten am 27.07.2016, 12:58, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß vom HAP
"... Von dem Angebot (von Preston North End) hätte ich damals halb Vogelbach kaufen können. ... Ich weiß, das versteht heute niemand, dass ich nicht gewechselt habe. Aber ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kaiserslautern spielen zu dürfen." (FCK-Legende Horst Eckel)



Beitragvon wkv » 27.07.2016, 12:52


Natürlich will ein Unternehmen, dass sein Name nicht negativ besetzt wird.
Und ja, man hat das freiwillig unterschrieben.

Aber ich finde, Rückkorb hat das gut beschrieben.

Und die Frage ist, wie weit das gehen kann.



Beitragvon Hessischer Aussenposten » 27.07.2016, 12:56


Rückkorb hat geschrieben: ... Natürlich könnte man auch auf die Idee kommen, dass solche Klauseln in Sponsoring-Verträgen wegen Sittenwidrigkeit unwirksam sind. ...


Welche Tatbestandsmerkmale der Sittenwidrigkeit/des Wuchers sollen denn deiner Meinung nach hier erfüllt sein?

Verstoß gegen die guten Sitten?

Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen Willensschwäche eines anderen?

Sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lassen, die in einem auffälligen Missverhältnis zu der Leistung stehen?

Wenn es dafür eine höhere Sponsoringgebühr gibt, kommt das m. E. alles nicht in Betracht.
Gruß vom HAP
"... Von dem Angebot (von Preston North End) hätte ich damals halb Vogelbach kaufen können. ... Ich weiß, das versteht heute niemand, dass ich nicht gewechselt habe. Aber ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kaiserslautern spielen zu dürfen." (FCK-Legende Horst Eckel)



Beitragvon Rückkorb » 27.07.2016, 13:32


@Hessischer Aussenposten:
Das ist nicht meine Idee, sondern nur referiert, und das vielleicht sogar gar nicht mal so gut.

Wenn solche Formulierungen üblich sind, ist der FCK auf jeden Fall einer Zwangslage unterworfen, die der Sponsor ausnutzt. Zumindest lässt sich das vertreten. Überdies steht das mögliche Freiwerden des Sponsors von der Zahlungspflicht nur aufgrund des Fehlverhaltens von unbeteiligten Dritten völlig außer Verhältnis zur wirtschaftlichen Abhängigkeit des Vereins von den Sponsorerträgen.

Dasss Fans so gegenüber dem Verein unbeteiligte Dritte sind, sehe ich persönlich zwar ein bischen anders. Es gibt aber wohl mehrfache Rechtsprechung zu Fällen, in denen Vereine versucht haben, die maßgeblichen Fans an den DFB-Strafen zu beteiligen, wobei die diesbezüglichen Statuten deftig zerrissen wurden. @Mörserknecht und @wkv haben sich insoweit schon mehrfach geäußert.

Hier habe ich nur versucht, eine Parallele zu den Sponsoringverträgen zu ziehen. Das ist zwar nicht dasselbe. Der Vergleich drängt sich aber auf, weil auch die Vereine wie der FCK zu solchen Klauseln quasi keine Wahl haben.
Auch das kann ein Rückkorb noch aufladen.



Beitragvon FCK58 » 27.07.2016, 14:24


Devils-Supporter hat geschrieben:Das geleiche dachte ich mir auch, als ich das gelesen habe.
Wäre mal interessant zu sehen, was passiert wenn eine solche Klausen gezogen wird und der Vertragspartner sich dagegegn wehrt.
Im Gegensatz zu den Sippenhaft-Strafen des DFB, müssten diese Klauseln nämlich dann vor ordenltichen Gerichten bestand haben. Und ich kann mir schwer vorstellen, dass eine Klausel die einen Nachteil für eine Partei beim Fehlverhalten nicht genau benannter dritter vorsieht bestand hätte.
Aber das wird wohl auch der DFB vermeiden wollen, weil dann genz klar würde, dass sein Strafsystem einen krassen Gegensatz zur geltenden Rechtsordnung darstellt.


Spiele das Spiel doch einfach mal weiter:
Der Sponsor zieht sich während der laufenden Runde zurück, dem Verein fehlt der Betrag X aus dem Sponsoring und er kann dadurch nicht die Runde zu Ende bringen. Was machen DFL und DFB dann?
Da fällt mir eigentlich nur noch ein literarischer Klassiker ein: "Die Geister,die ich rief - ich werd´sie nimmer los"
Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.
Hermann Hesse



Beitragvon Hessischer Aussenposten » 27.07.2016, 14:31


Naja, dass es in Vertragsverhältnissen, aus denen der Verein Cash Inflows hat, zu außerordentlichen Kündigungen seitens des Zahlenden kommen kann, ist so neu nicht, gibt es in der Regel auch in allen Finanzierungsverträgen. Unter die handelsübliche M(aterial) A(dverse) C(hange)-Klausel könnte ich z. B. auch die Fanausschreitungen subsumieren, wenn der Verein sie (mit)verschuldet hat, wofür die DFL-Strate ein Indiz sein könnte.

Mit dem Thema vom Plan abweichender Cash Flows muss die DFL im Rahmen der Lizensierung immer irgendwie umgehen, warum sollten da Sponsorenverträge eine Ausnahme bilden? Das ist ja u. a. auch ein Grund, warum Vereine während der Saison trotz bestandenen Lizensierungsverfahrens auch pleite gehen können.

Die Lizensierung ist nur eine Prüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Vereins über den Zeitraum der nächsten Spielzeit. Dass da mit Annahmen gearbeitet wird, die unter Umständen nicht immer auch so eintreten, liegt in der Natur der Sache.
Gruß vom HAP
"... Von dem Angebot (von Preston North End) hätte ich damals halb Vogelbach kaufen können. ... Ich weiß, das versteht heute niemand, dass ich nicht gewechselt habe. Aber ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kaiserslautern spielen zu dürfen." (FCK-Legende Horst Eckel)



Beitragvon sow42195 » 27.07.2016, 15:18


Ich kann mir vorstellen, dass vertraglich geregelt ist, dass der Sponsor zwar vor Ablauf der 3 Jahre, aber jeweils nur zum Saisonende hin aussteigen kann.
In der jeweils laufenden Saison bestünde die Möglichkeit, dass der Sponsor vom Verein verlangen kann, die Werbung vom Trikot, Banden etc. zu nehmen, während er das Geld aber nicht zurückbekommt.
Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg (George Bernard Shaw)



Beitragvon paulgeht » 28.07.2016, 09:50


Das Thema schlägt größere Wellen, denn nun haben sich die Ultras zu Wort gemeldet - und erinnern an das Radsport-Engagement der NV:

Ultras Nürnberg ätzen gegen neuen Club-Sponsor

Nicht alle sind zufrieden mit dem neuen Hauptsponsor des 1. FC Nürnberg. Mit seinen Aussagen gegen Fangewalt und Pyrotechnik ist Armin Zitzmann bei den Ultras in Ungnade gefallen. Die größte Fangruppierung des FCN sieht beim Vorstandsvorsitzenden der Nürnberger Versicherung "viel Nachholbedarf in Puncto Fankultur".

"Herr Zitzmann muss wohl noch lernen, dass die Nürnberger sicher ein willkommener Hauptsponsor ist, aber kein Investor." Der aktuelle Beitrag auf dem Szene-Blog YaBasta, das als Sprachrohr der Ultras gilt, strotzt nur so vor Sarkasmus und Ironie. "Willkommen - Nürnberger Versicherung", lautet die Überschrift.

(...)

Die Ultras werten die Gesamtheit dieser Aussagen, so geht es aus dem Blog-Post hervor, als Drohung und damit als Affront. "Die Historie des Sponsorings der Nürnberger Versicherung zeigt, dass es scheinbar immer etwas gedauert hat, bis der Groschen gefallen ist", ätzen sie. Und weiter: “Lange Zeit wurde ja der Radsport massiv unterstützt – kaum ein anderer Sport hat durch Doping-Vorwürfe mehr an Image verloren. Im Vergleich damit erscheinen ein paar ‘Pyro-Schlagzeilen’ doch harmlos."

(...)

Quelle und kompletter Text: nordbayern.de
Bild
Ihr findet uns auch bei Facebook und Twitter.




Zurück zu Kurvenpolitik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste