Diskussionen zu fanpolitischen Themen, wie z.B. von ProFans oder dem B.A.F.F.

Beitragvon dem fritz seine erben » 17.09.2008, 12:10


Von heute aus dem Tagesspiegel, Berlin

You’ll never protest alone

Der englische Klubfußball hat Erfolg, entfremdet sich aber von seinen treuesten Fans. Beim FC Liverpool und anderswo regt sich jetzt Widerstand.
Von Markus Hesselmann, London

Die Fans des FC Liverpool könnten in diesen Tagen glückliche Menschen sein. Der Saisonstart in der Premier League ist gelungen. Der Rekordmeister liegt auf Platz zwei, punktgleich mit Tabellenführer FC Chelsea. Zuletzt gab es einen 2:1-Sieg über den großen nordenglischen Rivalen Manchester United – eine Ansage, dass Liverpool die Bestmarke von 18 Meistertiteln nicht kampflos mit Manchester (derzeit 17) teilen will. Und dann glückte gestern Abend auch noch der Auftakt in der Champions League. 2:1 gewann Liverpool bei Olympique Marseille.

Doch in Liverpool und anderswo auf der Insel sind viele Fans gar nicht glücklich. Sie haben genug vom kommerziellen Irrsinn des englischen Klubfußballs, der reich und im Europacup dominant ist, sich aber gleichzeitig von seinen treuesten Fans entfremdet. Genug von häufig wechselnden Eigentümern ohne Bezug zum Klub oder zum englischen Fußball überhaupt. Genug von horrenden Eintrittspreisen. Genug von der Eventkultur im Stadion, die kaum noch Raum für eigene Kreativität lässt. Genug vom Pay-TV, das den Spielplan diktiert und auseinanderreißt und dem frei zugänglichen Fernsehen immer weniger Fußball überlässt.

Eine Fan-Gewerkschaft im Geiste des großen Bill Shankly

Jetzt regt sich Widerstand. In Liverpool hat sich in diesem Jahr „die erste Fußball-Fan-Gewerkschaft des Landes“ gegründet, wie die Organisatoren sich selbst stolz annoncieren. Im Herbst – das genaue Datum steht noch nicht fest – soll es eine erste Hauptversammlung geben von „Liverpool-Fans aus aller Welt“. Die Gewerkschafter berufen sich auf den größten Helden des Klubs: Bill Shankly – genau, das ist der mit dem berühmten Spruch, demnach Fußball nicht so wichtig sei wie Leben und Tod, sondern viel wichtiger.

Shankly hatte den abstiegsbedrohten Zweitligisten FC Liverpool 1959 übernommen und führte den Verein bis zu seinem Rücktritt 1974 zu drei Meisterschaften, zwei FA-Cups und einem Uefa-Pokal. Mit ihrem Namen „Spirit of Shankly“ (Geist Shanklys) beruft sich die „Liverpool Supporters Union“ auf den großen Trainer, Arbeitersohn und bekennenden Sozialisten, dessen zweiter berühmter Spruch so lautet: „Der Sozialismus, an den ich glaube, bedeutet, dass jeder für den anderen arbeitet und alle einen Anteil am Lohn haben. So sehe ich den Fußball und so sehe ich das Leben.“

Protestmarsch und Gipfeltreffen

Vor dem Spiel gegen Manchester United tat die Gewerkschaft nun, was Gewerkschaften tun, und rief zu einem Protestmarsch auf. Knapp 3000 Fans demonstrierten gegen die amerikanischen Klubeigner George Gillett und Tom Hicks und forderten deren Rücktritt. „Es war ein tolles Gefühl, erst Tausende Fans auf der Straße zu sehen und dann die Mannschaft im Stadion anzufeuern und zu gewinnen“, sagt James McKenna von „Spirit of Shankly“. Das Fan-Lied „You’ll never walk alone“ sang sich an diesem in doppelter Hinsicht erfolgreichen Tag noch inbrünstiger. Der 21-jährige McKenna ist Liverpool-Fan „so lange ich denken kann“.

Nicht die Herkunft der beiden Klubchefs sei das Problem, betont McKenna, sondern dass sie keine Ahnung vom Fußball hätten und es ihnen nur um Geld und Prestige ginge. (...)

Quelle und kompletter Text: http://www.tagesspiegel.de/sport/Fussba ... 33,2615775



Beitragvon Thomas » 17.09.2008, 12:53


Sehr interessanter und schöner Artikel! Den sollten sich mal diejenigen durchlesen und zu Herzen nehmen, die bei Themen wie Hopp, 50+1, Ausgliederung usw. noch keine kritischen Gedanken spüren (damit meine ich in erster Linie Fans, aber auch und vor allem Funktionären würde das mal gut tun).

England ist nunmal in vielen (positiven wie negativen) Dingen Vorreiter. Unser Vorteil dabei ist, rein theoretisch, das wir die dort gemachten Fehler beobachten und bei uns verhindern können, wenn wir uns nicht von Funktionären von DFL, Bayern München, Hannover 96 oder sonstwem einlullen lassen...
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Betze8.1west » 17.09.2008, 12:54


Diesen Bericht sollten sich mal unsere Herren Funktionäre in FFM durchlesen, vlt merken sie dann wo die ewige Komerzialisierung hinläuft und was für Folgen daraus entstehen können.

Gegen TV-Willkür und abnormalen Anstoßzeiten.
Gegen Großinvestoren alla D. Ho$$
Gegen Retortenclubs

Fußball findet im Stadion statt und nicht am TV-Gerät, ich hoffe die feinen Schnösel die gerade dabei sind unseren Fußball zu zerstören werden noch rechtzeitig wach :!:
! Einmal FCK - immer FCK !



Beitragvon scheiss fc köln » 17.09.2008, 14:45


Thomas hat geschrieben:Sehr interessanter und schöner Artikel! Den sollten sich mal diejenigen durchlesen und zu Herzen nehmen, die bei Themen wie Hopp, 50+1, Ausgliederung usw. noch keine kritischen Gedanken spüren (damit meine ich in erster Linie Fans, aber auch und vor allem Funktionären würde das mal gut tun).

England ist nunmal in vielen (positiven wie negativen) Dingen Vorreiter. Unser Vorteil dabei ist, rein theoretisch, das wir die dort gemachten Fehler beobachten und bei uns verhindern können, wenn wir uns nicht von Funktionären von DFL, Bayern München, Hannover 96 oder sonstwem einlullen lassen...


Yes, da kann England wirklich als schlechtes Beispiel dienen, wie´s laufen kann. Aber allzu oft muß das Kind ja erst in den Brunnen fallen, damit wieder zurückgerudert wird...



Beitragvon OWL-Teufel » 17.09.2008, 14:47


scheiss fc köln hat geschrieben:[

Yes, da kann England wirklich als schlechtes Beispiel dienen, wie´s laufen kann. Aber allzu oft muß das Kind ja erst in den Brunnen fallen


...oder DER Kind :D



Beitragvon Altmeister » 17.09.2008, 15:17


Ähm, OWL, ich verwahre mich gegen Sippenhaft :lol: . Ich kann nichts dafür, dass Hannovers Oberboss sich auch meinen Nachnamen ausgesucht hat. Ich bin mit dem nicht verwandt. Dies nur zur Klarstellung :wink: .
Aber im Ernst: Der Artikel ist sehr interessant. Irgendwo nimmt der Wahnsinn in England mittlerweile irrsinnige Formen hat. Der neue Eigentümer von Man City verfügt angeblich über ein Vermögen von 185 Mrd (!!!) Euro und will nun eben mal 1 Mrd. Euro in die Mannschaft stecken bis nächstes Jahr. Wo soll das noch enden? Mittlerweile jammern die Macher z. B. von Newcastle oder Everton, dass sie nun auch neue Milliardäre brauchen, um mithalten zu können und suchen sich diese gezielt im nahen oder fernen Osten. Wo soll das noch enden?



Beitragvon OWL-Teufel » 17.09.2008, 15:20


Altmeister hat geschrieben:Ähm, OWL, ich verwahre mich gegen Sippenhaft :lol: . Ich kann nichts dafür, dass Hannovers Oberboss sich auch meinen Nachnamen ausgesucht hat. Ich bin mit dem nicht verwandt. Dies nur zur Klarstellung :wink: .


Ups...mein Fehler... :) An deinen Familiennamen hab ich gar nicht gedacht :) Natürlich bezog ich mich auf den knochigen Dauernörgler von 96!



Beitragvon Bateman » 17.09.2008, 15:29


Altmeister hat geschrieben:Der neue Eigentümer von Man City verfügt angeblich über ein Vermögen von 185 Mrd (!!!) Euro und will nun eben mal 1 Mrd. Euro in die Mannschaft stecken bis nächstes Jahr. Wo soll das noch enden?


Die Zahl kann eigentlich nicht stimmen. Laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes (die diesbezüglich durchaus kompetent sind) ist Investorlegende Warren Buffett reichster Mann der Welt, mit einem Vermögen von etwas über 60 Milliarden USD, also rd. 40 Milliarden Euro. Einigen wir uns darauf: Der Scheich wird auch genug Kohle haben... :wink:



Beitragvon OWL-Teufel » 17.09.2008, 15:30


Bei Man City handelt es sich doch glaube ich nicht um eine Einzelperson,sondern um ein Konsortium,oder?



Beitragvon Altmeister » 17.09.2008, 15:37


Ich habe gerade nochmal in der Spobi von heute nachgeschaut. Dort steht, dass der neue Besitzer von Man City, Scheich Suleiman Al-Fahim (31), laut einer Forbes-Liste über ein Vermögen von 185 Mrd. Euro verfügen soll. Da steht auch, dass er für nahezu alle (!) Topstars dieser Welt in Kürze Angebote abgeben will, also z. B. Kaka, Cristiano Ronaldo oder Steve Gerrard. Angeblich stehen auch Poldi und Gomez auf seiner Liste. Das Ganze steht in der Sportbild-Printausgabe auf Seite 45.
Kopfschüttelmodus an.



Beitragvon Betze8.1west » 17.09.2008, 15:56


Egal ob 40 oder 185 Milliarden, der Typ hat definitiv zuviel davon und es macht ihm Spaß sich zu profilieren, auf Kosten anderer.

Das Ganze ist viel schlimmer als die engstirnigen, uneinsichtigen DFB/DFL-Funktionäre kapieren wollen. Aber immer schön den "Investoren" in den Allerwertesten .....
! Einmal FCK - immer FCK !



Beitragvon merlin79 » 17.09.2008, 19:50


dazu ein artikel aus dem Spiegel:
quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 09,00.html

....Uli Hoeneß hat einem Einstieg fremder Investoren bei Bayern München eine Absage erteilt und damit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge widersprochen. "Das wird nie für den FC Bayern in Frage kommen", sagte Hoeneß der "Abendzeitung" und verwies dabei auch auf die Fan-Kultur. Bei einer fremden Übernahme der Bayern würden die Anhänger des Clubs "auf die Barrikaden gehen". Grundsätzlich befürwortet er den Einstieg fremder Finanziers in der Bundesliga jedoch. "Ich finde es generell gut, wenn die 50+1-Regel fallen würde. Das wäre vor allem für finanziell nicht so gut ausgestattete Vereine eine Chance, an Geld zu kommen", sagte Hoeneß. Rummenigge hatte erklärt, dass der Einstieg ausländischer Investoren beim FCB nicht ausgeschlossen sei. "Wenn sich das Rad so weiterdreht, wird sich das Thema auch für den FC Bayern stellen", hatte der 52-Jährige erklärt.....weiter gehts hier
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 09,00.html
ole rot-weiß, so laaft die g'schicht!



Beitragvon MatzeW » 19.09.2008, 08:57


merlin79 hat geschrieben:dazu ein artikel aus dem Spiegel:
quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 09,00.html

....Uli Hoeneß hat einem Einstieg fremder Investoren bei Bayern München eine Absage erteilt und damit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge widersprochen. "Das wird nie für den FC Bayern in Frage kommen", sagte Hoeneß der "Abendzeitung" und verwies dabei auch auf die Fan-Kultur. Bei einer fremden Übernahme der Bayern würden die Anhänger des Clubs "auf die Barrikaden gehen". Grundsätzlich befürwortet er den Einstieg fremder Finanziers in der Bundesliga jedoch. "Ich finde es generell gut, wenn die 50+1-Regel fallen würde. Das wäre vor allem für finanziell nicht so gut ausgestattete Vereine eine Chance, an Geld zu kommen", sagte Hoeneß. Rummenigge hatte erklärt, dass der Einstieg ausländischer Investoren beim FCB nicht ausgeschlossen sei. "Wenn sich das Rad so weiterdreht, wird sich das Thema auch für den FC Bayern stellen", hatte der 52-Jährige erklärt.....weiter gehts hier
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 09,00.html


Blablablabla ... Der FCB wird auch hier wieder ganz vorne mitmischen wenn es Hart auf Hart kommt, bis jetzt ging das ja wie in Schalke z.B. in die Hose, aber wenn die Weisswurstpellen ihre Felle davon schwimmen sehen haben die RuckZuck nen Investor !



Beitragvon Marky » 19.09.2008, 09:09


Der Artikel ist missverständlich - er suggeriert, dass die Liverpooler Fans eine Abkehr des "kommerziellen Irsinns" wollen.

Ihnen geht es aber vielmehr darum, dass sie einen neuen Besitzer bekommen, der a) Ahnung vom Fußball hat und b) kräftig in die Mannschaft investiert. Der Scheich von Dubai ist im Gespräch...
"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." (Nick Hornby, "Fever Pitch") #Unzerstörbar



Beitragvon baeckerman83 » 19.09.2008, 10:49


Betze8.1west hat geschrieben:Diesen Bericht sollten sich mal unsere Herren Funktionäre in FFM durchlesen, vlt merken sie dann wo die ewige Komerzialisierung hinläuft und was für Folgen daraus entstehen können.

Gegen TV-Willkür und abnormalen Anstoßzeiten.
Gegen Großinvestoren alla D. Ho$$
Gegen Retortenclubs

Fußball findet im Stadion statt und nicht am TV-Gerät, ich hoffe die feinen Schnösel die gerade dabei sind unseren Fußball zu zerstören werden noch rechtzeitig wach :!:

#
Fürth meckert ja schon. Das mehr Leute sich das tolle Stadion wohl im TV anschauen als selbst hinzugehen. Die Geister die man rief....



Beitragvon Nasenbär » 19.09.2008, 11:44


Bateman hat geschrieben:Die Zahl kann eigentlich nicht stimmen. Laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes (die diesbezüglich durchaus kompetent sind) ist Investorlegende Warren Buffett reichster Mann der Welt, mit einem Vermögen von etwas über 60 Milliarden USD, also rd. 40 Milliarden Euro. Einigen wir uns darauf: Der Scheich wird auch genug Kohle haben... :wink:


"Diktatoren und Angehörige von Königshäusern" werden aber explizit nicht in diese Liste des Forbes-Magazins aufgenommen. Und unter diesen gibts genug gegen die der Herr Buffett eher ärmlich aussieht...




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