Alles rund um die Stimmung auf "Deutschlands höchstem Fußballberg", bei Auswärtsspielen und in anderen Stadien.

Beitragvon BernddasBrot2 » 18.12.2012, 21:27


Es gab glorreiche Zeiten, da wurden die Spieler mit Pfiffen in die Halbzeit geblasen, da hab ich keinen bösen Blick dafür erhalten.
Im Gegensatz zu HEUTE, sind die dann aber wie gedopt aus der Pause gekommen und wurden dann mit Beifall bedacht, als sie sich auf die tugenden besonnen haben.
Mist, da ist es schon wieder Tugenden.
Die Seele des Vereins ist verkauft.
Der FCK reiht sich ein in das Konzert der käuflichen Liebe.
Dazu kommt, daß seit Jahren, die meisten Spieler das Trikot des Vereins überhaupt nicht tragen dürften!



Beitragvon Wutti10 » 18.12.2012, 22:22


Wer mit Kritik nicht umgehen kann sollte Hausmeister auf einer Waldorfschule werden und kein Profisportler.
Als Spieler sollte man das Pfeifen als Ansporn nehmen, dass die Fans immerhin noch die Hoffnung haben, dass sie es besser können.
Mit spielunabhängigem Fähnchenschwenken und Dauerliedchen trällern erweckt man sicherlich keine Reaktionen bei der Mannschaft.
Zuletzt geändert von Wutti10 am 19.12.2012, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.
Schlimmer geht immer! :-x :doppelhalter:



Beitragvon Hans-Peter Brehme » 19.12.2012, 11:38


Bää$cht hat geschrieben:... bitte erzähl mir keiner, dass wir in diesem ominösen "früher" nie gepfiffen haben! Kadlec, kuntz und Co. mussten sich genug Pfeiffkonzerte anhören, die sie sich verdient hatten. Die Jungs mussten nur nicht wie die zerbrechlichen Herrschaften heute zum Psychologen sondern hatten den Arsch in der Hose darauf entsprechend zu antworten! Mit Volldampf!

Sic!

BernddasBrot2 hat geschrieben:Es gab glorreiche Zeiten, da wurden die Spieler mit Pfiffen in die Halbzeit geblasen...
... sind ... dann aber wie gedopt aus der Pause gekommen und wurden dann mit Beifall bedacht, als sie sich auf die tugenden besonnen haben...

Sic transit gloria mundi.

Wutti10 hat geschrieben:...
Mit spielunabhängigem Fähnchenschwenken und Dauerliedchen trällern erweckt man sicherlich keine Reaktionen bei der Mannschaft.

Wenn's doch bloß gelänge, das in die Köpfe der Adressaten reinzukriegen!
"Go to where the puck is going to be!" (Wayne Gretzky)



Beitragvon wkv » 19.12.2012, 11:43


Jepp....eine Grätsche, und das Stadion war da.......



Beitragvon Biguardo » 21.12.2012, 16:08


Hab mal ne Frage an die Old-Schooler hier, ist wohl etwas off-topic.

Wann war stimmungsmäßig, mentalitätsmäßig, betzemäßig der Höhepunkt erreicht? Ab wann genau begann wirklich der Abwärtstrend? Die Stimmung Anfang, Mitte der 90er muss ja gemessen an der heutigen wohl überragend gewesen sein, habe aber auch schon hier und da gelesen das es schon nach der Meisterschaft 91 das Problem mit den Erfolgsfans und so weiter gab.

Beginne was die Heimspielstimmung angeht ein bischen zu resignieren...hätte ich vor 2,3 Jahren nicht gedacht das mir die Worte mal über die Tasten kommen würden. Wenn man sich dazu die inzwischen sehr reale Entwicklung hin zur Abschaffung der Auswärtsspiele reintut ist das ganze schon ne scheiss deprimierende Situation mit wenig Licht am Ende des Tunnels.



Beitragvon Mac41 » 21.12.2012, 17:15


Das mit der Stimmung ist so eine Sache, das ist sehr subjektiv gefärbt und hängt entscheidend auch von deiner eigenen Erwartungshaltung und der damaligen Situation ab.
Für mich persönlich war das 5:0 gegen Madrid und die ganzen Eurospiele drumherum der Höhepunkt der Stimmung. Das Stadion eng und ausverkauft, Flutlicht und auf den Stehrängen war es furchtbar eng. Es war schwer an Karten zu kommen, es war was besonderes. Du bist in Europa rumgefahren und überall wusste man, wer Kaiserslautern war. Ich erinnere mich gerne an die Gespräche in der Bar du Sport in dem kleinen bretonischen Kaff Locquénolé.
Wo seid ihr her? Kaiserslautern Ahhhh.
Kaiserslautern vs Real Madrid 5:0, 3 Cartons rouge!

Die Stimmung in dem engen Stadion ohne Laufbahn war einzigartig, in der Bundesliga gab es meist diese großen Betonschüsseln Modell WM Ausbau. Da war kein organisierter Gesang, das waren alles Krischer. Es gab so ein paar Stimmungsblöcke und Rufe oder Schmähgesänge wurde aufgegriffen und durch das Stadion getragen. Das besondere war, das das Stadion, wenn es gut drauf war, einen Höllenlärm veranstaltete, ein Kampfgebrüll wenn es nach vorne ging, ein Wutgebrüll, wenn ein Lautrer gefoult wurde, ein noch größeres Wutgebrüll wenn der Schiedsrichter gegen die Lautrer pfiff. Ein Drohgebrüll, wenn der gegner den Ball führte.
Die Spieler waren ein Teil der Lautrer Szene, ich war oft statt an der Uni am Trainingsplatz. Meinen ersten Boss-Anzug kaufte ich bei Atze, ihn selbst holte ich öfters, um mir Geld zu verdienen, spät abends vom Frankfurter Flughafen ab, in den Gesprächen während der Fahrt, ging es immer um Fußball...
Stadionmäßig sicher ab Mitte der 80er, nach dem Ausbau der West und vor dem Neubau der Nordtribüne.
In den 90ern gab es sicher viele Highlights, aber für mich entfernte sich der Verein immer mehr von seinen Wurzeln. Das Stadion hatte spätestens mit dem Nordtribünenausbau vieles verloren, es herrschte ein etwas anderer Geist, denn die Nord, das waren jetzt VIP's.
Hasta la Victoria - siempre!



Beitragvon wkv » 21.12.2012, 18:44


Real war gut, keine Frage, aber im Meisterjahr 91 war für mich die beste Zeit.

Mit 40.000 in Köln? Nicht zu toppen....
97. Minute Ksc zu hause, 3:2 ,, und Schäfer macht das Hb Männchen?
Das 2:1 daheim gegen Bayern? Bayern ist laut, wir sind Lautern?
Pokal gegen Genua, die Wasserschlacht dort im Pokal der Pokalsieger .....

Ach, scheisse.....Stimmung melancholisch, Abend im Arsch.....

Mist.



Beitragvon Lonly Devil » 21.12.2012, 19:05


Mac41 hat geschrieben:Das mit der Stimmung ist so eine Sache, das ist sehr subjektiv gefärbt und hängt entscheidend auch von deiner eigenen Erwartungshaltung und der damaligen Situation ab.

Stimmungstechnisch gab es immer einige Ausreißer, noch oben genauso wie nach unten.
Erwartungshaltung - Gegner - Auftreten der Mannschaft, haben auch damals schon eine Rolle gespielt.

Mac41 hat geschrieben:Da war kein organisierter Gesang, das waren alles Krischer. Es gab so ein paar Stimmungsblöcke und Rufe oder Schmähgesänge wurde aufgegriffen und durch das Stadion getragen. Das besondere war, das das Stadion, wenn es gut drauf war, einen Höllenlärm veranstaltete, ein Kampfgebrüll wenn es nach vorne ging, ein Wutgebrüll, wenn ein Lautrer gefoult wurde, ein noch größeres Wutgebrüll wenn der Schiedsrichter gegen die Lautrer pfiff. Ein Drohgebrüll, wenn der gegner den Ball führte.

Genau dieser Abschnitt macht den Unterschied zwischen der damaligen Stimmung und dem Sing-Sang-Dauergehopse von Heute.
Unorganisiert - Wild - und vor allem Unkontrolliert!
Etwas das JEDER auch in der großen West machen kann, wenn ER es will.

Mac41 hat geschrieben:Stadionmäßig sicher ab Mitte der 80er, nach dem Ausbau der West und vor dem Neubau der Nordtribüne.
...... denn die Nord, das waren jetzt VIP's.

Das kann man als den Anfang vom Ende der Stimmung ansehen.
Den großen Bruch in der Stimmung mache ich, für mich, am Umbau zum WM Stadion fest und das nicht wegen der Kurvengröße.

Durch das ganze Chaos das damit zusammenhängt, Vereinsführung(en) - Finanzierung - Abstieg usw. haben sich viele alte Fans vom Verein verabschiedet.
Ohne diese Fans wurde dann die größere Kurve mit:
Fans die, die alte Stimmung nur von Erzählungen oder Gelegenheitsbesuchen kannten;
hängengebliebenen WM-Fans;
und kompletten Neulingen gefüllt.
Das waren nach meiner Meinung zu viele große Veränderungen gleichzeitig.
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon salamander » 21.12.2012, 19:41


Also der Höhepunkt der Stimmung auf dem Betze war für mich persönlich am 30.4.88 erreicht, beim 3:1 Sieg gegen Bayern München. Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber auf der West (Block 8) war es bei dem Spiel so laut, dass ich anschließend "Watte in den Ohren" hatte wie nach einem Rockkonzert. Und es war so eng, dass man die Arme kaum zum Klatschen hochbekam, so wurden sie einem an den Köper gepresst. Ein Inferno, beängstigend, rauschhaft. Beim Spiel gegen Gladbach wenige Wochen später war es dann nochmal ähnlich.

Generell war es nach meiner Erinnerung so, dass die Stimmung mit der Einweihung der neuen West 1986 noch mal einen enormen Schub erfuhr, da der Schall nun zurückgeworfen wurde und nicht nach oben entwich. 1986 bis 1994, bis zum Bau der neuen Nord, das waren für mich so die goldenen Jahre, da fiel ja dann auch das Barca-Spiel hinein.

Es gab aber auch schon vor 1986 und nach 1995 immer wieder Spiele mit phantastischer Stimmung und es mussten gar nicht unbedingt die großen Namen sein. In die Reihe gehört das 2:1 gegen Braunschweig am ersten Saisonspieltag 1977. Oder das 2:1 gegen den HSV 1997. Dennoch, die hysterisch-überdrehte Qualität des Supports der (stimmungsmäßig) großen Jahre wurde nach der Meisterschaft 1998 nie mehr erreicht. Und auch schon da litt das Stadion darunter, dass mit der neuen Nord, die idiotisch weit vom Spielfeldrand platzuiert wurde, ein Fremdkörper geschaffen wurde, der isoliert vom Rest des Stadions war. Bis zur heutiegen völligen Anfeuerungsverweigerung der Nord war es da noch ein weiter Weg, aber die Grundlagen zum Schlechten waren gelegt.

Die Stimmung nahm seit 1995 schleichend ab, das wurde aber durch die Dramatik der Saisons 95/96 (Abstiegskampf) und 97/98 (Meisterschaft) zunächst zugekleistert. Nach 98 wurde es offensichtlicher. Die Stimmungshöhepunkte waren noch da, wurden aber immer seltener. Das lag nach meiner Wahrnehmung aber weniger an Eventis, als an den sportlichen Leistungen und einer gewissen Sättigung. Es wurde für den Betze nach der Meisterschaft als Aufsteiger schwerer, immer noch größere Anlässe für Euphorie zu kreieren.

Richtig schlecht wurde es in den Jahren von 2002 bis 2006. Das Stadion war eine ständige Baustelle und genau in diesen Jahren sparte Jäggi den Verein kaputt. Jedes Jahr schlechtere Kader, jedes Jahr ein Stück Niedergang, die Stimmung passte sich der Gesamtsituation an. In dieser Zeit ging auch der spielbezogene Support, der den Betze einst berümt gemacht hatte, endgültig verloren, die Ultras übernahmen das Ruder, die Krische verstummten. Der berühmte Betze-Roar, dieses anschwellende Raunen, wenn der ball aus der eigenen hälfte Richtung West getrieben wurde, dass dann immer lauter wurde, um in einem hysterischen Crescendo zu münden, wenn es zu Torszenen kam, dieser einzigartige, irgendwie alle verbindende und identitätsstiftende Soundtrack wurde ersetzt durch organisierten Support. Die Anarchie einer Kurve, aus der sich spielbezogen Gesänge "erhoben" ging kaputt, an ihre Stelle trat Dauergesang, getrieben von kleinen, lautstarken Gruppen. Und der Kurve ging das Gespür verloren, dafür, wann die Mannschaft Liebe brauchte und wann Hiebe. Die alten Krischer verstummten und es kamen keine jungen mehr nach.

Der Rest ist bekannt: Die Riesenschüssel, die wir heute kennen, eigentlich ein 60.000er, der künstlich auf 48.000 abgeregelt wird, lässt richtig gute Stimmung erst ab einem Auslastungsgard 80% an zu, die aber "auf dem Dorf", zumal in Liga 2, nicht erreichbar sind. Hinzu kam, dass der Funke vom Rasen nicht mehr auf die Ränge übersprang: Die Spielweise der Mannschaft nach 1998 war fast nie mitreßend, mit Ausnahme des Aufstiegsjahres meistens sogar extrem stimmungsfeindlich. Trainernamen wie Jara, Henke, Wolf, Sasic und jetzt Foda stehen für unansehnlichen Ballbesitz- und Defensivfußball.

Natürlich hat der Betze auch ein Stück dadurch verloren, dass andere gewonnen haben. Heute haben alle reine Fußballstadien, alle singen die gleichen Lieder, der Betze hat seine Alleinstellungsmerkmale weitgehend eingebüßt. Stimmung findet, wenn überhaupt noch in der West und im angrenzenden Stück Süd statt, der Rest ist, eher mehr als weniger, tot. Was geblieben ist, ist die Westkurve an sich, die aufgrund ihrer Größe und der Ballung von Fans immer noch Potenzial hat. Um den Tiger zu wecken beadrf es aber nicht eines Animateurs am Megaphon ("was ist los? Und jetzt allleeee.."), sondern es braucht entsprechende Aktion auf dem Rasen, die die Fans in ihren Bann zieht, fasziniert, emotionalisiert, ihre Leidenschaft herauskitzelt. Das passiert heute höchstens noch, wenn der Schiri oder der gegnerische Torwart provozieren, das Spiel selbst liefert diese Anlässe bei uns schon lange nicht mehr.

Die Verrücktheit und Bereitschaft vieler Fans ist immer noch da, sonst würden nicht 6.000 Leute an einem eiskalten Oktoberabend ohne die geringste Aussicht auf Erfolg hunderte von Kilometern nach München reisen. Vielen liegt der FCK immer noch am Herzen. Aber Spiele wie gegen Regensburg und Aalen sind Selbstgeißelung, und da haben die meisten keinen Bock mehr drauf. FCK hin oder her.

Wir brauchen die erste Liga und wir brauchen spannenden, leidenschaftlichen und kämpferisch-mitreißenden Fußball. Dass dies auch ohne reichen Onkel, Scheich und Werk möglich ist, zeigen Mainz, Düsseldorf und Freiburg jede Woche. Das wäre auch in Lautern möglich.

Der Tiger schläft, aber er ist noch nicht ganz tot. Es müsste ihn halt Jemand wecken.



Beitragvon Wutti10 » 21.12.2012, 21:10


@salamander
Ich habe noch nie eine treffendere Analyse zur Betzeatmosphäre gelesen.
Ein absoluter Höhepunkt auf "der-betze-brennt"'.
Bravo! :applaus: :applaus: :applaus:
Zuletzt geändert von Wutti10 am 22.12.2012, 00:25, insgesamt 1-mal geändert.
Schlimmer geht immer! :-x :doppelhalter:



Beitragvon Biguardo » 21.12.2012, 23:09


Bedanke mich ebenfalls für die Antworten.

Bin eigentlich in den meisten Lebenslagen gegen die "Früher war alles besser" Mentalität allergisch,grade als junger FCK-Fan ist das immer ein Stück weit frustrierend*. Ich habe mich bisher immer damit vertröstet das ja sehr wohl noch gute Tage kommen können und werden, sportlich, stimmungsmäßig (hängt ja zusammen), aber dieser Tage...es ist nur noch alles grau.

*philosophische Frage, was ist wohl schlimmer, die guten Zeiten nie erlebt zu haben oder den Verfall von damals bis heute durchleben zu müssen? Das Feuer nur beschrieben zu bekommen oder es zu spüren, um danach vor der Asche zu stehen?

Pah, so defätistisch gefall ich mir eigentlich gar nicht. Aber die Hoffnung schwindet, schwindet...



Beitragvon Lonly Devil » 22.12.2012, 00:50


Biguardo hat geschrieben:*philosophische Frage, was ist wohl schlimmer, die guten Zeiten nie erlebt zu haben oder den Verfall von damals bis heute durchleben zu müssen? Das Feuer nur beschrieben zu bekommen oder es zu spüren, um danach vor der Asche zu stehen?

Pah, so defätistisch gefall ich mir eigentlich gar nicht. Aber die Hoffnung schwindet, schwindet...


Jene die die "alte Zeit" nicht kennen sind:

a ) zu bedauern, denn sie wissen nicht wirklich was sie verpasst haben.

b ) zu beneiden, denn sie wissen nicht was sie verloren haben.


Viele die diese Zeit erlebt und mitgestaltet haben wünschen sie sich zurück.
Leider mit dem Wissen, dass es wahrscheinlich nicht mehr so wird. :weinen:
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon salamander » 22.12.2012, 01:52


Zur Resignation besteht eigentlich kein Grund. Bei entsprechender Spielweise der Mannschaft wird sogar aus den Stadien in Mainz oder Freiburg ein Hexenkessel. Da haben wir viel bessere Ausgangsbedingungen. Es liegt am Geschehen auf dem Platz, das die Stimmung so mau ist. Guckt Euch doch mal dieses Kalenderjahr an:

19 Hemspiele: 8 Niederlagen. 7 Remis, 4 Siege. Von den 4 Siegen wurden 2 gegen die damaligen Tabellenschlußlichter aus Duisburg und Sandhausen über die Zeit gerettet. Vor fast leerem Haus. Faszination Betze? Hallo?!

Wo soll denn die Stimmung herkommen? Welcher junge Mensch soll angesichts dieser Katastrophenbilanz denn Bock auf Betze haben? Warum denn? Weil ihm die Alten wieder und wieder erzählen, wie geil es früher mal war? Ich meine, das mag ja ganz nett sein, hat aber leider etwas von "Opa erzählt wieder vom Krieg". Die jungen Leute leben im Hier und Jetzt und man kann ihnen keinen Strick daraus drehen, wenn sie keinen Bock haben, aus lauter Ehrfurcht vor den Erzählungen der Alten wieder und wieder erfolglosen, uninspirierten und schlicht langweiligen Fußball zu goutieren. Die Jungen haben ein Recht auf ihre eigenen Heldensagen, schier unglaubliche Siege, gänsehauterzeugenden Momente. Nur liefert der FCK 2012 keine. So schön auch die grieseligen Youtube-Videos von den Spielen in den 80ern und 90ern sein mögen, so ersetzen sie doch nicht das selbst Erlebte. Um Stimmung in die Bude zu bekommen muss Fußball vibrierend und lebendig sein, er muss Emotionen freisetzen, man muss das Gefühl haben, dass der Tiger jederzeit springen kann. Und was bietet der FCK?

Unser Fußball ist langweiliger Ballbesitz- und Sicherheitsfußball, verwalten von knappen Führungen, ängstliches Quergeschiebe, Fehlpassfestivals und Bälle irgendwie nach vorne auf Idrissou dreschen. Es fehlt das überraschende Moment, es fehlt das Powern, das Einschüchtern des Gegners, der Fight um jeden Ball. Es fehlt die Agressivität, die Geilheit, der Wunsch, den Gegner fressen zu wollen. Wie kamen die Mainzer im Früjahr gegen uns aus der Kabine? Oder die Dortmunder gegen Hannover. DAS ist geiler Fußball.

Begeisterung muss aus dem Augenblick erwachsen, aus der Dynamik des Spiels, irrational, eruptiv. Wenn man von den Leuten verlangt, sie sollen doch mal das Gute sehen, z.B. die Integration der Jungen ins Team, dann findet das rein auf der rationalen Ebene statt, der Transfer ins Stadion unterbleibt.

Fußball im Stadion ist im besten Fall Emotion pur. Wenn man z.B. Dortmund-Fan ist und sieht, wie da eingeborene Dortmunder Jungs drauf gehen, geil sind auf Tore, den Gegner fordern, dann macht das Spaß, selbst dann, wenn mal nicht gewonnen wird. Wenn man wie bei uns dieses langweilige Mittelfeldgekicke sieht, ohne Zug zum Tor, mehr so Dienst nach Vorschrift, dann bleibst Du auch bei einem erzitterten Sieg gegen irgendwelche Zweitliga Nonames kalt. Und genau deshalb fühlt sich auch die alberne XXL-Siegesfeier mit Abklatschen nach grauen Arbeitssiegen und das Tachentüchergewinke nach dem Bezwingen irgendwelcher Dorfclubs so albern, so falsch an. Wie wenn man nach dem Bezirksliga-Saisonfinale "We are the chanpions spielt".

Der Fußball des FCK spricht die Herzen nicht an, weder die der Älteren, die es von früher anders kennen, noch die der Jüngeren, die erstaunt feststellen, wie seltsam unberührt sie das seelenlose Gekicke lässt. Und dann siehst Du einen Klopp oder einen Streich und die brennen und ihre Spieler brennen eben auch. Und unser Trainer schläft beim Sprechen ein und analysiert, wir hätten Pech mit Schiedrichtern, Pfosten und Verletzungen. Als hätten andere das nicht. Wann haben wir denn das letzte Mal auf dem Betze eine Mannschaft gesehen, die powert, sich Chance auf Chance herausspielt, unglücklich in Rückstand gerät, dagegenhält, Pfostenpech hat, trotzdem immer weiter macht und kurz vor Schluss das Spiel doch noch dreht. Beamtenfußball produziert keine Tor-Orgasmen, sondern irgendetwas zwischen freundlichem Beifall und Achselzucken.

Und bei aller Diskussion um Supportmoden, Fanpolitik, Ultrawahn und Oldschoolgehabe, bei aller Diskussion um Moden, Kunden und Besserfans sollte man eines nicht vergessen: Es geht um Fußball. Und wenn der Scheisse ist, nutzt auf Dauer alles Diskutieren nix. Die Spiele kannst Du Dir nicht schön trinken.

Damit die Stimmung auf dem Betze und auch in den Foren wieder besser werden kann, muss sich auf dem Platz ganz gewaltig und grundlegend etwas ändern. Mit den letzten 4 Spielen sind wir leistungs- und ergebnismäßig wieder im März 2012 angekommen. Das zehrt und frustriert.



Beitragvon Lonly Devil » 22.12.2012, 02:58


@salamander
Danke für deine Beiträge.
Wo bekommst du immer die vielen Worte her ? :lol:

Mit Beamtenfußball bekommt man wirklich keine gute Stimmung ins Stadion - da muss man viel eher den Wecker stellen um das Ende nicht zu verschlafen. :schnarch:

Spiele schön saufen ?
Das habe ich am Ende der letzten Saison versucht zu praktizieren - meine arme Leber.
Funktioniert hat es aber doch nicht. :kotz:
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!




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