Uwe Stöver wird den 1. FC Kaiserslautern Ende Juni verlassen. Seine Bilanz nach nur einem Jahr bei den Roten Teufeln fällt durchwachsen aus. Ärgerlich ist allerdings der Zeitpunkt des Rückzugs.
Die Mittel sind knapp - keine Neuigkeit in Kaiserslautern. In etwa zwei Wochen wird der FCK in seine sechste Zweitligasaison seit dem Abstieg 2012 gehen, seine Zukunft scheint angesichts der prekären wirtschaftlichen Situation düster wie nie. Längst können sich die Roten Teufel nicht mehr mit anderen gestandenen Traditionsklubs vergleichen, sportlich wie finanziell. Der Etat pendelt sich inzwischen beängstigend niedrig im Teilnehmerfeld der Zweitligisten ein.
Es ist klar: Jeder Cent, den die Pfälzer inzwischen in die Hand nehmen, wird zweimal umgedreht, wichtige Entscheidungen müssen sitzen. Das gilt vor allem für die Kaderplanung, denn nur über den sportlichen Erfolg kann sich der FCK mittelfristig wieder in ruhigere Fahrwasser kämpfen.
Stövers Zeugnis fällt durchwachsen aus
Entsprechend groß lastete der Druck auf den Personen in sportlicher Verantwortung vor der Saison. Sportdirektor Uwe Stöver hatte eine Schlüsselrolle inne, galt als derjenige, der alle Zügel in der Hand hielt. So sehr der 51-Jährige durch seine ruhige Art Sympathien gewann, so schwierig die Voraussetzungen für seine Arbeit waren: Nach einer Saison fällt sein Zeugnis durchwachsen aus. Von den Neuzugängen erwiesen sich nur zwei als die nötigen Volltreffer. Mentalitätsprobleme in einer Mannschaft, die bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen musste, ein Trainer zu Saisonbeginn, der sich ganz offenbar als Missverständnis erwies, und letztlich auch eine zweite Mannschaft, die mit neuem Trainer in die Oberliga abstieg, gehen zu einem nicht unerheblichen Teil auch auf das Konto von Stöver.
Kritik, die er sich intern anhören musste, hatte und hat in jedem Falle ihre Berechtigung. Und die wirtschaftliche Situation spitzt sich aufgrund der verpassten Saisonvorgaben weiter zu. Dass Stöver die fehlenden wirtschaftlichen Mittel beklagte, ist zwar verständlich. Nicht zuletzt hat "sein" Kader durch eine der schwächsten Spielzeiten der FCK-Historie auch dazu beigetragen, dass wichtige Einnahmen aus dem TV-Topf fehlen und noch auf Jahre hinaus fehlen werden.
Kritik des Aufsichtsrat ist berechtigt
Die nächsten Verpflichtungen müssen fast zwangsläufig "sitzen", sonst wird sich die existenzbedrohende Spirale für den FCK weiterdrehen. Dass der Aufsichtsrat unter diesen Gesichtspunkten die Arbeit des Sportdirektors skeptisch und kritisch begleitete – das ist seine Pflicht. Dass Stöver allerdings über einen längeren Zeitraum offenbar in der Schwebe gelassen wurde und Rückendeckung vermisste – nicht optimal. Hier müssen sich die Kontrolleure ankreiden lassen, eine klare Entscheidung pro oder contra Stöver womöglich zu lange aufgeschoben zu haben.
Zeitpunkt der Trennung kam für Aufsichtsrat und Vorstand überraschend
Stöver hatte in seiner Amtszeit beim FSV Frankfurt Vergleichbares erlebt. Nach jahrelang solider Arbeit wurde er kurz vor dem Ende der Saison 2014/15 vor die Tür gesetzt. Eine Erfahrung, die – wie es heißt – der ehemalige Profi nicht so einfach weggesteckt hat. Insofern könnte man seinen Rückzug nun als konsequent bezeichnen. Höchst ärgerlich ist allerdings, dass Stöver jetzt seinen Rücktritt bekanntgibt, während die Transferplanungen auf Hochtouren laufen.
Ein neuerliches Misstrauensvotum des Aufsichtsrats, wie er es im Kicker durchblicken ließ, soll es nicht gegeben haben. Vielmehr hatten beide Seiten nach einer Saisonanalyse schon das weitere Vorgehen in der Sommervorbereitung besprochen, die Aufsichtsräte wie der Vorstand gingen von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit aus. Der Zeitpunkt des Rückzugs kam demnach überraschend.
Kritik, Trennung, Rücktritt oder Entlassung: Für alle Schritte hätte man irgendwie Verständnis aufbringen können – nicht aber für den Zeitpunkt. Die Verantwortlichen müssen nun möglichst eilig die Nachfolge von Stöver regeln, um die Kaderplanung schnell abzuschließen. Sonst droht eine wieder zerstückelte und spät zusammengestellte Mannschaft - und weiteres Ungemach für die Zukunft.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht