Vor 20 Jahren gewann der 1. FC Kaiserslautern das deutsche Hallenmasters in München – damals ein Turnier mit großer Beachtung. Im Finale bezwang die Elf von Otto Rehhagel den FC Bayern.
In den 1990er Jahren sah die Winterpause im deutschen Profifußball noch etwas anders aus: Während sich heutzutage die Erst-, Zweit- und Drittligisten in den südeuropäischen Trainingslagern gegenseitig auf den Füßen stehen, ging es vor 20 Jahren noch wesentlich gemächlicher zur Sache. Die Vorbereitung auf die Rückrunde fand nicht selten in heimischen Gefilden statt und die Rückrunde begann in der Regel erst Mitte Februar.
Um den Hunger der Fans und Medien nach Fußball zu stillen, hatte der DFB im Winter das "Hallenmasters" ins Leben gerufen: Eine in bis zu 16 Städten ausgetragene Turnier-Serie, bei der sich Klubs aus dem In- und Ausland für das Endturnier qualifizieren konnten. So auch im Januar 1997, als das zweitägige Finale in der Münchner Olympiahalle ausgetragen wurde.
425.000 Mark Antritts- und Siegprämie
Der FCK musste damals keine Qualifikation absolvieren, war als DFB-Pokalsieger ebenso wie der Deutsche Meister Borussia Dortmund, Hallen-Titelverteidiger 1860 München und Ausrichter Bayern München gesetzt. In der Vorrunde schafften die Roten Teufel nach Siegen gegen den BVB (3:2) und den Karlsruher SC (2:0) sowie einem Remis gegen die Löwen (2:2) als Gruppenzweiter den Einzug ins Halbfinale, wo auch Fortuna Düsseldorf keine Hürde darstellte (4:2).
Im Finale vor über 10.000 Zuschauern traf der damalige Zweitliga-Tabellenführer aus Lautern auf den FC Bayern – jenen Klub, der FCK-Coach Otto Rehhagel vor weniger als einem Jahr entlassen hatte. Die Roten Teufel erfuhren dabei auch lautstarke Unterstützung der befreundeten Fans von 1860 München, die sehr zahlreich in der Olympiahalle erschienen waren. In einem spannenden Endspiel, das live vom ZDF übertragen wurde, verwandelten die Pfälzer einen 0:1-Rückstand in einen 3:1-Sieg gegen den Erzrivalen aus München. Die Nachwuchstalente Marco Reich und Thomas Riedl drehten das Spiel für den FCK, bei dem auch Winter-Neuzugang Wynton Rufer erstmals im Kader stand. Den Schlusspunkt setzte Martin Wagner, der mit insgesamt fünf Treffern Torschützenkönig wurde und die damit verbundenen 3.000 Mark Prämie an eine Leukämie-Station spendete.
Wagner: "Der Wiederaufstieg ist drin"
"Der erste Titel unter Otto Rehhagel", rief der begeisterte ZDF-Kommentator Béla Réthy in geradezu prophetischer Voraussicht und der Kicker urteilte: "Kaiserslautern blamierte die Elite." 425.000 Mark Prämie erhielten die Lautrer insgesamt für ihren Hallenmaster-Sieg – und eine große Portion Genugtuung für Otto Rehhagel gab es obendrauf.
"Ich glaube schon, dass er sich über diesen Triumph gerade über die Bayern sehr gefreut hat", sagte Wagner gegenüber dem Kicker. Der Mittelfeldmann des FCK sah den Erfolg auch als deutliches Signal in Richtung der eigenen Aufstiegsambitionen: "Es ist noch ein weiter Weg, aber mit dem Zusammenhalt, den wir hier in München gezeigt haben, ist der Wiederaufstieg drin."
Den Weg des FCK von der zweiten Liga bis zum sensationellen Meistertitel begleiten wir mit unserem Projekt "BetzeHistorie 1996-1998". Parallel zum 20-jährigen Jubiläum eines denkwürdigen Kapitels in der Lautrer Vereinsgeschichte zeichnen wir die Entwicklung vom Absteiger zum Meister nach. Verfolgen könnt ihr den Weg auf Twitter und auf Facebook jeweils unter @BetzeHistorie sowie mit begleitenden Texten natürlich auch hier bei Der Betze brennt.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht