Selten gewordenes gab es am Dienstag auf dem Betzenberg zu bewundern: Der 1. FC Kaiserslautern schafft Transparenz und gibt seinen Fans und Mitgliedern Einblick in die wirtschaftliche Situation des Klubs. Ein erfrischendes Zeichen, hatte sich die alte Vereinsführung doch Schritt für Schritt von der Basis entfernt.
Als hätte jemand das Fenster geöffnet, frischen Wind hereingelassen und den alten, stinkenden Mief vertrieben. Nein, es war keine Abrechnung mit seinen Vorgängern, die der neue Finanzvorstand Michael Klatt am Dienstag vorgenommen hatte. Doch wer genau hingehört hat, der konnte zwischen den Zeilen deutliche Botschaften erkennen. Wenn das Budget zur kommenden Saison um 20 Prozent reduziert und eingestanden werden muss, dass die die Reste der Betze-Anleihe verbraucht worden sind, dann spricht das eine klare Sprache, wie solide die wirtschaftliche Arbeit des alten Führungstrios Rombach/Kuntz/Grünewalt wirklich gewesen ist. Diese hatten im Dezember noch eine geplante Erhöhung des Etats um 10 Prozent angepeilt und immer wieder betont, dass der FCK wirtschaftlich auf einer soliden Basis stehe.
Dabei war das weitaus größere Signal als sämtliche Details der dargelegten und engen wirtschaftlichen Situation, dass die neuen Vorstände am Dienstag überhaupt mit dieser Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gingen. Die alte Führungsriege war zwar immer groß darin, Gerüchte und Vorwürfe zu beklagen. Proaktiv dagegen arbeiten, indem man nämlich nachvollziehbare Einblicke in die eigene Arbeit gibt, wollte sie aber nicht.
Ein Hauch von Wertschätzung für Mitglieder und Fans
Es war genau jene Ignoranz, die letztendlich zum Weggang von Kuntz und Rombach führte. Dass die Betze-Anleihe bis zum letzten Cent aufgebraucht ist, dass das Geld zweckentfremdet wurde und damit eben doch zum Stopfen der Löcher diente, ist noch nicht einmal das Schlimmste. Dass man es seitens des alten Vorstands und Aufsichtsrats nicht für nötig hielt, den eigenen Leuten die Lage offen ins Gesicht zu sagen, ja bisweilen es nicht ganz genau mit der Wahrheit nahm, ist das wirklich Enttäuschende.
Wohin die Gelder geflossen sind, ob sie überhaupt noch in naher Zeit zur Verfügung stehen und welche weiteren Umstände in den nächsten Wochen und Monaten womöglich zu Tage treten werden, sind interessante Fragen. Doch der Blick muss sich allmählich nach vorne richten. Und die aktuelle Führung scheint verstanden haben, worum es dabei auch geht: Transparenz.
Klatt führte zwar nicht jedes Detail aus, beantwortete noch nicht jede Frage, fing aber trotzdem an, die hohen Mauern einzureißen, die die letzten Jahre errichtet wurden. Gegenüber den Medien, deren Rolle auf dem Betzenberg noch immer viel zu negativ bewertet wird, und den eigenen Fans.
Will man, wie Gries es ankündigte, schon bald mit einer Aufbruchsstimmung nach vorne schauen, ist diese Transparenz fast zwangsläufig. Denn sie schafft Vertrauen. Natürlich kann es den einen oder anderen Sponsor abschrecken, wenn er sieht, wie mau die finanzielle Lage ist. Doch lieber bringt man nun die Leute hinter sich und fängt mit einer soliden Grundlage an, als weiter Nebelkerzen zu zünden. Wer die Mentalität eines gallischen Dorfs möchte, darf kein Dorf im Dorfe schaffen.
Meint es ernst!
Auf der Agenda stehen in allen Bereichen große Vorhaben: Der Kader soll verkleinert, die Durchlässigkeit für Jugendspieler erhöht werden. Neue Sponsoren sollen kommen und die finanzielle Situation Stück für Stück aufgebaut werden. Die Zuschauer sollen zurück ins Fritz-Walter-Stadion gelockt werden.
Man kann dem neuen Führungstrio, wenn Uwe Stöver Mitte Mai da ist, nur zurufen, diesen Ankündigungen Taten folgen zu lassen und sich weiterhin in Transparenz zu üben. Denn nur so lässt sich aus dem durch Grabenkämpfe gebeutelten Umfeld, die mächtig von oben angefeuert wurden, wieder eine Einheit schaffen. Gries‘ Ankündigung, schon im Juni zur nächsten PK einzuladen und dann über weitere Schritte zu informieren, ist da genau der richtige Ansatz.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht
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