Kummt Senf druff

Steht auf, wenn Ihr Lautrer seid!

Steht auf, wenn Ihr Lautrer seid!


Während die Mannschaft des FCK immer besser in Fahrt kommt, stagniert die Stimmung auf dem Betze. Dafür gibt es Gründe, die in der Vergangenheit liegen. Doch es wird höchste Zeit, nach vorne zu schauen und endlich wieder gemeinsam Gas zu geben, meint DBB-Autor Marky in seiner Kolumne.

„Wir als FCK können uns auf allen Ebenen noch verbessern”, hat Kosta Runjaic vergangenes Wochenende den Herren Sperk und Konzok von der „Rheinpfalz” erklärt. Damit meinte der Trainer des 1. FC Kaiserslautern auch die Anhänger der Roten Teufel. „Die Fans haben einmal pro Woche die Möglichkeiten, ihren FCK zu unterstützen und ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Es ist wie beim Autofahren. Ich weiß, dass es oft viel schwerer ist, Beifahrer zu sein als Fahrer”, so Runjaic. Er habe aber ein gutes Gefühl, dass Fans und Mannschaft noch weiter zusammenwachsen im Laufe der Saison.

Runjaic und sein Torwart Tobias Sippel hatten darauf gehofft, dass nach den zwei Siegen gegen St. Pauli und Frankfurt mehr als 40.000 Beifahrer im Stadion weilen, wenn der FCK am Samstag Union Berlin empfängt. Ob sich der Wunsch erfüllt, ist mehr als fraglich. Bislang sind rund 28.000 Karten für das 13-Uhr-Spiel zwischen dem Dritten und Vierten der 2. Liga verkauft. Das kann sich mehr als sehen lassen, aber Sehnsucht und Wirklichkeit klaffen eben dann doch ein ganzes Stück auseinander. Die ganz große Aufstiegseuphorie ist beim Anhang der Pfälzer noch nicht ausgebrochen. Doch dafür gibt es Gründe.

Wie sehr die Luft am Ende der Amtszeit von Runjaics Vorgänger Franco Foda raus war, konnte man an der Zuschauerzahl des Spiels gegen Energie Cottbus ablesen. Gerade mal 25.000 gingen nuff uff de Betze. Beim Pokalspiel gegen Hertha waren es „nur” 24.000. Doch die Tendenz ist steigend: Die Münchner Löwen wollten schon Einundreißigtausend, das Derby gegen den KSC Fünfundvierzigtausend sehen. Gegen St. Pauli wurden 35.000 Zuschauer gezählt. „Unsere Zuschauer haben registriert, dass wir uns als Team präsentieren, dass wir zuletzt gut gespielt haben und uns zu einem großen Teil auch dafür belohnt haben”, sagt Runjaic. Bei der Mannschaft hat sein Kleber sofort gegriffen. Doch das Porzellan, das in den letzten beiden Spielzeiten zwischen Verein und Fans zerschlagen wurde, kann auch der Trainer nicht von heute auf morgen wieder kitten.

Wir brauchen nicht drumherum reden: Würde unsere bisherige Unterstützung auf dem Betzenberg, unser „Support”, wie es neudeutsch heißt, in dieser Saison nach Schulnoten bewertet, wir würden zwischen ausreichend und mangelhaft abschneiden. Positiv sticht eigentlich nur die Hertha-Partie heraus. War in der jüngsten Vergangenheit die Tribüne oft erstklassig und dem Geschehen auf dem Platz meterhoch überlegen, hat sich das Verhältnis in den letzten Wochen auffällig verändert.

Runjaic hat das Ziel ausgegeben, dass die Heimspiele des FCK wieder zu einem besonderen Erlebnis werden. Und er hat sein Versprechen eingelöst: Die Auftritte der Lautrer im Fritz-Walter-Stadion waren ein Spektakel. Ohne Ausnahme. Mit den Tugenden, die auf dem Fußballberg so geschätzt werden: Rennen bis zum Umfallen, Emotionen zeigen, mutig nach vorne spielen, agieren statt verwalten.

Es wird Zeit, dass wir Fans diese Vorlage annehmen. Es wird Zeit, dass wir nach vorne schauen. Dass wir uns trauen. Dass wir mit dem Jammern über das harte Los der Zweiten Liga aufhören oder über das große Stadion mit seiner ach so schlechten Akustik. Ganz ehrlich: Wir haben alle ein solche Energie in uns, wir könnten uns hinter schalldichten Wänden bemerkbar machen. Dass wir laut, lauter, Lautern sind, haben wir Fußball-Deutschland erst wieder in der Relegation gezeigt. Solche Highlights, so ein Gut gegen Böse liefert der Zweitliga-Alltag freilich nicht. Aber es würde ja schon reichen, wenn jeder die Arme statt zum Verschränken zum Klatschen verwenden, den Mund statt zum Meckern zum Anfeuern umfunktionieren würde.

Auf was wartet die Westkurve noch, wann reißt sie sich endlich wieder von der Kette und jagt dem Gegner hinterher, wie der Teufel der armen Seele. Wann pfeift sie sich mal wieder in Rage, wenn nicht die Männer in Rot am Ball sind.

Bei uns kocht inzwischen jedes Grüppchen sein eigenes Support-Süppchen. Statt einem Stimmungskern haben wir bald gar keine Stimmung mehr. Es wird auf die Megaphon-Anlage geschimpft, dabei ist sie, richtig eingesetzt, eine Waffe. Es wird der Vorsänger denunziert, dabei hat er oft genug das Gefühl für den Moment bewiesen, das Fass zum Überlaufen gebracht. Was verschwenden wir mit unserer Mimosenhaftigkeit für eine Energie!

Es sitzt nicht mehr Foda am Steuer, sondern Runjaic. Und der Tank ist voll, der Geschwindigkeitszeiger noch nicht mal im roten Bereich. Wir alle sitzen im selben Auto, mit dem selben Ziel. Ein Beifahrer muss nicht die ganze Zeit untätig lethargisch daneben hocken und eine Fresse ziehen. Ein Beifahrer kann den Fahrer wach halten, wenn dieser müde wird. Er kann ins Lenkrad greifen, wenn dieser von der Bahn abkommt. Der eine wird die lange, steinige Fahrt ohne den anderen nicht schaffen.

In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam Gas geben. Am Samstag UND gegen Düsseldorf UND Paderborn. Die nächste Rast wird erst an Weihnachten gemacht.

Steht auf, wenn ihr Lautrer seid!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

Kommentare 90 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken