Kummt Senf druff

Willkommen zurück, Hans-Peter Briegel!

Willkommen zurück, Hans-Peter Briegel!


Die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern lief wie erwartet ruhig ab. In nicht einmal zwei Stunden wurden die zehn Tagesordnungspunkte schnell abgehandelt und es gab kaum knifflige Momente. Dafür aber eine gute Nachricht, die an diesem Abend vieles überstrahlte: Der heftig diskutierte und oft kritisierte Prozess von Stadt und Verein gegen FCK-Idol Hans-Peter Briegel wurde endlich beendet. Willkommen zurück, Hans-Peter!

Fast sieben Jahre lang stand der ehemalige Fußballer des Jahres vor Gericht. Eingeleitet wurde das Verfahren vom damaligen FCK-Vorsitzenden René C. Jäggi, es folgten Anfeindungen und Diffamierungen auf unterstem Niveau, an denen sich teilweise sogar die Vereinsmitglieder beteiligten. In letzter Konsequenz gab Briegel, der in der Jäggi-Ära auch Mitglied des Aufsichtsrats war, sogar seinen goldenen Ehrenring zurück. „Es ist mir nicht mehr möglich, einem Verein anzugehören, dessen jetzige Führung mich mit Verleumdungen und Beleidigungen verfolgt. Es wird versucht, jede eigenständige Meinung zu unterdrücken, um eine wirksame Kontrolle des Vorstandes auszuschalten“, erklärte er damals im Dezember 2003. „Der Schritt fällt mir sehr schwer, aber ich sehe nur diese Möglichkeit, um meine Selbstachtung zu bewahren und die Mitglieder darauf hinzuweisen, welchen gefährlichen Weg der Verein einschlägt.“

Und Briegel hatte Recht! Der FCK ging beinahe zugrunde und stieg mit der Vereinsführung um den Schweizer Jäggi aus der Bundesliga ab, die Nachwirkungen spürt man auf dem Betzenberg noch heute. Trotz allem blieb die „Walz aus der Pfalz“ ihrem Verein - zumindest im Herzen - immer treu. Auch der Prozess wegen angeblicher Ungereimtheiten bei Transfers in Briegels Zeit als FCK-Sportdirektor Mitte der 1990er Jahre, bei dem selbst das Gericht die mangelnde Erfolgsaussicht für den Kläger andeutete, konnte daran nichts ändern.

Lange wurde versucht, das Verfahren, zu dem der Verein sich gegenüber der Stadt vertraglich verpflichtet hatte, zu beenden. Der eine wollte nicht (Jäggi), der andere konnte nicht (Erwin Göbel) und der nächste durfte nicht (Stefan Kuntz). Vor einigen Tagen zog der Verein die Klage dann in Zusammenarbeit mit der Stadt aber doch - nach sieben Jahren - endlich zurück.

Nun ist dieses dunkle Kapitel in der Vereinsgeschichte der Roten Teufel also endlich beendet. Der Prozess gegen das vielleicht größte FCK-Idol seit Fritz Walter ist vorbei und Briegel muss schnellstmöglich rehabilitiert werden. Reicht ihm die Hand, liebe Vereinsverantwortliche! Öffentlich, jetzt! Eine zusätzliche Gelegenheit dafür könnte die zurzeit veranstaltete Wahl der FCK-Elf der letzten 30 Jahre sein, die beim Heimspiel gegen Koblenz im Dezember möglichst vollständig auf dem Rasen des Fritz-Walter-Stadions geehrt werden soll. Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass Briegel bei dieser Abstimmung zurzeit genau an der Grenze zu den ersten elf Plätzen liegt - daher der Aufruf an alle FCK-Fans: Wählt Hans-Peter und ebnet ihm den Weg zurück in seinen Verein! (Direkt zur Wahl)

Was geschah sonst noch auf der Jahreshauptversammlung? Zur finanziellen Lage des FCK wurden bereits im Vorfeld die Eckdaten genannt, so dass es hier keine wirklichen Neuigkeiten gab. Nach wie vor ist das Stadion ein sehr großer Kostenpunkt, weshalb heftig für ein weiteres Entgegenkommen von Stadt und Land geworben wurde. Um die Bedeutung des FCK für die Region zu unterstreichen, wurde eine Studie der Uni Mainz vorgelegt, nach welcher der ökonomische Wert des Vereins in zweistelliger Millionenhöhe pro Jahr liegt. Laut Informationen der "Rheinpfalz" beantragt der FCK nun für die kommende Saison sogar einen Mietnachlass in Höhe von zwei Millionen Euro bei der Stadt (bisher 1,4 Millionen Euro).

Der „Alleinunterhalter“ des Abends war Vorstandsboss Stefan Kuntz, dessen Rede über eine Stunde dauerte und damit mehr als die Hälfte der Versammlung ausmachte. Er blickte ausführlich auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2008/09, aber auch auf die aktuellen Vorgänge innerhalb des Vereins zurück. Mehrfach wurde seine Rede von begeistertem Applaus unterbrochen, ein kurzer Filmbeitrag über die bisherigen Erfolge der laufenden Saison wurde sogar mit Standing Ovations bedacht.

Doch auch kritikwürdige Punkte, die sich beim FCK wohl nie abstellen lassen, gab es auf dieser Jahreshauptversammlung. So wurden die beiden von Vereinsmitgliedern eingereichten Anträge vom Aufsichtsrats- bzw. Vorstandsvorsitzenden mehr oder weniger abgewürgt und durch ebenso geschickte Reden wie auch Abstimmungsfragen bereits im Keim erstickt. Während bei den Anträgen zuerst gefragt wurde „Wer ist dagegen?“, lautete bei der später stattfindenden Entlastung die Eingangsfrage „Wer ist dafür?“ - in allen Fällen hob die Mehrheit der rund 600 anwesenden Mitglieder sofort den Stimmzettel. Eine Probe auf Gegenstimmen und Enthaltungen fand nicht statt, bei der Entlastung des Aufsichtsrats wurde das Ergebnis ohne Gegenprüfung sogar als „einstimmig“ bekannt gegeben. Sicher nur eine Anekdote am Rande, da gerade die Entlastungen in diesem Jahr ohnehin reine Formsache waren. Dennoch ein Vorgehen, das so nicht korrekt war und bereits auf früheren Versammlungen für empörte Diskussionen gesorgt hat.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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